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Der Gerichtsgutachter

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
332 Seiten
Deutsch
Omnino Verlagerschienen am28.02.20211. Aufl
»Georg hatte ein feines Gespür dafür, aus kleinsten Bemerkungen, ja einzelnen Worten, Unausgesprochenes, Hintergründiges herauszulesen, so ähnlich wie Archäologen einen Knochen finden und daraus die Gestalt des ganzen restlichen Menschen rekonstruieren. Das faszinierte und beunruhigte Claire zugleich.« Täglich bewertet Gerichtsgutachter Georg Förster seine Fälle: Mörder, Räuber, Drogensüchtige. Er weiß ihren Verfehlungen auf den Grund zu gehen. Er erstellt Diagnosen, Kriminalprognosen und begutachtet ihre Schuldfähigkeit. Von niemandem lässt er sich vorführen. Zu gut kennt er die Abgründe der menschlichen Psyche. Doch der kühle Georg wird aus der Bahn geworfen, als er mit einem neuen Gutachtenfall beauftragt wird: Ein Schönheitschirurg soll Frauen unter Drogen gesetzt und sie anschließend operiert haben. Für Georg wird der Fall schließlich zur emotionalen Achterbahnfahrt. Beruf und seine Beziehung zu der 17 Jahre jüngeren Claire werden infragestellt, als Claire entdeckt, dass er ein großes Geheimnis hat... Ein Kriminalroman. Eine fatale Beziehungsgeschichte. Ein Einblick in die Untiefen des Rechtssystems. __________________________________________________________________ Mehr zum Gerichtsgutachter: https://www.dergerichtsgutachter.de __________________________________________________________________ Der Gerichtsgutachter liest: alle Termine auf: https://www.dergerichtsgutachter.de/

Georg Schreiber wurde 1961 in Angermünde (Brandenburg) geboren und wuchs in Ostdeutschland auf. Er studierte an Universitäten in Jena, Leipzig, Berlin und in Cambridge/USA (Harvard). Er war als Psychologe u.a. als Dozent an der Freien Universität Berlin und leitender Psychologe einer Rehaklinik tätig, betrieb eine Praxis für Körperpsychotherapie und ist seit vielen Jahren selbstständiger Gerichtsgutachter. Er lebt in Mecklenburg.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR17,99

Produkt

Klappentext»Georg hatte ein feines Gespür dafür, aus kleinsten Bemerkungen, ja einzelnen Worten, Unausgesprochenes, Hintergründiges herauszulesen, so ähnlich wie Archäologen einen Knochen finden und daraus die Gestalt des ganzen restlichen Menschen rekonstruieren. Das faszinierte und beunruhigte Claire zugleich.« Täglich bewertet Gerichtsgutachter Georg Förster seine Fälle: Mörder, Räuber, Drogensüchtige. Er weiß ihren Verfehlungen auf den Grund zu gehen. Er erstellt Diagnosen, Kriminalprognosen und begutachtet ihre Schuldfähigkeit. Von niemandem lässt er sich vorführen. Zu gut kennt er die Abgründe der menschlichen Psyche. Doch der kühle Georg wird aus der Bahn geworfen, als er mit einem neuen Gutachtenfall beauftragt wird: Ein Schönheitschirurg soll Frauen unter Drogen gesetzt und sie anschließend operiert haben. Für Georg wird der Fall schließlich zur emotionalen Achterbahnfahrt. Beruf und seine Beziehung zu der 17 Jahre jüngeren Claire werden infragestellt, als Claire entdeckt, dass er ein großes Geheimnis hat... Ein Kriminalroman. Eine fatale Beziehungsgeschichte. Ein Einblick in die Untiefen des Rechtssystems. __________________________________________________________________ Mehr zum Gerichtsgutachter: https://www.dergerichtsgutachter.de __________________________________________________________________ Der Gerichtsgutachter liest: alle Termine auf: https://www.dergerichtsgutachter.de/

Georg Schreiber wurde 1961 in Angermünde (Brandenburg) geboren und wuchs in Ostdeutschland auf. Er studierte an Universitäten in Jena, Leipzig, Berlin und in Cambridge/USA (Harvard). Er war als Psychologe u.a. als Dozent an der Freien Universität Berlin und leitender Psychologe einer Rehaklinik tätig, betrieb eine Praxis für Körperpsychotherapie und ist seit vielen Jahren selbstständiger Gerichtsgutachter. Er lebt in Mecklenburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958941731
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum28.02.2021
Auflage1. Aufl
Seiten332 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5625511
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

II
Harvard

Sommer. Georg und Claire flogen mit Air France über Paris nach Marseille. »Hast du deine Tavor schon genommen?«, fragte Georg, als sie die Sicherheitskontrolle in Tegel passierten.

»Nein, noch nicht«, antwortete Claire.

»Dann wäre es jetzt wirklich ein guter Zeitpunkt.«

»Ich weiß, ich will noch warten, ob es vielleicht diesmal ohne geht.«

»Und wieso sollte es diesmal ohne gehen? Das letzte Mal hast du eine Panikattacke bekommen, als wir gerade von Teneriffa abhoben. Erinnerst du dich noch? Die Stewardess musste sich mitten im Steigflug abschnallen und kam angerannt, weil sie dachte, du hättest eine Herzattacke. Dann hast du sie angelächelt und gesagt, es sei alles gut, du hättest nur Flugangst.«

»Könntest du bitte das Thema Flugangst fallenlassen? Ich finde das nicht besonders hilfreich!«

Als sie zum Start rollten, griff Claire nach Georgs Hand und nagelte sie an der Armlehne fest. »Ich glaube, ich nehme jetzt doch besser eine«, sagte sie mit Angst geweiteten Augen. Sie sah blass aus und atmete schnell und stoßweise.

»Na dann aber schnell, dann wirkt sie vielleicht wenigstens bei der Landung. Wo hast du sie denn?«

»Vorne in meiner Handtasche. Gib sie mir! Ich bin so aufgeregt.«

»Dann musst du aber meine Hand loslassen.« - Claire gab Georgs Hand frei. Er kramte das gelbweiße Plastikröhrchen aus ihrer Tasche und steckte ihr eine der winzig kleinen Pillen in den Mund.

»Ich hab so einen trockenen Mund, ich kann nicht schlucken! Hast du noch Wasser?«

»Nein, das mussten wir ja vor der Sicherheitskontrolle abgeben.«

»Dann spuck mir in den Mund!«

In Charles de Gaulle stiegen sie um. Das Flugzeug juckelte gemütlich zum Start. »Ich halt das nicht aus!«, Claire war außer sich.

»Was ist denn nun schon wieder?! Die Pille müsste doch eigentlich noch wirken?«

»Die Musik! Das ist die Musik aus Spiel mir das Lied vom Tod.«

»Wirklich? - Ja, du hast recht. Hm. Die Franzosen haben einen etwas anderen Humor.«

»Das ist nicht lustig!«

Georg gab der Stewardess, die durch den Gang patrouillierte, ein Zeichen. »Entschuldigen Sie, könnten Sie vielleicht eine andere Musik einlegen? Meine Freundin hat Flugangst«, sagte er auf Englisch.

»Aber was ist mit der Musik? Das ist doch eine sehr schöne Melodie, alle Leute lieben sie.«

»Das ist die Titelmusik von Spiel mir das Lied vom Tod. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«

»Aber nein! Das ist C era una volta il West - Once upon a time in the West.«

»Wie dem auch sei. Könnten Sie die Musik abstellen oder wechseln? Sie bekommt meiner Freundin nicht: Sie bekommt davon noch mehr Angst - Panik!«

»Ich bedaure, mein Herr. Das tut mir leid für Ihre Freundin.«

Kaum hatten sie in Marignane aufgesetzt, das Flugzeug hatte die Landebahn noch nicht verlassen, ging es Claire wieder gut. Auf dem Platz vor dem Terminal holten sie ihr Mietauto ab.

»Gib mal her«, sagte Georg zu Claire und nahm ihr ihre Reisetasche ab.

»Wieso packst du alles in den Kofferraum? Wir haben doch genug Platz im Auto.«

»Ich glaube, es ist besser so. Wir sind hier in Südfrankreich; man muss die Diebe ja nicht noch anlocken.« Und als Claire ihn ungläubig und leicht genervt ansah, fügte er hinzu: »Hab ich im Reiseführer gelesen.«

Nach dreißig Kilometern hielten sie in Aix-en-Provence, um ein wenig umherzuwandeln und einen Kaffee zu trinken. Als sie ausstiegen, fiel Claire ein, dass ihre Kamera in ebenjener Tasche lag, die Georg in den Kofferraum gepackt hatte.

»Brauchst du die Kamera denn wirklich? Wir sind doch gleich wieder zurück.«

»Ich hätte sie halt gerne bei mir; es ist Urlaub.«

»Ich will nicht, dass jemand sieht, was wir alles im Kofferraum haben.«

»Wissen die Richter eigentlich, dass du paranoid bist? Wir sind im Uuurlaaauuub, vergiss deine Kriminellen, die sind alle in Berlin geblieben.«

»Wir sind in Südfrankreich!«

»Eben!« Damit war das Thema für Claire erledigt und sie nahm die Kamera aus der Tasche im Kofferraum.

Sie spazierten den Cours Mirabeau hoch und runter und tranken am Café du Roi René einen Espresso, Claire gönnte sich auch ein Glas Châteauneuf-du-Pape. Als sie nach einer Stunde zurückkamen, war das Auto ausgeraubt. Die Diebe hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Türen und den Kofferraum wieder zu schließen.

»Siehst du: gut, dass ich wenigstens meine Kamera mitgenommen habe!«, sagte Claire.

Georg presste die Lippen zusammen und warf ihr einen eisigen Blick zu; er hätte ausflippen können, aber er tat es nicht. Er war noch damit beschäftigt, den entstandenen Schaden zu analysieren: Was war gestohlen worden?

»Scheiße!«, schrie Claire. »Die haben ja alle unsere Sachen! Was wollen die mit meinem Waschzeug und meinen Klamotten?! Und meinen Büchern! Ich glaub es einfach nicht! Da frag ich mich, warum ich überhaupt meine Tasche gepackt habe!?«

»Ja, es ist demütigend«, sagte Georg deprimiert und ohne eine Spur von Triumph in seiner Stimme. »Was machen wir jetzt?« Er schaute in seinen Rucksack. Außer seinem Portmonee hatte er noch sein Handy und Die Korrekturen von Franzen, in dem er während des Fluges gelesen hatte. Claire hatte in ihrer Handtasche außer ihrer Kamera noch ihr Portemonnaie, Schminkzeug, Taschentücher und ihr Telefon. Georg fühlte sich an dieser Niederlage nicht ganz unschuldig. Wenn er wirklich so überzeugt gewesen war von der Gefahr, ausgeraubt zu werden - warum hatte er dann das Auto nicht in einem Parkhaus abgestellt?

Sie fuhren zurück zum Flughafen und tauschten das Auto aus. Dann ging es weiter in Richtung Rohne-Delta. In Avignon erkundigten sie sich an der Kasse des Theaterfestivals nach übriggebliebenen Tickets. Groß war die Auswahl nicht mehr. Im Papstpalast gab es eine Aufführung der Tanzkompanie von Sascha Walz, die sie schon in Berlin gesehen hatten. Aber in einem kleinen namenlosen Theater, es war eigentlich die Aula einer Schule, gab es eine Aufführung ebenjener Antigone-Fassung von Anouilh, die Georg einst selbst während seines Studiums in Leipzig inszeniert hatte - und dafür gab es sogar noch Karten, die sie sich kauften. Die Aufführung war erst in ein paar Tagen.

Nachdem sie gegessen und sich auf der Rue de la Republique neu eingekleidet hatten, fuhren sie weiter nach Cabrières, einem kleinen Dorf unweit von Nîmes, wo sie in einem vierhundert Jahre alten Weinbauernhof einen Flügel eines Gehöfts gemietet hatten und so quasi ein Haus für sich bewohnten. Die Wohnung erstreckte sich über drei Etagen, aus dem oberen Schlafzimmer konnte man auf eine Dachterrasse treten und den Blick über den gesamten Ort mit seinen roten Ziegeldächern und verstreuten Zypressen schweifen lassen. Ein Anblick wie auf einem Gemälde von Cezanne.

Am nächsten Tag fuhren sie nach Uzès auf den Markt und deckten sich mit französischen Delikatessen ein. Dennoch konnten sie nicht der Versuchung widerstehen, gleich auf dem Markt in einem der Restaurants zu essen und unter dem Schutz der Platanen dem Markttreiben zuzusehen.

Am Nachmittag unternahmen sie eine Kanufahrt auf dem Gardon, sprangen zwischendurch auch in den eisigen Fluss und unterquerten in der Abenddämmerung den zweitausend Jahre alten römischen Viadukt, der einst Nîmes mit Wasser versorgt hatte.

Am darauffolgenden Tag fuhren sie nach Châteauneuf-du-Pape. Unterhalb der Ruine der ehemaligen Sommerresidenz des Papstes nahmen sie in der Cave du Verger des Papes an einer Verkostung verschiedener Jahrgänge Châteauneuf-du-Pape teil, kauften schließlich zwei Kartons weißen und roten des Jahrgangs 2005 und ließen es sich danach auf der Terrasse des darüber liegenden Restaurants gut gehen. Von ihrem Tisch am Rande der Terrasse, im angenehm temperierten Schatten einer Pinie, konnten sie ganz am Horizont im Rhonetal die gotischen Zacken des Papstpalastes in Avignon erkennen. Eine Band spielte die kompletten Best-off der Gipsy Kings und gutbetuchte amerikanische, britische, niederländische und deutsche Touristen hörten andächtig zu, wie der Sänger Commandante Che Guevara ins Mikrofon säuselte.

Berlin und die Gutachten waren für Georg nun schon sehr weit weg. Claire genoss nicht nur das recht komfortable Leben, die französische Kultur, das Essen, die Landschaft, das Wetter und den Anblick der auffallend schlanken und gut aussehenden Franzosen und Französinnen; sie genoss vor allem, dass Georg sich endlich einmal entspannte und für sie da war, sie überhaupt zu bemerken schien.

»Hättest du dir früher jemals träumen lassen«, fragte Claire ihn mit ausladenden Gesten und mit Freudentränen in den Augen, »hier mit mir in Frankreich auf dieser Terrasse zu sitzen, diesen guten Wein zu trinken und diesen wunderschönen Blick zu genießen?«

»Und das zu machen, was wir hier gerade getan haben?«

»Und das.«

»Ich weiß nicht ⦠Nicht mit dir«, lächelte Georg sie an.

»Nun sag doch mal!? Ich meine es ernst.« Claire schaute Georg direkt in die Augen. Sie schien eine richtige Antwort zu erwarten, eine, aus der sie etwas Neues erfahren könnte, etwas - das wurde Georg bei ihrem fragenden Blick allmählich bewusst -, was sie noch nicht über ihn wusste.

»Nein, im Ernst: Ich hatte da in der DDR eher eine Ahnung davon, dass da noch mehr sein müsste als graue Häuser mit Putzschäden, die so aussehen, als ob der Krieg gerade erst vorüber ist, als Kohleofenqualm, der einem den Atem...
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