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Freimut

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Evangelische Verlagsanstalterschienen am01.10.20161. Auflage
Ein Stück bayerische Kirchengeschichte Freimut, die 'Parrhesia' im Neuen Testament, war für den bayerischen Landesbischof Hermann von Loewenich ein Lebensmotto. Er zählte zu den Kirchenreformern seiner Generation, sein Leben stand für wesentliche Eckdaten bayerischer Kirchengeschichte: Aufgewachsen in Nürnberg zwischen Kirche und Hakenkreuz, wollte von Loewenich nach dem Krieg eine demokratische Gesellschaft mitgestalten. In seinem Amt als Studentenpfarrer inmitten der Umbrüche der 1960er Jahre wuchs sein Unbehagen angesichts restaurativer Tendenzen in der Kirche und veranlasste ihn, gemeinsam mit Gleichgesinnten eine kirchliche Reformgruppe, den 'Arbeitskreis Evangelische Erneuerung', ins Leben zu rufen. Ob als Dekan oder Kreisdekan, als Synodaler in Bayern, in überregionalen Gremien oder schließlich als Landesbischof: Von Loewenich engagierte sich für eine offene, den Menschen zugewandte Kirche, die sich selbstbewusst in der Gesellschaft positioniert. Die Biographie beruht auf der Auswertung schriftlicher Quellen sowie auf Interviews mit Zeitzeugen. [Candor. Hermann von Loewenich (1931-2008). Church Reformer and Regional Bishop] Candor, the Parrhesia of the New Testament, was a life motto of the Bavarian Bishop Hermann von Loewenich. He ranked among the church reformers of his generation, his life was marked by the key events of Bavarian church history: grown up in Nuremberg between church and swastika, von Loewenich was eager to contribute to the development of a democratic society. As a student pastor in the midst of the upheaval of the 1960s his unease grew when faced with the restorative tendencies of the church which lead him to found together with like-minded friends a ecclesiastical reform group. Whether as dean or district dean or as a member of a synod or eventually as regional bishop: von Loewenich was committed to an open church that is devoted to the people and engages with self-confidence in society.mehr
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Produkt

KlappentextEin Stück bayerische Kirchengeschichte Freimut, die 'Parrhesia' im Neuen Testament, war für den bayerischen Landesbischof Hermann von Loewenich ein Lebensmotto. Er zählte zu den Kirchenreformern seiner Generation, sein Leben stand für wesentliche Eckdaten bayerischer Kirchengeschichte: Aufgewachsen in Nürnberg zwischen Kirche und Hakenkreuz, wollte von Loewenich nach dem Krieg eine demokratische Gesellschaft mitgestalten. In seinem Amt als Studentenpfarrer inmitten der Umbrüche der 1960er Jahre wuchs sein Unbehagen angesichts restaurativer Tendenzen in der Kirche und veranlasste ihn, gemeinsam mit Gleichgesinnten eine kirchliche Reformgruppe, den 'Arbeitskreis Evangelische Erneuerung', ins Leben zu rufen. Ob als Dekan oder Kreisdekan, als Synodaler in Bayern, in überregionalen Gremien oder schließlich als Landesbischof: Von Loewenich engagierte sich für eine offene, den Menschen zugewandte Kirche, die sich selbstbewusst in der Gesellschaft positioniert. Die Biographie beruht auf der Auswertung schriftlicher Quellen sowie auf Interviews mit Zeitzeugen. [Candor. Hermann von Loewenich (1931-2008). Church Reformer and Regional Bishop] Candor, the Parrhesia of the New Testament, was a life motto of the Bavarian Bishop Hermann von Loewenich. He ranked among the church reformers of his generation, his life was marked by the key events of Bavarian church history: grown up in Nuremberg between church and swastika, von Loewenich was eager to contribute to the development of a democratic society. As a student pastor in the midst of the upheaval of the 1960s his unease grew when faced with the restorative tendencies of the church which lead him to found together with like-minded friends a ecclesiastical reform group. Whether as dean or district dean or as a member of a synod or eventually as regional bishop: von Loewenich was committed to an open church that is devoted to the people and engages with self-confidence in society.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783374046850
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.10.2016
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6115 Kbytes
Artikel-Nr.5516458
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. »Inmitten der Wirren jener Zeit«:
Wurzeln und Kindheit (1931â51)

Eine Kindheit in Nürnberg zwischen Kirche und Hakenkreuz, zwischen behütetem Bürgertum und existenzieller Bedrohung, zwischen familiärer Geborgenheit und dem Verlust des Vaters: Was Hermann von Loewenich in jungen Jahren erlebte, bestimmte bis ins Alter sein berufliches Reden und Wirken.
1.1 Wurzeln

Hermann von Loewenichs Onkel, der Erlanger Kirchenhistoriker Walther von Loewenich (1903â1992), stellte einmal mit Blick auf seine Vorfahren seinen Standpunkt mit den Worten dar: »Ein Stück Spiritualismus von den Mennoniten, ein wenig calvinistisches Salz und das milde melanchthonische Luthertum der Reichsstadt, das alles zusammengenommen erklärt so ungefähr meine eigene theologische Position.«3 Manches von dieser Mischung lässt sich auch bei seinem Neffen Hermann erkennen.
1.2 »Mein Vater war ein Vorbild für mich«:
Wilhelm von Loewenich

»Mein Vater war ein Vorbild für mich. Ein solches Vorbild bekommt natürlich eine Gloriole und man muß sich entsprechend damit auseinandersetzen. Sein Bild steht immer noch auf meinem Schreibtisch.«7 In einem Interview thematisierte Hermann von Loewenich 1999 einmal mehr das Andenken seines Vaters, und das kann exemplarisch gesehen werden: Die Erinnerung an den 1943 in russischer Gefangenschaft verstorbenen Wehrmachtspfarrer Wilhelm von Loewenich war ein wiederkehrendes Motiv in Hermann von Loewenichs beruflicher wie privater Existenz, war ihm Ansporn und Anfechtung zugleich und wurde auch von Zeitgenossen gerade an den Marksteinen seines Lebens an ihn herangetragen. Trotz der wenigen Zeit, die dem Vater aufgrund des Krieges mit seinen Kindern vergönnt war, hatte er auf das Leben und Wirken Hermann von Loewenichs entscheidenden Einfluss. Was seine Mutter betraf, erzählte Hermann von Loewenich in späteren Jahren vor allem von der gelebten Frömmigkeit, die sie ihren Kindern vermittelt hatte: den morgendlichen Andachten, den Feiern im Rhythmus des Kirchenjahres, der gemeinsamen Bibellektüre. Nicht alle seine Geschwister empfanden die religiöse Erziehung im Elternhaus so positiv, wie Hermann von Loewenich sie schilderte.8

Im Oktober 1924 wurde Wilhelm von Loewenich in der Nürnberger Innenstadtkirche St. Jakob auf die dritte Pfarrstelle installiert. Die Kirche war in einem baulich schlechten Zustand; immer wieder wurden Sammlungen veranstaltet, um Restaurierungsarbeiten vorantreiben zu können. In seinem Sprengel begegnete der junge Geistliche vielen notleidenden Menschen; dem »Kirchlichen Kalender für St. Jakob« zufolge war seit November 1919 diesem Gebiet »mit seinen vielen Armen und Bedürftigen« eigens eine Gemeindeschwester zugeteilt worden.17 Laut den Erinnerungen seiner Söhne fand Wilhelm von Loewenich Zugang zu diesen Menschen, seine Tochter Gertraud Wiggli-von Loewenich bezweifelt dies allerdings.18 Offensichtlich waren vor allem Probleme im Umgang mit Jugendlichen, hauptsächlich im Unterricht in der Berufsschule, ein wesentlicher Grund für die wiederholten Versuche Wilhelm von Loewenichs, sich von der Stelle weg zu bewerben. Diese Bewerbungen blieben jedoch erfolglos.19 Hermann von Loewenich sollte später die Eindrücke, die er in der Kindheit von seinem Vater als »Gäßlespfarrer« in St. Jakob mitbekam, als wesentlich dafür benennen, dass ihm der Kontakt der Kirche mit der Arbeiterschaft zeitlebens ein Anliegen war.20
1.3 »Man muss das miterlebt haben«:
Kindheit in Nürnberg

Die Geschwister von Loewenich hatten eine behütete, aufgrund der Lage des Pfarrhauses durchaus aufregende Kindheit - da waren die verwinkelten Gassen, die Bettler, die vor der Türe standen, aber auch die Eindrücke der imposanten Gebäude der Nürnberger Altstadt. Das Pfarrhaus in der Schlüsselstraße 10 war in einem schlechten baulichen Zustand. Jutta von Loewenich beschrieb es mit den Worten: »Alt und kalt und düster sah s aus, wenn man zum vergitterten Fenster neben der Haustür reinguckte [â¦], sah man in den finsteren Hausflur mit seiner Kellerfalltüre und dem Waschhaus. Huch, wie in einem Gefängnis , sagen manchmal die Leute, und wenn man die Treppe zum ersten Stock heraufkam, so erinnerte ein großes schmiedeeisernes Gitter, das den Wohnungseintritt verwehrte, wieder an ein Gefängnis. Aber es schützte uns halt doch recht vor so manchem zweifelhaften Bettler. [â¦] Die Pfarrhausdiele war riesengroß mit großen Solnhofer Fliesen belegt [â¦]. Die Zimmer im Pfarrhaus waren gemütlich, nicht sehr groß, niedrig, kleine Fenster, Kachelöfen, die Wände bis zur halben Höhe mit Holz verschalt. Da sie meist nach Süden gingen, waren sie sonnig. [â¦] Das Haus hatte eine Seele. Allerdings auch viele Mäuse und selbst Ratten!«21 Der Mutter stand eine Haushaltshilfe zur Seite. Nachdem es keinen angrenzenden Garten für die Pfarrfamilie gab, erwarben die Eltern einen Pachtgarten im Stadtgraben, unterhalb der Burg am Tiergärtnertor, im sogenannten Schneppergraben. Hier konnten sich die Kinder nach Herzenslust austoben.

Über die Auseinandersetzung Wilhelm von Loewenichs mit dem Nationalsozialismus liegen nur wenige Anhaltspunkte vor. Namentlich in Erscheinung trat er im September 1933 im Zusammenhang mit dem sogenannten »Arierparagraphen«: Am 7. April 1933 hatten die Nationalsozialisten das »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« eingeführt; es war der Beginn der nun folgenden zunehmenden Diffamierung, Entrechtung, Verfolgung und Ermordung der Juden.32 Paragraph 3 lautete, dass Beamte »nicht arischer Abstammung [â¦] in den Ruhestand [â¦] zu versetzen«33 seien. Die »Deutschen Christen«, die seit Sommer 1933 die Leitungsgremien deutscher Landeskirchen mit Ausnahme Bayerns, Württembergs und Hannovers dominierten, wollten in der evangelischen Kirche eine entsprechende Regelung einführen. Am 6. September 1933 beschloss die 10. Generalsynode der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union, den Arierparagraphen zu übernehmen, andere deutsch-christlich geführte Landeskirchen folgten. Kurz nach diesem Beschluss warben am 14. September 1933 25 Pfarrer aus Nürnberg und Umgebung bei ihren bayerischen Amtsbrüdern dafür, eine Übernahme des staatlichen Arierparagraphen für den kirchlichen Bereich abzulehnen.34 Zu den namentlich genannten Unterzeichnern gehörte auch Wilhelm von Loewenich, ebenso wie der erste Pfarrer von St. Jakob, Prodekan Ernst Ortloph, anscheinend einer der Initiatoren des Dokuments. Nürnberg wurde in den Folgejahren wiederholt zum Schauplatz des Kirchenkampfes; wie sich Wilhelm von Loewenich im Einzelnen positionierte, ist nicht bekannt. Den »Deutschen Christen« stand er nachweislich ablehnend gegenüber. Tradiert wird auch, dass Wilhelm von Loewenich einmal Zielscheibe des Hetzblattes »Der Stürmer« gewesen sei.35
1.4 »Wo die größere Pflicht liegt«: Kriegsjahre

Im Sommer 1939 befanden sich Wilhelm und Jutta von Loewenich mit den beiden Töchtern in der Sommerfrische im niederbayerischen Ortenburg, als am 25. August ein Telegramm der Idylle ein jähes Ende bereitete: Aufgrund der angespannten Situation müssten sich alle Wehrmachtsangehörigen zu ihren Einheiten begeben. Während die Mutter mit den erholungsbedürftigen Mädchen schweren Herzens in Ortenburg blieb,41 machte sich der Vater auf den Weg nach Nürnberg und zog bereits wenige Tage später mit seiner Division in den Krieg, ohne seine Frau zuvor noch einmal zu sehen. Zunächst war Wilhelm von Loewenich kurzzeitig am Westwall, an der Grenze zu Frankreich stationiert. Nach Beendigung des Polenfeldzuges kam er zur Besatzung nach Ostpolen, wo er bis Sommer 1940 blieb.
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Autor

Angela Hager, Dr. theol., Jahrgang 1976, studierte Evangelische Theologie in Neuendettelsau, Heidelberg und Erlangen und wurde dort 2008 mit dem Thema "Reformgruppen in der bayerischen Landeskirche 1966-1976" promoviert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Themen der kirchlichen Zeitgeschichte; sie lebt mit ihrer Familie in Bayreuth und ist dort als Pfarrerin tätig.