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Ich bin hier bloß der Mörder

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
240 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am18.03.2021
Chiemsee-Crime mit viel Humor und Lokalkolorit. Irgendwer stirbt immer. Niemand weiß das besser als Albin Stocker. Doch dass ausgerechnet sein Partner getötet wurde, lässt ihm keine Ruhe. Als ein Münchner Clan-Chef anbietet, ihm die Namen der Mörder zu liefern, wenn er seinen Sohn versteckt, ist Stocker sofort dabei - und gerät in ein Netzwerk von korrupten Politikern, bestechlichen Polizisten und mächtigen Unterweltbossen. Der Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht, scheint unangreifbar zu sein. Aber eine Schwachstelle hat jeder. Und mit genau dieser will ihm Stocker eine Falle stellen.

Der Rosenheimer Heinz von Wilk war schon vieles in seinem Leben: Weltreisender, Musiker, Manager und Immobilienhändler. Nach langen Jahren in vielen Ländern lebt er mit seiner Frau im Chiemgau und schreibt hier seine Bücher. www.heinz-von-wilk.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextChiemsee-Crime mit viel Humor und Lokalkolorit. Irgendwer stirbt immer. Niemand weiß das besser als Albin Stocker. Doch dass ausgerechnet sein Partner getötet wurde, lässt ihm keine Ruhe. Als ein Münchner Clan-Chef anbietet, ihm die Namen der Mörder zu liefern, wenn er seinen Sohn versteckt, ist Stocker sofort dabei - und gerät in ein Netzwerk von korrupten Politikern, bestechlichen Polizisten und mächtigen Unterweltbossen. Der Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht, scheint unangreifbar zu sein. Aber eine Schwachstelle hat jeder. Und mit genau dieser will ihm Stocker eine Falle stellen.

Der Rosenheimer Heinz von Wilk war schon vieles in seinem Leben: Weltreisender, Musiker, Manager und Immobilienhändler. Nach langen Jahren in vielen Ländern lebt er mit seiner Frau im Chiemgau und schreibt hier seine Bücher. www.heinz-von-wilk.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960417484
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum18.03.2021
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3270 Kbytes
Artikel-Nr.5673532
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


3

Sie gingen auf das Haus zu. Es lag an der Ecke der Kreuzung, der Bordellbetrieb belegte alle drei Stockwerke, die Fassade sah schon ein bisschen schäbig aus, muss ich sagen. Die graue Farbe blätterte an vielen Stellen ab wie Herbstlaub, und in der Hauswand waren lange Risse zu sehen.

Aber das war nicht immer so gewesen. In den Sechzigern hatte Rosenheim die größte Ferrari-Dichte Deutschlands. Und das Rosenheimer Ferrari-Haus lag damals genau gegenüber dem Puff, auf der anderen Straßenseite. Oft stand ich davor und drückte mir die Nase an der dicken, raumhohen Glasscheibe platt, denn dort drinnen, auf edlen Marmorfliesen, da waren sie: die Testa Rossas, Dinos, der eine oder andere 365 GT4 BB, alle in Rot. Strahlend, glänzend, unglaublich schön.

Damals war dann auch die entsprechende Klientel vor Ort, und das Bordell hatte seine hohe Zeit. Die Freier kamen aus München und Salzburg, manche sogar den weiten Weg über den Brenner aus Italien, denn das Haus an der Ecke war berühmt für sein Ambiente, die ausgefallenen Live-Shows auf der Bühne und vieles mehr. Die Programme wechselten alle zwei Wochen. Die Damen alle zwei Monate.

Ich weiß noch, dass da mal ein Pärchen aus Frankreich gastierte, und so eine Show hatte Rosenheim noch nie gesehen. Pass auf: Die Bühne ist dunkel, die Bar rappelvoll und nur von wenigen roten Tischlampen und der schummrigen blauen Thekenbeleuchtung erhellt. Unterhaltungen werden leiser, und man sieht durch den Rauch der vielen Zigaretten und Zigarren kaum vor bis zur Bühne.

Aus den Lautsprechern ertönen Urwaldgeräusche. Löwen brüllen, Papageien stoßen schrille Schreie aus, und irgendwo im Hintergrund tröten Elefanten. Der Urwaldsound wird leiser gedreht. Dafür ertönt Zwanziger-Jahre-Big-Band-Jazz mit viel Trommeln, wie bei einer Josephine-Baker-Show.

Ein schmaler Scheinwerferkegel von oben beleuchtet einen bunt bemalten Marterpfahl. An den ist ein großer Schwarzer gefesselt, die muskulösen Arme so straff nach hinten gebunden, dass er sich nicht bewegen kann. Er ist nackt, sein Körper von oben bis unten mit Öl eingerieben und schimmert, als würde er in seinem eigenen Schweiß baden. Das überproportional lange Glied hängt schlaff nach unten.

Ein zweiter Scheinwerferkegel, der von einem großen Verfolger-Spot hinter der Theke kommt, gleitet rechts an den Bühnenrand. Von da tritt eine schöne Rothaarige in einem hellbraunen Tropenanzug in den Lichtkegel. Die Musik wird lauter. Die Schöne sieht den Kerl am Marterpfahl, schlägt die Hand vor den Mund und erschrickt. Sie reißt die Augen weit auf, schaut übertrieben verwirrt ins Publikum, macht einen Knicks und deutet mit einem lautlosen »Ohhh« auf den Lippen auf das mächtige schlaffe Glied. Der Schwarze starrt sie wortlos an. Sie dreht ihm den Rücken zu, beginnt lasziv zu tanzen und zieht sich aus. Nach zwei Minuten steht sie, splitternackt, immer noch mit dem Rücken zu ihm und erstarrt.

Dann dreht sie sich langsam um und beginnt, ihre Brüste zu massieren. Eine Hand gleitet über ihren flachen Bauch nach unten und streichelt das rote Dreieck zwischen ihren Beinen. Dabei sieht sie den Mann am Marterpfahl direkt in die Augen.

Und plötzlich geschieht es: Wie eine Kobra stellt sich das Glied des Schwarzen auf und steht, hart und zitternd, wie ein Fahnenmast in leichter Meeresbrise.

Die Rothaarige tanzt einmal um den Marterpfahl herum, steckt sich den Zeigefinger, der eben noch zwischen ihren Beinen war, in den Mund und fährt dann damit leicht am Glied des Mannes entlang. Dann tanzt sie weg, der Verfolger geht aus, der Schwarze am Pfahl ist noch ein paar Sekunden zu sehen, dann wird die Bühne dunkel, der Vorhang schließt sich. Der Applaus war jedes Mal so heftig, dass sich sogar die schweren, zähen Rauchschwaden so schnell verzogen, wie wenn ein plötzlicher Windstoß durch den Raum gezogen wäre.

Diese Nummer lief zwei Wochen lang, jede Nacht, einmal um Mitternacht und das zweite Mal gegen drei Uhr früh. Und nie hat der Mann am Marterpfahl die Erektion nicht gebracht. Der Laden war immer voll, und der Barkeeper sagte mir mal, der Schwarze und die Rote seien seit Jahren ein Paar, hätten aber noch nie miteinander geschlafen, wie ihm der Mann erzählte. Denn dann wäre der Zauber weg, und er würde auf sein eigenes Kommando keinen mehr hochkriegen.

Der Champagner floss damals in Strömen, wie du dir denken kannst. Die schönsten Frauen und sogar die Rote aus der Marterpfahl-Nummer waren zu haben, wenn man genug auf den Tisch legte. Und in den oberen Zimmern spielte man Roulette, Siebzehn und Vier, Poker, das ganze Programm.

Einmal hat ein total durchgeknallter Wirt, vom ehemaligen Traberhof, glaube ich, unbedingt eine Runde Russisch Roulette spielen wollen. Die anderen beiden am Pokertisch im zweiten Stock waren der Chinese, der mal die Reinigung mit Änderungsschneiderei in der Innstraße hatte, du weißt schon. Und der andere, das war ein indonesischer Holländer auf der Durchreise, den keiner kannte.

Auf jeden Fall, der Wirt, zugekokst und stinkbesoffen, zieht einen kleinen alten Trommelrevolver aus der Hosentasche, klappt ihn auf, nimmt bis auf eine Patrone alle raus und stellt die fünf glänzenden Messingdinger wie Soldaten vor sich auf den Tisch.

Der Chinese, der ja rein von der Genetik her schon ein ziemlich bleiches Wesen war, wurde noch blasser, und der indonesische Holländer lachte und sagte: »Verdomte shit.«

Der Wirt klappte die Trommel wieder zu, drehte sie schnell, indem er mit dem Daumen draufschlug, und hielt sich den Revolver zwischen die Augen. Dann schaute er in die Runde und meinte: »Um den Pot auf dem Tisch.« Da lagen so um die hunderttausend Mark, hat man mir erzählt.

Die anderen beiden nickten. Der Wirt auch, dann zog er den Abzug, und die Hälfte seines Hinterkopfes spritzte gegen die rot-goldene Stofftapete. Der Chinese und der Holländer teilten sich den Pot. Wobei der abergläubische Chinese die Scheine, die mit Blut besprenkelt waren, nicht anfasste.

Das Loch von der Kugel, die sich auch von einem hiesigen Wirtsschädel nicht groß aufhalten ließ, ist heute noch in der Wand zu bestaunen.

Das waren noch Zeiten.

Wer sich mit der Frau seiner Träume nicht in den plüschigen Zimmern vergnügen wollte, der nahm sich ein Salonzimmer in der kleinen Pension zweihundert Meter links die Straße hoch. Dort standen Tische und Palmen in einem Glas-Wintergarten, die Weihnachtsbeleuchtung hing das ganze Jahr über in den Wedeln, und neben dem offenen Kamin lagen immer duftende Holzscheite.

Jetzt, nach all den Jahren, hat die äußere Münchener Straße den Charme einer verwitterten, obdachlosen alten Frau, die in ihren Tagträumen längst vergangenen Zeiten und Liebhabern nachhängt und die Erinnerungen ihres einstigen Lebens samt ihrem momentanen Besitz in einem Supermarkt-Einkaufswagen vor sich herschiebt.

Das Bordell war früher ein Familienbetrieb. Seit einigen Jahren gehört das Haus aber dem Moses-Clan. Die Zimmer sind schäbig, die Fenster von innen mit rotem Papier beklebt, auf einigen sieht man gemalte rote Herzen, und über dem Eingang hängt ein abgeblättertes schwarzes Blechschild mit der Aufschrift »Bar-Club. Nur für Mitglieder«. Und mitten auf der Bühne ist neuerdings eine Messingstange.

Links und rechts neben der braunen, verschrammten Eisentür standen zwei Typen. Beide mit kahl rasierten Köpfen, Bärten und Steroid-aufgepumpten Oberkörpern. Der Kleinere von beiden stieß sich mit dem Fuß von der Wand ab und zeigte auf Nellie. »Tussen kommen hier nicht rein. Wir sind kein Swingerclub, wa?«

Stocker öffnete den Mund, aber Nellie war schneller. »Kollege, du bist eine lebende Werbung für präventive Familienplanung. Kompliment. Geil finde ich ja, dass ihr Typen auf der Rübe ausseht wie Holzfäller, dabei habt ihr doch alle rasierte Säcke, oder?«

Jetzt kam auch der Größere auf sie zu, klopfte sich den Staub vom Hintern und grunzte: »Isch hab keine Ahnung, was du meinst, Torte, aber eine wie du sollte nur den Mund aufmachen, wenn sie einen strammen Schwanz vor der Nase hat, yo?«

Der Große grinste, und der Kleine griff sich nickend in den Schritt.

»Aber immer doch«, sagte Nellie, »und wer ist der Schwanz von euch beiden? Du? Pass mal auf, du Brüller, wir sind geschäftlich hier. Und falls ich mal einen Rat von einem Arschloch brauche, dann frage ich mein eigenes, klaro?«

Stocker hob beschwichtigend die Hände und stellte sich vor den Großen. »Moses wartet auf uns. Wir können uns später weiter amüsieren, aber jetzt bring uns erst zu deinem Boss.«

Der Große funkelte Stocker wütend an und knurrte über die Schulter zu dem Kleinen: »Ahmad, ruf oben an.« Und zu Stocker: »Und wer bist du, Mann?«

»Albin Stocker. Schicker Anzug, übrigens. Gab s den auch in sauber und fleckenfrei?«

Der Kleine schaute auf sein Handy, tippte eine kurze Nummer und hob es ans Ohr. »Ja, ich bin s. Da ist ein Kerl mit seiner Keule. Heißt Stocker. Will zu dir, sagt er. Was? Okay. Ende.« Und zu dem Großen: »Lass sie rein.«

Hinter der Bar stand eine dünne Frau um die dreißig, mit blau gefärbten Haaren, und schnitt Limetten. Die Theke verlief an der ganzen Wand entlang bis zur Treppe. Ein älterer Mann mit einer kurzen, schmierigen, ehemals weißen Schürze um die Hüften verteilte Papieruntersetzer auf den dunklen Holztischen. Es waren nicht viele Tische, und um diese Zeit waren natürlich nur wenige Gäste in der Bar und schauten auf die Bühne, auf der sich eine nackte und heftig gepiercte Schwarzhaarige lustlos an der Stange abquälte. Aus den Lautsprechern an der Decke ertönte »Private Dancer« von Tina Turner.

»Jetzt schau dir bloß das...
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