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Meine Oma, die Ganoven und ich

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
200 Seiten
Deutsch
Midnighterschienen am05.04.2021Auflage
»Meine Oma wird sterben. Das behauptet sie jedenfalls. Und zwar vor Langeweile.« Annegret Kosminsky ist achtundsiebzig Jahre alt und hat eine Leidenschaft für Krimis. Um sich die Zeit als Rentnerin zu vertreiben, geht sie mit Vorliebe auf Verbrecherjagd. Denn sie glaubt fest daran, dass auch im wahren Leben hinter jeder Ecke ein Ganove lauert. Eines Nachts beobachtet die schrullige alte Dame, wie im Garten der Nachbarn eine Leiche vergraben wird. Sofort ruft sie ihren Enkel Victor an, der ihr helfen soll, Beweise für den Mord zu finden. Im Schutz der Dunkelheit schleichen die beiden auf das Nachbargrundstück. Dort machen sie eine erstaunliche Entdeckung, und der Fall entwickelt sich ganz anders, als Oma Kosminsky es aus ihren Krimis kennt.

Kai Rohlinger, geboren 1977, ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Latein. Er wohnt und arbeitet in Mannheim. Als Autor fühlt er sich in verschiedenen Genres heimisch, v.a. History, Phantastik und Humor. Seit 2016 verfasst er regelmäßig Kurzgeschichten für die Miniaturen-Reihe der Phantastischen Bibliothek Wetzlar. Mit 'Mord ist kein Hobby' gab er 2018 sein Debüt im Bereich des Cosy Crime.
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Produkt

Klappentext»Meine Oma wird sterben. Das behauptet sie jedenfalls. Und zwar vor Langeweile.« Annegret Kosminsky ist achtundsiebzig Jahre alt und hat eine Leidenschaft für Krimis. Um sich die Zeit als Rentnerin zu vertreiben, geht sie mit Vorliebe auf Verbrecherjagd. Denn sie glaubt fest daran, dass auch im wahren Leben hinter jeder Ecke ein Ganove lauert. Eines Nachts beobachtet die schrullige alte Dame, wie im Garten der Nachbarn eine Leiche vergraben wird. Sofort ruft sie ihren Enkel Victor an, der ihr helfen soll, Beweise für den Mord zu finden. Im Schutz der Dunkelheit schleichen die beiden auf das Nachbargrundstück. Dort machen sie eine erstaunliche Entdeckung, und der Fall entwickelt sich ganz anders, als Oma Kosminsky es aus ihren Krimis kennt.

Kai Rohlinger, geboren 1977, ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Latein. Er wohnt und arbeitet in Mannheim. Als Autor fühlt er sich in verschiedenen Genres heimisch, v.a. History, Phantastik und Humor. Seit 2016 verfasst er regelmäßig Kurzgeschichten für die Miniaturen-Reihe der Phantastischen Bibliothek Wetzlar. Mit 'Mord ist kein Hobby' gab er 2018 sein Debüt im Bereich des Cosy Crime.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958193062
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum05.04.2021
AuflageAuflage
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3274 Kbytes
Artikel-Nr.5676385
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Die Kiste im Garten

Meine Oma ist achtundsiebzig und färbt sich die Haare rot; sie mag die Lieder von Helene Fischer, liebt Schwarzwälder Kirschtorte und spielt leidenschaftlich gerne Canasta. So weit ist also alles im Rahmen für eine Achtundsiebzigjährige von heute, nur mit einer Sache übertreibt sie es regelmäßig, und das sind Krimis. Meine Oma besitzt Autogrammkarten von fast allen Tatort-Kommissaren, sie hat ein geradezu enzyklopädisches Wissen über Leben und Werk von Agatha Christie, und sie kennt die StGB-Paragrafen über alle Arten von Tötungsdelikten auswendig. In ihrem Wohnzimmer befindet sich ein riesiges Regal, das bis oben hin mit Büchern gefüllt ist; darunter gibt es wahrscheinlich kein einziges, in dem nicht ein brutaler Mord begangen oder zumindest ein raffinierter Kunstraub verübt wird.

Und so, wie Don Quijote einst nach der Lektüre von zu vielen Ritterromanen auf Abenteuer auszog und gegen Windmühlen kämpfte, die er für Riesen hielt, geht meine Oma heute regelmäßig auf »Verbrecherjagd«; sie ist nämlich der festen Überzeugung, dass hinter jeder Ecke ein Ganove lauert. Würde sie in einem der weniger guten Viertel in der Großstadt wohnen, wäre diese Annahme wohl nicht ganz von der Hand zu weisen; aber in ihrem verschlafenen Nest mit der historischen Altstadt - es gibt dort bunte Fachwerkhäuser aus dem sechzehnten Jahrhundert, krumme Gassen mit Kopfsteinpflaster und ein ehrenamtlich geführtes Zuckerdosen-Museum -, was soll da schon groß passieren?

Früher habe ich meine Oma häufig besucht; aber seit ich studiere, komme ich nur noch selten zu ihr. Doch dank (oder undank) des Telefons sind wir fast ständig in Kontakt. Wenn meine Oma anruft, ertönt auf meinem Handy die Titelmusik der alten Miss-Marple-Filme: »Da-da-da-dab-daaa, daaa-dab-daaa!« Das war der passendste Klingelton, den ich finden konnte.

Manchmal habe ich Glück, und es ist nur ein verstopfter Abfluss oder ein tropfender Wasserhahn, der repariert werden muss. In der Regel aber ist der Grund für den Anruf ein dreistes oder schreckliches Verbrechen, dem meine Oma auf der Spur ist. Die Kernaussage ihrer Anrufe lässt sich dann in einem Satz zusammenfassen: »Junge, du musst unbedingt kommen!«

Meine Oma nennt mich immer nur »Junge«, aber niemals Victor. Vielleicht ist sie der Meinung, dass ich diesen Namen nicht verdiene, denn Victor heißt bekanntlich »Sieger«. Mir ist auch schleierhaft, warum sie immer nur mich anruft und niemals einen anderen aus der Familie. Das heißt, im Grunde kann ich es mir durchaus denken: Mein älterer Bruder, auf den sie große Stücke hält, ist vor ein paar Jahren nach Kanada ausgewandert; meine Eltern sind Ornithologen und sitzen die meiste Zeit in irgendeinem Naturschutzgebiet mitten im Funkloch; mit Onkel Hubert hat sie sich an ihrem fünfundsiebzigsten Geburtstag hoffnungslos zerstritten; und Tante Gisela, die nur drei Ecken weiter wohnt, ist meiner Oma zufolge so mutig wie ein Angora-Kaninchen und damit völlig ungeeignet für kriminalistische Abenteuer. Also bin ich der Einzige in der Familie, der nicht nur immer erreichbar, sondern auch halbwegs zu etwas zu gebrauchen ist.

So ist es auch dieses Mal. Ich habe bis nach Mitternacht gekellnert und bin müde wie ein Hund ins Bett gefallen, ohne die Schuhe vorher auszuziehen. Nun liege ich selig mit der Nase im Kissen, schnarche vermutlich wie ein Bär und träume von einem Affen, der mit Orangen jongliert.

Es ist also alles in bester Ordnung.

»Da-da-da-dab-daaa, daaa-dab-daaa!«, macht es plötzlich auf meinem Nachttisch. Meine Hand tastet nach dem elenden Ding und nimmt den Anruf entgegen, ohne dass ich dabei richtig wach werde. Das ist ein Reflex des modernen Menschen. Der Neandertaler konnte vermutlich, wenn ein Säbelzahntiger in die Höhle geschlichen kam, im Halbschlaf zum Speer greifen und ihn in Richtung des knurrenden Raubtiers werfen; der Homo sapiens im einundzwanzigsten Jahrhundert geht eben automatisch ans Handy, wenn es klingelt.

»Junge«, sagt meine Oma, »du musst unbedingt kommen!«

Ich schaffe es kaum, die Augen zu öffnen.

»Oma, weißt du eigentlich, wie spät es ist?«

»Natürlich. Ein Uhr siebenunddreißig«, tönt es munter aus dem Hörer. »Warum fragst du? Hast du keine Uhr?«

Ich stöhne. In meinem Kopf beginnt ein Specht, eine Höhle zu bauen. Jedenfalls pocht und hämmert es ungefähr so in meinem Schädel. Dennoch frage ich: »Was ist denn los, dass du um diese Zeit ...?«

Weiter komme ich nicht. Meine Oma fällt mir ins Wort: »Hier ist ein Mord geschehen!«

»Ein Mord? Ach, Oma, du hast bestimmt nur wieder einen Krimi geschaut und schlecht geträumt.«

»Das war im September, mein Junge! Der Tatort war ja auch wirklich furchtbar. Dass so etwas um Viertel nach acht im Fernsehen läuft! Aber dieses Mal ist es ein echtes Verbrechen. Du musst unbedingt kommen!«

Ich stöhne abermals. »Um diese Zeit? Kann denn die Sache nicht bis morgen warten?«

Für einen Moment ist es still; das bedeutet nichts Gutes. Ich weiß, was gleich geschehen wird.

»Na gut«, sagt meine Oma mit weinerlicher Stimme, »dann komm halt morgen früh ... oder am Abend ... oder nächste Woche. Wenn es dir dann besser passt. Falls ich nicht öffne, wenn du klingelst, dann war es wohl ein Serienkiller. Ich mag übrigens keine Begonien. Ich meine: auf meinem Grab.«

Bei diesen Worten fasse ich mir an den Kopf. Sie schafft es doch immer wieder, mir ein schlechtes Gewissen einzureden, selbst mit der abstrusesten Logik.

»Warum rufst du eigentlich erst jetzt an?«, frage ich sie. »Es ist doch mitten in der Nacht.«

»Ich habe es mehrfach probiert«, erklärt sie spitz. »Du bist ja nicht rangegangen.«

Zuerst will ich protestieren, aber dann fällt mir ein, dass ich tatsächlich in der Frühe mein Handy zu Hause vergessen habe. Und als ich heimkam, war ich viel zu müde, um die Anrufliste zu checken.

Während ich noch überlege, was ich sagen soll, lamentiert meine Oma weiter: »Das ist mal wieder typisch: Ständig schaut ihr jungen Leute auf das Handy, wahrscheinlich sogar, wenn ihr aufs Klo geht - aber wenn es wirklich einmal ernst ist und man euch braucht, dann seid ihr nie zu erreichen.«

Das »nie« ist reichlich übertrieben, aber es hat keinen Sinn, mit meiner Oma zu diskutieren, schon gar nicht, wenn sie das Krimi-Fieber gepackt hat. Ich gebe mich also geschlagen.

»Schon gut, schon gut, ich komme ja.«

»Na endlich! Und nimm deine Pistole mit!«

»Ich habe keine Pistole.«

»Doch, die Wasserspritzpistole.«

»Und was soll die mir nützen?«

»Das kann man nie wissen. Ich habe da mal einen Film gesehen ...«

Ich lasse sie noch eine Weile reden, dann lege ich auf. Da ich noch immer angezogen bin, sitze ich bald im Wagen. An der nächsten offenen Tankstelle halte ich an, um einen Kaffee zu trinken. Ohne Koffein in meinen Adern werde ich die Nacht nicht überstehen.

Die Frau an der Kasse hat eine Brille wie aus Panzerglas. Sie sitzt über ein Buch gebeugt und liest. Meine Bestellung scheint ihr lästig zu sein. Während sie an der Maschine herumdrückt, legt sie das Buch nicht aus der Hand. Ich schiele nach dem Cover: Darauf ist ein Mann mit einem Messer abgebildet, darüber steht etwas mit »Mord« in großen roten Buchstaben.

Mit Mühe und Not schafft es die Frau, den Kaffee vor mich hinzustellen, ohne den Blick von der Seite zu heben.

»Muss ja wirklich spannend sein, Ihr Buch!«, brumme ich ärgerlich.

Mehr als ein »Mhh« bekomme ich nicht zur Antwort. Das Krimi-Fieber ist eine tückische Sache, und es ist längst zur Volkskrankheit geworden.

Ich schüttle den Kopf, bezahle und gehe nach draußen an die frische Luft, sofern man das bei einer Tankstelle sagen kann. So rasch es eben geht, schlürfe ich das heiße Getränk in mich hinein. Dann klemme ich mich wieder hinters Steuer.

Nach einer halben Stunde bin ich am Ziel. Wenn die Straßen frei sind, geht es ziemlich flott. Zum Glück weiß ich mittlerweile, wo die Blitzer stehen.

Bei meiner Oma brennt kein Licht. Das lässt mich hoffen: Vielleicht ist sie schon wieder eingeschlafen, und alles hat sich in Wohlgefallen aufgelöst.

Trotzdem drücke ich auf die Klingel, und wenige Sekunden später öffnet sich die Tür. Meine Oma scheint im Flur gewartet zu haben. Mit einer mächtigen Taschenlampe leuchtet sie mir ins Gesicht.

»Da bist du ja endlich!«, nörgelt sie zur Begrüßung. »Komm rein, und sei gefälligst leise!«

Ich lächle gequält. »Was ist denn los? Und warum machst du kein Licht an?«

»Na, du wärst ja ein großartiger Fahnder! Soll denn der Täter gleich merken, dass wir ihm auf der Spur sind?«

»Welcher Täter denn? Und was ist überhaupt geschehen?«

»Ein Mord ist geschehen, ein Mord an einem süßen, kleinen, unschuldigen Mädchen.«

»Was? An wem?«

»Annette...
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Autor

Kai Rohlinger, geboren 1977, ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Latein. Er wohnt und arbeitet in Mannheim. Als Autor fühlt er sich in verschiedenen Genres heimisch, v.a. History, Phantastik und Humor. Seit 2016 verfasst er regelmäßig Kurzgeschichten für die Miniaturen-Reihe der Phantastischen Bibliothek Wetzlar. Mit "Mord ist kein Hobby" gab er 2018 sein Debüt im Bereich des Cosy Crime.