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tolino mediaerschienen am01.07.2020
Welche verbotenen Wünsche darf Santa dir dieses Jahr erfüllen? Soll es eher zart sein? Magst du es etwas härter? Locker und verspielt? Düster oder vielleicht sogar paranormal? Alles davon? Lass dich verführen. Bescher dir selbst sechsmal verdammt heiße Weihnachten.

6 Autorinnen - 6 heiße Geschichten, die dir an Weihnachten nicht kalt werden lassen.
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Produkt

KlappentextWelche verbotenen Wünsche darf Santa dir dieses Jahr erfüllen? Soll es eher zart sein? Magst du es etwas härter? Locker und verspielt? Düster oder vielleicht sogar paranormal? Alles davon? Lass dich verführen. Bescher dir selbst sechsmal verdammt heiße Weihnachten.

6 Autorinnen - 6 heiße Geschichten, die dir an Weihnachten nicht kalt werden lassen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783752118780
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.07.2020
Seiten128 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse764
Artikel-Nr.5655751
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Dirty Santa Games

Alicia Winter

Tabea

Mami, hat der Nikolaus uns vergessen? Meine vierjährige Tochter zieht traurig die Mundwinkel nach unten. Sie wirkt wie ein Häufchen Elend.

Er kommt bestimmt noch, du musst nur ein wenig Geduld haben, Emily.

Aber wir warten schon so lange. Ich bin müde! Die Kleine gähnt demonstrativ und rutscht von ihrem Stuhl herunter.

Ich stehe ebenfalls auf und beginne, die Reste des Abendessens vom Tisch zu räumen. Inzwischen habe ich die Hoffnung fast aufgegeben, dass der Nikolaus noch erscheint. Eigentlich hatte ich ihn für 17:00 Uhr bestellt, doch nun ist es schon 18:45 Uhr. Frustriert seufze ich, während ich das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine räume. Was für eine Pleite! Meine Tochter hatte sich so sehr auf den Nikolaus gefreut und sogar einen kleinen Spruch für ihn eingeübt, und nun lässt er so lange auf sich warten!

Ich gehe zu Emily und reiche ihr die Hand. Komm, wir gehen ins Kinderzimmer und machen uns schon mal fertig fürs Bett.

Sie schmollt und stampft mit dem Fuß auf den Boden. Nein! Ich möchte lieber hier auf den Nikolaus warten!

Vielleicht kommt er ja gar nicht mehr.

Aber WARUM denn nicht?

Das ist gefühlt die tausendste Warum-Frage, die Emily an diesem Tag stellt. Ich wünschte, ich wäre allwissend, doch leider bin ich es nicht.

Keine Ahnung. Wahrscheinlich ist ihm etwas dazwischengekommen. Vielleicht hat er sich auch verirrt und findet den Weg zu uns nicht ...

Die zweite Möglichkeit erscheint mir gar nicht so abwegig. Ich sehe aus dem Fenster. Draußen tobt seit einer halben Stunde ein Sturm, und vor kurzem hat es auch noch zu schneien begonnen. Der Wind wirbelt die Schneeflocken heftig durcheinander.

Ich glaube, dem Nikolaus ist das Wetter zu schlecht , bemerkt Emily altklug. Ihr Scharfsinn ist echt erstaunlich.

So wird es wohl sein. Und jetzt ab in dein Zimmer, aber dalli.

Meine Tochter scheint zu dem Schluss gekommen zu sein, dass sich das Warten tatsächlich nicht lohnt, und setzt sich in Bewegung. Just in diesem Moment klingelt es an der Haustür.

Juhuu, der Nikolaus! , jubelt Emily.

Du wartest hier , befehle ich ihr. Ich schaue nach, ob er das wirklich ist.

Ich schließe die Tür zum Wohnzimmer hinter mir und eile zum Eingangsbereich.

Patrick

Hätte ich mich bloß nicht zu Fuß auf den Weg gemacht! Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass unterwegs der Weltuntergang in Form eines heftigen Schneesturms über mich hereinbrechen würde. Fuck! Mein Mantel ist mittlerweile über und über mit Schnee bedeckt. Meine Füße sind so durchgefroren, dass sie zu Eisklötzen mutiert sind und wie meine Nase aussieht, möchte ich gar nicht erst wissen.

Immerhin bin ich nun am letzten Ziel meiner Nikolaus-Tour angelangt und muss nicht lange warten. Durch den Glaseinsatz der Haustür kann ich eine schlanke, weibliche Gestalt ausmachen, die auf mich zueilt und die Tür aufreißt.

Na endlich , blafft sie mich an. Wir warten schon eine halbe Ewigkeit!

Na super. Welch herzlicher Empfang nach der Mördertour, die ich hinter mir habe. Tut mir leid, dass ich so spät dran bin , erwidere ich und versuche, mir meinen Frust nicht anmerken zu lassen. Es gab einen Zwischenfall.

Ist schon in Ordnung. Die junge Frau tritt zurück, um mich ins Haus zu lassen. Dann reicht sie mir die Hand. Ich bin übrigens Tabea. Entschuldige bitte meine unfreundliche Begrüßung. Ich war nur etwas genervt, weil es schon so spät ist und meine Tochter ins Bett muss.

Ich schüttle ihre zierliche Hand, die sich im Gegensatz zu meiner eiskalten Pranke warm und weich anfühlt. Ich heiße Patrick. Normalerweise hätte mein Vater den Nikolaus gespielt, aber ich musste kurzfristig einspringen, weil er unterwegs ausgerutscht ist und sich verletzt hat , erkläre ich.

Oh je! Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes passiert?!

Keine Sorge, nur ein verstauchter Knöchel.

Schlimm genug. Tabea lächelt verhalten.

Im Schein der Flurlampe habe ich die Gelegenheit, sie näher zu betrachten. Sie sieht gar nicht aus wie eine typische Mutter. Eher so, als sei sie einem Beauty-Magazin entsprungen. Absolut heiß. Ihr hübsches Gesicht erinnert mich an Natalie Portman und ihre glatten, schulterlangen Haare glänzen in einem kräftigen Kastanienbraun. Sie haben dieselbe Farbe wie ihre Augen. Bekleidet ist sie mit einer engen, dunkelblauen Jeans und einem figurbetonten, weinroten Pulli mit V-Ausschnitt, unter dem sich verlockend ihre perfekt geformten Brüste abzeichnen. Der Mann, der diese Frau sein Eigen nennen darf, ist wirklich zu beneiden.

Mami? Ist das der Nikolaus? , ertönt eine Kinderstimme aus dem Hintergrund und reißt mich aus meinen Gedanken.

Ja, er ist schon unterwegs zu dir!

Sie zieht die Schublade der weißen Kommode, die im Flur steht, auf und holt ein Paar dunkelgrüne Filzschlappen heraus. Du kannst statt der Stiefel diese Hausschuhe anziehen. Wir haben einen Teppich im Wohnzimmer.

Ich ziehe meine klammen Lederboots aus und schlüpfe in die Opa-Treter. Mit diesen komme ich mir ein wenig lächerlich vor, aber ich will Tabea nicht vor den Kopf stoßen und ihr sagen, dass ich zuhause nie Hausschuhe trage. Außerdem können meine Füße im Moment eine wärmende Hülle echt gut vertragen.

Tabea hat inzwischen die Tür zum Wohnzimmer geöffnet. Ich betrete hinter ihr den Raum. Vor dem Couchtisch erblicke ich ein süßes, dunkelblond gelocktes Mädchen im Kindergartenalter. Es trägt ein rotes Weihnachtskleid und hält eine zerzauste Puppe im Arm. Normalerweise mache ich mir nicht viel aus Kindern, aber die Kleine sieht echt hinreißend aus. Mit ihren braunen Knopfaugen betrachtet sie mich neugierig. Wenn sie mal älter ist, wird sie ihrer Mutter in puncto Attraktivität in nichts nachstehen, das ist schon mal sicher.

Ich hätte erwartet, im Wohnzimmer auch den Vater des Mädchens vorzufinden, doch er scheint gar nicht da zu sein. Seltsam. Ist Tabea alleinerziehend? Eher unwahrscheinlich. Eine Wahnsinnsfrau wie sie ist in den meisten Fällen bereits vergeben.

Schau mal, Emily, der Nikolaus ist da. Magst du ihn nicht begrüßen?

Hallo. Die Kleine steckt ihren Finger in den Mund und kaut verlegen darauf herum.

Tabea nimmt mir gegenüber auf einem Sessel Platz. Ihre Tochter kriecht auf ihren Schoß und dreht sich zu mir. Obwohl Emily immer noch schüchtern und ein wenig verschämt wirkt, sieht sie mich genauso erwartungsvoll an wie ihre Mutter.

Puh, nun kommt der Teil, den ich hasse. Ich habe zwar kein Problem damit, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, und bin auch ein recht guter Schauspieler, aber improvisierte Reden liegen mir gar nicht. Es bereitet mir echt Bauchschmerzen, mir jedes Mal basierend auf den wenigen Fakten, die mein Vater auf seinen Spickzettel gekritzelt hat, eine kleine Rede für die Kinder aus den Fingern zu saugen. Wenigstens muss ich das heute nur noch einmal tun. Hier ist nämlich Endstation.

Daher reiße ich mich am Riemen und fasele mit tiefer Stimme die typischen Phrasen herunter. Was für ein braves und liebes Mädchen Emily sei, dass sie sich im Kindergarten gut eingelebt habe und dort sehr beliebt sei, dass nur ihre Bockigkeit ihrer Mutter manchmal zu schaffen mache ... blubb blubb blubb, bla bla bla ...

Draußen tobt der Sturm immer heftiger und macht sich mit einem wilden Heulen im Kamin bemerkbar. Es fällt mir zunehmend schwer, mich auf das kleine Mädchen zu konzentrieren, für das meine Worte bestimmt sind. Mein Blick schweift allzu oft zu Tabea, die wie gebannt an meinen Lippen hängt und mir aufmunternd zulächelt. Ihre Anwesenheit macht mich nervöser, als mir lieb ist.

Tabea

Patrick gibt sich sichtlich Mühe mit seiner Rede, aber ein wenig merke ich ihm die Unsicherheit an. Kein Wunder, schließlich musste er völlig unvorbereitet in die Rolle des Weihnachtsmannes schlüpfen, die er heute wahrscheinlich zum ersten Mal ausübt.

Ganz wie die Tradition es vorschreibt, ist er bekleidet mit einem bestickten, roten Bischofsmantel mit passender Mitra. Er trägt eine große, runde Brille und einen buschigen, weißen Rauschebart, der mich an den amerikanischen Santa Claus erinnert. Trotzdem wirkt er anders als die betagten Männer, die in meiner Kindheit den heiligen Mann gemimt haben. Viel jünger. Ich schätze ihn Mitte zwanzig. Vielleicht ist das der Grund, warum ich ihn ganz spontan geduzt habe. Vielleicht aber auch, weil ich ihn auf Anhieb sympathisch fand und seine tiefe Stimme mochte.

Seine Statur ist groß und - soweit ich das unter dem weiten Nikolausmantel beurteilen kann - sehr athletisch. Ich frage mich, wie er wohl unter der Verkleidung aussieht. Vielleicht fragt er sich das auch? Er fixiert mich jedenfalls immer wieder mit seinen markanten, eisblauen Augen. Sein Blick geht mir durch und durch, macht mich direkt kribbelig. Wie lange ist es her, dass mich ein Mann auf diese Weise angesehen hat?

Was wünschst du dir denn zu Weihnachten?

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich das Ende seiner Rede und den Übergang zur Konversation mit meiner Tochter gar nicht bewusst wahrgenommen habe. Patricks Frage versetzt mich wieder ins Hier und Jetzt.

Ein großes Einhorn aus Plüsch , antwortet Emily. So eines, wie meine Freundin Anna hat.
...
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