Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Wer Schiffe klaut, kriegt nasse Füße

tolino mediaerschienen am01.07.2019
Zwei junge Frauen stehlen ein altes Schiff. Wer wegläuft, kommt auch irgendwohin. Oder ist der Fluss das Ziel? Karla will nur eins: Nichts wie weg, weg von zuhause. Ein scheinbar verlassenes Stahlboot im Museumshaven Vegesack zwinkert ihr mit rostigem Bullauge zu, sie klettert spontan an Bord. Die gut erzogene Lara folgt, wenn auch widerwillig. Völlig planlos, aber mit Mut zur Albernheit erforschen sie die Gewässer bei Bremen und umzu, stromabwärts lockt heimtückisch das ferne Meer. Unterstützung kommt vom Kapitän eines Binnenschiffs, doch sein Matrose sorgt für Liebesverwirrungen und stellt die Freundschaft der Mädchen auf eine harte Probe... Sind sie schon Piratinnen oder üben sie noch? Und du? Möchtest du manchmal ausbrechen, abhauen, ausreißen, weglaufen, irgendwie alles anders machen? Träumst du davon, mal grob auf den Tisch zu hauen oder zu fluchen, statt immer brav und höflich zu bleiben? Oder tust du es gelegentlich? Hast du noch nie so richtig Bockmist gebaut, oder andersherum, passiert dir das gar öfter? Darf man manchmal albern und kindisch sein, obwohl man kein Kind mehr ist? Könnte deine Freundin mit dir Pferde stehlen, äh, sagen wir Stahl-Seepferdchen? Kennst du das Gefühl, ständig einen Hafen zu suchen, aber nie anzukommen? Hast du zu einer dieser Fragen 'ja' gedacht? Dann ist dies dein Reise-Roman: Ein Roadmovie auf dem Wasser, für jugendliche sowie junggebliebene Piratinnen (und Piraten), die ihre Träume noch haben oder an sie erinnert werden möchten. Und immer ein Handbreit Humor zwischen den Zeilen... Dieser Flussroman ist in sich geschlossen. Mögliche Fortsetzungen unter dem Serientitel 'Die Schiffsdiebinnen' sind allerdings angedacht: Gerne höre ich auch eure Ideen, wie die Fahrt weitergehen könnte! Näheres dazu im Anhang. Und nun: Ahoi, alle Mädels an Deck, Leinen los und ... Klick!

Als norddeutsche Seemannstochter wollte ich bücherschreibende Binnenschifferin werden, stattdessen verschlugen die Lebenswellen mich zu diversen Tätigkeiten bei Film, Theater/Musical und Multimedia/Internet. Als 'Fährfrau von Köln' fand ich endlich zum Wasser. Es folgte Fahrgastschifffahrt bei Koblenz, danach rund zehn Jahre als Steuermann sowie Kapitänsfrau auf einem Binnenschiff. Zurück im Norden, bin ich jetzt alleinerziehende 'Autorin auf der weiblichen Seite des männlichsten Berufs'.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,90

Produkt

KlappentextZwei junge Frauen stehlen ein altes Schiff. Wer wegläuft, kommt auch irgendwohin. Oder ist der Fluss das Ziel? Karla will nur eins: Nichts wie weg, weg von zuhause. Ein scheinbar verlassenes Stahlboot im Museumshaven Vegesack zwinkert ihr mit rostigem Bullauge zu, sie klettert spontan an Bord. Die gut erzogene Lara folgt, wenn auch widerwillig. Völlig planlos, aber mit Mut zur Albernheit erforschen sie die Gewässer bei Bremen und umzu, stromabwärts lockt heimtückisch das ferne Meer. Unterstützung kommt vom Kapitän eines Binnenschiffs, doch sein Matrose sorgt für Liebesverwirrungen und stellt die Freundschaft der Mädchen auf eine harte Probe... Sind sie schon Piratinnen oder üben sie noch? Und du? Möchtest du manchmal ausbrechen, abhauen, ausreißen, weglaufen, irgendwie alles anders machen? Träumst du davon, mal grob auf den Tisch zu hauen oder zu fluchen, statt immer brav und höflich zu bleiben? Oder tust du es gelegentlich? Hast du noch nie so richtig Bockmist gebaut, oder andersherum, passiert dir das gar öfter? Darf man manchmal albern und kindisch sein, obwohl man kein Kind mehr ist? Könnte deine Freundin mit dir Pferde stehlen, äh, sagen wir Stahl-Seepferdchen? Kennst du das Gefühl, ständig einen Hafen zu suchen, aber nie anzukommen? Hast du zu einer dieser Fragen 'ja' gedacht? Dann ist dies dein Reise-Roman: Ein Roadmovie auf dem Wasser, für jugendliche sowie junggebliebene Piratinnen (und Piraten), die ihre Träume noch haben oder an sie erinnert werden möchten. Und immer ein Handbreit Humor zwischen den Zeilen... Dieser Flussroman ist in sich geschlossen. Mögliche Fortsetzungen unter dem Serientitel 'Die Schiffsdiebinnen' sind allerdings angedacht: Gerne höre ich auch eure Ideen, wie die Fahrt weitergehen könnte! Näheres dazu im Anhang. Und nun: Ahoi, alle Mädels an Deck, Leinen los und ... Klick!

Als norddeutsche Seemannstochter wollte ich bücherschreibende Binnenschifferin werden, stattdessen verschlugen die Lebenswellen mich zu diversen Tätigkeiten bei Film, Theater/Musical und Multimedia/Internet. Als 'Fährfrau von Köln' fand ich endlich zum Wasser. Es folgte Fahrgastschifffahrt bei Koblenz, danach rund zehn Jahre als Steuermann sowie Kapitänsfrau auf einem Binnenschiff. Zurück im Norden, bin ich jetzt alleinerziehende 'Autorin auf der weiblichen Seite des männlichsten Berufs'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783739443201
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.07.2019
SpracheDeutsch
Dateigrösse1402
Artikel-Nr.5660399
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Heimatspielhafen

Zuhause ist nur ein Haus, das zu ist, sinnierte Karla über das Wort, als sie die offene Wohnzimmertür im Vorbeigehen links liegen ließ. Es gab keinen Grund hineinzusehen, ihre Alten hockten vor der hörbaren Glotze. Klar, was war schon eine einzige Tochter, gegen die aktuelle Fernsehserie. Oder, wie jetzt, die Nachrichten. Eigentlich egal, was lief.

Unbeachtet erreichte Karla die schmuddelige Küche, zog eine Brotscheibe aus der Plastikverpackung und klatschte viel Marmelade darauf. Etwas Warmes nach der Schule wäre mal nett. Ihre Freundin Lara überlegte auf dem Heimweg täglich lauthals, was sie ihrer Mutter beim Mittagessen erzählen würde. Und vor allem, was nicht. Auch nicht nur toll, aber jedenfalls besser als selbst die Küche zu stürmen. Vom lästigen Abwasch ganz zu schweigen. Lara hatte es sowieso immer besser. In ihrem großen Haus an der Weser, in der Schule und alle Macker standen auf sie. Na gut, fast alle - außer Lukas. Aber von dem mal abgesehen, bekam Lara doch meist, was sie wollte. Typisch Weserstraßenkind, sagte Papa dazu, als läge es an den alten Kapitänshäusern dort.

Aus dem Nebenraum proklamierten Politiker, wie die Probleme der Erdbevölkerung zu lösen seien. Natürlich nur von ihnen persönlich. Karlas Vater wetterte gereizt dagegen an, wie sie es ganz anders machen sollten. Die Mutter schmatzte an ihrer Schokolade, sie stimmte ihm vollmundig zu. Die Tochter erklärte dem Marmeladenglas: »Politik ist blöd. Fernsehen ist blöd. Eltern sind blöd.«

Eine politische Frauenstimme machte sich wichtig: »Wenn ein Schiff sinkt, sucht man nicht den Schuldigen, sondern ein Rettungsboot.«

Verneinend drehte Karla den Marmeladendeckel auf dem Glas sowie ihren Kopf auf dem Hals, hin und her: »Das ist auch blöd.« Doch dann hielt ihr Kopf an, während die Worte sich darin weiter drehten: Schiff. Sinken. Schuld. Rettung. Zuhause ist zu. Dieses Haus ist zu. Haus ohne Ausgang. Alltag ohne Zukunft. Hier ging sie unter. Ihre Alten waren Schuld. Oder? Selbst suchen. Ein Rettungsboot ...

Der Marmeladendeckel schabte ein letzte Mal über sein Gewinde, als sie ihn energisch festschraubte. Unsanft landete das Glas im Spülbecken:»Neeeee. Das ist ganz und gar nicht so blöd. Genau das mach ich!«

Ohne die Hilfe eines Messers, klappte Karla ihre Brotscheibe mit Gewalt zusammen. Erdbeermarmelade quoll auf beiden Seiten heraus und tropfte eine Spur, von der Küche über den Flur aus der Haustür heraus, bis in den Fahrstuhl. Der sauste die acht Stockwerke ohne Zwischenstopp hinunter; genug Zeit, ein Marmeladenherz auf die Schalttafel zu malen. Zum Abschluss nahm Karla noch einen dicken Finger voll vom Brotrand und zog damit kichernd eine rote Linie. Von oben bis unten, über alle Knöpfe für alle Etagen: »Ihr klebt hier doch fest! Und Tschüss.«

Die Fahrstuhltür wackelte unerträglich träge auf, Karla sprintete in ein neues Leben.




Von den Hochhäusern der Grohner Dühne war es ein Katzensprung zum Museumshaven Vegesack. Karla war berühmt für ihre Katzensprünge.

»Die Museumsheinis schreiben Hafen mit V, weil das so schön antik ist«, grinste die mittelmäßige Schülerin, das Ziel im Visier: Ihre geliebten Holzmasten ragten hinter der Straße in die Höhe. Als wären die alten Segelschiffe auf einem Parkplatz abgestellt. Erst als sie die Fahrbahn überquert hatte und fast ins Hafenbecken fiel, wurde die glitzernde Wasseroberfläche mitten in der Betonwelt erkennbar.

Daneben, auf dem Spielplatz mit dem großen Kletterschiff, war Karla quasi aufgewachsen und hatte ihre Freundin kennengelernt. Seitdem waren die beiden Mädchen unzertrennlich. Wären ihre Alten bloß öfter mit ihr rausgegangen, hätte sie hier bereits als Baby mit Lara im Sand spielen können. Die musste jedoch mit ihrer Mama alleine buddeln, bis Karla alt genug war, um selbst zu laufen und den Fahrstuhl zu bedienen. Alt genug war nicht gleichbedeutend mit groß genug, so fand sie schon als Kleinkind Mittel zum Zweck, noch ahnungslos dass man im Hochhaus alles an- oder abschließen sollte. Wie durch ein Wunder stahl nie jemand ihren bunten

Hocker aus dem Lift, sonst wäre sie für den Rückweg nicht mehr an den Knopf mit der Acht rangekommen. Wer weiß, wann ihren Eltern vor dem Fernseher dann aufgefallen wäre, dass sie gar nicht in ihrem Zimmer weilte.

Jetzt würde sie die Antwort auf diese uralte Kinderfrage herausfinden.




Karla kletterte auf das Spielschiff und kurbelte ein paarmal am Steuerrad, das erhabene Kinn zur Weser gerichtet. Das war unendlich vertraut, mit diesem Kahn hatte sie jahrelang alle Weltmeere umsegelt, Stürme durchstanden, Piraten abgewehrt und ihre beste Freundin vor dem Ertrinken gerettet. Aber heute wollte die große Freiheit sich nicht einstellen.

Sie hockte sich mit hochgezogenen Beinen auf die Holzreling, knabberte am Marmeladenbrot und ließ ihre Aufmerksamkeit über die echten Boote gleiten.

Das da.

Das kleine Blaue mit dem dreckig-gelben Deck und den vielen Bullaugen hatte es ihr schon lange angetan. Es sah so anders aus. Lang, schmal und ohne Schnickschnack fügte es sich nicht zwischen die behäbig breiten Fischkuttertypen mit all ihren Tauen und Leinen. Spaziergänger rätselten oft lautstark, was das früher wohl mal gewesen sein mochte. Manche lachten es aus, weil es nicht war wie die anderen: »Das hat ja noch nicht

mal einen richtigen Mast, was ist denn das für ein Streichholz!«

Karla wurde jedes mal wütend, wenn sie die Beleidigungen hörte, lenkte das Spielplatzschiff ins Zentrum eines Orkans und brüllte gegen den Wind: »Der Mast ist schön. Und überhaupt. Wozu braucht ein

Motorboot einen Mast.«

Das schönste an diesem Schiff aber war seine Einsamkeit.

Die schwarzen Bullaugengläser weinten bei Regen dicke Tränentropfen, nie erschien ein Licht dahinter. Keiner putzte das Deck, niemand schleppte Proviant an Bord, es lag da einfach total verlassen herum. Wie

lange schon? Schon immer, glaubte Karla.

Jedem anderen Schiff konnte sie Gesichter zuordnen: Der eine alte Mann gehörte zu dem mit den längsten Masten. Der andere alte Mann stapfte häufig bei jenem Weißen aus Holz an Bord. Noch ein anderer alter Mann polierte jede Woche die Glocke von der Barkasse. Das Feuerlöschboot wurde von einer kleinen Gruppe versorgt und auf dem großen Dreimaster tummelten sich ganze Rudel alter Männer. Nur zu dem kleinen Blauen fiel ihr keine alte Männervisage ein. Dafür hatte es selbst ein Gesicht: Der Bug war so lustig. Er reckte sich nach oben wie eine eigensinnige Nase und lockte: »Komm! Komm her! Komm zu mir. Erlöse mich. Ich bin so stark und behüte dich.«

Sie stopfte sich den Rest vom Brot in den Mund, glitt von der Reling und wählte die schnellere der zwei Rutschen vom Spielschiff hinunter. Die mit den Wellen, auf denen der Po bis zur Schmerzgrenze hochflog. Wenn man nicht mit den Füßen bremste. Karla bremste nie. Sie flog fast einen Meter über die Fläche der Rutsche hinaus und landete auf einem Bein im Sand, das zweite rannte gleich weiter.




Vom Hafen war es nur ein Karla-Katzensprung bis zur Weserstraße. An der Uferpromenade machte sie einen überflüssigen Schlenker durch den bronzenen Bogen, der einen Walfisch-Unterkiefer darstellte. Bei den Terrassen und Biergärten am Wasser erntete sie böse Blicke, weil ihr Satz über den einen oder anderen Stuhl die Touristen und Pausierenden in ihrer Mittagsruhe erschreckte. Als sie über die Steinkuppen der Findlinge vom Kriegsdenkmal hüpfte, schauten die Spaziergänger keineswegs freundlicher.

Die knallorange Autofähre legte gerade an. Dieser Vorgang war ihr, wie das Spielschiff, vertrauter als vertraut. Es gehörte zum nahezu täglichen Ritual mit Lara, locker an die Straßenpfeiler gelehnt, jedes Element des Ablaufs vorherzusagen. Die Kunst bestand darin, einen Bruchteil vor dem Geschehen, gleichzeitig das Gleiche auszusprechen. Und anschließend synchron zu zählen, wie lange die Überfahrt dauerte. Viele, viele Sekunden

machten ein paar Minuten. Der Anblick der Fähre legte ihr den gemeinsamen Standardtext auf die Lippen, doch heute blieb Karla dafür nicht stehen: »Schiff parkt ein, Klappe an Land, Schranken auf, Fußgänger und Radler runter, Autos runter, Fußgänger rauf, Autos rauf, Schranken zu, Klappe hoch, ausparken uuunnnnd rüber fahren!«, murmelte sie ansatzweise atemlos. Denn ohne Tempominderung ging es den Berg hinauf. Ihre im Geiste kommentierte Fähre und auch sie selbst waren schon weg, bevor das echte Fahrzeug angelegt hatte.




Die Weserstraße lag höher als die Umgebung, reiche Seeleute wollten schließlich schon zu Urzeiten bei Hochwasser keine nassen Füße bekommen. »Damals gab es bloß noch keine Hochhäuser, sonst hättest du noch höher gewohnt. Wie ich«, zog sie ihre Freundin gern auf. Unbeachtet flogen die stuckverzierten, alten Kapitänshäuschen und Villen an ihren Augenwinkeln vorbei. Mit einem geübten Sprung über den Vorgartenzaun landete sie zielsicher in den Osterglocken von Laras Mutter. Auf dem direktesten Weg zur Tür hatten noch ein paar Tulpen das Nachsehen. Eine Absicht dahinter könnte Karla jederzeit widerlegen; nicht zu leugnen war jedoch, dass sie trotz aller Ermahnungen grundsätzlich Sturm klingelte.




»Wie war es in der Schule?«

»Ganz gut«, lautete Laras allgemeine Antwort auf die allgemeine Frage. Sie lüftete einen Porzellandeckel nach dem anderen. Kartoffeln, Schweinefilet an Sahnesoße und Rosenkohl lagen appetitlich drapiert in ihren weißen Schüsseln. Schon wieder ... »Mama, ich will doch kein Fleisch, das ist schuld am sauren Regen.« Sie schaufelte jede Menge Kohlköpfchen plus eine halbe Kartoffel auf ihren Teller,...
mehr