Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
Einband grossDer Wolf der Meere
ISBN/GTIN

Der Wolf der Meere

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
255 Seiten
Deutsch
SAGA Egmonterschienen am22.07.2019
Ein historisches Abenteuer gegen die Piraterie!Schon damals hatte es die Seherin prophezeit, wie die Männern mit Körpern hart wie Panzer vor der friesischen Küste stehen würden. Die Römer sind gekommen. Jedoch ist der 13-jährige Tore erfreut, denn er findet in Titus, der gleichalt ist, einen neuen Freund. Und das vor ihnen liegende Jahr verspricht aufregend zu werden, denn das Dorf wird von einem unheimlichen Wolfspirat bedroht.-

Autor Franjo Terhart, was für Franz-Josef Terhart steht, wurde 1954 in Essen geboren. Er absolvierte ein Studium zum Latein- und Philosophielehrer und arbeitete von 1981 bis 1985 in diesem Beruf. Bereits während seines Lehramtsstudiums begann er als Dozent für Literatur und Philosophie zu arbeiten und war außerdem journalistisch für den WDR und einige Zeitungen, darunter die Neue Rhein Zeitung, aktiv. Zwischen 1991 und 2016 war Terhart in Neukirchen-Vluyn freiberuflich als Kulturbeauftragter tätig. Die Schwerpunkte seiner Literatur sind Kinder- und Sachbücher und darüber hinaus Irland.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin historisches Abenteuer gegen die Piraterie!Schon damals hatte es die Seherin prophezeit, wie die Männern mit Körpern hart wie Panzer vor der friesischen Küste stehen würden. Die Römer sind gekommen. Jedoch ist der 13-jährige Tore erfreut, denn er findet in Titus, der gleichalt ist, einen neuen Freund. Und das vor ihnen liegende Jahr verspricht aufregend zu werden, denn das Dorf wird von einem unheimlichen Wolfspirat bedroht.-

Autor Franjo Terhart, was für Franz-Josef Terhart steht, wurde 1954 in Essen geboren. Er absolvierte ein Studium zum Latein- und Philosophielehrer und arbeitete von 1981 bis 1985 in diesem Beruf. Bereits während seines Lehramtsstudiums begann er als Dozent für Literatur und Philosophie zu arbeiten und war außerdem journalistisch für den WDR und einige Zeitungen, darunter die Neue Rhein Zeitung, aktiv. Zwischen 1991 und 2016 war Terhart in Neukirchen-Vluyn freiberuflich als Kulturbeauftragter tätig. Die Schwerpunkte seiner Literatur sind Kinder- und Sachbücher und darüber hinaus Irland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788726159905
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum22.07.2019
Seiten255 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5620127
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Was, bei Odin, sind Berserker?


2 Ich bin Tore. Wir Menschen an der Küste zählen unsere Jahre nach bestimmten Ereignissen, die uns bewegt haben und die sich in unseren Köpfen festklammern wie Muscheln an Steinen. So wurde ich in jenem Jahr geboren, als man am Strand auf eine junge Robbe mit einem weißen Kopf stieß. Eine Robbe mit weißem Kopf ist sehr ungewöhnlich und erst recht die Tatsache, dass sie ganz allein war. Gemäß unserer Seherin Alrun bedeutet das Erscheinen einer weißköpfigen Robbe für ein Neugeborenes der Sippe ein außergewöhnliches Leben. Das war meiner Familie wohl bewusst, als ich in jenem Jahr meinen ersten Schrei tat. Er muss im Übrigen ziemlich laut gewesen sein, wie man mir später berichtete. Mein Vater hielt mich in die Höhe und betrachtete mich aufmerksam. Dann sagte er: Du hast eine kräftige Stimme, mein Sohn. Du sollst Tore heißen, so wie Gott Thor, der mächtige Himmelsdonnerer. Vielleicht wirst du mal ein großer Krieger und Heerführer und führst die Friesen sicher in den Kampf gegen ihre Feinde. Dann werden sie deiner starken Stimme folgen.

Seitdem sind dreizehn Sommer gekommen und wieder gegangen. Wir Menschen von der Küste glauben, dass unsere Namen viel über uns verraten. Heißt einer Baldger, bedeutet dies, dass man in ihm einen kühnen Speerkämpfer sieht, während Swingard die Hüterin der Gesundheit ist. So lebt jeder seinen Namen, den er von Geburt an besitzt. Aber die Wege, die uns die drei Schicksalsgöttinnen, Urs, Werdandi und Skuld, auferlegen, sind unterschiedlich. Mein Vater hoffte, dass ich mit meiner kräftigen Stimme einstmals ein Heer von Kriegern anführen werde. Eine gute Aufgabe, sicherlich! Aber ich, Tore, Sohn der Wolfssippe, will meine Stimme nur für Geschichten erheben. Ich will umherreisen und erzählen, so wie der große Hakon, der uns hin und wieder mit seinen Besuchen beehrt. Hakon, der Geschichtenmann, erzählt von der Welt der Götter und der Menschen. Meistens kommt er vor Einbruch des Winters zu uns, wenn die Wege für Wanderer noch einigermaßen passierbar sind, und bleibt für ein paar Tage. Aber davon will ich später noch erzählen ...

 

Menold - wie ich bereits erwähnte - ist mein großer Bruder und von ihm weiß ich, was sich in jener eiskalten Nacht am Ufer des Meeres ereignet hat. Menold spielt sich mir gegenüber immer ein wenig als der Klügere auf. Ich lasse ihn in seinem Glauben, denn bekanntlich gibt der Klügere immer nach. Menold beteuerte mehr als einmal, dass er zwar Angst gehabt hätte, klar, aber im Nachhinein sei ihm schon bewusst geworden, dass niemand außer ihm in jener Nacht Alruns Zeuge hätte gewesen sein können.

Das war keine Strafe Thors wegen Nobbo gewesen, sondern eine Auszeichnung, mein kleiner Bruder! Für eine solch lange Prophezeiung muss man jemanden auswählen, der über ein gutes Gedächtnis verfügt und zugleich das Wesentliche erkennt.

Nun gut, Menold war an jenem Tag der große Held der Sippe. Es sei ihm gegönnt. Für mich war vor allen Dingen wichtig, alles ganz genau von ihm zu erfahren, denn ich will immer nur Wahres erzählen, damit jeder, der Ohren hat zu hören, von meinen Geschichten auch etwas lernen kann. So wie Hakon will ich eines Tages den Ruf genießen, nicht nur ein großer Erzähler, sondern zugleich auch ein großer Lehrer zu sein!

 

Ich schreibe die unheimliche Geschichte vom Wolf der Meere in der Sprache auf, die mich mein Freund Titus gelehrt hat. Es ist die Sprache unserer mächtigsten Verbündeten, die Sprache der Römer. Titus soll die Geschichte lesen und die Schriftrolle auch seinen Freunden im fernen Rom in die Hand drücken, damit diese uns Menschen aus dem hohen Norden besser verstehen lernen. Wir Germanen kennen keine Schrift und ich habe das Schreiben von Titus gelernt, der mir das von Anfang an zutraute. Ich habe rasch begriffen, wie gut es ist, etwas aufschreiben zu können, und habe Titus häufig in den Ohren gelegen, täglich mit mir zu üben. Aber ich will von Anfang an erzählen ...

Titus Onkel, der große Feldherr Nero Claudius Drusus, hat mir geraten, beim Schreiben so zu tun, als würden zu meinen Füßen viele Zuhörer sitzen. Das fällt mir nicht schwer, denn wie gesagt, wir Germanen schreiben keine Geschichten auf, wir erzählen sie lieber. Aber der Gedanke daran, dass meine Geschichte auch von fremden Menschen gelesen werden kann, gefällt mir sehr und spornt mich an, nichts, aber auch rein gar nichts auszulassen.

Womit fange ich also an? Ach ja, mein Zuhause! Wer uns Germanen vom Stamm der Friesen verstehen will, muss zuvor wissen, wie wir leben und wer wir sind ...

Wir Friesen wohnen ganz nahe am Meer und so weit das Auge reicht, sind wir von flachem Land umgeben - sieht man einmal von wenigen kleinen Anhöhen ab, die meine Vorfahren mit Steinen, Holzstämmen und sehr viel Erde weiter aufgeschüttet haben. Auf diesen so genannten Warften errichten wir unsere Wohnhäuser und kleinen Dörfer. Geht man vom Meer weg und tiefer ins Landesinnere hinein, so stößt man auf ausgedehnte Moore, die jeden, der sich ahnungslos in sie hineinbegibt, verschlingen und niemals wieder freigeben. Die Moore dienen uns zum Schutz vor Feinden, die von Süden her an die Küste drängen wollen. Sie können uns nicht erreichen, weil das morastige Land für Fremde unüberwindlich ist. Es gibt jedoch einige wenige Wege aus alten Holzbohlen, die sich durch diese tückischen Gegenden schlängeln. Aber nur Kundige wissen, wo diese Bohlen liegen, denn sie sind mit Matsch und Schlamm bedeckt. Wehe dem, der danebentritt!

Wir Friesen wohnen in lang gestreckten Häusern aus Holz, die wir ausnahmslos auf den Warften gebaut haben. Das ist wichtig, denn das Meer hört niemals auf das Land zu fressen. Dafür ist es viel zu gierig. Viele schmale und viele breite Arme hat das Meer seit Urzeiten in unser Land hineingestreckt und es dabei zerklüftet.

Wir Menschen von der Küste fürchten das Meer sehr. Seine Fluten holen sich gerade im Herbst Stück für Stück unser kostbares Ackerland. Manchmal auch Vieh und Menschen. Wenn ich von unserem Haus zum Ufer des Meeres laufe, bin ich fast 300 Schritte unterwegs. Das ist sicherlich nicht wenig, aber eines Morgens vor langer Zeit, als ich noch klein war, trat ich aus dem Haus und sah das Meer gleich unterhalb unserer Warft in der Sonne glänzen. Es war schrecklich und Odin sei Dank, dass es nach einigen Tagen wieder verschwand. Aber es hatte unsere Äcker, auf denen wir Getreide anbauen und unser Vieh halten, schlammig gemacht. Zum Glück wohnen wir erhöht, denn sonst hätte es uns sicherlich weggeschwemmt.

Mein Vater Ramgar rief damals die Götter um Hilfe an, aber es dauerte lange, bis sie seinen Ruf endlich erhören wollten. Und leider war da schon fast unsere ganze Rinderherde ins neblige Totenreich Hel gewandert.

Aber wir Menschen der Wolfssippe hießen nicht so, wenn wir in schlechten Zeiten aufgäben. Wir sind viele und wir halten alle zusammen und nur deshalb überstehen wir solche schlimmen Gefahren.

 

Doch an jenem Morgen, an dem uns Menold aufgeregt von Alruns Prophezeiung erzählte, sah ich meinen Vater Ramgar zum ersten Mal ratlos. Immer wieder strich er sich kopfschüttelnd über seinen langen, roten Bart. Wir hatten uns alle um das Herdfeuer im großen Haus versammelt. Unser Haus ist lang, weil Mensch und Tier gemeinsam darin leben müssen. Die Wände bestehen aus lehmverschmiertem Flechtwerk und das Dach wurde mit dichtem Schilfrohr gedeckt. In der Mitte des Hauses steht der große Herd. Er raucht immer und schenkt uns dadurch Wärme. Der Rauch zieht nach oben durch ein Loch am Giebel ab. Dieses Loch nennen wir Uhlenflucht . Uhlen sind Eulen. Sie nisten bei uns hoch oben unterm Dach. Nachts fliegen sie hinaus auf Mäusejagd. Um hinauszukommen, nehmen sie dasselbe Loch im Dach wie der Rauch des Feuers. Titus findet, dass es in unserem Haus unangenehm riecht. Der Geruch kommt wohl von den Kühen und Schweinen, die gleich neben meinem Strohlager ihre Koben haben. Aber mich stört das nicht, denn ich kenne es nicht anders.

Wenn es etwas Wichtiges zu besprechen gibt, ruft mein Vater Ramgar die ganze Sippe zusammen. Alle eilen herbei und versammeln sich im Haus des Sippenoberhauptes. Auch Alrun war an jenem Morgen anwesend, aber sie blieb stumm. Die göttliche Kraft war aus ihrem Körper entwichen und sie wusste nichts mehr von dem, was sie prophezeit hatte. Folglich war Menold derjenige, der nun von meinem Vater ausgequetscht wurde, als wäre er ein nasses Tuch, das man auswringen müsste. Ich wusste, dass es meinem Bruder gefiel, mit seinem besonderen Wissen im Mittelpunkt zu stehen. Alle Augen waren begierig auf den gerichtet, der später einmal das Oberhaupt unserer Sippe sein würde. Und als Oberhaupt muss man es schließlich verstehen sich wichtig zu machen! Endlich konnte Menold sich, wie mein Freund Titus sagen würde, so richtig in Szene setzen. Und das liebte er mindestens so sehr wie seine Lieblingsspeise, Fischroggenmus. Nur er allein konnte Bericht erstatten. Vater wollte alles, restlos alles von ihm hören, was meinem Bruder dann doch irgendwann wieder zu viel wurde. Ich musste aufpassen, nicht loszuprusten. Menold wand sich wie eine Schlange.

Was denn noch? Ich weiß wirklich nicht mehr. Ehrlich! Was ich gehört habe, habe ich euch auch gesagt!

Die Augen des Häuptlings der Wolfssippe schienen sich in Menold geradezu hineinzubohren. Denke genau nach, Junge! Jedes Wort der Seherin ist wichtig für uns. Was sollen das für seltsame Männer sein, deren Körper in...


mehr