Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Birthday - Eine Liebesgeschichte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Loewe Verlagerschienen am13.01.2021
Sechs Jahre, zwei Freunde und unendlich viel Mut ...  Morgan und Eric sind die besten Freunde. Für immer. Sie teilen schließlich nicht nur ihren Geburtstag, sondern auch all ihre Geheimnisse - bis zu dem Tag, an dem Morgan merkt, dass er im falschen Körper lebt und ein Mädchen ist.  Meredith Russo erzählt die berührende Geschichte zweier Teenager über sechs Jahre hinweg - immer wieder an ihrem Geburtstag. Wie sie lachen, wie sie streiten und wie sie letztlich erkennen, dass Gefühle niemals falsch sein können. +++ Nominiert von der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 +++ Zwei an einem Tag für Jugendliche: Meredith Russo erzählt eine starke und ungewöhnliche Geschichte über Freundschaft und die erste Liebe. Auf einfühlsame und authentische Weise nähert sie sich den Themen Gender, Identität und Sexualität und leistet damit nicht nur einen wichtigen Beitrag für die Transgenderliteratur und die LGBTQ+ Community, sondern auch für die realistische Jugendliteratur unserer Zeit.

Meredith Russo ist selbst transgender und lebt seit 2013 als Frau. Ihr teilweise autobiografischer Debütroman 'Als ich Amanda' wurde war in den USA eines der ersten Bücher zum Thema Transgender und hat viel Beachtung und positive Kritiken erhalten. Sie lebt in Chattanooga/Tennessee und tritt öffentlich für die Rechte von Minderheiten ein.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSechs Jahre, zwei Freunde und unendlich viel Mut ...  Morgan und Eric sind die besten Freunde. Für immer. Sie teilen schließlich nicht nur ihren Geburtstag, sondern auch all ihre Geheimnisse - bis zu dem Tag, an dem Morgan merkt, dass er im falschen Körper lebt und ein Mädchen ist.  Meredith Russo erzählt die berührende Geschichte zweier Teenager über sechs Jahre hinweg - immer wieder an ihrem Geburtstag. Wie sie lachen, wie sie streiten und wie sie letztlich erkennen, dass Gefühle niemals falsch sein können. +++ Nominiert von der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 +++ Zwei an einem Tag für Jugendliche: Meredith Russo erzählt eine starke und ungewöhnliche Geschichte über Freundschaft und die erste Liebe. Auf einfühlsame und authentische Weise nähert sie sich den Themen Gender, Identität und Sexualität und leistet damit nicht nur einen wichtigen Beitrag für die Transgenderliteratur und die LGBTQ+ Community, sondern auch für die realistische Jugendliteratur unserer Zeit.

Meredith Russo ist selbst transgender und lebt seit 2013 als Frau. Ihr teilweise autobiografischer Debütroman 'Als ich Amanda' wurde war in den USA eines der ersten Bücher zum Thema Transgender und hat viel Beachtung und positive Kritiken erhalten. Sie lebt in Chattanooga/Tennessee und tritt öffentlich für die Rechte von Minderheiten ein.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732015054
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.01.2021
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2350 Kbytes
Artikel-Nr.5602390
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Morgan

Ich halte den Atem an, während ich zwischen waberndem Sonnenlicht und dem Dunkelblau der Tiefe schwebe. Ich rudere mit den Armen und paddele mit den Füßen, träge wie Gezeitenströmung. Ich bin noch nicht bereit, wieder nach oben zu kommen, weil mich an der Oberfläche zu vieles erwartet. Andererseits weiß ich, dass ich mich nicht ewig treiben lassen kann. Das Leben zwingt einen, sich andauernd fortzubewegen, auf die eine oder andere Weise, ob man nun nach oben ins Licht der Sonne schießt oder abtaucht.

Kurz darauf wird der Druck in meiner Brust unerträglich, sodass ich die Arme anlege und mit vollem Körpereinsatz wie eine Meerjungfrau aus dem Wasser springe.

»Anderthalb Minuten!«, schreit Eric und spritzt mich in seiner Aufregung voll. Ich kann sein Gesicht kaum erkennen, als ich mir das Wasser aus den Augen wische.

»Hab ich doch gesagt!«, rufe ich. Inzwischen sehe ich ihn wieder scharf. Eric ist ein paar Zentimeter kleiner als ich, hat hellwache grüne Augen, schulterlange blonde Haare und ein schmales Gesicht, das von seinem spitzen Kinn noch betont wird. »Willst du es wirklich noch versuchen oder gibst du gleich auf?«

»Niemals!«, sagt Eric, holt tief Luft, kneift die Nase zu und taucht unter.

Ich konzentriere mich darauf, die Sekunden zu zählen. Obwohl ich wieder gleichmäßig atme, ist mir noch ein wenig schwindelig und mein Herz rast. Wenn Eric wieder oben ist, sage ich es ihm. Zehn Sekunden. Ich sage ihm, dass ich eigentlich ein Mädchen bin und es als Junge nicht mehr aushalten kann. Dass ich jeden Tag das Gefühl habe, ein wenig mehr zu sterben. Zwanzig Sekunden.

Als ein etwas älteres Mädchen im roten Bikini am Beckenrand vorbeigeht, ertappe ich mich dabei, wie ich sie anglotze. Ich starre ihren Körper an, die Form und die Bewegung. Dann merke ich, dass ich die Arme vor der Brust verschränkt habe, und lasse sie sinken. Da gibt es nichts zu bedecken.

Dreißig Sekunden. Erics Eltern und mein Vater winken von ihrem Tisch in der Nähe und ich winke zurück. Ich werde es Eric sagen und wenn er gut reagiert, sage ich es auch Dad. Eigentlich will ich das nicht. Ich habe Albträume, dass es zwischen Eric und mir dann komisch wird, und ich will Dad nach allem, was passiert ist, nicht noch mehr Stress machen. Aber es fühlt sich immer mehr so an, als würde ich innerlich platzen. Ich habe versucht, es für mich zu behalten. Jeden Tag nimmt das lähmende Gefühl zu, fühle ich mich mehr wie ein Monster und habe Angst, in den Spiegel zu schauen. Er zeigt mir deutlich, dass ich mich in einen großen, behaarten Mann verwandele, etwas, das niemals rückgängig gemacht werden kann.

In letzter Zeit machen mir meine Gedanken - darüber, nicht mehr am Leben sein zu wollen - Angst und ich brauche Hilfe. Vielleicht kann mein bester Freund diese Hilfe leisten, indem er ruhig sitzen bleibt, mich ausreden lässt und mir bestätigt, dass meine Gefühle ganz normal sind und er auch so einiges durchmacht. Er könnte sagen, das gehört zum Erwachsensein eben dazu, und dass wir es gemeinsam durchstehen werden. Möglicherweise wird er auch sagen, dass mein Vater jemanden für mich sucht, mit dem ich darüber sprechen kann, einen Therapeuten oder so jemanden. Ich habe keine Ahnung, aber es muss etwas geschehen, und zwar bald. Ich bin dreizehn und der Horror der Pubertätszeit rückt immer näher.

Vierzig Sekunden. Wie verrät man jemandem ein solches Geheimnis? Wie soll man das in Worte fassen?

Fünfzig Sekunden und Eric taucht mit rudernden Armen wieder auf.

»Wie war ich?«, keucht er.

»Grottenschlecht«, antworte ich.

Er spritzt Wasser dorthin, wo er mich vermutet - ohne Brille ist er praktisch blind -, und ich muss lachen.

»Wie lange war ich unten?«

»Nicht mal eine Minute.« Ich spritze zurück.

»Egal«, sagt er und verdreht die Augen. »Kann ja nicht jeder so ein Naturtalent sein wie du.«

»Ich gehe jeden Morgen joggen«, lasse ich ihn spöttisch wissen. Eigentlich hatte ich gehofft, nicht mehr so viel trainieren zu müssen, nachdem ich aus der Junior Football League ausgestiegen bin, aber mit einem Vater, der Trainer und Sportlehrer ist, hat man keine Chance. »Wenn du dich so anstrengen würdest wie ich, wärst du auch so gut wie ich, du Lusche.« Ich treibe auf dem Rücken, schließe die Augen und lasse mir die warme Sonne ins Gesicht und auf den Bauch scheinen. Dann hole ich tief Luft. Ich stelle es mir einfacher vor, jemandem etwas zu sagen, den ich nicht sehen kann. »Hey, Eric?«

»Ja?«

»Wenn ich dir etwas verrate, versprichst du mir dann, es für dich zu behalten?«

»Mann«, antwortet Eric geradezu beleidigt. »Wie kannst du so was fragen?«

»Gut.« Ich öffne den Mund, um es ihm zu sagen. Mein Herz klopft wie wild. Ein Seitenblick zeigt mir, dass mein bester Freund, den ich seit dem Tag meiner Geburt kenne, mich offen und neugierig ansieht. Während ich ihm zu lange in die Augen schaue, zieht sich mein Magen auf unangenehme Weise zusammen und ich schlucke und sehe wieder in den Himmel.

Wenn mein Leben ein Film wäre, wüssten die Schauspieler immer, was sie sagen sollen, und die langweiligen, ekelhaften und peinlichen Momente würden im Handumdrehen herausgeschnitten. Indiana Jones würde niemals so ein Gespräch führen müssen und Godzilla hat kein Geschlecht - es zertrampelt nur Autos und jagt mit seinem radioaktiven Hitzestrahl Hochhäuser in die Luft. Was für ein schönes Leben.

»Und?«, fragt Eric. Er taucht unter und wieder auf und blinzelt das Wasser aus seinen Augen. Dann wirft er den Kopf nach hinten und streicht seine Haare glatt. Mein Magen macht einen Satz und ich tauche bis zur Nase unter.

»Worum geht s denn jetzt?«

Ich blubbere einen Haufen Blasen hervor und wende den Blick ab. Eric watet zu mir und taucht sein Gesicht, sein lächelndes attraktives Gesicht (bloß nicht daran denken, bloß nicht daran denken) so unter Wasser, dass ich es sehen kann. Als er mich ansieht, verrutscht ihm sein Lächeln ein wenig und er wirkt verwirrt und frustriert.

»Ich habe das Gefühl, ich bin ein Mädchen.« Endlich sage ich es, aber unter Wasser, verzerrt. Hat Eric mich verstanden?

Er verdreht die Augen. »Na gut, dann sag s mir eben nicht, du Freak.«

Er hat nichts gehört. Mir ist schlecht.

Freak.

Eric schwimmt davon, stemmt sich aus dem Becken und bleibt am Rand stehen. Er sieht mir zu, wie ich langsam hinterherkomme.

Als unsere Eltern Eric und mich zu sich rufen, stelle ich mir vor, es dann eben jetzt zu sagen: In Wirklichkeit bin ich ein Mädchen. Das hört sich lächerlich an. Nach Freak.

Wir laufen zu unseren Eltern und unsere nassen Fußabdrücke trocknen rasch auf den heißen Betonplatten. Erics Vater Carson trägt ein »Big Kahuna«-T-Shirt und eine fast knielange Badeshorts - mit seinen einsfünfundachtzig macht er echt Eindruck. Er hat blondes Haar, genau wie Eric, aber einen Kurzhaarschnitt, und seine grünen Augen strahlen immer eine gewisse Aggressivität aus. Früher, als ich noch Football gespielt habe, hatte er mich ganz gern, und ich habe so etwas wie einen Onkel in ihm gesehen. Doch seit ich aufgehört habe, redet er kaum noch mit mir, nicht einmal, wenn ich bei Eric übernachte. Erics Mutter Jenny dagegen kommt mir schon immer wie eine Schauspielerin aus einem Schwarz-Weiß-Film vor, so edel sieht sie aus. Wenn ich bei Eric bin, sorgt sie für eine warmherzige Atmosphäre und kocht dann jedes Mal.

Mein schlaksiger Vater, der vom Herumrennen auf dem Spielfeld so braun gebrannt ist wie ein Farmer, lächelt mich müde an und lässt sich in seinen Stuhl zurücksinken. Unsere Eltern kennen sich, seit Eric und ich auf der Welt sind. Sie haben sich bei unserer Geburt im Krankenhaus kennengelernt, als sie während eines außergewöhnlichen Schneesturms dort festsaßen - anscheinend war es in der Geschichte des Staates Tennessee das erste und einzige Mal, dass es im September einen Schneesturm gab. Im Laufe dieser drei Herbsttage kamen Eric und ich auf die Welt und unsere Eltern - unsere Familien - wurden Freunde fürs Leben.

Seitdem machen wir alles zusammen. Ein gemeinsamer Geburtstag wurde ein gemeinsames Leben. Lange waren wir mit Erics Familie enger verbunden als mit unseren eigenen Onkeln, Tanten, Cousinen und Cousins.

Dann ist Mom gestorben und kurz darauf bin ich aus dem Football ausgestiegen.

Immerhin feiern wir noch zusammen Geburtstag.

»Habt ihr Jungs Lust aufs Mittagessen?«, fragt Jenny und nimmt lächelnd ihre Sonnenbrille mit den ovalen Gläsern ab.

Als sie so beiläufig »Jungs« sagt, zucke ich zusammen und versuche sofort, es zu verbergen.

So war es nicht immer. Früher war es ein dumpfer Schmerz wie von einem blauen Fleck, ein Anflug von Verwirrung, wenn wir im Unterricht in Jungen und Mädchen aufgeteilt wurden - doch im Laufe des letzten Jahres ist es unerträglich geworden. Ich hätte vielleicht schon früher etwas gesagt und erinnere mich vage daran, dass ich auch schon früher etwas sagen wollte, aber ich habe gern Football gespielt und wusste instinktiv, dass zwei Sorten Kinder nicht mitspielen durften: Mädchen und Weicheier. Und ich wollte nicht mit etwas aufhören, das ich gern tat, und unbedingt verhindern, dass man sich über mich lustig machte. Damals war es leichter, meinen Zwiespalt zu unterdrücken, doch mit der Zeit hat sich das Ganze so entwickelt wie in einem Comic, in dem die Figur mit einem Finger ein Leck stopft, aber gleichzeitig zwei neue entstehen. Gefühlt wird es nicht mehr...
mehr

Autor

Meredith Russo ist selbst transgender und lebt seit 2013 als Frau. Ihr teilweise autobiografischer Debütroman "Als ich Amanda" wurde war in den USA eines der ersten Bücher zum Thema Transgender und hat viel Beachtung und positive Kritiken erhalten. Sie lebt in Chattanooga/Tennessee und tritt öffentlich für die Rechte von Minderheiten ein.