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Little Brother - Aufstand

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.10.2021
Marcus Yallow ist smart, schnell und im Netz zu Hause. Als Terroristen einen Anschlag auf San Francisco verüben, sind er und seine Freunde jedoch in einem illegalen Onlinegame unterwegs. Agenten der Homeland Security nehmen ihn fest und verhören ihn tagelang. Als Marcus endlich wieder freigelassen wird, hat sich seine Heimatstadt in einen Überwachungsstaat verwandelt. Marcus und seine Freunde schwören, dass sie Homeland Security aus ihrer Stadt vertreiben werden - es beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel ...

Cory Doctorow, 1971 in Toronto geboren, ist Schriftsteller, Journalist und Internet-Ikone. Mit dem Blog boingboing.net und seinem Kampf für ein faires Copyright hat er weltweite Bekanntheit erlangt. Seine »Little Brother«-Romane wurden internationale Bestseller. Cory Doctorow ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Los Angeles.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextMarcus Yallow ist smart, schnell und im Netz zu Hause. Als Terroristen einen Anschlag auf San Francisco verüben, sind er und seine Freunde jedoch in einem illegalen Onlinegame unterwegs. Agenten der Homeland Security nehmen ihn fest und verhören ihn tagelang. Als Marcus endlich wieder freigelassen wird, hat sich seine Heimatstadt in einen Überwachungsstaat verwandelt. Marcus und seine Freunde schwören, dass sie Homeland Security aus ihrer Stadt vertreiben werden - es beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel ...

Cory Doctorow, 1971 in Toronto geboren, ist Schriftsteller, Journalist und Internet-Ikone. Mit dem Blog boingboing.net und seinem Kampf für ein faires Copyright hat er weltweite Bekanntheit erlangt. Seine »Little Brother«-Romane wurden internationale Bestseller. Cory Doctorow ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Los Angeles.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641280215
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.10.2021
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1929 Kbytes
Artikel-Nr.5690851
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Ich überlege, als Hauptfach Physik zu nehmen, wenn ich nach Berkeley gehe«, sagte Darryl. Sein Vater lehrte an der University of California in Berkeley, was bedeutete, dass Darryl dort keine Studiengebühren bezahlen musste. Es hatte allerdings auch nie zur Debatte gestanden, ob er studieren würde oder nicht.

»Schön, aber kannst du den Kram nicht auch online lernen?«

»Mein Dad war der Meinung, ich soll mir das Buch holen. Außerdem hatte ich ja nicht vor, heute irgendwelche Verbrechen zu begehen.«

»Schule schwänzen ist kein Verbrechen, sondern höchstens ein Vergehen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe.«

»Was machen wir jetzt, Marcus?«

»Tja, verstecken geht nicht, also werd ich´s erhitzen.« RFIDs killen ist echt keine große Kunst. Kein Händler möchte, dass sich in seinem Laden zwielichtige Kunden rumtreiben und mal eben ein bisschen hirnamputierte Ware zurücklassen, also Sachen, denen der unsichtbare Strichcode fehlt. Deshalb haben es die Hersteller abgelehnt, ein »Kill-Signal« einzubauen, das man anfunken kann, um den RFID-Chip auszuschalten. Mit der richtigen Box kann man RFIDs natürlich neu programmieren, doch ich hasse es, so was bei Büchern aus der Bibliothek zu machen. Ist zwar nicht ganz so wie Seiten aus einem Buch reißen, aber schäbig ist es trotzdem, weil ein Buch mit verändertem RFID nicht einsortiert und nicht wiedergefunden werden kann. Es wird zur Nadel im Heuhaufen.

Also blieb mir nur eine Chance: das Ding erhitzen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dreißig Sekunden in der Mikrowelle reichen, dann ist praktisch jeder RFID-Chip, der auf dem Markt ist, hinüber. Und weil der RFID überhaupt nicht mehr reagieren würde, wenn D versuchte, das Buch in der Bibliothek abzugeben, gäb es ganz einfach einen neuen Chip. Sie würden auch die Kataloginfo draufspielen, und das Buch landete fein säuberlich wieder in seinem Regal.

Was wir nur brauchten, war eine Mikrowelle.

»Warte noch zwei Minuten, dann ist das Lehrerzimmer frei«, sagte ich.

Darryl schnappte sich das Buch und ging auf die Tür zu. »Vergiss es. Niemals. Ich geh wieder in den Unterricht.«

Ich packte ihn am Ellenbogen und riss ihn zurück. »Komm schon, D, ist doch nichts dabei. Kein Problem.«

»Lehrerzimmer? Ich glaub, du hast mir nicht richtig zugehört, Marcus. Wenn ich noch ein Mal erwischt werde, flieg ich. Hast du kapiert? Ich fliege.«

»Dich schnappt niemand«, hielt ich dagegen. Der einzige Ort, wo nach der Pause kein Lehrer sein würde, war das Lehrerzimmer. »Wir gehen von hinten rein.« Der Aufenthaltsraum für das Lehrpersonal hatte an einer Seite eine kleine Kochnische mit einem Extraeingang für Lehrer, die sich nur schnell eine Tasse Kaffee holen wollten. Die Mikrowelle - die immer nach Popcorn und übergelaufener Suppe stank - befand sich genau dort, oben auf dem Minikühlschrank.

Darryl stöhnte. Ich dachte schnell nach. »Pass auf, es hat schon geklingelt. Wenn du jetzt in den Lesesaal gehst, um deine Freistunde abzusitzen, kriegst du einen Rüffel fürs Zuspätkommen. Ist echt besser, wenn du da gar nicht mehr auftauchst. Ich schaff es, uns in jedem Raum auf dem ganzen Schulgelände unbemerkt ein- und wieder auszutragen, D. Du hast doch gesehen, dass ich das kann. Bei mir bist du sicher, Mann.«

Er stöhnte wieder. Das war einer von Darryls Tells: Wenn er erst mal anfängt zu stöhnen, dauert es nicht mehr lange, und er sagt Ja.

»Auf geht´s«, sagte ich, und wir machten uns auf den Weg.

Alles lief perfekt. Wir mieden die Klassenräume, nahmen die Hintertreppe ins Untergeschoss und gingen die vordere Treppe wieder hoch, die direkt vor dem Lehrerzimmer rauskommt. Von innen war kein Laut zu hören. Leise drückte ich die Klinke und zog Darryl rein, bevor ich die Tür lautlos schloss.

Das Buch passte ganz knapp in die Mikrowelle rein, die noch versiffter aussah als bei meinem letzten Abstecher, um das Teil zu benutzen. Ich packte das Buch sorgsam in Papiertücher, bevor ich es reinlegte. »Mannomann, Lehrer sind doch echt Schweine«, zischelte ich. Darryl stand angespannt und mit bleichem Gesicht da und sagte nichts.

Der RFID-Chip starb in einem Funkenregen, was echt nett aussah (wenn auch nicht annähernd vergleichbar mit dem Effekt, den du beim Erhitzen einer gefrorenen Weintraube hast, was man wirklich gesehen haben muss, sonst glaubt man es einfach nicht).

Und nun in vollkommener Anonymität aus dem Schulgelände raus, und ab ging die Post.

Darryl öffnete die Tür und schob sich hinaus, ich hinterher. Eine Sekunde später stand er mir auf den Zehen und rammte seine Ellenbogen in meine Brust, weil er versuchte, in die schrankgroße Küche zurückzurudern, die wir soeben verlassen hatten.

»Zurück«, flüsterte er drängend. »Schnell - da ist Charles!«

Charles Walker und ich können uns nicht leiden. Wir sind im selben Jahrgang, und wir kennen uns genauso lang, wie ich Darryl kenne, aber mehr Übereinstimmungen gibt es nicht. Charles war schon immer kräftig für sein Alter, und jetzt, wo er Football spielt und Pillen schluckt, ist er noch kräftiger. Er hat Probleme, seine Wutausbrüche in den Griff zu kriegen - hab in der dritten Klasse mal seinetwegen einen Milchzahn verloren -, und das Ganze bringt ihm nur deshalb keinen Ärger ein, weil er der aktivste Spitzel der ganzen Schule ist.

Ist echt eine Scheißkombination, ein Schläger, der auch noch Leute bespitzelt und glücklich ist, wenn er den Lehrern irgendeinen Furz auftischen kann, den er entdeckt hat. Benson liebte Charles. Und Charles fand sich superschlau und behauptete einfach, dass er ein nicht näher definiertes Blasenproblem habe, was ihm die passende Entschuldigung gab, durch die Flure der Chavez zu schleichen und nach Leuten zu spähen, um sie zu verpfeifen.

Beim letzten Mal, als mich Charles erwischt hatte, war das das Ende meiner LARP-Aktivitäten gewesen. Ich hatte echt keinen Bock, mich noch mal von ihm schnappen zu lassen.

»Was macht er?«

»Er kommt auf uns zu, das macht er«, sagte Darryl. Er zitterte.

»Okay«, sagte ich. »Dann wird es Zeit, die Notfallmaßnahmen einzuleiten.« Ich zog mein Handy raus. Derlei hatte ich immer aus weiser Voraussicht im Plan. Charles würde mich nie mehr erwischen. Ich mailte den Server bei mir zu Hause an. Ruck, zuck kam er in Fahrt.

Ein paar Sekunden später tobte Charles´ Handy eindrucksvoll los. Ich hatte Zehntausende simultane Zufallsanrufe und SMS losgeschickt, die sämtliche Pieps- und Klingeltöne auslösten, zu denen sein Gerät fähig war. Das Teil hörte überhaupt nicht mehr auf. Der Angriff war über ein Botnetz gelaufen; weshalb ich ein bisschen ein schlechtes Gewissen hatte, aber zumindest war es im Dienste einer guten Sache geschehen.

Botnetze sind so was, wo infizierte Computer ihr Leben danach verbringen. Wenn du einen Wurm oder Virus hast, schickt dein PC eine Meldung an einen Chat-Kanal im IRC - dem Internet Relay Chat. Diese Meldung erklärt dem Botmaster - dem Typen, der den Wurm verschickt hat -, dass der betroffene Computer bereit ist, seine Befehle entgegenzunehmen. Botnetze sind extrem mächtig, da sie Tausende, wenn nicht Hunderttausende Computer umfassen können, die im ganzen Internet verteilt über tolle High-Speed-Breitbandkabel miteinander verbunden sind und auf schnellen Heim-PCs laufen. Die PCs funktionieren normalerweise nur auf Befehl ihres Besitzers, aber wenn sie ein Botmaster ruft, erheben sie sich wie Zombies, um seinem Willen zu folgen.

Es gibt so viele infizierte PCs im Internet, dass der Preis, sich für eine Stunde oder zwei in ein Botnetz einzubuchen, total zusammengebrochen ist. In der Hauptsache dienen die Kisten Spammern als billige, weitverteilte Spambots, die deine Mailbox mit Werbung für Potenzpillen oder neue Viren füllen, mit denen dann dein PC infiziert und fürs Botnetz rekrutiert wird.

Ich hatte nur zehn Sekunden in dreitausend PCs gebucht und jeden eine SMS oder einen Voice-over-IP-Anruf absetzen lassen, die alle auf Charles´ Handy landeten. Seine Nummer hatte ich zufällig bei einem dieser schicksalhaften Auftritte in Bensons Büro auf einem Post-it-Zettel gesehen, der am Schreibtisch klebte.

Nicht nötig zu erwähnen, dass Charles´ Handy keine Chance hatte, mit so einer Datenflut fertigzuwerden. Es war dafür einfach nicht ausgerüstet. Erst füllten die SMS den Speicher, was zur Folge hatte, dass das Handy bei allen Routinefunktionen anfing zu stottern, also zum Beispiel dabei, das Klingeln zu koordinieren oder all diese eingehenden falschen Rückrufnummern aufzuzeichnen (wusstest du, dass es echt einfach ist, die Rückrufnummern einer Anruferkennung zu fälschen? Es gibt ungefähr fünfzig Möglichkeiten - google einfach mal »Handy-Spoofing« oder »Anrufer-ID fälschen«).

Charles starrte sein Handy entgeistert an und hämmerte wütend drauf ein. Seine wulstigen Augenbrauen knautschten sich zusammen und zuckten, während er mit den Dämonen kämpfte, die sich über sein liebstes Teil hergemacht hatten. So weit funktionierte ja der Plan, aber Charles tat einfach nicht, was er als Nächstes hätte tun sollen - eigentlich sollte er verschwinden und sich irgendwo hinsetzen, um rauszufinden, wie er das Handy wieder in den Griff...

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Autor

Cory Doctorow, 1971 in Toronto geboren, ist Schriftsteller, Journalist und Internet-Ikone. Mit dem Blog boingboing.net und seinem Kampf für ein faires Copyright hat er weltweite Bekanntheit erlangt. Seine »Little Brother«-Romane wurden internationale Bestseller. Cory Doctorow ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Los Angeles.