Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
Einband grossSchneesturm - Norwegen-Krimi
ISBN/GTIN

Schneesturm - Norwegen-Krimi

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
219 Seiten
Deutsch
SAGA Egmonterschienen am09.03.2020
Vier Freunde und eine Skitour in die norwegischen Berge - doch so gemütlich bleibt es nicht! Die Reise beginnt aus den Fugen zu geraten, als ein zwielichtiger Typ der Gruppe ein verbotenes Powergetränk verkauft und es einem der vier am nächsten Tag sehr schlecht geht. Trotzdem brechen sie auf in die Berge, doch dann überrascht sie nicht nur ein starker Schneesturm, sondern auch noch der Fund einer Leiche... -

Der Schriftsteller Widar Aspeli wurde 1956 in Hamar, Norwegen, geboren. Er ist ausgebildeter Grundschullehrer und hat als solcher sowie als Musiker und Sozialtherapeut in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet und bereits viele Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Heute arbeitet er als freier Autor und gibt Schreibkurse sowohl für Kinder als auch für Lehrer.
mehr

Produkt

KlappentextVier Freunde und eine Skitour in die norwegischen Berge - doch so gemütlich bleibt es nicht! Die Reise beginnt aus den Fugen zu geraten, als ein zwielichtiger Typ der Gruppe ein verbotenes Powergetränk verkauft und es einem der vier am nächsten Tag sehr schlecht geht. Trotzdem brechen sie auf in die Berge, doch dann überrascht sie nicht nur ein starker Schneesturm, sondern auch noch der Fund einer Leiche... -

Der Schriftsteller Widar Aspeli wurde 1956 in Hamar, Norwegen, geboren. Er ist ausgebildeter Grundschullehrer und hat als solcher sowie als Musiker und Sozialtherapeut in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet und bereits viele Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Heute arbeitet er als freier Autor und gibt Schreibkurse sowohl für Kinder als auch für Lehrer.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788726445053
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum09.03.2020
Seiten219 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5620453
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Zwei


Alle vier sind wieder in der Hütte. Dort ist es zwar gemütlich, aber mit der ganzen Bandausrüstung im Wohnbereich auch ziemlich eng. Und außerdem kommen sie irgendwie mit dem Spielen nicht so recht voran. Jørn beugt sich über die Gitarre. Trude liegt auf dem Sofa ausgestreckt und Audun fummelt an seinem Handy herum. Keine Verbindung.

Elin setzt sich ans Keyboard, stülpt sich die Kopfhörer über und lässt ihre Finger mit den schwarzen und weißen Tasten der Ensoniq spielen. Sie drückt Knöpfe, bis sie einen vollen Orgelklang auf dem Synther hat, und fängt an ein Bachstück zu spielen, das sie in den Fingern hat. Es ist herrlich, wenn sie sich aus der Hütte ausklinken kann in eine musikalische Landschaft, die sie allein steuern kann.

»Mein Großvater hat die Hütte vor fünfunddreißig Jahren gebaut«, hatte Trude erzählt, als sie ankamen. Es ist eine von zwei älteren Hütten, die im Birkenwald ganz unten am Hang stehen. Oben im Panorama liegen die gezimmerten Paläste mit nach Westen ausgerichteten Terrassen, die aussehen wie verkrüppelte Unterlippen. »Die Hütte war sein Lebenswerk«, hatte Trude weiter berichtet, »und seine Zuflucht vom Alltag in der Stadt. Seit wir wieder nach Øystre zurück gezogen sind, wird sie nicht mehr so viel benutzt. Ich ... bin seit zwei Jahren nicht mehr hier gewesen. Wir haben versucht sie zu vermieten, aber...«

»Hier drin will bestimmt keiner wohnen, wenn er zwischen all den Superhütten der Gegend wählen kann«, hatte Jørn gesagt.

Wegen der zwei Schlafkammern der Hütte hatte es am ersten Abend fast einen Streit gegeben. Es war schon eine ganze Weile her, seit die Hütte das letzte Mal benutzt worden war, und die Spinnen hatten sich in den Ecken und Winkeln ausgiebig amüsiert. Elin fühlte sich wie die Putzfrau der anderen, als sie Wasser aufsetzte und dann mit dem Wischlappen loszog, während ihre Freunde seelenruhig Karten spielten. Aber lieber das, als später beim Ins-Bett-Gehen die Panik zu kriegen. Und hinterher waren die Herrschaften anscheinend alle mit ihrem Einsatz zufrieden.

Elin betrachtet die Tasten. Sie spielt mit der linken Hand Akkordfolgen, während ihre rechte Hand die Melodie variiert. Ihr Kopf wird zu einem majestätischen Kirchenraum mit gewölbtem Dach, der fast bis in den Himmel reicht. Dann erfindet ihre Fantasie neue Bilder: Sie geht einer rot glühenden Sonne entgegen, die hinter weißen Bergen untergeht. Der Schnee liegt wie eine heilige Hülle über der Landschaft. Bis Jørn vorbeikommt, mit den Fingern über die Tasten fährt und den Zauber zerstört.

Elin blinzelt. Sie will das Bild festhalten, aber das gelingt ihr nicht. Sie ist wieder in der Hütte. Trude liegt auf dem Sofa, die Ohrstöpsel ihres Discman im Ohr, die CD dreht sich, ihre Beine hat sie hochgelegt. Sie hat heute beim Snowboardfahren wirklich Punkte gemacht. Und ist offensichtlich erschöpft.

Elin selbst freut sich auf die Skitour morgen. Sie hofft nur, dass das Wetter sich hält und die Loipen gute Spurung und festen Schnee haben werden, damit es nicht zu anstrengend wird. Elin hat schon eine Idee für eine schöne Tour im Kopf, ist aber klug genug, sie erst einmal noch für sich zu behalten.

Audun tippt optimistisch wieder auf sein Handy. Elin nimmt den Kopfhörer ab, als sie merkt, dass er jetzt eine Verbindung hat.

»Jepp«, sagt Audun und unterbricht den Kontakt. Er streckt den Daumen in die Luft. »Ich haue eben mal kurz ab«, sagt er.

Elin stülpt sich den Kopfhörer wieder über, als sie sieht, wie Audun seinen Anorak holt und rausgeht. Sie will jetzt in die offene Landschaft, wechselt rasch zum grand piano, dreht eine Standardrunde mit vollen Jazzakkorden und fängt dann an zu improvisieren.

Während sie mit den Tönen spielt, bleiben ihre Augen an Jørn hängen. Er beugt sich über den Gitarrenhals. Sicher absolviert er eins seiner Übungsprogramme, um die Finger aus dem Winterschlaf zu wecken. Elin würde zu gern wissen, was jetzt wohl in seinem Kopf vor sich geht. Ab und zu macht es ihr Angst, dass er sich so ganz zurückzieht. Alles abblockt. Sich in Griffen und Fingerzupfen vergräbt. Sie kann ja hören, dass es gut wird, aber es gelingt ihm nicht, die anderen dadurch mitzureißen. Jørn hat so viele Ideen, wie Express klingen soll, dass nur noch wenig Freiraum für uns andere bleibt, denkt Elin. Für sie ist es nicht so wichtig, zu diesem Landeswettbewerb zu fahren. Und für Trude und Audun auch nicht.

 

Audun trippelt unten beim Touristenbüro von einem Bein aufs andere. Er schaut auf die Uhr. Der Schneider müsste jetzt kommen. Das Telefongespräch spult sich noch einmal in seinem Kopf ab.

»Hallo?«

»Kann ich mit dem Schneider reden?«

»Am Apparat.«

»Du bist um Viertel nach vier nicht da gewesen.« Keine Antwort. Audun räusperte sich und fuhr dann fort:

»Hast du Ware?«

»Pillen, Pulver oder flüssig?«

»Flüssig.«

Dann hatten sie den Treffpunkt verabredet. Audun sieht auf die Uhr, er ist wieder pünktlich. Da hört er es hinter sich im Schnee knacken. Er zuckt zusammen und dreht sich hastig um. Ein Mann steht zwei Meter von ihm entfernt. Sein Gesicht ist von einem Schneescooterhelm mit heruntergelassenem Sichtschutz verdeckt. Er trägt einen schwarzen Fahroverall mit reflektierenden hellgrünen Streifen. Seine Hände stecken in Goretex-Handschuhen. Das muss der Schneider sein.

»Wo kommst du her?«, platzt Audun heraus.

»Vom Himmel. Da willst du doch auch hin, oder?«, lacht der Schneider und boxt Audun mit der Faust gegen die Brust.

Audun macht einen Schritt zurück. Er nickt.

»Was war denn um Viertel nach vier los? Ich war in der Hütte und habe ziemlich lange gewartet.«

Audun kann diesmal gar nicht erst reagieren. Die zwei Meter Abstand schmelzen weg und er wird von einem harten Griff am Anorak hochgezogen. Sein eigenes erschrockenes Gesicht spiegelt sich im Helmglas.

»Was hast du gesagt? Du warst in der Hütte?« Audun schnappt nach Luft.

»Die Tür war offen und wir wollten uns doch dort treffen und...«

»Idiot«, zischt der Schneider und lässt Audun los, der auf die Erde zurückfällt. »Wir wollten uns bei der Hütte treffen, du Trottel.«

Audun weicht einen Schritt zurück. Er ist unsicher, ob er nicht lieber abhauen sollte. Aber er kann schließlich nicht mit leeren Händen zur Hütte zurückkommen. Nicht nach all der Reklame, die er gemacht hat. Der Schneider geht wieder einen Schritt auf ihn zu. Jetzt ist seine Stimme weicher.

»Ich habe doch gar keine Ahnung, wer da drin wohnt, kapiert? Der Trick ist doch grade, dass es keinen festen Treffpunkt gibt. Der wird jedes Mal neu festgelegt!« Audun nickt eifrig. Ihm ist klar, dass er darüber jetzt nicht weiter nachdenken sollte. Und auch nichts über die unordentliche Hütte sagen sollte.

»In Ordnung. Tut mir Leid.«

Der Schneider nickt.

»Okay. Dann vergessen wir das.«

»Hast du das Gebräu?«

»Hast du Zaster?«

Audun fingert einen Zweihunderter aus der Tasche.

»Hier.«

Der Schneider schaut sich schnell um, bevor er eine Halbliter-Flasche aus seinem Anzug zieht und sie Audun gibt.

»Viel Spaß! Samstag hat der Laden wieder geöffnet. Ruf einfach an!«

Dann dreht er sich um und verschwindet in den Schatten hinter der Tankstelle.

Audun stopft sich die Flasche in die große Brusttasche seines Anoraks und macht sich auf den Rückweg. Der Schnee knirscht. Der Schneematsch wird abends frieren. Er bleibt stehen und schaut zurück. Der Schneider ist weg.

*

Jørn versucht die Gedanken auszuschalten. Er will die Finger locker über das Griffbrett laufen lassen, aber sie bleiben hängen. Pappschnee. Die Finger fühlen sich taub und steif an. Sie kämpfen mit den Bändern, sperren sich gegen die Saiten. Aber er darf nicht aufgeben und macht eine neue Runde, in der die Finger der rechten und linken Hand zusammenarbeiten sollen. Die richtige Saite an der richtigen Stelle treffen sollen. Wiederholt das, immer und immer wieder. Schaltet ab. Kommt weg von der Hütte. Hinein in die Musik.

Das ist nicht einfach, allzu viel sperrt sich dagegen. Wir müssen durch diese Wand, denkt er. Alles steht und fällt mit dem abendlichen Üben. Schaffen wir es, eine hinkende Band wieder auf die Beine zu kriegen? Und was soll ich machen? Meine Ideen über Bord schmeißen? Die anderen die Führung übernehmen lassen? Jørn muss einsehen, dass es seine eigenen Ideen sind, die die Wand errichten, an der sich die anderen die Köpfe blutig stoßen. Aber was wollen denn die anderen wirklich?

Audun spielt das, was er spielen muss, aber mehr auch nicht. Er scheint das Ganze gründlich satt zu haben. Trude ist ein Naturtalent hinter dem Schlagzeug, aber immer häufiger merkt er, dass ihre Ideen aufeinander prallen. Es sieht so aus, als wollte sie Express eher zum straighten Rock n Roll führen, während Jørn mehr Boogie-Töne haben will. Bei ihm soll es rollen und swingen. Und wo steht Elin? Er hat das Gefühl, als würde sie versuchen sich rauszuhalten, und das sieht Elin Helgesen gar nicht ähnlich.

Und dann ist da Hacke. Jørn fühlt, dass die ganze Konstellation noch brenzliger wird, weil Harald Andersen in der Nähe ist. Allzu...


mehr