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Wo der Himmel die Prärie berührt

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
350 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am14.02.20211. Auflage
Montana, 1871: Solange sie denken kann, zieht die rebellische Mary mit ihrem Vater, dem gestrengen Wunderheiler Joshua Jerobe, in einem Planwagen durch die Prärie. Nichts wünscht sie sich sehnlicher als einen Ort, an dem sie sesshaft werden kann. Als ihr Vater nach einer schweren Verletzung beschließt, sich als Lehrer an einer Schule für indianische Waisenkinder in dem beschaulichen Dörfchen Ulyssus' Rest niederzulassen, verliebt sich die junge Frau gegen alle Widerstände in den Halbblut-Cree Timothy. Doch der ist mit einem gefährlichen Auftrag nach Ulyssus' Rest gekommen, und schon bald muss Mary für die Liebe alles aufs Spiel setzen.

Rebecca Maly, geboren 1978, arbeitete als Archäologin und Lektorin, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Die Kultur der Maori lernte sie bereits im Studium kennen, eine Faszination, die bis heute geblieben ist. Die Autorin kann sich nichts Schöneres vorstellen, als ferne Länder zu bereisen und deren Kultur kennen zu lernen. Unter ihrem realen Namen Rebekka Pax hat sie bereits erfolgreich mehrere Romane veröffentlicht.
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Produkt

KlappentextMontana, 1871: Solange sie denken kann, zieht die rebellische Mary mit ihrem Vater, dem gestrengen Wunderheiler Joshua Jerobe, in einem Planwagen durch die Prärie. Nichts wünscht sie sich sehnlicher als einen Ort, an dem sie sesshaft werden kann. Als ihr Vater nach einer schweren Verletzung beschließt, sich als Lehrer an einer Schule für indianische Waisenkinder in dem beschaulichen Dörfchen Ulyssus' Rest niederzulassen, verliebt sich die junge Frau gegen alle Widerstände in den Halbblut-Cree Timothy. Doch der ist mit einem gefährlichen Auftrag nach Ulyssus' Rest gekommen, und schon bald muss Mary für die Liebe alles aufs Spiel setzen.

Rebecca Maly, geboren 1978, arbeitete als Archäologin und Lektorin, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Die Kultur der Maori lernte sie bereits im Studium kennen, eine Faszination, die bis heute geblieben ist. Die Autorin kann sich nichts Schöneres vorstellen, als ferne Länder zu bereisen und deren Kultur kennen zu lernen. Unter ihrem realen Namen Rebekka Pax hat sie bereits erfolgreich mehrere Romane veröffentlicht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783962153793
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum14.02.2021
Auflage1. Auflage
Seiten350 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5516042
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 1

Montana, 1867

In der Morgendämmerung strich ein Kojote durch das hüfthohe Gras, sein gelbgrauer Pelz war perfekt an die Farbe der trockenen Prärie angepasst. Er verschmolz mit den Halmen, wurde zu einem flüchtigen Schatten im Gräsermeer.

Mary hockte mit gerafftem Rock hinter einem Manzanita-Strauch und beobachtete den vierbeinigen Räuber genau. Der Kojote hatte sie noch nicht bemerkt. Neugierig schnüffelte er mit hocherhobener Nase nach dem Planwagen.

Als sich Mary nun erhob, stieß er ein erschrockenes Bellen aus und stob mit gesträubtem Fell und herabgebogener Rute davon. Sie beachtete das Tier nicht weiter. Von einem einzelnen Kojoten hatte ein junges Mädchen nichts zu befürchten.

Gähnend lief sie zu einem kleinen Wasserlauf und wusch sich hastig. Ihr Magen knurrte schon, seitdem sie mitten in der Nacht davon aufgewacht war, doch nun wurde er richtig laut. Warum nur konnte sie sich nicht einfach an den Hunger gewöhnen wie an andere Fährnisse ihres Lebens auch?

Bis zum Frühstück dauerte es noch eine Weile. So war es stets. Und wie an anderen Tagen würde sie das flaue Gefühl bei den anstehenden Aufgaben begleiten.

In dieser Sache war der Vater streng. Unzureichende Tüchtigkeit wurde mit dem Riemen und fehlenden Mahlzeiten belohnt. Daher säumte Mary nicht und blieb nur so lange am Wasser, wie unbedingt nötig war. Das eisige Nass ließ ihre Wangen und Hände rosig werden. Hastig kämmte Mary ihr kastanienbraunes Haar aus und flocht es neu. Es war dicht und wellig, der Zopf reichte ihr bis hinab zur schmalen Hüfte. Ihr Haar, so fand sie, war das Hübscheste an ihr, der Rest war gefällig, aber mehr auch nicht. Das war vielleicht auch gut so, denn die hübschen Mädchen bekamen immer Probleme. Flach wie ein Waschbrett war sie angeblich, und genauso knochig.

Sie steckte den Hornkamm in die Tasche ihrer Kittelschürze, in der sie auch ein Stückchen trockenes Brot aufbewahrte. Vom Planwagen zog Kaffeegeruch herüber. Hoffentlich ließ Vater ihn nicht wieder anbrennen. Ihm war es gleich, wie bitter das Gebräu wurde, solange es nur wach machte.

Mary lief auf leisen Sohlen durch das hohe Gras. Schopfwachteln piepsten unsichtbar im Gebüsch. Hinter einer Gruppe hartblättriger Eichen entdeckte sie zwei dunkle Schemen. Wie große, von Wind und Regen rund geschliffene Felsen standen die Büffel da. Der vordere hob den zottigen Kopf und entdeckte Mary sofort. Sie hielt einen Moment lang inne, nahm das Stückchen Brot aus der Tasche, legte es lockend in die vorgestreckte Hand.

Langsam ging sie näher, streifte mit den Fingerspitzen durch das Gras, die Warnungen vor gefährlichen Spinnen missachtend. Der Bison hielt beim Fressen inne. Seine kleinen, dunklen Augen musterten sie. Aus dem Maul tropfte dünnflüssiger Speichel.

Komm, George, komm , flüsterte Mary und streckte die Hand mit dem Brot weiter aus. Ein warmer Atemstoß, ein feuchtes Maul. Der Bison nahm den Bissen mit der Zunge.

Mary rieb über die breite, wollige Stirn. Warmer, vertrauter Moschusgeruch entstieg dem Fell, an dessen Spitzen sich Morgentau gesammelt hatte. Georges Buckel war höher als sie. Es erschien ihr jeden Tag aufs Neue wie ein Wunder und Geschenk Gottes, dass sie diesem gewaltigen Tier so nahe kommen durfte.

Sie kraulte den Bison hinter dem Ohr, dann haschte sie nach dem dünnen Seil, das am Nasenring befestigt und, damit es nicht beim Grasen störte, um die Hörner gewickelt war.

George schnaufte missmutig und ergab sich seinem Schicksal. Mary löste die Hobbel, eine Fessel aus zwei Lederriemen an den Beinen, mit der die Tiere in der Nacht keine großen Schritte machen konnten. Komm, gehen wir, George.

Der Büffel trottete hinter ihr her zum Planwagen, Brother kam in ungelenken, hüpfenden Schritten nach. Wo George hinging, da folgte er.

Na das hat gedauert, Mädchen , murrte der Vater. Er war ein schlanker Mann, sehnig wie ein Windhund, mit einem spitzen Gesicht und großen, wässrigen Augen. Sein dichter, dunkelblonder Backenbart, auf dessen Pflege er großen Wert legte, lenkte von der wachsenden Glatze ab. Auch an diesem Morgen hatte er direkt einen Hut aufgesetzt. Mary wusste, dass ihr Vater eitel war. Es gehörte wohl zu seinem Beruf als fahrender Barbier und Verkäufer von Salben, Tinkturen und allerlei Wunderdingen, selbst das beste Aushängeschild für seine Produkte zu sein. Doch sie hätte nie gewagt, das zu erwähnen.

Mary machte George am Planwagen fest und begann, Klettensamen und Grannen aus dem dichten Fell zu zupfen. Der Bison schlug mit dem Kopf. Er mochte den Vater nicht. Joshua Jerobe hatte das Gespann in einem Würfelspiel gewonnen. Nach drei Jahren des Herumziehens war es zu seinem Markenzeichen geworden. Nun kannte jeder auf ihrer langen Reisestrecke den Barbier und Heiler mit dem Bisongespann.

Die Tiere mussten stets ihren Dienst tun, auch wenn es bedeutete, dass sie von morgens bis abends schufteten. Joshua Jerobe duldete keine Schwäche, und er sparte nicht mit der Peitsche.

Vom ersten Tag an hatten die Bisons Mary fasziniert. Sie waren über die Jahre Freunde geworden, und sie konnte es nicht ertragen, wenn der Vater bös zu ihnen war. Deshalb murrte sie auch nicht, weil Joshua es mehr und mehr ihr übertrug, sich um George und Brother zu kümmern.

Setz dich, Mary , erklang die knurrige Stimme des Vaters. Es war ungewöhnlich, dass sie aßen, bevor sie mit ihren Arbeiten fertig war. Sie sah sich fragend zu ihm um.

Er zog die Nase hoch und spuckte ins Feuer. Worauf wartest du? Setz dich, oder willst du dort festwachsen? Ich muss gleich noch Waren vorbereiten, dann kannst du anschirren.

Natürlich, Vater.

Sie kniete sich neben das Feuer, goss Kaffee ein und roch sofort, dass er verbrannt war. Der Vater schob ihr eine Schüssel mit Getreidebrei herüber, in den er den Rest der Bohnen vom Vortag sowie einige papierdünne Streifen Speck eingerührt hatte.

Mary aß hastig. Sie war so hungrig, dass sie den faden Geschmack kaum bemerkte.

Joshua und Mary Jerobe hatten sich ihr karges Leben zu zweit gut eingerichtet, ein jeder kannte seine Aufgaben. Das war nicht immer so gewesen. Nach Mutters Tod war der Vater zu einem Fremden geworden. Er litt unter bösen Launen, beschimpfte und schlug seine Tochter, als mache er es ihr zum Vorwurf, dass sie die Grippe überlebt hatte, die ihm die Ehefrau nahm.

Nun, drei Jahre später, verstand Mary, dass ihm die Trauer beinahe den Verstand genommen hatte und er die Wut über das erlittene Schicksal an ihr ausließ. Dass auch sie einen wichtigen Menschen verloren hatte, schien er in seinem Wahn nicht zu bemerken. Sollten sie nicht lieber zusammenrücken und an dem festhalten, was geblieben war? Sie hatten schließlich noch einander, oder nicht?

Mary mochte nicht darüber nachdenken, wie sie selbst empfunden hatte. Von einem Tag auf den anderen war ihre kleine Welt zusammengebrochen. Und doch hatte sie den Kopf nicht hängen lassen. Die Verzweiflung des Vaters war ihr zur Mahnung geworden. Sie durften sich nicht beide verlieren, wenn sie in dieser harschen Welt bestehen wollten.

Noch immer schmerzte jeder Gedanke an Mutter Amalia, deren Aufgaben sie klaglos übernommen hatte und mittlerweile sogar gut beherrschte.

Sind die Banner bereit? , fragte der Vater und riss sie damit aus den Gedanken.

Gewaschen und gestärkt.

Gutes Mädchen. Er hatte einen kleinen Klappspiegel vor sich aufgebaut und schmierte sich nun die Zähne mit einer von ihm entwickelten Mischung aus Salbei, Bleichmittel und Salz ein. Kräftig rieb er mit einem faserigen Stöckchen darüber.

Marys Laune sank. Er würde erwarten, dass sie sich ebenfalls mit diesem widerlichen Gebräu behandelte, von dem ihr noch stundenlang die Lippen brennen würden. Unser Lächeln ist unser Kapital, würde er dann wieder sagen.

Und recht hatte er. Jedes Mal, wenn sie an einen neuen Ort kamen, war die Mixtur eine ihrer besten Einnahmequellen. Vater war Barbier und, wie böse Zungen es nannten, ein Quacksalber.

Er zog Zähne, rasierte Gesichter, öffnete Furunkel und renkte Glieder ein. Gelegentlich kurierte er nicht nur den Durchfall der Kinder eines Farmers, sondern Pferd und Hund gleich mit. Dazu verkauften sie eine große Auswahl von Salben, Tinkturen, Kräutern und Heilwässerchen. Als Besonderheit predigte Vater auch noch aus der Bibel und bot im Anschluss Wundermittel gegen jegliches Leiden an. Läppchen, Holzstückchen und Bruchstücke von Hostien, deren Wirkmächtigkeit vom Kontakt mit einer Heiligenfigur stammte. Was selbstverständlich ausnahmslos erstunken und erlogen war. Es gab keine Heiligen, niemand segnete die Stoffstückchen, und die Hostien buk Mary selbst.

Auf der Seite des Wagens war ein großer Zahn aufgemalt, weiß und eben, wie er sein sollte. Wie das Lächeln der Jerobes.

Warst du schon einmal in John s Grove, Vater?

Nein, und nun trödeln wir nicht länger, es gilt, Geld zu machen.

Ja, Vater.

Mary wusch eilends das wenige Geschirr und verstaute es, dann putzte sie die beiden Bisons heraus und schirrte sie an. Sie trugen umgearbeitete Pferdetrensen, der Rest bestand aus Vorderzeug, das auch Ochsen gepasst hätte. Das Leder war geölt und poliert. Bunte Bänder und Kupferglöckchen lenkten zusätzliche Aufmerksamkeit auf das ungewöhnliche Gespann.

Brother schüttelte unwillig das zottige Haupt. Er hasste das enervierende Bimmeln.

Mary war sich sicher, dass die Tiere den Feiertagsschmuck auch mit dem Aufenthalt in einer Siedlung verbanden, was für sie meist ein unangenehmes Erlebnis war. Jeder wollte die Tiere anfassen, wofür Joshua Jerobe ebenfalls Geld verlangte.

Im Planwagen klimperte und...
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