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Die Verschwundene

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.12.2021
Wenn sie wüsste, dass du dich in ihr Leben geschlichen hast ...
In Thornfield Estates - einem Wohnviertel voller Prachtvillen, glänzender Geländewagen und gelangweilter Hausfrauen - hält sich Jane als Hundesitterin über Wasser. Hier lernt sie den geheimnisvollen Eddie Rochester kennen, dessen Frau Bea zusammen mit ihrer besten Freundin bei einem Bootsunfall verschwand. Eddie ist nicht nur reich und gut aussehend, sondern auch die Sorte Mann, nach der sich Jane immer gesehnt hat. Die beiden verlieben sich, und Jane zieht bei Eddie ein. Doch Bea scheint wie eine unsichtbare Macht zwischen ihnen zu stehen. Jane drängen sich immer mehr Fragen auf: Wer war diese geheimnisvolle Frau? Wie kam sie ums Leben? Und welches dunkle Geheimnis verbirgt sich hinter der Fassade der Traumvilla?

Rachel Hawkins wurde in Virginia geboren und ist in Alabama aufgewachsen. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Englischlehrerin. Seit 2007 ist sie freischaffende Autorin und hat mit ihrer Serie Hex Hall die New York Times-Bestsellerliste erklommen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWenn sie wüsste, dass du dich in ihr Leben geschlichen hast ...
In Thornfield Estates - einem Wohnviertel voller Prachtvillen, glänzender Geländewagen und gelangweilter Hausfrauen - hält sich Jane als Hundesitterin über Wasser. Hier lernt sie den geheimnisvollen Eddie Rochester kennen, dessen Frau Bea zusammen mit ihrer besten Freundin bei einem Bootsunfall verschwand. Eddie ist nicht nur reich und gut aussehend, sondern auch die Sorte Mann, nach der sich Jane immer gesehnt hat. Die beiden verlieben sich, und Jane zieht bei Eddie ein. Doch Bea scheint wie eine unsichtbare Macht zwischen ihnen zu stehen. Jane drängen sich immer mehr Fragen auf: Wer war diese geheimnisvolle Frau? Wie kam sie ums Leben? Und welches dunkle Geheimnis verbirgt sich hinter der Fassade der Traumvilla?

Rachel Hawkins wurde in Virginia geboren und ist in Alabama aufgewachsen. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Englischlehrerin. Seit 2007 ist sie freischaffende Autorin und hat mit ihrer Serie Hex Hall die New York Times-Bestsellerliste erklommen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641259358
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.12.2021
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1659 Kbytes
Artikel-Nr.5690847
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

FEBRUAR

Ein absoluter Scheißtag für einen Spaziergang mit dem Hund ist das.

Es schüttet schon den ganzen Morgen, die Fahrt von Center Point hier raus nach Mountain Brook war ein Albtraum, und als ich in der Einfahrt der Reeds aus dem Auto stieg, wurde meine Jeans am Saum patschnass. Jetzt schmatzen meine Sneakers auf den Marmorfliesen in der Diele.

Aber Mrs. Reed hat die Leine ihres Hundes Bear in der Hand und verzieht bei meinem Anblick das Gesicht zu einem übertriebenen Stirnrunzeln, mit dem sie Mitleid demonstrieren will. Ich soll unbedingt wissen, dass sie sich schlecht fühlt, weil sie mich an diesem Montagmorgen raus in den Regen schickt.

Das ist das Einzige, was zählt: Ich soll wissen, dass sie sich schlecht fühlt.

Dabei erwartet sie natürlich, dass ich es tue.

Seit fast einem Monat gehe ich jetzt mit den Hunden in der Wohnsiedlung Thornfield Estates spazieren, und wenn ich in dieser Zeit eines definitiv begriffen habe, dann das: Das Einzige, was zählt, ist, wie etwas aussieht, wie es nach außen hin erscheint.

Mrs. Reed sieht mitfühlend aus. Sie erweckt den Anschein, als fände sie es ganz schrecklich, dass ich an einem stürmischen Tag Mitte Februar mit ihrem Collie Bear Gassi gehen muss.

Sie sieht so aus, als würde sie sich tatsächlich einen Deut um mich als Mensch scheren.

Doch das tut sie nicht, und das ist okay, ehrlich.

Schließlich schere ich mich auch keinen Deut um sie.

Also lächele ich und zupfe am Saum meines militärgrünen Regenmantels. »Ich bin drauf eingestellt«, erkläre ich ihr und nehme Bears Leine.

Ich sehe mich in der Diele um. Links von mir lehnt ein riesiger gerahmter Spiegel an der Wand, in dem Mrs. Reed, ich und Bear zu sehen sind, der bereits zur Haustür zieht. Auf einem auf alt getrimmten Holztisch steht eine Schale mit Potpourri, daneben liegen zwei diamantbesetzte Creolen, achtlos abgelegt, als Mrs. Reed gestern Abend von irgendeiner Wohltätigkeitsveranstaltung nach Hause gekommen ist.

Mir ist aufgefallen, dass Wohltätigkeitsveranstaltungen hier in der Gegend ein großes Ding sind, auch wenn ich noch nicht herausgefunden habe, wofür sie eigentlich Geld sammeln. Die Einladungen, die auf Beistelltischen liegen oder mit Magneten an Kühlschränken befestigt sind, sind ein demonstrativ zur Schau gestellter Wortsalat. Kinder, geschlagene Frauen, Obdachlose, Unterprivilegierte - verschiedene Euphemismen, die alle nur ein und dasselbe bedeuten, nämlich »arm«.

Unmöglich zu sagen, wofür Mrs. Reed sich gestern Abend engagiert hat, aber auch das schert mich keinen Deut.

Und ich lasse meinen Blick auch nicht lange auf den Ohrringen verweilen.

Bears Leine liegt ruhig in meiner Hand, als ich Mrs. Reed kurz winke und auf die breite Veranda trete, die aus einer gestrichenen Betonfläche besteht und bei Nässe ziemlich rutschig ist. In meinen alten Turnschuhen schlittere ich beinahe darüber.

Ich höre, wie die Tür hinter mir geschlossen wird, und frage mich, was Mrs. Reed wohl heute Vormittag macht, während ich mit ihrem Hund spazieren gehe. Noch einen Kaffee trinken? Danach eine Xanax einwerfen? Die nächste Wohltätigkeitsveranstaltung planen? Vielleicht zu einem Brunch gehen, um Geld für Kinder zu sammeln, die nicht wissen, wie man segelt?

Der Regen hat ein wenig nachgelassen, aber der Vormittag ist immer noch lausig kalt, und ich wünschte, ich hätte Handschuhe mitgebracht. Meine Hände sind rau und rissig, die Knöchel von einem aggressiven Rot. Zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger meiner rechten Hand zieht sich noch eine kleine Brandnarbe über die Haut, eine Trophäe von meinem letzten Tag bei Roasted, einem Coffeeshop in Mountain Brook Village.

Ich ermahne mich, dass Hunde spazieren zu führen zwar echt doof ist, aber wenigstens nicht die Gefahr von Verbrennungen zweiten Grades mit sich bringt.

Bear zieht an der Leine und schnüffelt an jedem Briefkasten, an dem wir vorbeikommen, und ich lasse mich hinter ihm herziehen, während ich mich in Gedanken mehr mit den Häusern und dem Viertel beschäftige als mit dem mir anvertrauten Tier. Hinter diesen pompösen Vorortpalästen liegen üppige grüne Gärten, also bräuchte hier eigentlich niemand einen Hundesitter. Doch eine Kategorie wie brauchen existiert für die Leute hier nicht. Bei denen geht es immer nur darum, was sie wollen.

Genau wie bei diesen Häusern.

Mrs. Reed und ihr Mann leben allein am Magnolia Court in einem Haus mit acht Bädern und sieben Schlafzimmern, einem repräsentativen Salon, einem gemütlichen Wohnzimmer, einer Lounge im ersten Stock und einem »Herrenzimmer«. Soweit ich sagen kann, sind alle Häuser in Thornfield Estates so. Bis jetzt war ich in vier davon, denn sobald einer von den Nachbarn einen Hundesitter hat, brauchen - wollen - alle anderen selbstverständlich auch einen. Ich arbeite für die Reeds, indem ich mit Bear spazieren gehe, und jetzt auch für die Familie McLaren in der Primrose Lane, deren Dalmatiner Mary-Beth ich ausführe. Dann sind da noch die Clarks in der Oakwood mit ihren Shih Tzus Major und Colonel, und Tripp Ingraham aus dem Maple Way hat mich gerade engagiert, um mit Harper, dem Labrador seiner verstorbenen Frau, Gassi zu gehen.

Unterm Strich ist das ein guter Job, definitiv besser als die Arbeit im Roasted. Hier sehen die Leute mir tatsächlich in die Augen, weil sie zu der Sorte von Menschen gehören möchten, die sich einreden, dass sie keine Arschlöcher sind, wenn sie »die Hilfe« beim Vornamen nennen. »Jane gehört quasi zur Familie«, sagt Mrs. Reed wahrscheinlich zu den anderen Frauen im Country Club, die ihr mit affektiertem Gemurmel beipflichten und noch eine Bloody Mary trinken.

Meine Turnschuhe quietschen bei jedem Schritt auf dem Gehweg, und ich denke an die Wohnung, in der ich hause und in der es an der einen Stelle in der Küche wahrscheinlich wieder reinregnet: Die Decke ist da von einem dunkleren, schmuddeligeren Grau als das restliche schmutzige Grau. Die Miete ist billig, und die Gegend, in der die Wohnung liegt, geht einigermaßen, aber manchmal fühlt es sich an, als wohnte man in einer kleinen Betonkiste, und ich kann mir noch so viel Mühe geben, sie mit Postern von Target oder schönen Decken aus dem Secondhandladen aufzuhübschen, das Grau ist einfach übermächtig.

In Thornfield Estates gibt es weit und breit kein schäbiges Grau.

Hier ist das Gras zu jeder Jahreszeit grün, und alle Häuser haben Blumenkübel und riesige Sträucher voller bunter Blüten im Vorgarten. Die Fensterläden sind strahlend gelb, marineblau, tiefrot, smaragdgrün. Falls es überhaupt irgendwo Grau gibt, dann ist es matt und elegant - Taubengrau, habe ich Mrs. Reed es nennen hören. In der Luft liegt unablässig das emsige Brummen von Rasenmähern, und die Lieferwagen von Teppichreinigungsfirmen und Hausmeisterservices fahren die Einfahrten rein und raus, selbst an einem Regentag wie heute.

Bear bleibt stehen, um an einen Bordstein zu pinkeln, und ich schiebe mir mit der freien Hand die Kapuze vom Kopf. Dabei glitscht mir kaltes Regenwasser in den Nacken. Der Regenmantel ist alt, und auf der linken Seite ist der Saum zerrissen, aber ich bringe es nicht über mich, mir einen neuen zu kaufen. Es kommt mir überflüssig vor, für so etwas Geld auszugeben, und manchmal frage ich mich, ob es in einem der Häuser hier jemand merken würde, wenn irgendwo ein älterer Regenmantel verschwände.

Das Risiko ist zu groß, ermahne ich mich, gebe mich aber trotzdem ganze zwei Minuten der Vorstellung hin, wie ich durch dieses Viertel in etwas Gepflegtem und Hübschem spaziere, durch das kein kaltes Regenwasser dringt. So etwas wie die Burberry-Jacke, die bei Mrs. Clark letzte Woche neben der Tür hing.

Komm bloß nicht auf dumme Gedanken.

Also denke ich stattdessen an die Diamantohrringe auf dem Tisch in Mrs. Reeds Flur: Wenn beide verschwinden würden, würde das leicht Verdacht erregen, aber einer? Einer hätte vom Tisch fallen können. Im Country Club in den Teppich getreten worden sein. Einsam in irgendeiner Tasche stecken.

Bear bleibt mal wieder stehen, um an einem Briefkasten zu schnuppern, aber ich ziehe ihn weiter, denn ich bin auf dem Weg zu meinem Lieblingshaus.

Es liegt am Ende einer Sackgasse, ein ganzes Stück weiter von der Straße zurückgesetzt als die anderen, und es ist eines der wenigen Häuser, bei dem nicht unablässig ein Menschenstrom ein und aus zu gehen scheint. Der Rasen ist genauso grün wie bei den anderen Häusern in der Nachbarschaft, aber ungepflegter, und die Sträucher mit den hübschen lilafarbenen Blüten vor dem Haus sind zu hoch gewachsen und versperren die Fenster im Erdgeschoss.

Es ist das größte Haus in der Gegend, es überragt die anderen und streckt zu den Seiten zwei mächtige Flügel aus. Auf dem Rasen vor dem Haus stehen zwei hohe Eichen. Es sieht eindeutig älter aus als die anderen Häuser; kann gut sein, dass es das erste Haus war, das hier gebaut wurde.

Die Gleichförmigkeit von Thornfield Estates bedeutet, dass irgendwann alle Häuser miteinander verschmelzen. Ich mag das - ein hübscher verschwommener Gesamteindruck ist allemal besser als die deprimierende Monotonie in meinem Teil der Stadt -, aber dieses Haus, das ganz allein am Ende einer Sackgasse steht, hat etwas, was mich immer wieder zu ihm hinzieht.

Dann verlasse ich den Bürgersteig und gehe mitten auf die Straße, um es mir genauer...

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