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John Lennon

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am23.03.20211. Auflage
John Lennon, geboren 1940 in Liverpool, hat die Beatles gegründet und in Zusammenarbeit mit und Rivalität zu Paul McCartney Songs geschrieben, die zu Klassikern der Popmusik wurden. Zugleich war der intellektuelle Kopf ein origineller Nonsens-Schriftsteller. Lennon drängte die Band zur Überwindung der damals für Rockmusiker geltenden Grenzen und Klischees. Neben Bob Dylan wurde er zum Sprecher der 68er Generation in der Musik und begründete den Typus des engagierten Popstars. In der Partnerschaft mit Yoko Ono verband Lennon Rockmusik und avantgardistische Konzeptkunst. Als er auf seine Karriere verzichtete, um seinen zweiten Sohn zu erziehen, wurde er als Hausmann Vorreiter einer neuen Idee von Männlichkeit. 1980 wurde er Opfer des religiösen Fundamentalismus. Das Bildmaterial der Printausgabe ist in diesem E-Book nicht enthalten.

Alan Posener, geboren 1949, wuchs in London, Kuala Lumpur und Berlin auf. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter die Rowohlt-Monographien über John Lennon, John F. Kennedy, Elvis Presley, William Shakespeare, Franklin Delano Roosevelt und die Gottesmutter Maria. Zuletzt erschien in einer Neuausgabe: «John F. Kennedy. Biographie» (2013). Posener ist Autor der WELT. Er lebt in Berlin.
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Produkt

KlappentextJohn Lennon, geboren 1940 in Liverpool, hat die Beatles gegründet und in Zusammenarbeit mit und Rivalität zu Paul McCartney Songs geschrieben, die zu Klassikern der Popmusik wurden. Zugleich war der intellektuelle Kopf ein origineller Nonsens-Schriftsteller. Lennon drängte die Band zur Überwindung der damals für Rockmusiker geltenden Grenzen und Klischees. Neben Bob Dylan wurde er zum Sprecher der 68er Generation in der Musik und begründete den Typus des engagierten Popstars. In der Partnerschaft mit Yoko Ono verband Lennon Rockmusik und avantgardistische Konzeptkunst. Als er auf seine Karriere verzichtete, um seinen zweiten Sohn zu erziehen, wurde er als Hausmann Vorreiter einer neuen Idee von Männlichkeit. 1980 wurde er Opfer des religiösen Fundamentalismus. Das Bildmaterial der Printausgabe ist in diesem E-Book nicht enthalten.

Alan Posener, geboren 1949, wuchs in London, Kuala Lumpur und Berlin auf. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter die Rowohlt-Monographien über John Lennon, John F. Kennedy, Elvis Presley, William Shakespeare, Franklin Delano Roosevelt und die Gottesmutter Maria. Zuletzt erschien in einer Neuausgabe: «John F. Kennedy. Biographie» (2013). Posener ist Autor der WELT. Er lebt in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644010178
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum23.03.2021
Auflage1. Auflage
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5660562
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Von Hamburg nach London

Liverpool hat die Beatles hervorgebracht, aber Hamburg hat sie im eigentlichen Sinne «gemacht». Die fünf Jungen, die im Sommer 1960 im «Indra-Club» auftraten, waren im Grunde eine Amateur-Kapelle.

Zuerst wurden wir ziemlich kühl aufgenommen. Dann sagte der Geschäftsführer, wir sollten «Show machen» wie die Gruppe um die Ecke. Also probierten wir es.

Wir sprangen herum und machten alle die Sachen, die sie heute machen, wie mit einer Klobrille auf die Bühne gehen, dort scheißen und pissen. Das machten wir in Hamburg, und hauten Sachen kaputt. Das hat nicht ein Pete Townshend sozusagen ausgearbeitet, so etwas machst Du, wenn Du sechs oder sieben Stunden spielst. Es gibt nichts anderes zu tun, Du haust den Laden zusammen und beleidigst die Leute ...

Die Beatles erweiterten ihr Repertoire um Songs aus allen möglichen Epochen und Stilrichtungen - die Schnulze «Besame Mucho», die Musical-Nummer «Till There Was You», Evergreens wie «Red Sails In The Sunset», die Jazz-Nummer «Ain´t She Sweet», Kneipenlieder wie die Moritat auf eine Liverpooler Hure, «Maggie Mae», und seichte Pop-Nummern aus den Hitparaden -, die sie neu arrangierten und mit leichter Ironie darboten. Langsam kristallisierte sich ein eigener, unverkennbarer Stil heraus, der gerade in dem unverfrorenen Eklektizismus bestand, der puren, harten Rock ´n´ Roll mit Elementen anderer populärer Musik mischte und mit dem Witz der Liverpooler Komiker präsentierte.

In Liverpool hatten wir nur Sessions von einer Stunde gespielt, und wir machten nur unsere besten Nummern, immer die gleichen, bei jedem Auftritt. In Hamburg mussten wir acht Stunden spielen, also mussten wir eine neue Art zu spielen finden. Wir spielten sehr laut: Peng! Peng! Die Deutschen liebten es.

Wir mussten alles ausprobieren, was uns in die Köpfe kam in Hamburg. Es gab niemanden, den wir kopieren konnten.

Tragendes Element ihres Stils waren die Stimmen von John und Paul, die sich wie ihre Charaktere in verblüffender Weise widersprachen und ergänzten: Pauls Stimme hoch, rein, klar und melodisch: Johns tiefer, rauer, nasal, oft gequält, herausfordernd. Ihr Gesang erinnerte einerseits an das weiße amerikanische Pop-Duo The Everly Brothers, hatte aber nichts von deren gelegentlich beklemmender Süße, andererseits an schwarze Gesangsgruppen wie The Shirelles und The Miracles, war aber zugleich «weißer» und ungeschliffener, rauer, unprofessioneller als die schwarzen Vorbilder. (Auf ihren beiden ersten Langspielplatten kann man diesen Gesangsstil noch gut heraushören, besonders auf nachgespielten Nummern wie «Baby, It´s You» oder «You Really Got A Hold On Me». Wie die Beatles in Hamburg klangen, dokumentiert die Doppel-LP The Beatles Live At The Star Club Hamburg 1962. Von den 26 Titeln dieses auf einem einfachen Heim-Tonbandgerät festgehaltenen Auftritts sind ganze zwei von Lennon und McCartney komponiert. Sie fanden wohl ihre eigenen Titel nicht «kommerziell» genug.) Zum renommierten «Star Club» war es allerdings noch ein weiter Weg. Die Gruppe spielte vorerst im kleinen «Indra-Club» und schlief tagsüber hinter der Leinwand des benachbarten Bambi-Kinos.

Wir gingen spät ins Bett und wurden am nächsten Tag durch den Lärm der Kinovorführung geweckt. Wir versuchten, als Erste aufs Damenklo zu kommen, weil das am saubersten war, aber dicke alte deutsche Frauen schoben sich an uns vorbei.

Geschlafen wurde ohnehin wenig: Spielen, Trinken, Mädchen - woher sollten wir die Zeit zum Schlafen nehmen?

Die mörderische Routine war ohne Hilfe nicht durchzustehen: zum Alkohol kamen benzedrinhaltige Diätpillen namens «Preludin», die ihnen den «Speed», die Energie gaben, die sie brauchten, um ihre allabendliche Tour de force abzuziehen.

Im Publikum saßen jetzt immer mehr Studenten der Hamburger Kunsthochschulen, die sich «Exis» (Existentialisten) nannten. Sie trugen ihre Haare in einer Art Pagenschnitt, lang und glatt heruntergekämmt, bevorzugten schwarze Kleidung, intellektuelle Gespräche und Jazz bei Kerzenlicht. Wie Stuart Sutcliffe in Liverpool waren die deutschen Kunststudenten fasziniert von dem Außenseiterdasein der Rock-Musiker und von der Echtheit, Einfachheit und Direktheit der Musik, die im Gegensatz stand zu der gekünstelten, asexuellen und aseptischen Traditionspflege, zu der Jazz degradiert war. Vor allem aber faszinierte die «Exis» die Mischung aus Aggressivität, Zynismus und Macho-Attitüde einerseits, Verletzlichkeit, «Geworfenheit» und Unschuld andererseits, die aus den Gesichtern der Beatles sprach. Astrid Kirchherr, Studentin der Fotografie an der Hamburger Meisterschule, hielt diese Mischung in Hunderten von Fotos fest. Sie war besonders von Stuart Sutcliffe beeindruckt, diesem Gratwanderer zwischen ihrer Welt und der Welt des Rock ´n´ Roll. Er war der Erste, der sich die Haare von ihr zu einem «Exi»-Schnitt frisieren ließ, den Unkenrufen der anderen zum Trotz. Einige Jahre später sollte dieser Haarschnitt als «Beatle-Frisur», «Pilzkopf», «Mopp-Top» usw. überall in der Welt für Schlagzeilen sorgen und ebenso sehr wie die Musik das Markenzeichen der Beatles und ein Symbol rebellischer Jugend werden.

Ihr erster Hamburg-Aufenthalt endete mit einem Eklat, als die Ausländerpolizei, von John Gestapo genannt, George auswies, weil er mit siebzehn Jahren zu jung war, um in Nachtclubs zu spielen, und Paul der versuchten Brandstiftung im Bambi-Kino beschuldigte und ebenfalls auswies.

In Liverpool verursachten die «neuen» Beatles mit ihrer seltsamen «deutschen» Frisur und wilder Musik eine Sensation. Bei einem Auftritt in der Litherland Town Hall am 27. Dezember 1960, wo sie noch ein Jahr zuvor von betrunkenen Teddy Boys überfallen und verprügelt worden waren, stürmten Mädchen die Bühne und verfolgten die Beatles nach dem Auftritt zu ihrem Kleinbus, den sie mit Lippenstift-Liebesbotschaften vollgeschmiert hatten. Dies war drei Jahre bevor dieses Phänomen unter dem Namen «Beatlemania» zuerst die Nation, dann die Welt ergreifen sollte.

An jenem Abend kamen wir wirklich aus unserem Schneckenhäuschen und legten los. Wir entdeckten, dass wir etwas berühmt waren. Da begannen wir zum ersten Mal zu denken, dass wir gut waren. Bis Hamburg hatten wir gedacht, wir wären OK, aber nicht gut genug. Hamburg hatte es bewirkt. Da hatten wir uns wirklich entwickelt ... Aber erst, als wir zurück in Liverpool waren, entdeckten wir den Unterschied und sahen, was mit uns passiert war, als alle anderen Cliff-Richard-Scheiße spielten.

Zwischen 1960 und 1962 gaben die Beatles vier längere Gastspiele in Hamburg, bei denen sie vom «Indra» über den «Kaiserkeller» zum «Star Club» avancierten. Als sie im Juni 1961 nach Liverpool zurückkehrten, war es ohne Stuart Sutcliffe. Er hatte sich mit Astrid Kirchherr verlobt und beschlossen, in Hamburg weiterzustudieren. Er war nie ein Musiker gewesen, war nur als Johns Freund toleriert worden; dabei war er - der Einzige, mit dem John ernsthaft über etwas anderes als Musik und Mädchen reden konnte - von John am schlimmsten gehänselt, ja gequält worden. Von Liverpool aus schrieb John seitenlange Briefe an Stuart, in die er die ganze Kreativität steckte, die er - noch - nicht in Musik und Texten ausdrücken konnte, und die - mochten sie auch immer wieder in Nonsens und skurrilen Humor umkippen - das Ausmaß seiner Verletzlichkeit und Einsamkeit verraten.

Ich entsinne mich einer Zeit, als / Alle, die ich liebte, mich hassten / Weil ich sie hasste. / Na und, na und, na / Scheißdreck und.

Ich entsinne mich einer Zeit, als / Bauchnabel kniehoch waren, / Als nur das Scheißen schmutzig war / Und alles andere / Sauber und schön.

Ich kann mich an nichts erinnern / Ohne eine Traurigkeit, / Die so tief ist, dass sie kaum / Mir bewusst wird. / So tief, dass ihre Tränen / Mich zum Zuschauer / Meiner eigenen Torheit machen. / Und so ziehe ich weiter / Mit halali und tralala.

Dieses Ventil für seine Gefühle verlor John, als Stuart Sutcliffe am 10. Januar 1962 - drei Tage vor dem Beginn des dritten Gastspiels der Gruppe in Hamburg - an den Spätfolgen der Kopfverletzungen starb, die er bei der Prügelei vor der Litherland Town Hall erhalten hatte. Die Beatles erhielten die Nachricht von Stuarts Tod bei ihrer Ankunft in Hamburg. John verriet als Einziger keine Emotionen. Er scheint seine Gefühle für Stuart mit einer erschreckenden Konsequenz verdrängt zu haben, denn er hat bis zum Ende seines Lebens nie darüber geredet oder geschrieben.

Liverpool war in den Jahren 1961 und 1962 eine Stadt, in der es wahrscheinlich mehr gute Rock-Bands gab als irgendwo sonst auf der Welt. Und die Beatles waren die anerkannten «Chefs» dieser von den großen Managern, den Schallplattenfirmen und Medienzentralen im fernen London noch völlig unbeachteten provinziellen Subkultur.

Das Interesse an den örtlichen Gruppen war so groß, dass John Lennons Freund Bill Harry im Juli 1961 eine Zeitung herausgeben konnte, die allein dieser «Szene» gewidmet war: «Mersey Beat» (genannt nach dem Fluss Mersey, der durch Liverpool fließt). John Lennon schrieb regelmäßig Beiträge für die Zeitung, darunter den Artikel Über die dubiosen Ursprünge der Beatles, in dem es heißt: Viele Leute fragen, was...
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Autor

Alan Posener, geboren 1949, wuchs in London, Kuala Lumpur und Berlin auf. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter die Rowohlt-Monographien über John Lennon, John F. Kennedy, Elvis Presley, William Shakespeare, Franklin Delano Roosevelt und die Gottesmutter Maria. Zuletzt erschien in einer Neuausgabe: «John F. Kennedy. Biographie» (2013). Posener ist Autor der WELT. Er lebt in Berlin.