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Der erste Tod des Marc Aurel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am21.03.2021
Rom, Nabel der Welt und Millionenstadt am Tiber, ist in heller Aufregung. Ein epochaler Triumphzug für die Rückkehr der erfolgreichen Feldherren wird vorbereitet. Aus der ganzen bekannten Welt kommen Menschen an, darunter auch eine Schauspieltruppe, zu denen die junge Korinna gehört. Ihr kommen Gerüchte über ein bevorstehendes Attentat auf Kaiser Marc Aurel zu Ohren. Kurz darauf verschwindet ein Bote mit einer wichtigen Nachricht für den Kaiser. Pacuvius, ein Offizier des Kaiserlichen Geheimdienstes, untersucht den Fall und wird den Verdacht nicht los, dass er von seinen Vorgesetzten bewusst in die Irre geführt wird. Bei seinen Ermittlungen lernt er Korinna kennen, und gemeinsam versuchen sie, das Netz aus Intrigen und Anschlägen zu zerreißen, das bedrohlich über Rom liegt.

Gisbert Haefs, geboren 1950 in Wachtendonk am Niederrhein, studierte Anglistik und Hispanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Als Übersetzer und Herausgeber veröffentlichte er unter anderem Werke von Ambrose Bierce, Rudyard Kipling, Jorge Luis Borges, Sir Arthur Conan Doyle, Georges Brassens und Bob Dylan. Er ist Autor von Funkfeatures, Hörspielen, Kriminalromanen und historischen Romanen, unter anderem von den Erfolgsromanen Alexander und Hannibal. Gisbert Haefs lebt und schreibt in Bonn.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextRom, Nabel der Welt und Millionenstadt am Tiber, ist in heller Aufregung. Ein epochaler Triumphzug für die Rückkehr der erfolgreichen Feldherren wird vorbereitet. Aus der ganzen bekannten Welt kommen Menschen an, darunter auch eine Schauspieltruppe, zu denen die junge Korinna gehört. Ihr kommen Gerüchte über ein bevorstehendes Attentat auf Kaiser Marc Aurel zu Ohren. Kurz darauf verschwindet ein Bote mit einer wichtigen Nachricht für den Kaiser. Pacuvius, ein Offizier des Kaiserlichen Geheimdienstes, untersucht den Fall und wird den Verdacht nicht los, dass er von seinen Vorgesetzten bewusst in die Irre geführt wird. Bei seinen Ermittlungen lernt er Korinna kennen, und gemeinsam versuchen sie, das Netz aus Intrigen und Anschlägen zu zerreißen, das bedrohlich über Rom liegt.

Gisbert Haefs, geboren 1950 in Wachtendonk am Niederrhein, studierte Anglistik und Hispanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Als Übersetzer und Herausgeber veröffentlichte er unter anderem Werke von Ambrose Bierce, Rudyard Kipling, Jorge Luis Borges, Sir Arthur Conan Doyle, Georges Brassens und Bob Dylan. Er ist Autor von Funkfeatures, Hörspielen, Kriminalromanen und historischen Romanen, unter anderem von den Erfolgsromanen Alexander und Hannibal. Gisbert Haefs lebt und schreibt in Bonn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293310988
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum21.03.2021
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3729 Kbytes
Artikel-Nr.5680439
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Der Hafen der Kaiser



Früh, wenn es dir leidtut, schon aufgewacht zu sein, sage dir gleich, du seist erwacht, um dich menschlich zu betätigen. Um der Tätigkeit willen bist du geboren und in die Welt gekommen, und da willst du verdrießlich sein, dass du ans Werk gehen sollst? Oder bist du geschaffen, dich in den Federn liegend zu pflegen? Dies ist wohl angenehmer; aber bist du denn um des Vergnügens willen da oder vielmehr, um etwas zu schaffen und dich anzustrengen?

MARCUS AURELIUS V 1


Sie saß nicht weit vom Leuchtturm, das Gesicht zum Meer, und wartete auf den Jungen mit dem Kormoran. Aber es war spät, viel später als gewöhnlich. Das kleine Boot lag an der gewohnten Stelle; vielleicht war er längst ausgefahren und heimgekehrt, oder er wollte heute nicht aufs Meer. Vielleicht hatte er sie gesehen, sagte sie sich, und blieb deshalb fort. Sechzig Tage, seit sie zuletzt am Hafen gewesen war - viel Zeit, um eine misstrauische Freundschaft verfallen zu lassen.

Sie hatte nicht eher kommen können, nicht in den vergangenen Monden und nicht an diesem Tag. In den stickigen Zeiten des Sommers verließen alle, die es sich leisten konnten, die Stadt und zogen sich auf Landgüter zurück. Alle, die es sich leisten konnten, waren genau jene, die sich hin und wieder die »Mimen des Mopsos« leisten mochten. Die Truppe war den Reichen gefolgt, hatte in kleinen Städten der Albaner Berge gespielt, in den Höfen der Landgüter, für die Herren und ihre Sippen, für die Diener und Sklaven, manchmal auch für die einfachen Leute der Ortschaften. Beifall, Münzen, Brot, ein Nachtlager ... nicht viel, aber genug zum Leben. 

Dann kam der Herbst, und die Leute kehrten zurück nach Rom. Manche wollten vielleicht hören, wie sich der Krieg gegen die Parther entwickelte oder welche neuen Anordnungen der Kaiser in den leeren Sommertagen ausgeheckt hatte. Die meisten würden sich wieder den Geschäften widmen, dem Brot, und fast alle warteten auf die Spiele.

Im Sommer zogen regelmäßig Kundschafter der Pferdezüchter und der Wettgemeinschaften durch die Lande, gingen Gerüchten über besonders gute Tiere nach und beobachteten auf den Rennbahnen der Provinzstädte Wagenlenker. Pferde und Männer, die in Massilia, Athen, Alexandria, Tarraco oder anderswo auf sich aufmerksam gemacht hatten, wurden gekauft oder angeheuert. Auch die Herren der Kampfspiele, immer auf der Suche nach Gladiatoren, waren entweder selbst unterwegs oder ließen ihre »Augen« genannten Leute schweifen.

Für die Mimen gab es im Frühherbst wenig zu tun; bei Stadtteilfesten auf den Plätzen und in Hinterhöfen konnten sie Neues erproben oder Altes wieder aufnehmen, zur Bewahrung der Beweglichkeit und für die wenigen kleinen Münzen, die die einfachen Leute in den Topf warfen. Andere Schauspieltruppen mochten, wie Mopsos sagte, »die Provinz verheeren, um von den Alpen bis Sizilien festzustellen, dass im Sommer und Herbst auch dort nichts läuft«. Richtige Auftritte für gutes Geld würde es, in der Provinz wie in Rom, erst wieder geben, wenn die Wohlhabenden zurückgekehrt waren. Reiche Kunstliebhaber und jene, die Gäste zu unterhalten hatten.

Eigentlich war dies die beste Zeit, um abgenutzte Gewänder zu flicken oder Masken zu erneuern. Mopsos hatte bei einem der billigen Buchhändler am Südrand des Forums zerlesene, fleckige Rollen gefunden: zwei Stücke des Puniers Terentius, eines von Herondas, eine Antigone. Also machten sie sich ans Abschreiben, damit jeder eine Rolle hatte, ehe die gekauften endgültig zerfielen. Korinna schrieb schnell und leserlich, Mopsos langsam und gründlich, Thesion so, dass er später selbst rätseln musste; die Zeichen von Markos und Bagoas brachten alle anderen zum Weinen. Myrina und Sulpicius, vor allem für Gaukelei und Musik zuständig, schrieben gar nicht.

Korinna verbrachte drei stickige Tage damit, die Stücke für sich abzuschreiben. In dem verfallenden Haus, dessen Besitzer auf bessere Kaufangebote wartete und die Schauspieler so lange gegen wenig Geld dort hausen ließ, suchte sie sich einen möglichst schattigen Winkel. Es gelang ihr, Tinte und Schweiß nicht allzu innig zu mischen und auf dem billigsten Papyrus - Pergament konnten sie sich nicht leisten - mehr Zeichen als Kleckse zu erzeugen.

Seit sie sich in Rom aufhielten, kauften die Mimen des Mopsos ihren Fisch bei Manlius. Er verlangte keine höheren Preise als andere, hatte sein Haus samt Laden gleich neben dem halb verfallenen Obdach der Schauspieler, und seine Tiere waren meistens frisch. Oder beinahe frisch. Zweimal hatten die Mimen für ihn und seinen Haushalt - Frau, Kinder, Sklaven - etwas aufgeführt und dafür je fünf Tage lang Fisch und Brot bekommen.

Vor zwei Tagen hatte Manlius mit einem Reichen verhandelt, ihn »Herr« genannt und sich vor ihm beim Feilschen immer wieder verbeugt. Es ging wohl um eine größere Feier; allerdings war Korinna, die in der Nähe gesessen und gedöst hatte, ein wenig erstaunt gewesen, dass ein Mann mit den breiten Purpurstreifen des Senators an der Toga selbst mit einem Fischhändler sprach, statt derlei niedrige Dinge seinen Abhängigen zu überlassen. Jedenfalls sollte Manlius Fisch, garum und andere Dinge liefern, und als er später an seinem Karren herumkratzte und etwas über eine Fahrt nach Portus murmelte, hatte Korinna sich schnell entschlossen und ihn gebeten, sie mitzunehmen.

So waren sie an diesem Tag, da sie sich nicht sechsundzwanzig, sondern zweiundfünfzig Jahre alt fühlte, über die verstopfte Via Portuensis von Rom zum Hafen der Kaiser gefahren.

Auch der Hafen war verstopft. Ein paar Tage vor dem Äquinoktium drängelten sich die Schiffe, um ihre Fracht zu löschen, ehe die Herbststürme begannen. Nur wenige Seeleute würden dann noch aufs Meer fahren, und wer Güter für Rom zu liefern hatte, musste zusehen, dass er sie beizeiten an Land brachte. Sie sah Getreidefrachter aus Hispanien und Ägypten, die gewöhnlich Puteoli anliefen, aber der größte Kornhafen des Reichs war vermutlich ebenso voll wie Portus Augusti, sodass die Kapitäne in falscher Hoffnung nach Norden gefahren waren.

Die knielange, ärmellose Tunika war besudelt. Vor einer Fischbraterei war Korinna mit einem eiligen Esser zusammengestoßen, und bei einer anderen Garküche hatte jemand sich im Gedränge die von einer bräunlichen Tunke verschmierten Finger an ihrem Gewand abgewischt. Ein junger Mann, eher Händler als Matrose, und er hatte gelacht, als sie ihn beschimpfte.

»Nichts Arges, o Holde«, hatte er gesagt. »Nur Flüssigkeit von einem köstlichen Braten. Ich würde bei dir gern andere Flüssigkeiten lassen, aber die Eile, o ihr Götter, diese Eile!«

Dann war er grinsend in der Menge verschwunden, zwischen Stauern, Händlern, Arbeitern. Sie hatte ein paar Augenblicke vor einem Stand mit gebratenem Geflügel gezögert und an die kleine Ausbeulung gefasst, wo unter dem Gewand, am Gurt des Leibschurzes, der Beutel hing. Münzen, genug Münzen, um großen Hunger billig zu stillen, aber längst nicht ausreichend, um der Lust nachzugeben und einen Hühnerschenkel zu kaufen. Vielleicht konnte sie sich an dem Geruch sättigen, den Hände und Dünste in dem Wollstoff zurückgelassen hatten. Aber sie wusste zu gut, dass der Duft den Hunger vermehren würde.

Fisch, Tunke, Schweiß. Sie rümpfte die Nase und lockerte den Gürtel, mit dem sie die Tunika hochgebunden hatte. Der Fischfleck war kaum eine Handbreit weiter von ihrer Nase entfernt, als sie das Gewand nach unten gezupft hatte, aber sie bildete sich ein, dass nun alles nicht mehr so streng röche. So streng und so hungrig. 

Etwas stimmte nicht - etwas, das sie aus den Augenwinkeln sah. Erneut zupfte sie an der Tunika. Da gab es noch einen Fleck, an einer gewöhnlich für sie nicht sichtbaren Stelle des Gewands, hinter der linken Hüfte. Sie zog den Stoff weiter nach vorn.

»Gah«, sagte sie leise. Es war Blut, geronnen oder fast geronnen. Und - Haare? Mit spitzen Fingern fasste sie danach.

Es sah aus wie Menschenhaar mit einem Klümpchen geronnenen Bluts. Aber das konnte nicht sein. Natürlich konnte es nicht sein. Oder doch? Und wenn - wo? Korinna schloss die Augen und versuchte, sich an jeden Schritt des Wegs zu erinnern.

Manlius hatte den Karren neben einer Schenke auf dem kleinen Platz angehalten, der nur wenige Schritte östlich des »Hexagon« genannten sechseckigen Hafenbeckens lag. Zur einen Seite erstreckten sich die Reihen der Verkaufsstände und Garküchen, auf der anderen begann das Labyrinth der Schuppen und Werkstätten. Am Geländer vor der Schenke, an das man Pferde binden konnte, lehnten drei Männer. Einer hatte ein schmieriges Tuch um den Schopf gewickelt, und als er den Mund verzog, sah Korinna, dass ihm die beiden oberen Schneidezähne fehlten. Der Zweite war schwarz, vielleicht ein Nubier oder Angehöriger eines Volks im südlichen Mauretanien. Der Dritte trug eine fast handtellergroße Silberschlange im linken Ohr. Sie schienen - wirklich alle drei? - Blicke mit Manlius zu wechseln, bewegten sich aber nicht, solange Korinna sie sehen konnte. Ein paar Schritte auf dem Kai, dann hatte sie sich umgedreht, und die drei Männer waren hinter dem langsam nach Norden fahrenden Karren des Fischhändlers hergegangen.

Nun fragte sie sich, warum sie die Männer so gründlich betrachtet hatte. Aber eigentlich hatte sie gar nicht bewusst beobachtet; es war wohl nur die Gewohnheit der...


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Autor

Gisbert Haefs, geboren 1950 in Wachtendonk am Niederrhein, studierte Anglistik und Hispanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Als Übersetzer und Herausgeber veröffentlichte er unter anderem Werke von Ambrose Bierce, Rudyard Kipling, Jorge Luis Borges, Sir Arthur Conan Doyle, Georges Brassens und Bob Dylan. Er ist Autor von Funkfeatures, Hörspielen, Kriminalromanen und historischen Romanen, unter anderem von den Erfolgsromanen Alexander und Hannibal. Gisbert Haefs lebt und schreibt in Bonn.

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