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Amerika verstehen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Klett-Cotta Verlagerschienen am13.02.2021Die Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Die USA am Scheideweg - wie angeschlagen ist die Weltmacht nach vier Jahren Trump, was macht sie dennoch stark und gleichzeitig so gespalten? Amerika nach Trump - die vermeintliche Schutzmacht westlicher Demokratien scheint uns Europäern zunehmend fremd zu werden. Der Amerika-Experte Ronald D. Gerste beschreibt die vielfältigen Facetten eines mächtigen, verunsicherten - und manchmal beängstigenden - Landes. Eine kompakte Reise durch Kultur und Geschichte einer Nation, die niemanden gleichgültig lässt. Es waren Bilder, die man nach mehr als 70 Jahren transatlantischer Partnerschaft nicht für möglich gehalten hätte: das Capitol in Washington, Symbol der amerikanischen Demokratie, welche Europa über die Jahrzehnte des Kalten Krieges beschützt hatte, wurde von einem wütenden Mob gestürmt. Viele trugen das Sternenbanner - und traten die Werte, für welche die Fahne steht, mit Füßen. Inspiriert hatte die Menge ein Präsident, der den Ausgang einer Wahl, seine Niederlage, verleugnet hatte - der dramatische und für viele Beobachter abstoßende Höhepunkt einer vierjährigen Amtszeit voller Unwahrheiten und Hasstiraden. Nicht erst mit Trump, aber durch ihn ganz besonders ist die Schutzmacht USA für viele Europäer fremd geworden. Deutsche und andere Europäer teilen mit den Amerikanern wesentliche Werte und unsere Kultur wird in ganz beträchtlichem Maße von amerikanischen Institutionen, von Hollywood bis Facebook, mitgeprägt. Doch Vieles an Amerika und den Amerikanern erscheint uns merkwürdig oder gar erschreckend: die Allgegenwart von Schusswaffen, die tiefe Religiosität, der manchmal exzessive Patriotismus (»America can't do wrong!«), die Kluft zwischen den Rassen, zwischen Metropolen und einer pittoresken, oft aber auch öden Provinz, zwischen intellektuellen Eliten und Rednecks im Pickup-Truck - und grölend in der Rotunda des Capitols. Der Amerika-Experte Ronald D. Gerste führt den Leser durch Geschichte und Gegenwart, durch Kultur und Politik, durch Glanz und Schatten eines fernen Freundes, der heute über sich selbst erschrocken und verwirrt ist.

Ronald D. Gerste, geboren 1957, ist Arzt, Historiker und Amerikakenner und lebt als Buchautor und Wissenschaftskorrespondent in Washington, D.C. Er schreibt u. a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Neue Zürcher Zeitung und Die Zeit. Bei Klett-Cotta erschienen u. a. »Wie Krankheiten Geschichte machen«, »Trinker, Cowboys, Sonderlinge - Die 13 seltsamsten Präsidenten der USA« und »Die Heilung der Welt«.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextDie USA am Scheideweg - wie angeschlagen ist die Weltmacht nach vier Jahren Trump, was macht sie dennoch stark und gleichzeitig so gespalten? Amerika nach Trump - die vermeintliche Schutzmacht westlicher Demokratien scheint uns Europäern zunehmend fremd zu werden. Der Amerika-Experte Ronald D. Gerste beschreibt die vielfältigen Facetten eines mächtigen, verunsicherten - und manchmal beängstigenden - Landes. Eine kompakte Reise durch Kultur und Geschichte einer Nation, die niemanden gleichgültig lässt. Es waren Bilder, die man nach mehr als 70 Jahren transatlantischer Partnerschaft nicht für möglich gehalten hätte: das Capitol in Washington, Symbol der amerikanischen Demokratie, welche Europa über die Jahrzehnte des Kalten Krieges beschützt hatte, wurde von einem wütenden Mob gestürmt. Viele trugen das Sternenbanner - und traten die Werte, für welche die Fahne steht, mit Füßen. Inspiriert hatte die Menge ein Präsident, der den Ausgang einer Wahl, seine Niederlage, verleugnet hatte - der dramatische und für viele Beobachter abstoßende Höhepunkt einer vierjährigen Amtszeit voller Unwahrheiten und Hasstiraden. Nicht erst mit Trump, aber durch ihn ganz besonders ist die Schutzmacht USA für viele Europäer fremd geworden. Deutsche und andere Europäer teilen mit den Amerikanern wesentliche Werte und unsere Kultur wird in ganz beträchtlichem Maße von amerikanischen Institutionen, von Hollywood bis Facebook, mitgeprägt. Doch Vieles an Amerika und den Amerikanern erscheint uns merkwürdig oder gar erschreckend: die Allgegenwart von Schusswaffen, die tiefe Religiosität, der manchmal exzessive Patriotismus (»America can't do wrong!«), die Kluft zwischen den Rassen, zwischen Metropolen und einer pittoresken, oft aber auch öden Provinz, zwischen intellektuellen Eliten und Rednecks im Pickup-Truck - und grölend in der Rotunda des Capitols. Der Amerika-Experte Ronald D. Gerste führt den Leser durch Geschichte und Gegenwart, durch Kultur und Politik, durch Glanz und Schatten eines fernen Freundes, der heute über sich selbst erschrocken und verwirrt ist.

Ronald D. Gerste, geboren 1957, ist Arzt, Historiker und Amerikakenner und lebt als Buchautor und Wissenschaftskorrespondent in Washington, D.C. Er schreibt u. a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Neue Zürcher Zeitung und Die Zeit. Bei Klett-Cotta erschienen u. a. »Wie Krankheiten Geschichte machen«, »Trinker, Cowboys, Sonderlinge - Die 13 seltsamsten Präsidenten der USA« und »Die Heilung der Welt«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608116519
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.02.2021
AuflageDie Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5626242
Rubriken
Genre9200
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Inhalt/Kritik

Leseprobe


Einleitung: Die erschütterte Demokratie


Sternenbanner wehen im Wind. Die Fahne hat viele unvergessene Bilder geprägt, auch Generationen später mit hohem Wiedererkennungswert - und bei Millionen von Betrachtern Bewunderung in solchen Momenten ausgelöst. Die Stars and Stripes auf den Boulevards von Paris, als die Alliierten im Sommer 1944 die Stadt - und bald darauf Westeuropa - von den Nazis befreit hatten. Als Staffage bei der berühmten Rede von John F. Kennedy in Berlin 1963. An beinahe gleicher Stelle 24 Jahre später, als Ronald Reagan dem sowjetischen Parteichef zurief: Mr. Gorbachev, tear down this wall! - und sich kaum jemand vorstellen konnte, dass diese Vision so schnell Realität werden sollte. Emporgezogen zu den Klängen von The Star-Spangled Banner bei den Siegerehrungen von Olympischen Spielen und von staubbedeckten Feuerwehrleuten kurz nach dem 11. September 2001 am Ground Zero in New York. Und ein Bild für die Ewigkeit - oder: solange es Menschen gibt - ist das Foto jener Fahne neben einem Mann namens Buzz Aldrin, die nie von einem Windstoß bewegt werden wird: im Mare Tranquilitatis, am 21. Juli 1969, als die ganze Welt gebannt vor den Fernsehgeräten saß, über alle ideologischen Differenzen hinweg Amerikas Astronauten Tribut zollte und selbst jenseits des Eisernen Vorhangs vielerorts für die drei Männer gebetet wurde.

Sternenbanner wehten in großer Zahl im Wind an einem kalten Januarnachmittag, als sich die Welt fragte, was mit Amerika geschehen war, ob seine Demokratie und seine Werte noch eine Zukunft haben. Ob sie sich von einer beispiellosen Attacke würden erholen können, ob dieses große Land, das auch in der multipolaren Welt nach Ende des Kalten Krieges in so vielen Bereichen dominiert, aus der Dunkelheit würde hervorgehen können, um das zu erleben, was der größte Präsident der USA, Abraham Lincoln, in einer anderen bedrückenden Zeit, auf dem Höhepunkt des Amerikanischen Bürgerkrieges, a new birth of freedom, eine Wiedergeburt der Freiheit genannt hatte.

Die Menschen, die am 6. Januar 2021 das Capitol in Washington erstürmten, vor denen die Kongressabgeordneten und Senatoren und sogar der Vizepräsident in Sicherheit gebracht werden mussten - den zu hängen in Sprechchören skandiert wurde, nachdem er nicht länger den Lügen des ersten Mannes im Staat über angebliche Wahlfälschungen zu folgen bereit war - trugen das Sternenbanner in unterschiedlichsten Formen mit sich: an Fahnenstangen (mit denen einige von ihnen auf Polizisten einprügelten), als Kopftücher über den meist bärtigen Gesichtern oder als Umhang. Doch es waren auch andere Fahnen zu sehen. Eine von ihnen hatte eine schmerzhafte historische Bedeutung: es waren die Stars and Bars der Konföderierten, der Südstaaten in jenem Bürgerkrieg, das Symbol eines auf der menschenverachtenden Institution der Sklaverei basierenden Systems. Es war ein Staatswesen, das von keinem Land der Welt diplomatisch anerkannt worden war und das in einem blutigen Konflikt niedergerungen werden musste. Was den Generälen der Konföderation versagt blieb, schafften die Gewalttäter des Jahres 2021: Die Fahne einer zutiefst rassistischen Ideologie wurde in einer Art verblendeten Triumphzuges durch die Rotunda des Capitols getragen.

Der Blickfang für die geschockte Weltöffentlichkeit und für die große Mehrheit der an jenem Tag ebenfalls entsetzten Amerikaner war eine andere Art der Fahne, ein Design der jüngeren Vergangenheit. Die Sterne - in einigen Entwürfen drei, in andere fünf - fallen kaum auf, sie wirken zwergenhaft neben den fünf großen Lettern: T, R, U, M, P. Für eine Mehrheit der Amerikaner, für praktisch alle Liberalen und auch für viele Konservative war der Vandalismus, die Verachtung der demokratischen Institutionen der USA und die Gewaltbereitschaft, die unter anderem einen Polizisten sein Leben kosteten, nachdem ihm Landsleute, die wahrscheinlich sonst rituell ihre Unterstützung für law and order und für our brave men and women in uniform beschwören, mit einem Feuerlöscher den Schädel eingeschlagen hatten, ein bitterer, aber nicht unlogischer Höhe- und Schlusspunkt einer in der Geschichte der USA einmaligen Präsidentschaft.

Die vier Jahre zwischen dem 20. Januar 2017 und dem gleichen Tag im Jahr 2021 wurden von einem Mann dominiert, der eine gänzlich andere Biografie hatte als alle seine Amtsvorgänger - und einen gänzlich anderen Charakter, ein einzigartiges Verständnis von seiner Rolle und seiner Verantwortung im immer noch mächtigsten Amt der Welt. Über diese vier Jahre haben Regierungen in aller Welt mit einer Mischung aus Sorge (vor allem bei den westlich geprägten Demokratien) und Amüsement (eher in autokratischen Regimen) die oft sprunghaften Entschlüsse beobachtet und sich an seiner eines Staatsmannes oft unwürdigen Rhetorik entsetzt oder erfreut. Die USA, über viele Jahrzehnte ein berechenbarer (wenn auch kaum uneigennütziger) Partner oder Konkurrent in der Weltpolitik, wurden unter ihrem 45. Präsidenten manchmal zu einer irrlichternden Komponente. Dass die Betonung dennoch auf »manchmal« liegen kann, zeigt die Stärke ihrer Institutionen wie dem State Department und dem Pentagon auf, die ein Maß von Normalität zu sichern in der Lage waren. Die Erwähnung der Streitkräfte weist immerhin auf einen positiven Aspekt der Präsidentschaft Trumps: unter seiner Führung wurden keine neuen Kriege begonnen und Amerikas Beteiligung an fernen und verlustreichen Konflikten heruntergefahren. Die Militärpräsenz der USA vor allem in Afghanistan und im Irak zu verringern, war eines seiner Wahlversprechen gewesen und entsprach zweifellos dem Wunsch vieler Amerikaner über Parteigrenzen hinweg. Der Krieg in Afghanistan war zum längsten in der amerikanischen Geschichte geworden, währte fast doppelt so lang wie die tragische Verstrickung der USA in den Vietnamkrieg und brachte dem geschundenen Land am Hindukusch alles andere als einen Frieden.

Es lässt sich argumentieren, dass Donald John Trump im November 2016 weniger deswegen gewählt wurde, weil ihn viele Amerikaner für eine besonders gewinnende Persönlichkeit hielten, sondern auch deshalb, weil die Demokraten eine Kandidatin ins Rennen schickten, die selbst Stammwähler der Partei als rundum unsympathisch empfanden. Diese erhielt zwar die Mehrheit der Wählerstimmen, doch bei amerikanischen Präsidentschaftswahlen zählt - wie noch erläutert wird - allein die Mehrheit im Wahlmännerkollegium, dem electoral college. Dort brachte Trump es auf 306 Stimmen, was um einiges über der erforderlichen Mindestzahl von 270 liegt und ihn von einem landslide, einem Erdrutschsieg sprechen ließ. Wie es der Zufall wollte, bekam vier Jahre später sein Rivale, der nunmehrige 46. US-Präsident Joe Biden ebenfalls 306 Wahlmännerstimmen und hatte bei den Wählerstimmen einen durchaus beeindruckenden Vorsprung von mehr als sieben Millionen.

Der im Januar 2021 unter solch einzigartigen Umständen aus dem Amt geschiedene Präsident unterschied sich in seiner Biografie nachhaltig von den Lebensläufen seiner Vorgänger. Während der Schauspieler Ronald Reagan, der letzte Quereinsteiger in die Politik in der Galerie amerikanischer Präsidenten, immerhin acht Jahre lang Gouverneur von Kalifornien gewesen war, hatte Donald Trump nie für ein öffentliches Amt kandidiert, nicht einmal für den örtlichen Board of Education oder einen Sitz in der Bezirksvertretung, geschweige denn für Repräsentantenhaus oder Senat in Washington oder für das Amt des Gouverneurs im Heimatstaat, welcher in Trumps Fall New York war, bevor er als Präsident seinen Wohnsitz in sein Resort Mar-a-Lago in Palm Beach im Sonnenstaat Florida verlegte - in New York City kündeten die Wahlergebnisse zu deutlich von Trumps Unbeliebtheit in der Metropole. Ein traditioneller Weg zur Präsidentschaft war bis dahin die Ausübung einen hohen elective office, eines Amtes, in das man von den Wählerinnen und Wählern gewählt worden war und in dem man sich bewährt hatte. Bill Clinton und George W. Bush beispielsweise waren wie Ronald Reagan Gouverneure, Barack Obama ein Senator gewesen. Ein anderer überkommener Pfad zur Präsidentschaft ist Kriegsheldentum: Mit George Washington, Ulysses S. Grant und Eisenhower stiegen drei Oberkommandierende in größeren Konflikten zu Präsidenten auf. Bei mehreren anderen Präsidenten spielte die militärische Komponente in der Biografie zumindest eine mitentscheidende Rolle wie bei Andrew Jackson, Zachary Taylor, Theodore Roosevelt und selbst bei John F. Kennedy, dessen Erlebnisse im Pazifikkrieg 1943/44 von den Medien (und mit kräftiger Unterstützung von...
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