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Verzeihen können - sich selbst und anderen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
200 Seiten
Deutsch
Christoph Links Verlagerschienen am01.01.20121. Auflage
Verzeihen tut gut - das haben wissenschaftliche Studien bewiesen. Menschen, die bereit sind zu verzeihen, haben einen niedrigeren Blutdruck und nehmen schneller ab. Denn Verzeihen befreit von negativen Emotionen, führt aus der vermeintlichen Opferrolle heraus und ebnet den Weg für ein neues, versöhnliches Miteinander - nicht nur in der Partnerschaft, sondern auch in Beruf und Politik.

Dass dieser Weg ein steiniger, oft einsamer ist, davon erzählen die Frauen und Männer in diesem Buch. Sie berichten, in welchen Etappen das Verzeihen vor sich geht, welche Hürden zu überwinden sind und wie es sich anfühlt, wenn es gelingt, oder eben nicht gelingt, sich selbst und anderen zu verzeihen.


Diese persönlichen Schilderungen werden durch Gespräche mit Wissenschaftlern und Therapeuten ergänzt. Adelheid Müller-Lissner ist ein kluger und bewegender Lebensbegleiter geglückt, auf den zu verzichten wohl unverzeihlich wäre.



Jahrgang 1952, Studium der Germanistik, Romanistik, Pädagogik und Philosophie in Marburg und Zürich, promovierte über Sartre, arbeitete einige Jahre als Lehrerin in München und lebt seit 1994 in Berlin, wo sie als freie Journalistin (u.a. für den Tagesspiegel) und Buchautorin arbeitet. Die Autorin ist verheiratet, hat drei Töchter und sechs Enkelkinder.
Buchveröffentlichungen u.a.: »Nestwärme. Erziehung mit EQ«, München 1998, »Liebe, Wut und Schuldgefühle. Wenn Töchter sich lösen«, Zürich 2000.
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Produkt

KlappentextVerzeihen tut gut - das haben wissenschaftliche Studien bewiesen. Menschen, die bereit sind zu verzeihen, haben einen niedrigeren Blutdruck und nehmen schneller ab. Denn Verzeihen befreit von negativen Emotionen, führt aus der vermeintlichen Opferrolle heraus und ebnet den Weg für ein neues, versöhnliches Miteinander - nicht nur in der Partnerschaft, sondern auch in Beruf und Politik.

Dass dieser Weg ein steiniger, oft einsamer ist, davon erzählen die Frauen und Männer in diesem Buch. Sie berichten, in welchen Etappen das Verzeihen vor sich geht, welche Hürden zu überwinden sind und wie es sich anfühlt, wenn es gelingt, oder eben nicht gelingt, sich selbst und anderen zu verzeihen.


Diese persönlichen Schilderungen werden durch Gespräche mit Wissenschaftlern und Therapeuten ergänzt. Adelheid Müller-Lissner ist ein kluger und bewegender Lebensbegleiter geglückt, auf den zu verzichten wohl unverzeihlich wäre.



Jahrgang 1952, Studium der Germanistik, Romanistik, Pädagogik und Philosophie in Marburg und Zürich, promovierte über Sartre, arbeitete einige Jahre als Lehrerin in München und lebt seit 1994 in Berlin, wo sie als freie Journalistin (u.a. für den Tagesspiegel) und Buchautorin arbeitet. Die Autorin ist verheiratet, hat drei Töchter und sechs Enkelkinder.
Buchveröffentlichungen u.a.: »Nestwärme. Erziehung mit EQ«, München 1998, »Liebe, Wut und Schuldgefühle. Wenn Töchter sich lösen«, Zürich 2000.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862841189
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.01.2012
Auflage1. Auflage
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse271 Kbytes
Artikel-Nr.5600868
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Vergeben, um besser zu leben?

»Die Macht der Verzeihung ist eine Macht, die sich jeder vorbehält und die jeder hat.«

Elias Canetti

Verzeihen können! Ein weites Feld. Ich möchte mich ihm auf meine Weise nähern. Nicht als Therapeutin, Theologin oder Wissenschaftlerin und auch nicht als Autorin, die allein aus der eigenen Lebenserfahrung schöpft, um anderen Menschen Ratschläge für ein »richtiges« und »gelungenes« Leben zu erteilen. Lieber verstehe ich mich als eine Art Sprachrohr: Ich habe mit vielen Menschen über das Verzeihen gesprochen, sie nach ihren konkreten Wegen und Lösungen befragt und möchte das alles weitergeben. Darüber hinaus ist ein fundierter Background für mich als Wissenschaftsjournalistin unerlässlich, so dass ich das Phänomen des Verzeihens von verschiedenen Seiten beleuchten und die umfangreichen, fachlichen Erkenntnisse ebenso berücksichtigen werde wie die individuellen, emotionalen Erfahrungen. Denn ein Buch, das den Dschungel der Begriffe rund um das Verzeihen, den aktuellen Forschungsstand in verschiedenen Wissenschaften mit persönlichen Lebensgeschichten vereint, habe ich unter den vielen anderen nicht finden können. Ich musste es folglich schreiben - auch für mich selbst.

Glücklicherweise konnte ich dafür sehr unterschiedliche Menschen als »Scheinwerfer« gewinnen: Wissenschaftler, die sich dem Thema Verzeihen aus psychologischer, psychiatrischer oder theologischer Sicht widmen, Therapeuten, die den Wert des Verzeihens aus ihrer praktischen Arbeit kennen. Und vor allem Menschen, die es in ihrem Leben schwer hatten oder haben, mit einer tiefen Verletzung fertigzuwerden. Ihnen allen verdanke ich diese spannenden und wertvollen Informationen. Denjenigen, die mir ihre persönliche Geschichte anvertraut haben, danke ich darüber hinaus von ganzem Herzen für ihre mutige Offenheit und ihr großes Vertrauen. Auch im Schutz der Anonymität (die für die meisten persönlichen Schilderungen gewählt wurde und an den nur mit Anfangsbuchstaben wiedergegebenen Nachnamen erkennbar ist) ist es belastend, über den Umgang mit Wunden zu berichten, die auch zeitlicher Abstand und weise Ratschläge oft nicht vollständig heilen konnten.

Wenn ich nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass diese individuellen Geschichten, zusammen mit den Einsichten der professionellen »Experten fürs Verzeihen«, meinen Leserinnen und Lesern dabei helfen könnten, über selbst erlittenes Unrecht, über Kränkungen, größere oder kleinere, über schmerzvolle Ereignisse aus der Vergangenheit hinwegzukommen, dann hätte ich mich auch nicht getraut, meinen Gesprächspartnern so nahezutreten. Nur die Hoffnung auf den Nutzen ihrer Erfahrungen für andere macht meine Neugier verzeihlich.

Vieles von dem, was meinen Gesprächspartnern widerfahren ist, würde man im allgemeinen Sprachgebrauch als »unverzeihlich« bezeichnen: Menschen, die ohne Vorwarnung vom Partner verlassen wurden, eine lieblose Kindheit durchgemacht haben, missbraucht wurden, nachträglich von jahrelangen Bespitzelungen erfuhren.

Wenn es ihnen trotzdem gelang, »über den eigenen Schatten zu springen« und ihren Frieden mit der Vergangenheit zu machen, war das oft ein Sieg in Etappen. Einer der Hauptakteure der neuen Forschungsrichtung, der amerikanische Soziologe Robert Enright, bekannt geworden durch sein Buch Vergebung als Chance, ist davon überzeugt, dass auch das Verzeihen gelernt sein will. Für ihn handelt es sich dabei um einen langwierigen Prozess in vier Schritten: Zuerst muss sich das »Opfer« über die schwer zu verzeihende Tat und über den »Übeltäter« Klarheit verschaffen. Im zweiten Schritt muss sie oder er sich dazu durchringen, wirklich verzeihen zu wollen. Erst nach diesem Entschluss beginnt die eigentliche Arbeit des Vergebens: Man muss Verständnis für den anderen aufbringen. Und für den eigenen Schmerz. Im vierten Stadium schließlich könne man die Befreiung aus dem emotionalen Gefängnis genießen, so zeigt sich Enright überzeugt.

Diese innere Befreiung konnte unter anderem meine Gesprächspartnerin Aline B. erleben: Nach etlichen Jahren Ehe und drei gemeinsamen Kindern entdeckte sie plötzlich, dass ihr Mann sie mehrfach betrog. Sie stellte ihn zur Rede, suchte die Auseinandersetzung und die Konfrontation. Obwohl die Verletzungen sehr tief gingen und die Enttäuschung ihr heftig zu schaffen machte, versuchte sie ihren Mann zu verstehen. Bis sie seine Erklärung irgendwann annehmen und ihm verzeihen konnte. Es dauerte eine Weile, bis sie ihrem Mann nach diesem Treuebruch wieder vertrauen und mit ihm auf einer neuen Basis zusammenleben konnte.

Die weniger versöhnlichen Geschichten, die ich zu Beginn des Buches schildere, sind aus meiner Sicht noch nicht abgeschlossen. Es bleibt möglich, dass sie sich »aufhellen«. Und wenn es so etwas wie einen Weg des Verzeihens gibt, sind alle einzelnen Schritte interessant, so mühsam sie auch sein mögen.

Bei Prominenten wiederum geht oft alles etwas schneller. Im Sommer 2006 wurde uns auf den vermischten Seiten der Tagespresse ein Beispiel dafür serviert, dass diese Regel sogar für das Verzeihen gelten kann. Die Ereignisse überschlugen sich: Eben noch hatte Renate Fischer, Frau des »Bullen von Tölz«, einer Boulevardzeitung anvertraut: »Ich habe meinen Ehering abgenommen.« Schon ein paar Tage später ließ die Gattin die Bild wissen, dass sie ihrem Mann nun doch verzeihen wolle. Schauspieler Ottfried Fischer, der sie mit einer jungen Österreicherin betrogen hatte, dann aber eine herbe Enttäuschung erlitt, als sich herausstellte, dass sie Prostituierte war und es vor allem auf sein Geld abgesehen hatte, durfte nach einem unfallbedingten Krankenhausaufenthalt schnell wieder zu Hause einziehen. »Ich kann meinen Otti nicht leiden sehen«, so die Begründung der Betrogenen.

Auch wenn man ins Kalkül zieht, dass Frau Fischer damals gleichzeitig als Managerin ihres Otti tätig war und die Affäre medial klug zum Vorteil des Familienunternehmens zu nutzen wusste, auch wenn man Tempo und Lautstärke dieses öffentlich vollführten Sinneswandels eher für abstoßend als für beispielgebend halten möchte, behält diese Geschichte einer Blitz-Versöhnung durchaus ihren Reiz. Interessant ist sie nämlich vor allem aus psychologischer Sicht: Mit der Bereitschaft zur Vergebung hat Ehefrau Renate nicht nur das Leiden ihres Mannes gelindert. Sie hat auch sich selbst etwas Gutes getan.

Denn Vergeben tut gut! Dafür sprechen über 40 wissenschaftliche Studien, die in den letzten Jahren zu dem Thema erschienen sind. Die Studien geben Hinweise darauf, dass das Verzeihen sich nicht allein auf die Psyche wohltuend auswirkt, sondern dass die Folgen auch ganz konkret auf körperlicher Ebene messbar sind. So ergab eine medizinische Untersuchung von 400 Freiwilligen aus dem US-Bundesstaat Michigan, dass Menschen, die nach eigener Aussage eher zum Verzeihen bereit sind, einen niedrigeren Blutdruck und niedrigere Werte des Stresshormons Kortisol aufweisen als diejenigen, die dazu neigen, in ihren ablehnenden Gefühlen zu verharren oder sogar Rachegedanken zu hegen. Der Psychiater James Carson von der Duke University in North Carolina wiederum konnte zeigen, dass Verzeihen sogar davor schützen kann, dass Schmerzen chronisch werden. Und Forscher aus Italien berichten, dass übergewichtige »Frustesserinnen« stark abnahmen, nachdem sie ihren Ehemännern verschiedene Kränkungen verziehen hatten.

Im Jahr 2003 brachte ein Kongress die Koryphäen der sogenannten Forgiveness-Forschung im amerikanischen Atlanta zusammen, und zwar auf Initiative einer Kampagne für Vergebensforschung, zu deren Vorsitzenden keine Geringeren als die Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter und Desmond Tutu gehörten. Das macht deutlich, dass Vergeben und Verzeihen auch im internationalen Geschehen ein wichtiges Thema darstellen. Auf diese politische und gesellschaftliche Dimension bin ich im April 2009 ganz direkt gestoßen worden und zwar durch ein Kolloquium im Reha-Zentrum Seehof der Deutschen Rentenversicherung in Teltow bei Berlin. Dort ging es in Vorträgen von 25 Forschern aus aller Welt um »Politische und gesellschaftliche Dimensionen von Verbitterung und Vergebung«. Bei dieser Gelegenheit habe ich erfahren, dass Forgiveness Education unter anderem eingesetzt wurde, um nach dem Nordirland-Konflikt den Frieden im Land zu sichern. Über die Erfolge berichtete der Belfaster Psychologieprofessor Ed Cairns. Besonders beeindruckt war ich von der Psychologin Pumla Gobodo-Madikizela, die in Südafrika die Auswirkungen persönlicher Versöhnungsversuche auf Verbitterungsstörungen untersucht, die eine Folge der Apartheid sind.

»Was passiert, wenn ganze gesellschaftliche Gruppen verbittert sind?«, fragt wiederum der Berliner Psychiater und Psychosomatiker Michael Linden. Als Leiter der Abteilung für Verhaltenstherapie und Psychosomatik des Reha-Zentrums in Teltow behandelt er auch Menschen, deren Belastungsstörung im biographischen Zusammenhang mit der Wende 1989 und der darauffolgenden Wiedervereinigung Deutschlands steht. So zum Beispiel einen Sozialarbeiter, Mitte 50, der jahrelang ein kirchliches Waisenhaus leitete und sicher über die Wendezeit lenkte. Bis die plötzliche Kündigung ihn so hart traf, dass er ernsthaft psychisch erkrankte. »Verbitterungsstörungen, die in Folge eines negativen, als ungerecht betrachteten Lebensereignisses auftreten, werden oft als Depression missverstanden«, sagt Linden. Posttraumatische Verbitterungsstörungen diagnostizieren Psychiater auch bei Menschen, die Bespitzelungen durch nahe Vertraute erleben mussten. Jeder kennt das Gefühl der Verbitterung zumindest in Ansätzen, behauptet Linden. Meistens gibt es dafür konkrete...
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Jahrgang 1952, Studium der Germanistik, Romanistik, Pädagogik und Philosophie in Marburg und Zürich, promovierte über Sartre, arbeitete einige Jahre als Lehrerin in München und lebt seit 1994 in Berlin, wo sie als freie Journalistin (u.a. für den Tagesspiegel) und Buchautorin arbeitet. Die Autorin ist verheiratet, hat drei Töchter und sechs Enkelkinder.Buchveröffentlichungen u.a.: »Nestwärme. Erziehung mit EQ«, München 1998, »Liebe, Wut und Schuldgefühle. Wenn Töchter sich lösen«, Zürich 2000.
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Lenthe, Mechthild von
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