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Menschenhandel

Sondereinheit Themis
tolino mediaerschienen am01.07.2020
»Wusstet ihr, dass jede Prostituierte bei der Ausübung ihres Berufes schon mal mit Gewalt konfrontiert wurde?...« Natasha wird aufgrund ihrer Sprachkenntnisse zu der Vernehmung einer schlimm misshandelten sechzehnjährigen Prostituierten hinzugezogen, aber bevor sie das Vertrauen des Mädchens gewinnen kann, muss sie hilflos miterleben, wie es vor ihren Augen stirbt. Der Anblick rührt bei Natasha längst vergessen geglaubte Erlebnisse aus ihrer Jugend auf. Für sie ist klar, dass sie dieses Verbrechen nicht auf sich beruhen lassen kann, egal, welchen Preis sie dafür am Ende bezahlen muss. Nach vier Jahren des Widerstandes muss sich Peter Abel eingestehen, dass er weitaus mehr für Natasha empfindet, als Freundschaft. Als ihm sein Chef die Aufgabe erteilt, eine persönliche Vendetta seiner Partnerin zu verhindern, steht er vor einer echten Herausforderung.

Kerstin Rachfahl, geboren in Stuttgart schreibt seit 2011. Sie studierte internationale Betriebswirtschaft, arbeitet u.a. als Controllerin in einem Verlag und gründete 1991 mit ihrem Mann ihr IT-Unternehmen. Von 2012 bis 2016 zählte sie zu den wenigen deutschen Frauen, die mit dem MVP-Award (Microsoft most valueable Award) ausgezeichnet worden sind. Seit 1996 lebte Kerstin Rachfahl mit ihrer Familie in Hallenberg. Mehr über die Autorin auf ihrer Webseite: Kerstin-Rachfahl.
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Klappentext»Wusstet ihr, dass jede Prostituierte bei der Ausübung ihres Berufes schon mal mit Gewalt konfrontiert wurde?...« Natasha wird aufgrund ihrer Sprachkenntnisse zu der Vernehmung einer schlimm misshandelten sechzehnjährigen Prostituierten hinzugezogen, aber bevor sie das Vertrauen des Mädchens gewinnen kann, muss sie hilflos miterleben, wie es vor ihren Augen stirbt. Der Anblick rührt bei Natasha längst vergessen geglaubte Erlebnisse aus ihrer Jugend auf. Für sie ist klar, dass sie dieses Verbrechen nicht auf sich beruhen lassen kann, egal, welchen Preis sie dafür am Ende bezahlen muss. Nach vier Jahren des Widerstandes muss sich Peter Abel eingestehen, dass er weitaus mehr für Natasha empfindet, als Freundschaft. Als ihm sein Chef die Aufgabe erteilt, eine persönliche Vendetta seiner Partnerin zu verhindern, steht er vor einer echten Herausforderung.

Kerstin Rachfahl, geboren in Stuttgart schreibt seit 2011. Sie studierte internationale Betriebswirtschaft, arbeitet u.a. als Controllerin in einem Verlag und gründete 1991 mit ihrem Mann ihr IT-Unternehmen. Von 2012 bis 2016 zählte sie zu den wenigen deutschen Frauen, die mit dem MVP-Award (Microsoft most valueable Award) ausgezeichnet worden sind. Seit 1996 lebte Kerstin Rachfahl mit ihrer Familie in Hallenberg. Mehr über die Autorin auf ihrer Webseite: Kerstin-Rachfahl.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783739494715
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.07.2020
Seiten402 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse494
Artikel-Nr.5655994
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe







1


Sonntag






Er sah ihr nach, als sie im Badezimmer verschwand. Conny stand im Slip und einem seiner T-Shirts im Türrahmen seines Zimmers. Das schlechte Gewissen packte ihn, und gleichzeitig wurde er wütend. Er brauchte sich nicht schuldig zu fühlen.

»Kommst du noch mal ins Bett?«

»Ich kann nicht mehr schlafen. Ich glaub, ich lege eine Runde Krafttraining ein.«

»Ich hatte eigentlich auch nicht an schlafen gedacht.«

»Oh, ich ...« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und überlegte, was er darauf antworten sollte.

»Vergiss es.«

Beim Knall der Tür zuckte er zusammen. Shit. Das hatte er gründlich vermasselt.

Natasha schreckte unter der Dusche hoch und stieß sich den Kopf am Brausekopf, den sie heruntergezogen hatte, um möglichst wenig nass zu spritzen. Es war nicht das erste Mal, das Conny die Tür knallte. In letzter Zeit kam das häufiger vor. Oder sie bekam es nur mit, weil Pit in letzter Zeit seine aktuelle Freundin mit in die Wohnung brachte, statt bei ihr zu schlafen, wie er es sonst bevorzugte. Das lag an ihr. Seit Akiro vor drei Monaten eingeschläfert werden musste, ließ Pit sie in der Wohnung nicht mehr allein. Aber es war nicht so, dass er die Regel gebrochen hätte und etwa in ihr Zimmer gekommen wäre. Das war die einzige Regel gewesen, die sie aufgestellt hatte, als sie sein Angebot annahm, in das leere Gästezimmer zu ziehen. Eigentlich hatte sie sich schon längst wieder eine eigene Wohnung suchen wollen, doch irgendwie fand sie nie die Zeit dazu. Nach dreieinhalb Jahren in einer Wohngemeinschaft mit ihm waren sie ein eingespieltes Team. Das zu verstehen, fiel Pits Freundinnen allerdings schwer.

Sie flitschte die Wassertropfen von der Dusche und packte die Sachen, die von Conny im Bad herumflogen, mit in den Wäschekorb. Da er voll wurde, nahm sie ihn gleich mit in die Waschküche drei Räume weiter, packte die Waschmaschine voll und schaltete sie ein. Zurück in der Küche fing sie an, das Frühstück vorzubereiten. Vielleicht würde das ja die Wogen wieder glätten. Oder besser noch, sie deckte für Pit und Conny den Tisch, um sich tatsächlich zu Malte zu verkrümeln und die beiden allein zu lassen.

Natasha blieb im Auto sitzen. Es war das erste Mal nach Akiros Tod, dass sie auf dem Parkplatz stand. Sie wusste noch genau, wie sie das erste Mal an diesem Zaun gehalten hatte, damals ohne jedes Wissen über Hunde. Der Gedanke, dass sie eines Tages einen Hund ihr Eigen nennen würde, war unvorstellbar gewesen. Jetzt, nach drei Monaten, war sie noch immer überwältigt, welche Lücke Akiros Tod in ihrem Leben hinterlassen hatte. Es war noch schlimmer als der Tod ihrer Großeltern, ja selbst als der von Marietta, ihrer Jugendfreundin, mit der sie durch dick und dünn gegangen war und die sich mit sechzehn das Leben genommen hatte. Der Hund hatte sie ohne Worte verstanden, hatte sie getröstet, wenn sie traurig war, und sie mit Liebe überschüttet. Nie war er von ihrer Seite gewichen. Trotz seiner zwölf Jahre hatten sich viele der jüngeren Diensthunde an ihm ein Beispiel nehmen können. Dann hatte sie eines Abends nach einem Zwanzig-Kilometer-Lauf einen Knubbel an seinem Hals ertastet, nicht größer als eine Murmel. Sicherheitshalber war sie mit ihm zum Tierarzt gefahren. Es war Krebs gewesen. Keine sechs Wochen später hatte sie ihn einschläfern lassen müssen.

Malte kam durch die Gittertür an ihr Auto und öffnete den Wagenschlag. »Pit hat mir geschrieben, dass du heute kommst. Komm, ich zeig dir den Kerl, um den es geht.«

Seufzend stieg sie aus dem VW Golf Kombi. Es war eigentlich Pits Dienstfahrzeug, doch sie teilten es sich. Statt vorauszugehen, stiefelte Malte hinter ihr her.

Sie warf ihm über die Schulter einen vernichtenden Blick zu. »Keine Sorge, ich flüchte nicht.«

»Hey, ich halte dir nur den Rücken frei. Das war immer mein Job in der Einheit.«

»Erzähl mir was von Wotan.«

»Anfangs machte der Hund angeblich keine Probleme. Du weißt ja, wie das ist. In letzter Zeit baut er sich aber immer häufiger auf. Er gehorcht nicht auf Anhieb, wenn er loslassen soll. Im Einsatz zeigt er ein niedriges Stresslevel, was inzwischen an Aggressivität grenzt. Beim letzten Einsatz hätte er fast einem der Angreifer den Arm zerfetzt.«

»Und wie, bitteschön, soll ich dir dabei helfen? Du bist der Hundeflüsterer, nicht ich.«

Inzwischen waren sie bei dem betreffenden Zwinger angekommen. Der Hund lag mit gespitzten Ohren auf dem Boden und starrte sie an.

»Es hat mich verdammt viel Überzeugungsarbeit gekostet, aber ich konnte mich durchsetzen - er wurde letzte Woche kastriert. Ich möchte jetzt sehen, wie er reagiert, wenn du statt dem Hundeführer mit ihm arbeitest.«

»Als was wurde er ausgebildet?«

»Als Schutzhund.«

»Na wunderbar«, brummte Natasha. »Kann ich reingehen, ohne dass er mich anfällt?«

Malte grinste und verschränkte die Arme vor der Brust. Wotans Gesicht hatte eine schwarze Maske, die kurz oberhalb der Augen in sandfarbenem Fell auslief, das zum Schwanz hin immer heller wurde. Die Zeichnung erinnerte Natasha an einen Sandstrand bei Ebbe. Sie nahm die Leine vom Haken und betrat den Auslauf. Der Hund rührte sich nicht, beobachtete sie lediglich aufmerksam.

Sie klopfte an ihren Oberschenkel. »Wotan, komm her.« Sofort erhob sich der Hund und kam an ihre linke Seite. »Sitz.« Brav ließ er sich neben ihr nieder. Sie befestigte die Leine an seinem Halsband.

Malte hielt ihr die Tür auf. »Du kannst den hinteren Trainingsplatz benutzen und dich mit ihm einspielen. In einer halben Stunde komme ich, und wir beginnen mit den Übungen.«

Müde und ausgepowert betrat Natasha die Wohnung. Pit saß im Wohnzimmer und schaute die Nachrichten im Fernsehen. Smart kam angelaufen und begrüßte sie. Sie legte die Zeitung mit den Wohnungsanzeigen auf dem Esstisch ab, damit sie ihn ausgiebig kraulen konnte.

»Wenn du noch Hunger hast - im Kühlschrank steht ein Gemüserisotto.«

Sie stellte das Gericht in die Mikrowelle, ging in ihr Zimmer und zog sich eine bequeme Jogginghose an. Mit dem Teller in der Hand ließ sie sich auf einem der Sitzsäcke nieder. Smart schaute von ihr zu Pit, wieder zurück, und streckte sich dann zwischen ihnen aus.

»Du kannst ruhig auf die Couch kommen.«

»Ich kann auch von hier gut sehen.«

Im Fernsehen trat Sarah Heidkamp, die Bundespräsidentin, gerade ans Mikrofon. Neben ihr stand ihr Sohn Fabian, im Hintergrund entdeckte Natasha Kriminalhauptkommissar Lindner, den Sicherheitschef der Bundespräsidentin. Eigentlich war es nicht sein Job, bei öffentlichen Auftritten zu erscheinen, doch nach der Entführung und Hinrichtung von Heidkamps Tochter Wiebke hielt er sich, so hatte sie häufiger bemerkt, meist in ihrer Nähe auf. Es war eine der schlimmsten Niederlagen für ihre Sondereinheit gewesen, dass sie die junge Frau nicht hatten retten können. Das Bild der enthaupteten Leiche verfolgte Natasha manchmal in ihre Träume. Sie bewunderte die Bundespräsidentin, die sich trotz allem nicht hatte in die Knie zwingen lassen und die weiterhin die Politik der zivilen Konfliktbewältigung vorantrieb. Natasha war ein ausgesprochener Fan der Frau.

»Wieso hast du eine Zeitung mitgebracht? Sonst liest du doch keine.«

»Ich wollte die Wohnungsanzeigen durchgehen.«

»Wieso? Was passt dir nicht?«

»Nichts. Psst, ich will das hören.«

Pit schaltete den Fernseher aus.

»Hey, ich wollte das sehen!«

»Du kannst es dir später auf dem Computer anschauen. Wieso willst du dir eine Wohnung suchen?«

Sie konzentrierte sich auf das Essen. Verdammt, warum war ihr das auch rausgerutscht. Sie hätte einfach Nägel mit Köpfen machen sollen. Ihn vor vollendete Tatsachen stellen. Ihr selbst gefiel der Gedanke, einsam in einer Wohnung zu hocken, auch nicht besonders. Allein das war bereits absurd. Sie war Einzelkind und mit neunzehn bei ihren Eltern ausgezogen. Sie brauchte einen Rückzugsort und das Alleinsein wie die Luft zum Atmen. Wann hatte sich das geändert?

»Ist es wegen Conny?«

»Nein.«

»Ich hab mit ihr Schluss gemacht.«

»Wieso?«

»Es wurde kompliziert.«

»Kompliziert? Du bist mit ihr gerade mal sechs Wochen zusammen. Kannst du überhaupt noch die Namen von deinen Freundinnen auseinanderhalten?«

»So schlimm bin ich nun auch wieder nicht. Immerhin war ich mit Marla über ein Jahr zusammen, und sie hat mit mir Schluss gemacht, nicht ich mit ihr. Überhaupt, warum reden wir über meine Beziehungen, wenn du ausziehen willst?«

Sie stand auf, stellte den Teller in die Spülmaschine.

Pit folgte ihr in die Küche. »Also?«

»Weil keiner von uns mehr ein Privatleben hat, deshalb.«

»Bin ich in den Jahren die du hier wohnst, auch nur ein Mal in deinem Zimmer gewesen?«

»Nein.«

»Kannst du nicht tun und lassen, was du willst?«

»Doch.«

»Hast du mal an Smart gedacht?«

Natasha sah hinunter auf den Hund, der zwischen ihnen stand. Er mochte es nicht, wenn sie diskutierten. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie konnte sich nicht mehr vorstellen,...


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