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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Folio Verlagerschienen am23.03.20211. Auflage
Kommissarin Alba jagt ein Monster, das ihr stets einen Schritt voraus zu sein scheint. In einer heruntergekommenen Villa an der Via Nettunense, südlich von Rom, wird ein halbtotes Mädchen gefunden, gefesselt nach der japanischen Shibari-Tradition, systematisch und brutal misshandelt. Wer sie so zugerichtet hat, hat viel Zeit und Energie aufgewendet. Das Werk eines Verrückten. Das weiß Alba Doria, die in ihrer Persönlichkeit gestörte, brillante Hauptkommissarin der Staatspolizei. Es erinnert sie an die sadistischen Praktiken eines Serienkillers, doch der ist seit zehn Jahren tot. Damals hatte sie gemeinsam mit zwei Freunden von der Polizeischule in ein obskures Nest aus Geheimdiensten, Kriminellen und korrupten Politikern gestochen und viel riskiert. Nun holt die Vergangenheit sie wieder ein. Ein komplexer Fall um Latino-Banden, rumänische Zuhälter, Schattenbankiers, den Geheimdienst und das Darknet.

Giancarlo De Cataldo, geboren 1956 in Taranto; lebt und arbeitet als Richter am Berufungsgericht in Rom. Er ist erfolgreicher Verfasser zahlreicher Romane, Erzählungen und Drehbücher für Film und Fernsehen. Mit Romanzo Criminale hat er einen mehrfach verfilmten und europaweit ausgestrahlten Politthriller über Roms Drogenkartell der 1970er-Jahre geschrieben. Zuletzt auf Deutsch bei Folio: die Bestseller Suburra (2015) und Die Nacht von Rom (2016) (gem. mit Carlo Bonini) sowie Der Vater und der Fremde (2017) und Der Agent des Chaos (2019).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextKommissarin Alba jagt ein Monster, das ihr stets einen Schritt voraus zu sein scheint. In einer heruntergekommenen Villa an der Via Nettunense, südlich von Rom, wird ein halbtotes Mädchen gefunden, gefesselt nach der japanischen Shibari-Tradition, systematisch und brutal misshandelt. Wer sie so zugerichtet hat, hat viel Zeit und Energie aufgewendet. Das Werk eines Verrückten. Das weiß Alba Doria, die in ihrer Persönlichkeit gestörte, brillante Hauptkommissarin der Staatspolizei. Es erinnert sie an die sadistischen Praktiken eines Serienkillers, doch der ist seit zehn Jahren tot. Damals hatte sie gemeinsam mit zwei Freunden von der Polizeischule in ein obskures Nest aus Geheimdiensten, Kriminellen und korrupten Politikern gestochen und viel riskiert. Nun holt die Vergangenheit sie wieder ein. Ein komplexer Fall um Latino-Banden, rumänische Zuhälter, Schattenbankiers, den Geheimdienst und das Darknet.

Giancarlo De Cataldo, geboren 1956 in Taranto; lebt und arbeitet als Richter am Berufungsgericht in Rom. Er ist erfolgreicher Verfasser zahlreicher Romane, Erzählungen und Drehbücher für Film und Fernsehen. Mit Romanzo Criminale hat er einen mehrfach verfilmten und europaweit ausgestrahlten Politthriller über Roms Drogenkartell der 1970er-Jahre geschrieben. Zuletzt auf Deutsch bei Folio: die Bestseller Suburra (2015) und Die Nacht von Rom (2016) (gem. mit Carlo Bonini) sowie Der Vater und der Fremde (2017) und Der Agent des Chaos (2019).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783990371206
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum23.03.2021
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1397 Kbytes
Artikel-Nr.5679179
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

I.

Südlich von Rom, in einem heruntergekommenen Anwesen an der Via Nettunense, zanken sich zwei Jungen.

Jaime ist achtzehn. Ramon zweiundzwanzig. Die Narbe auf seiner Stirn besagt, dass er das Kommando hat. In der Pandilla aus dem Giardinetti-Viertel ist er der Ranghöchste. Jaime schuldet ihm Gehorsam und Respekt.

Zwei unruhige und hungrige junge Hunde. Untersetzt, muskulös, voller Tattoos.

Die Straße war ihre Schule. Um in die Bande aufgenommen zu werden, mussten sie Gesichter zerschneiden, zustechen, Feinde verprügeln, und auch ihre Gesichter sind zerschnitten worden, auf sie ist eingestochen und auch sie sind verprügelt worden. Sie haben Knochen gebrochen und Gesichter zerschnitten, sie haben sich mit Gewalt Respekt verschafft.

Aber so etwas haben sie noch nie erlebt. Niemals.

Auf dem Boden eines ehemals großen Aufenthaltsraumes, zwischen Gerümpel und verrosteten Nägeln, liegt ein Mädchen.

Ihre Augen sind geschlossen, und von ihrem winzigen, in eine Decke eingewickelten Körper, auf dem sich rote Blutflecken und weitere undefinierbare Flecken befinden, steigt ein säuerlicher Geruch auf. Tiefe Rillen in der weißen Haut, und unter den Fesselungsknoten, die aus merkwürdigen bunten Schnüren bestehen, sieht man ein Netz aus blauen Flecken und Schnitten.

Der, der sie so zugerichtet hat, hat viel Zeit und Energie dafür aufgewendet.

Das ist das Werk eines Verrückten , sagt Jaime, der Verrückte hasst.

Das ist nicht unser Problem, hermano , antwortet Ramon.

Nicht? Ramon, die puta krepiert.

Na und?

Das gefällt mir nicht, gehen wir.

Zuerst der Job, hermano.

Was für ein Job?

Der da. Grinsend holt Ramon eine Machete hervor. Er geht zum Mädchen hin und macht Jaime ein Zeichen, er möge ihm folgen. Los, hilf mir. Wir erledigen das und dann fahren wir nach Hause.

Was hast du vor?

Was glaubst du?

Schwer atmend umrundet Ramon den Köper des Mädchens. Er hält inne und hebt die Klinge, wie um zu zielen. Jaime begreift, was er von Anfang an geahnt hat, jedoch nicht glauben wollte.

Der Job. Die chica zerstückeln. Wie man es in TV-Serien sieht, wie man es in den Erzählungen der Alten hört, die sich noch an die Todesschwadronen unten im fernen Salvador erinnern.

Brechreiz steigt aus seiner Speiseröhre auf. Er hat zugestochen, zugeschlagen, zugehauen. Doch noch nie getötet. Bis jetzt. Gut, es gibt immer ein erstes Mal. Aber das bedeutet nichts. Tja, wenn Raufereien an der Tagesordnung sind, kann schon mal einer ins Gras beißen. Und die Verteidigung des Territoriums ist heilig, wie auch die Verteidigung deiner Familie, deiner Brüder, deiner Frau. Doch es muss einen Grund geben, sonst ist es nur locura, Wahnsinn.

Mit ganzer Kraft unterdrückt Jaime den Brechreiz und macht einen Schritt in Richtung seines Freundes. Er muss Zeit gewinnen.

Warte.

Was ist?

Und was machen wir mit der ⦠Leiche?

Stimmt. Geh zum Lastwagen und hol die Müllsäcke.

Ramon â¦

Hast du Angst?

Ramon, sag mir wenigstens, warum!

Was warum?

Das! Wegen dem Geld? Unsere Geschäfte laufen gut, wir brauchen kein Geld.

Es geht nicht ums Geld. Wir tun einem großen Tier einen Gefallen. Jemandem, der uns helfen kann, selbst groß zu werden.

Wem?

Ramon gibt einen wilden Fluch von sich. Wenn er bei Pater Rodriguez zur Beichte geht, muss er sich daran erinnern: Flüche sind eine Sünde und bringen Unheil, wie seine mamita immer sagt. Jaime übertreibt wieder einmal! Ein Weichei ohne cojones. Wäre er nicht der Neffe von Hernan, el lobo, einer Bandenlegende, würde er dafür sorgen, dass er der chica Gesellschaft leistet.

Du gehst mir auf die Nerven, amigo. Hol die Säcke und beenden wir die Sache!

Er hebt die Machete, um den ersten Schlag zu führen, und während Jaime resigniert und in heller Panik die Augen zusammenkneift, um sich zumindest den Anblick des Massakers zu ersparen, verspürt Ramon einen heftigen Schlag und die Machete fliegt davon. Eine laute, heisere Stimme brüllt: Halt, Polizei, auf den Boden, oder ich bringe euch um!

Nicht schießen! , schreit Jaime, legt die Hände auf den Kopf und seufzt erleichtert.

Ramon zögert einen Augenblick. Aber nur so lange, wie er braucht, um einen massigen Typ mit weißen Haaren - carajo, ein Alter! - zu erblicken, der jedoch mit beiden Händen eine Halbautomatische hält, danach folgt er dem Instinkt. Er springt zur Seite, zieht gleichzeitig ein Messer aus der an der Achsel befestigten Scheide und schleudert es wie ein wahrer Messerwerfer auf die bewaffnete Silhouette.

Der pistolero sieht die Gefahr, bückt sich, um dem Messer auszuweichen, verliert dabei das Gleichgewicht und geht mit dem Gesicht voran zu Boden. Mit einer schnellen Bewegung verhindert er, dass ihm die Pistole entgleitet. Ein Schuss löst sich, der an der Decke verhallt.

Ramon überlegt, die Situation auszunutzen. Immerhin ist er jünger und kampfgeschult. Doch der Typ sieht aus wie ein Profi und hat eine Pistole. Außerdem hat er sich als Polizist ausgewiesen und ist vielleicht nicht allein, sondern wartet auf Verstärkung. Zum Teufel mit dem Job, sagt sich Ramon, das ist eine Falle, offenbar hatte Jaime, dieser Hosenscheißer, recht. Er rennt zur Tür und schreit seinem Freund zu, er solle ihm folgen.

Doch Jaime denkt gar nicht daran. Er bleibt auf dem Boden liegen, nur wenige Zentimeter von dem röchelnden Mädchen entfernt, das kurz davor ist zu krepieren. Ein Grund mehr, nichts mit dieser Geschichte zu tun zu haben. Nicht schießen, ich ergebe mich, ich ergebe mich , sagt er immer wieder, eine müde Litanei.

Der Typ mit der Pistole ist aufgestanden. Er betrachtet den Jungen, der heulend am Boden liegt. Draußen hört man Motorengeräusch. Der Kumpan haut ab. Der Typ sagt sich, ich bin ein Idiot, ich hätte die Reifen des Lastwagens aufschlitzen sollen, doch jetzt ist es zu spät.

Fürs Erste sichert er den Tatort. Mit den Plastikhandschellen, die er immer dabeihat, fesselt er den Jungen an Händen und Füßen.

Eine Bewegung und ich bringe dich um.

Dann geht er zu ihr. Er hebt ihren Kopf an. Ihre Augen sind weit aufgerissen, doch sie ist nicht im Koma. Wahrscheinlich steht sie unter Schock, denkt er und weiß, dass er sich nicht irrt. Immerhin hat er eine gewisse Erfahrung. Seit zehn Jahren arbeitet er auf der Straße. Sie wird sich erholen, aber im Augenblick kann man sie nicht befragen. Er flüstert ihr tröstende Worte zu. Sie scheint nicht zu verstehen. Vielleicht ist sie Ausländerin, der Hautfarbe nach kommt sie aus dem Osten. Eine Hure? Zu früh, um das zu sagen. Außerdem ist das im Augenblick nicht wichtig. Mit ruhigen, vorsichtigen Bewegungen befreit er sie von der schmutzigen Decke. Sie ist nackt. Nackt und voller Wunden. Er zieht seine Jacke aus und bedeckt damit den mageren Oberkörper, er streicht ihr eine Haarlocke aus der Stirn, sie glüht vor Fieber, ihre Lippen sind aufgesprungen, und er hat nicht einmal einen Tropfen Wasser bei sich. Mitleid und Gewalt überwältigen ihn. Er betrachtet den gefesselten jungen Mann, am liebsten würde er ihm die Rippen brechen. Er hält sich nur deshalb zurück, weil er in einem peripheren Bereich seines Gehirns eine Tatsache zur Kenntnis nimmt, die er erst jetzt, mit etwas Verspätung, verarbeiten kann.

Er konzentriert sich wieder auf das Mädchen, schiebt die Jacke beiseite und schaut genauer. Die Knoten. Die Knoten und die bunten Bänder. Die Art, wie sie angeordnet sind.

Er macht ein paar Handyfotos. Dann nimmt er ihre Hand und streichelt ihr über das Haar. Seine raue Stimme ist zärtlich und tief. Er beginnt ganz leise zu singen, als ob sein Gesang den sinnlosen Schmerz lindern könnte.

Er heißt Gianni Romani, früher trug er den Spitznamen Biondo. Er ist Polizeikommissar. Er ist hier, weil Pulce, ein Informant, ihm den Tipp gegeben hat, dass sich in dem alten Anwesen zwielichtige Gestalten herumtreiben.

Er ist gekommen, um sich umzusehen, insgeheim und mit der Hoffnung, einen kleinen Dealer zu erwischen.

Doch nun steht er seiner Vergangenheit gegenüber.

Mit einem hinterhältigen Grinsen wendet er sich an den...
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Autor

Francesca Buoninconti hat Naturwissenschaften studiert, sich als Ornithologin spezialisiert und schreibt als Wissenschaftsjournalistin für verschiedene Print- und digitale Medien, u. a. für La Repubblica, Micron und Vanity Fair, und arbeitet für den Rundfunk.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt