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Ein Studienjahr in Jerusalem

tolino mediaerschienen am01.07.2020
Das Buch 'Ein Studienjahr in Jerusalem' ist ein Auszug aus dem 2. Band der Buchreihe 'Die Seelentöter - Meine Erfahrungen in der katholischen Kirche' von Bernhard Veil. Zum Inhalt dieser Ausgabe: Thomas bekommt ein Stipendium, um zwei Semester in Jerusalem studieren zu können. Damit er Land und Leute besser kennenlernen kann, bringt er bereits im ersten Semester sämtliche Studien- und Seminararbeiten sowie alle obligatorischen Prüfungen hinter sich, die für den Erhalt seines Stipendiums erforderlich sind, das er vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) erhielt. Im zweiten Halbjahr geht er mit Studienkollegen auf Entdeckertour durch Israel, durch Jordanien und in den Sinai. Bei seinen gewagten Reisen zu den antiken Ausgrabungsstätten erleben sie abenteuerliche Begegnungen mit Beduinen und müssen brenzlige Situationen in der Wüste bewältigen. Er berichtet von launigen und kuriosen Erlebnissen mit der einheimischen Bevölkerung und ihren kulturellen Gepflogenheiten. Was den Aufenthalt in dieser Zeit verkomplizierte, damals gab es noch kein Handy, kein Smartphone und kein Internet, ein Brief von Israel nach Deutschland dauerte vierzehn Tage und ein Päckchen auf dem Seewege sechs Wochen, private Telefongespräche ins Ausland mussten zuvor beim Fernmeldeamt angemeldet werden, eine Verbindung wurde zumeist in der Nacht durchgestellt, weil geschäftliche und amtliche Gespräche tagsüber bevorzugt abgewickelt wurden. Der Sinai war noch von den Israelis besetzt und die politische Lage mit den Nachbarstaaten war äußerst angespannt, zumal der Jom-Kippur-Krieg (Oktober 1973) gerade zwei Jahre zurücklag. Das politische Verhältnis zwischen Deutschland und Israel gestaltete sich schwierig, bei vielen Holocaust-Überlebenden war verständlicherweise die Abneigung gegen alles, was 'deutsch' ist, immer noch sehr groß. Was Thomas dort erlebte und wie er seine Zeit nützte, wird im vorliegenden Buch amüsant, spannend und unterhaltsam geschildert.

Bernhard Veil absolvierte die mittlere Beamtenlaufbahn bei der Stadtverwaltung Aalen. Danach altsprachliches Abitur in Stuttgart, Theologiestudium in München und Jerusalem, Gemeindeseelsorger für Jugendarbeit und Erwachsenenbildung mit regelmäßigem Predigtdienst und Religionsunterricht in Böblingen und Ludwigsburg. Anschließend Klinikseelsorger in Stuttgart. Psychotherapeutische Ausbildung in München und Wien. Klinikseelsorger in Geislingen a.d.Steige und in vier Alten- und Pflegeheimen.
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Produkt

KlappentextDas Buch 'Ein Studienjahr in Jerusalem' ist ein Auszug aus dem 2. Band der Buchreihe 'Die Seelentöter - Meine Erfahrungen in der katholischen Kirche' von Bernhard Veil. Zum Inhalt dieser Ausgabe: Thomas bekommt ein Stipendium, um zwei Semester in Jerusalem studieren zu können. Damit er Land und Leute besser kennenlernen kann, bringt er bereits im ersten Semester sämtliche Studien- und Seminararbeiten sowie alle obligatorischen Prüfungen hinter sich, die für den Erhalt seines Stipendiums erforderlich sind, das er vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) erhielt. Im zweiten Halbjahr geht er mit Studienkollegen auf Entdeckertour durch Israel, durch Jordanien und in den Sinai. Bei seinen gewagten Reisen zu den antiken Ausgrabungsstätten erleben sie abenteuerliche Begegnungen mit Beduinen und müssen brenzlige Situationen in der Wüste bewältigen. Er berichtet von launigen und kuriosen Erlebnissen mit der einheimischen Bevölkerung und ihren kulturellen Gepflogenheiten. Was den Aufenthalt in dieser Zeit verkomplizierte, damals gab es noch kein Handy, kein Smartphone und kein Internet, ein Brief von Israel nach Deutschland dauerte vierzehn Tage und ein Päckchen auf dem Seewege sechs Wochen, private Telefongespräche ins Ausland mussten zuvor beim Fernmeldeamt angemeldet werden, eine Verbindung wurde zumeist in der Nacht durchgestellt, weil geschäftliche und amtliche Gespräche tagsüber bevorzugt abgewickelt wurden. Der Sinai war noch von den Israelis besetzt und die politische Lage mit den Nachbarstaaten war äußerst angespannt, zumal der Jom-Kippur-Krieg (Oktober 1973) gerade zwei Jahre zurücklag. Das politische Verhältnis zwischen Deutschland und Israel gestaltete sich schwierig, bei vielen Holocaust-Überlebenden war verständlicherweise die Abneigung gegen alles, was 'deutsch' ist, immer noch sehr groß. Was Thomas dort erlebte und wie er seine Zeit nützte, wird im vorliegenden Buch amüsant, spannend und unterhaltsam geschildert.

Bernhard Veil absolvierte die mittlere Beamtenlaufbahn bei der Stadtverwaltung Aalen. Danach altsprachliches Abitur in Stuttgart, Theologiestudium in München und Jerusalem, Gemeindeseelsorger für Jugendarbeit und Erwachsenenbildung mit regelmäßigem Predigtdienst und Religionsunterricht in Böblingen und Ludwigsburg. Anschließend Klinikseelsorger in Stuttgart. Psychotherapeutische Ausbildung in München und Wien. Klinikseelsorger in Geislingen a.d.Steige und in vier Alten- und Pflegeheimen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783739490281
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.07.2020
Seiten112 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse129
Artikel-Nr.5643037
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Studium an der Dormitio-Abtei

Während meiner Studienzeit war ich sehr viel zu Fuß in Jerusalem unterwegs und nahm jede Gelegenheit wahr, kleinere und größere Touren durch Israel zu unternehmen. Gleich zu Beginn meines Studiums war mir klar, dass ich nur dann von diesem faszinierenden Land und den unterschiedlichsten Menschen etwas mitbekomme, wenn ich mich von der heilen, abgehobenen Welt der Theologischen Hochschule der Dormitio-Abtei loslöse und mich vom Wohnheim der Studenten abseile . Da uns zu Beginn des Semesters mitgeteilt wird, dass nicht alle Studenten im Wohnheim untergebracht werden können und einige von uns in der Stadt in einem Hotel wohnen müssen, melde ich mich sofort für die Unterbringung im Hotel an. Die Abtei hat in einem äußerst einfachen Ein-Sterne-Hotel ein paar Zimmer angemietet, das zwischen der Zitadelle am Jaffa-Tor und dem Neuen Tor hinter dem Lateinischen Patriarchat in der Altstadt liegt. Es nennt sich Knights-Palace-Hotel , also Ritterpalast ! Ursprünglich war es eine im neugotischen Stil errichtete Pilgerherberge mit hohen Zimmern und spitzbogenförmigen Fenstern. Später wurde es umgebaut und zwar so, dass jeweils ein Zimmer durch eine Mauer in der Mitte abgeteilt wurde und somit zwei schmale Einzelzimmer geschaffen wurden, wobei im Eingangsbereich dieser beiden Einzelzimmer ein kleiner Vorraum für eine Dusche abgeteilt wurde, die nun von beiden Zimmerbewohnern benutzt werden kann. Diese Unterbringung außerhalb des Abteigeländes ist für mich ideal, um auf eigene Faust das Land zu erkunden und mich vom festgezurrten Studienbetrieb abzusetzen. Bald darauf schießt mir der Gedanke durch den Kopf, ob es wohl möglich ist, vielleicht schon im ersten Semester dieses Studienjahres alle erforderlichen Prüfungen und schriftlichen Arbeiten zu absolvieren, die in der Prüfungsordnung der Theologischen Fakultät festgelegt sind. Danach könnte ich in diesem hochinteressanten Land herumreisen und meine eigenen Erkundungen anstellen. Da ich aber ein Stipendium vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) bekomme, ist die Teilnahme an den vorgeschriebenen Seminaren und das Bestehen sämtlicher Prüfungen obligatorisch, ansonsten müsste ich nämlich dieses Stipendium wieder zurückerstatten. Also gehe ich mit großem Eifer daran, gleich im ersten Semester möglichst alle obligatorischen Referate und sämtliche Seminararbeiten zu verfassen und die erforderlichen Prüfungen abzulegen, damit ich im zweiten Semester genügend Zeit habe, einige Reisen durch Israel, durch die Sinaihalbinsel und, wenn möglich, durch das benachbarte Jordanien zu unternehmen.

Mein Zimmer im Knights-Palace-Hotel ist ein sehr kärglich eingerichtetes Gemach. Das Inventar besteht aus einem eisernen Bettgestell, einem alten, zerkratzten und schwer angerempelten Kleiderschrank sowie aus einem kleinen runden Tischchen mit zwei Klappstühlen. Die drei alten muffigen Matratzen in diesem Bett, auf die man sich lediglich zwischen zwei Leintüchern hinlegen kann, erscheinen mir bei näherer Betrachtung nicht ganz geheuer zu sein. Sie haben, wie wir so zu sagen pflegen, ein Geschmäckle . Und als ich mich in meinem Zimmer noch genauer umsehe, bemerke ich an der Wand, wie langsam ein Gecko hinaufkriecht, um sich vor mir in Sicherheit zu bringen. Da ich nicht weiß, dass diese Geckos durchaus nützliche Tieren sind, weil sie sich darauf spezialisiert haben, lästiges Ungeziefer zu vertilgen, versuche ich dieses echsenartige Wesen mit einem Besen zum Fenster hinaus zu bugsieren. Doch dieses verdammte Miststück zieht sich mit seinen Saugnäpfen ganz hinauf in die gewölbte Decke hoch. Ich steige auf mein rundes Tischchen, doch selbst von hier aus kann ich es nicht mehr erreichen. Da ich mich aber auf die Gründlichkeit des Reinigungspersonals nicht verlassen will, gehe ich erst einmal in die Stadt und besorge mir ein Ungeziefer-Desinfektionsspray, um die Matratzen zu desinfizieren. Das Bett, den Schrank, den Tisch und beide Stühle reinige ich gründlich mit Putzmittel und Lappen, die ich aus der Besenkammer in der frei zugänglichen Gäste-Toilette des Hotels besorge. Weil ich aber partout mit dem Gecko mein Zimmer nicht teilen will, mache ich mich nun erneut daran, ihn mit einer Schachtel einzufangen, die ich mir beim Küchenpersonal besorgt habe. Doch wieder entzieht er sich mir in den für mich unerreichbaren Spitzbogen des Zimmers. Schließlich gebe ich meinen Kampf gegen diese eigenwillige Kreatur entmutigt auf, öffne das Fenster in der Hoffnung, dass er in der Nacht von alleine verschwindet und sich vielleicht etwas nahrhafteren Jagdgebieten zuwendet.

Dass meine Skepsis in puncto Sauberkeit schon beim Einzug in dieses Hotel durchaus angebracht war, bestätigt sich im Laufe der kommenden Wochen und Monate, in denen ich hier als ständiger Gast nun gezwungenermaßen so allerhand mitbekomme. Denn mit der Zeit lernt man die Arbeitsmoral des arabischen Personals bestens kennen und bekommt einen sehr guten Einblick in die Gepflogenheiten der hier arbeitenden Bevölkerung, was einem normalen Touristen oder Pilger, der nur wenige Tage oder mitunter auch mal eine Woche in Jerusalem verweilt, gar nicht auffällt.

Mein Zimmer liegt im Erdgeschoss des Hotels nur wenige Schritte vom Haupteingang entfernt. Der Ausblick aus dem Fenster ist allerdings sehr düster. Wenn ich die eisernen Fensterläden zurückschiebe, blicke ich in einen betonierten Hinterhof, der in keiner Weise genutzt wird und deshalb total leer und kahl ist. Ab und zu erscheinen lediglich einige Angestellte und rauchen eine Zigarette, ansonsten ist es da draußen völlig ruhig. Links und rechts wird der Innenhof eingerahmt durch die hässlichen Wände des Hotels, gegenüber wird die Sicht versperrt durch die Jerusalemer Stadtmauer, deren grob gemauerte Zinnen die einzigen architektonisch interessanten Bauteile des gesamten Areals bilden. Ab und zu kommen ein paar Touristen auf der Verteidigungsrampe der Stadtmauer vorbei und schauen meist durch die Zinnen hinüber zur Neustadt. Ganz selten dreht sich mal einer um und blickt auf den kahlen Hof des Hotels herein, so dass ich mein Fenster bedenkenlos offenstehen lassen kann und mich relativ ungestört meinen Studien und Schreibarbeiten widmen kann.

Wem dieses Knights-Palace-Hotel gehört, ist mir nicht bekannt, jedenfalls wird es von drei älteren Nonnen einer niederländischen Schwesternkongregation geführt, die sich sehr modern und aufgeschlossen zeigen, indem sie tagsüber zumeist in ziviler Kleidung herumlaufen und das arabische Personal beaufsichtigen, das ausschließlich aus Männern besteht.

Mit sieben weiteren Studenten bin ich hier untergebracht und nehme täglich im Speisesaal meine Mahlzeiten ein, die uns an einem langen Tisch serviert werden. So sehr unsere Kellner rein äußerlich auf gewisse Etikette achten, so sehr nerven sie uns auch mitunter gewaltig, vor allem, wenn sie uns morgens, mittags und abends unsere Speisen äußerst langsam und umständlich servieren. Obwohl sie zu dritt oder zu viert permanent um uns herumschlawenzeln, dauert es sehr lange, bis wir endlich unsere Mahlzeiten serviert bekommen und alle drei Gänge einnehmen können. In der orientalischen Welt ticken die Uhren anders. Sie scheinen nicht verstehen zu können, dass wir pünktlich zu Beginn der Vorlesungen in der Hochschule sein müssen und sonst zwischendurch noch studieren, die Prüfungen ablegen und unsere wissenschaftlichen Seminararbeiten verfassen müssen.

Viel lieber wäre es uns natürlich, wenn wir unser Essen an einer Theke selbst abholen könnten, dann wären wir ihren wechselnden Launen nicht ständig ausgesetzt und müssten auch auf ihre übersteigerte Kellner-Ehre nicht unentwegt Rücksicht nehmen. Sobald wir uns mal etwas selbst holen möchten, weil es uns wieder einmal zu lange dauert, sind sie zutiefst beleidigt. So sind wir den mitunter starken Stimmungsschwankungen dieser Burschen unentwegt ausgeliefert, zumal die Nonnen sich aus dem Alltagsgeschäft so ziemlich heraushalten. Je vertrauter im Laufe der Zeit uns diese Kellner werden, desto mehr nehmen sie sich uns gegenüber heraus. Manchmal lassen sie uns sogar so lange warten, bis die Suppen oder die Speisen wieder kalt geworden sind, bisweilen ist auch das Fleisch nicht ordentlich durchgegart oder sogar schon verbrannt, so dass es völlig ungenießbar ist. Unsere Beschwerden bei den Schwestern laufen immer ins Leere. Vermutlich haben sie ihr Personal nicht im Griff, womöglich aber glauben sie uns unsere Beanstandungen auch nicht, denn sie behaupten jedes Mal, dass sie oben in ihrem Speisezimmer genau dasselbe Essen bekommen würden wie wir. Dabei ist es sogar mehrmals in einer Woche schon vorgekommen, dass uns morgens jeglicher Appetit vergangen ist, wenn wir mit dem Eierlöffel unsere Frühstückseier aufschlugen und ein unerträglicher Gestank sich über unserem Achtertisch breit machte. Selbst die immer gleich harten Brötchen und die chemisch künstlich riechende Orangenmarmelade schmecken bei solch einem Ereignis dann überhaupt nicht mehr. Das Fleisch ist meistens derart zäh, dass es trotz langem Kauen nicht hinuntergeschluckt werden kann. So bleiben mir oft nur die fettig-lappigen und zumeist kalten Pommes übrig, die ich mit etwas Senf hinunterwürge. Die Folge dieser einseitigen und miserablen Ernährung ist, dass ich ständig Durchfall habe und mir oft schon der Appetit vergeht, wenn ich den Speisesaal betrete. Manche meiner Mitstudenten drücken ihren Frust bei diesen Mahlzeiten dadurch aus, indem sie die Kellner mit überlautem Gejohle begrüßen, wenn ihnen mal wieder irgendeine eigenartige Überraschung serviert wird. Doch dieses Verhalten stachelt das Bedienungspersonal nur noch mehr an, uns in burschikoser und rüpelhafter Weise zu bedienen.

Weder Tee noch Tabletten helfen mir,...

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