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Sturmklänge

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
768 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am08.02.2022
Das Land Hallandren ist ein geheimnisvoller Ort. Sein Geheimnis sprengt die Grenzen des Todes - denn die gefallenen Helden der Welt kehren in Hallandren als Unsterbliche zurück. Doch nicht für alle ist diese Rückkehr ein Segen - und so machen sich ein Assassine und eine junge Frau auf, um ihre Schwester aus der Hauptstadt T'Telir zu befreien ...

Brandon Sanderson, 1975 in Nebraska geboren, schreibt seit seiner Schulzeit fantastische Geschichten. Er studierte Englische Literatur und unterrichtet Kreatives Schreiben. Mit den »Sturmlicht-Chroniken«, seinem großen Epos um das Schicksal der Welt von Roschar, erobert er regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten und begeistert auch in Deutschland viele Zehntausende Fans. Er wird bereits als der J. R. R. Tolkien des 21. Jahrhunderts gepriesen. Brandon Sanderson lebt mit seiner Familie in Provo, Utah.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextDas Land Hallandren ist ein geheimnisvoller Ort. Sein Geheimnis sprengt die Grenzen des Todes - denn die gefallenen Helden der Welt kehren in Hallandren als Unsterbliche zurück. Doch nicht für alle ist diese Rückkehr ein Segen - und so machen sich ein Assassine und eine junge Frau auf, um ihre Schwester aus der Hauptstadt T'Telir zu befreien ...

Brandon Sanderson, 1975 in Nebraska geboren, schreibt seit seiner Schulzeit fantastische Geschichten. Er studierte Englische Literatur und unterrichtet Kreatives Schreiben. Mit den »Sturmlicht-Chroniken«, seinem großen Epos um das Schicksal der Welt von Roschar, erobert er regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten und begeistert auch in Deutschland viele Zehntausende Fans. Er wird bereits als der J. R. R. Tolkien des 21. Jahrhunderts gepriesen. Brandon Sanderson lebt mit seiner Familie in Provo, Utah.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641277956
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum08.02.2022
Seiten768 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2607 Kbytes
Artikel-Nr.5690894
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Prolog

Es ist schon selt­sam, wie vie­les da­mit be­ginnt, dass ich ins Ge­fäng­nis ge­wor­fen wer­de, dach­te Vascher.

Die Wäch­ter lach­ten und schlu­gen die Zell­tür mit lau­tem Ge­tö­se zu. Vascher stand da, klopf­te sich den Staub ab, roll­te mit der Schul­ter und zuck­te zu­sam­men. Wäh­rend die un­te­re Hälf­te sei­ner Zel­len­tür aus mas­si­vem Holz be­stand, war die obe­re Hälf­te ver­git­tert. So konn­te er se­hen, wie die drei Wäch­ter sei­nen gro­ßen Rei­se­sack öff­ne­ten und sei­ne Be­sitz­tü­mer durch­stö­ber­ten.

Ei­ner von ih­nen be­merk­te, dass Vascher sie be­ob­ach­te­te. Die­ser Wäch­ter war ein Stier von ei­nem Mann mit kahl ge­scho­re­nem Kopf und ei­ner ver­dreck­ten Uni­form, die kaum mehr das hel­le Gelb und Blau der Stadt­wa­chen von T´Telir er­ken­nen ließ.

Hel­le Far­ben, dach­te Vascher. Ich wer­de mich wie­der an sie ge­wöh­nen müs­sen. In je­dem an­de­ren Land hät­te das kräf­ti­ge Blau und Gelb an ei­nem Sol­da­ten lä­cher­lich ge­wirkt, doch das hier war Hal­land­ren, das Land der zu­rück­ge­kehr­ten Göt­ter, der leb­lo­sen Die­ner, der bio­chro­ma­ti­schen For­schun­gen und - na­tür­lich - der Far­ben.

Der rie­si­ge Wäch­ter schlen­der­te zur Zel­len­tür hi­nü­ber und über­ließ sei­nen Freun­den den Spaß mit Vaschers Sa­chen. »Es heißt, du bist ein ziem­lich har­ter Kno­chen«, sag­te der Mann und mus­ter­te Vascher von Kopf bis Fuß.

Vascher er­wi­der­te nichts da­rauf.

»Der Wirt hat ge­sagt, du hast in dem Hand­ge­men­ge un­ge­fähr zwan­zig Män­ner nie­der­ge­schla­gen.« Der Wäch­ter rieb sich das Kinn. »Für mich siehst du gar nicht so hart aus. Wie dem auch sei, du hät­test den Pries­ter nicht schla­gen sol­len. Die an­de­ren wan­dern für eine Nacht ins Ge­fäng­nis. Aber du ... du wirst hän­gen. Farb­lo­ser Narr!«

Vascher wand­te sich von ihm ab. Sei­ne Zel­le war zweck­mä­ßig, aber nicht un­ge­wöhn­lich. Ein dün­ner Schlitz am obe­ren Ende ei­ner der Wän­de ließ Licht he­rein, über die be­moos­ten Stein­mau­ern tropf­te das Was­ser, und ein Hau­fen aus dre­cki­gem Stroh faul­te in der Ecke vor sich hin.

»Du wen­dest dich ab?«, frag­te der Wäch­ter und trat nä­her auf die Tür zu. Die Far­ben sei­ner Uni­form wur­den hel­ler, als wäre er in stär­ke­res Licht ge­tre­ten. Es war nur eine schwa­che Ver­än­de­rung. Vascher hat­te nicht mehr viel Hauch in sich, und da­her konn­te sei­ne Aura bei den Far­ben, die ihn um­ga­ben, nicht viel be­wir­ken. Der Wäch­ter be­merk­te die farb­li­che Ver­än­de­rung nicht - ge­nau­so we­nig wie er es in der Ta­ver­ne be­merkt hat­te, als er und sei­ne Kum­pels Vascher vom Bo­den auf­ge­sam­melt und in den Kar­ren ge­wor­fen hat­ten. Na­tür­lich war die Ver­än­de­rung für ge­wöhn­li­che Au­gen so ge­ring, dass sie kaum zu er­ken­nen war.

»Also, was ist denn das?«, frag­te ei­ner der Män­ner, die Vaschers Rei­se­sack durch­such­ten. Vascher hat­te es stets be­mer­kens­wert ge­fun­den, dass die Män­ner, die in den Ver­lie­sen Wa­che stan­den, für ge­wöhn­lich ge­nau­so schlimm oder gar noch schlim­mer als die Ge­fan­ge­nen wa­ren. Viel­leicht war das Ab­sicht. Die Ge­sell­schaft schien es nicht zu küm­mern, ob sich sol­che Men­schen vor oder in den Zel­len be­fan­den, so­lan­ge sie von den ehr­li­che­ren Bür­gern fern­ge­hal­ten wur­den.

Vo­raus­ge­setzt, es gab über­haupt ehr­li­che Bür­ger.

Der Wäch­ter zog aus Vaschers Sack ei­nen läng­li­chen, in wei­ßes Lei­nen ein­ge­wi­ckel­ten Ge­gen­stand her­vor. Der Mann stieß ei­nen Pfiff aus, als er den Stoff aus­wi­ckel­te und ein lan­ges, dün­nes Schwert in ei­ner sil­ber­nen Schei­de ent­hüll­te. Der Griff war voll­kom­men schwarz. »Wo hat er das wohl ge­klaut?«

Der Haupt­wäch­ter sah Vascher an und frag­te sich ver­mut­lich, ob Vascher so et­was wie ein Ad­li­ger war. Auch wenn Hal­land­ren kei­nen Adels­stand be­saß, gab es in vie­len an­gren­zen­den Kö­nig­rei­chen Gra­fen und Grä­fin­nen. Doch wel­cher Graf wür­de ei­nen grau­brau­nen Man­tel tra­gen, der an vie­len Stel­len ein­ge­ris­sen war? Wel­cher Graf hat­te Prel­lun­gen von ei­ner Ta­ver­nen­schlä­ge­rei, ei­nen Stop­pel­bart und Stie­fel, de­nen man den jah­re­lan­gen Ge­brauch an­sah? Der Wäch­ter wand­te sich ab; an­schei­nend war er da­von über­zeugt, dass Vascher kein Ad­li­ger war.

Er hat­te Recht. Und gleich­zei­tig hat­te er Un­recht.

»Ich will das se­hen«, sag­te der An­füh­rer der Wäch­ter und er­griff das Schwert. Er grunzte, denn of­fen­sicht­lich über­rasch­te ihn das Ge­wicht der Waf­fe. Er dreh­te es hin und her und be­merk­te den Ver­schluss, der die Schei­de mit dem Griff ver­band und ein Zie­hen der Klin­ge ver­hin­der­te. Er öff­ne­te den Ver­schluss.

Die Far­ben im Raum wur­den kräf­ti­ger. Sie wur­den nicht hel­ler - nicht so wie die Wes­te des Wäch­ters, als er an Vascher he­ran­ge­tre­ten war. Nein, sie wur­den stär­ker. Dunk­ler. Rot wur­de zu Wein­rot. Gelb ver­här­te­te sich zu Gold. Blau nä­her­te sich Ma­ri­ne­blau an.

»Sei vor­sich­tig, mein Freund«, sag­te Vascher sanft. »Die­ses Schwert ist ge­fähr­lich.«

Der Wäch­ter schau­te auf. Es war ganz still im Raum. Dann schnaub­te der Wach­mann und schritt von Vaschers Zel­le fort; das Schwert hielt er noch im­mer in der Hand. Die an­de­ren bei­den folg­ten ihm mit Vaschers Rei­se­sack; sie be­tra­ten die Wach­kam­mer am Ende des Rau­mes.

Mit ei­nem dump­fen Knall wur­de die Tür ge­schlos­sen. So­fort knie­te Vascher ne­ben dem Stroh­bün­del nie­der und zog eine Hand­voll kräf­ti­ger Hal­me he­raus. Er zog am Saum Fä­den aus sei­nem Man­tel und band das Stroh zur Ge­stalt ei­nes klei­nen Men­schen mit bü­sche­li­gen Ar­men und Bei­nen von ins­ge­samt etwa drei Zoll Län­ge zu­sam­men. Er zupf­te sich ein Haar aus sei­nen Brau­en, be­fes­tig­te es am Kopf der Stroh­pup­pe, griff dann in sei­nen Stie­fel und zog ei­nen leuch­tend ro­ten Schal her­vor.

Dann hauch­te Vascher.

Es floss aus ihm he­raus, trieb in der Luft, war durch­schei­nend und doch strah­lend, wie die Far­be von Öl, das in der Son­ne auf dem Was­ser glit­zer­te. Vascher spür­te, wie es aus ihm her­aus­ström­te: der bio­chro­ma­ti­sche Hauch, wie ihn die Ge­lehr­ten be­zeich­ne­ten. Die meis­ten Men­schen nann­ten ihn ein­fach nur Hauch. Je­der Mensch hat­te ei­nen. Oder zu­min­dest war es in der Re­gel so. Ein Mensch, ein Hauch.

Vascher hin­ge­gen be­saß etwa fünf­zig Hau­che - ge­ra­de ge­nug, um die Ers­te Er­he­bung zu er­rei­chen. Er fühl­te sich arm­se­lig, weil er nur noch so we­nig hat­te, aber die meis­ten Men­schen wür­den dies als ei­nen gro­ßen Schatz be­trach­ten. Doch selbst das Er­we­cken ei­ner so klei­nen Fi­gur aus or­ga­ni­schem...

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