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Alter schützt vor Morden nicht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.10.2021
Von der SPIEGEL-Bestseller-Autorin Helene Tursten. Tatort Ohrensessel: Mit dieser 88-Jährigen rechnet niemand ...
Maud, 88 Jahre, keine Familie, keine Sorgen ... keine Skrupel, wenn es um einen kleinen Mord geht. Seit ihr Vater starb als sie 18 war, lebt Maud in der schönen geräumigen Altbauwohnung im Zentrum Göteborgs - mietfrei, dank eines eilig aufgesetzten und nicht ganz wasserdichten Vertrags. Damals erkannte Maud, dass aus Tragödien manchmal Gutes erwächst. Sie führt eine einsame Existenz, aber sie liebt ihr Leben. Hält es doch einige Abenteuer bereit. Oder sollte man besser Missgeschicke sagen? Weder Immobilienspekulanten noch verflossene Lieben oder unliebsame Nachbarn sind vor ihr sicher. Bis die Polizei kommt. Aber was kann die einer fast 90-Jährigen schon anhaben?

Helene Tursten, geboren 1954 in Göteborg, ist eine der beliebtesten schwedischen Kriminalautorinnen. Ihre Serie um die Göteborger Kriminalinspektorin Irene Huss hat nicht nur viele Fans, sondern wurde auch erfolgreich verfilmt. Neben neuen Fällen für die junge Polizistin Embla Nyström veröffentlicht Helene Tursten auch sehr erfolgreich Bände mit Krimigeschichten.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextVon der SPIEGEL-Bestseller-Autorin Helene Tursten. Tatort Ohrensessel: Mit dieser 88-Jährigen rechnet niemand ...
Maud, 88 Jahre, keine Familie, keine Sorgen ... keine Skrupel, wenn es um einen kleinen Mord geht. Seit ihr Vater starb als sie 18 war, lebt Maud in der schönen geräumigen Altbauwohnung im Zentrum Göteborgs - mietfrei, dank eines eilig aufgesetzten und nicht ganz wasserdichten Vertrags. Damals erkannte Maud, dass aus Tragödien manchmal Gutes erwächst. Sie führt eine einsame Existenz, aber sie liebt ihr Leben. Hält es doch einige Abenteuer bereit. Oder sollte man besser Missgeschicke sagen? Weder Immobilienspekulanten noch verflossene Lieben oder unliebsame Nachbarn sind vor ihr sicher. Bis die Polizei kommt. Aber was kann die einer fast 90-Jährigen schon anhaben?

Helene Tursten, geboren 1954 in Göteborg, ist eine der beliebtesten schwedischen Kriminalautorinnen. Ihre Serie um die Göteborger Kriminalinspektorin Irene Huss hat nicht nur viele Fans, sondern wurde auch erfolgreich verfilmt. Neben neuen Fällen für die junge Polizistin Embla Nyström veröffentlicht Helene Tursten auch sehr erfolgreich Bände mit Krimigeschichten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641284909
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum11.10.2021
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2176 Kbytes
Artikel-Nr.5691408
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Das schrille Geräusch der Klingel durchbrach die Stille. Reglos saß Maud auf ihrem Sessel und unternahm keinerlei Anstalten, sich zu erheben. Sie wusste, dass es bald wieder klingeln würde. Und nochmals. Und nochmals. So war es die letzten Wochen immer gewesen.

Der Grund war ihre etwas ungewöhnliche Wohnsituation.

Das Einzige, was Mauds Familie nach dem hastigen Ableben des Vaters aufgrund eines Herzinfarktes hatte behalten dürfen, war die Wohnung gewesen. Nach außen hin war es ihm gelungen, den Schein zu wahren, aber nach seinem Tod hatte sich herausgestellt, dass er so gut wie bankrott war. Die Anwälte der Familie hatten die verworrenen Geschäfte geregelt, die fast das gesamte Barvermögen verschlangen. An Wert blieb einzig das große Mietshaus in Vasastan, bei dessen Verkauf die Anwälte eine Einigung mit den neuen Besitzern erzielten.

Diese besagte kurz gefasst, dass die Witwe und ihre beiden Töchter weiterhin und mietfrei in ihrer Wohnung bleiben durften und einzig für Strom, Wasser und Heizung aufkommen mussten. Als Gegenleistung erwarb der Käufer das Haus zu einem überaus günstigen Preis. Der Kaufvertrag endete mit folgendem Passus: »Solange eines der Familienmitglieder die Wohnung für eigenen Bedarf nutzen möchte, darf keine Miete erhoben werden.« Im Anschluss wurde erläutert, dass die Bezeichnung »Familienmitglied« die Witwe und ihre beiden Töchter umfasste. Siebzig Jahre waren inzwischen seit Vertragsabschluss verstrichen, und niemand hätte sich träumen lassen, dass eine der Töchter so lange dort wohnen bleiben würde.

Natürlich hatte die Auslegung des alten Kaufvertrags viele Jahre später bei Umwandlung des Hauses in eine Eigentümergemeinschaft zu einem Zwist geführt. Eine harte Auseinandersetzung vor dem Amtsgericht wurde zu Mauds Gunsten entschieden, und so wohnte sie weiterhin mietfrei. Der Vorstand der Eigentümergemeinschaft knirschte mit den Zähnen, konnte aber nichts machen. Einen kleinen Sieg hatte er dennoch errungen: Er erreichte, dass sie mit einer kleineren monatlichen Summe zur Instandhaltung des Hauses beitragen musste.

Beim Tod ihres Vaters war Maud achtzehn Jahre alt gewesen. Ihr Dasein veränderte sich radikal. Sie musste sich um ihre etwas wirre Mutter und um ihre psychisch kranke Schwester Charlotte kümmern. Zwei Jahre nach ihrem Vater starb die Mutter. Nach dem Tod Charlottes dreißig Jahre später hatte Maud endlich ihr eigenes Leben in Angriff nehmen können. Vierzig Jahre waren seither vergangen.

Inzwischen hatte sie das meiste von der Welt gesehen und war eine sehr routinierte Reisende. Maud lebte und reiste allein, denn so gefiel es ihr. Frei, ohne Ärger und Probleme. Nichts war lästiger als Ärger und Probleme. Doch nun sah sie sich mit einem der größten Probleme ihres Lebens konfrontiert, und eine Lösung wollte ihr schlicht nicht einfallen.

Maud war klar, dass sie selbst schuld war, sie war mit offenen Augen geradewegs in die Falle getappt. Obwohl eine leise Stimme in ihrem Inneren versucht hatte, sie zu warnen, konnte sie einfach nicht ahnen, wie schlimm es kommen konnte! Und alles hatte so harmlos begonnen.

Im Frühjahr war ein echter Promi in das Haus eingezogen. Eine Frau Anfang vierzig namens Jasmin Schimmerhof, deren Berühmtheit hauptsächlich auf ihren bekannten Eltern beruhte. Als einziges Kind zweier der prominentesten Persönlichkeiten Schwedens hatte sie bereits von klein auf erfahren, wie traumatisch es war, Eltern zu haben, die vollständig von ihrer Karriere in Anspruch genommen wurden. Beide hatten so gut wie keine Zeit für ihre Tochter gehabt. Um ihre Erziehung hatten sich Kindermädchen und Internate gekümmert. Ihr Vater war ein erfolgreicher Manager und ihre Mutter eine weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Opernsängerin. Sie reiste von einem weltberühmten Opernhaus zum nächsten und war selten zu Hause bei Mann und Tochter. Vor einigen Jahren war sie bei einem Autounfall in der Nähe von New York ums Leben gekommen, dessen Ursache ungeklärt blieb, da sie allein in dem Auto gesessen hatte, das an einem Brückenpfeiler zerschellt war. Die Zeitungen hatten Bilder des trauernden Witwers, jedoch nicht von der Tochter Jasmin abgedruckt. Intensive Nachforschungen der Regenbogenpresse hatten ergeben, dass sie zu der Zeit in einer Privatklinik den Entzug von verschiedenen legalen und illegalen Betäubungsmitteln in Angriff nahm. Ihr Zustand war so labil, dass sie am Begräbnis der Mutter nicht teilnehmen konnte. Auslösender Faktor für die Sucht war angeblich die Scheidung von Ehemann Nummer zwei ein halbes Jahr zuvor gewesen. Sowohl ihre erste als auch ihre zweite Ehe war kinderlos geblieben. All dies brachte ihr viele Schlagzeilen ein, und die Zeitungen suhlten sich in der Misere der mächtigen Familie. Das Interesse der Medien flammte von Neuem auf, als ihr Vater, Ian Schimmerhof, sechs Monate später eine vierzig Jahre jüngere Frau ehelichte. Auf den Fotos, die ein Paparazzo bei der Trauung des Paares in der Schweiz aufnahm, war deutlich zu sehen, dass die neue Frau hochschwanger war. Einige Monate später bekam Jasmin eine vierzig Jahre jüngere Halbschwester. Riesige Schlagzeilen spekulierten darüber, ob es sich bei Maria Schimmerhofs Autounfall eigentlich um einen Selbstmord gehandelt hatte.

In den folgenden zwei Jahren blieb es still um Jasmin Schimmerhof. Gerüchte besagten, sie schreibe an ihren Memoiren. Dann erschien das Buch über ihr Leben. Es wurde ein Bestseller, denn alle wollten wissen, wie es eigentlich hinter der eleganten Fassade der Riesenvilla in Örgryte ausgesehen hatte. Dass die Sprache dürftig, die Darstellung der Personen schablonenhaft und der Plot unbeholfen konstruiert war, wurde von einigen Rezensenten bemängelt, kümmerte die Leute aber wenig. Es gab einige richtig saftige Passagen, in denen Jasmin über ihre Eltern herzog, hauptsächlich über ihren Vater. Aus dem Buch ging deutlich hervor, dass er seine Tochter mit Geld überhäuft, ihr aber nie Zeit oder Zuwendung gewidmet hatte. Ohne Umschweife beschrieb sie die vielen Affären ihres Vaters und wie ihre Mutter diese mit eigenen Seitensprüngen gekontert hatte. Das Buch verkaufte sich glänzend.

Im darauffolgenden Jahr erwarb Jasmin eine zentral gelegene Wohnung im Göteborger Stadtteil Vasastan in jenem Haus, in dem auch Maud wohnte. Es handelte sich um die einzige Erdgeschosswohnung im Haus, und sie verfügte über einen eigenen Eingang zur Durchfahrt und Fenster sowohl zur Straße als auch zum Hof. Mit Erlaubnis des Vorstands hatte der vorherige Eigentümer eine verglaste Terrasse zum Innenhof errichtet. Der Besitzer eines Internetunternehmens hatte, wie Maud erfuhr, die heruntergekommene Wohnung in einen Topzustand versetzt. Danach heiratete er, und als das erste Kind unterwegs war, verkaufte er die Wohnung an Jasmin Schimmerhof und zog in eine schicke Villa am Meer. Jasmin gefiel die Wohnung unter anderem, weil sie 140 Quadratmeter groß war. Nach dem erfolgreichen Buchprojekt wollte sie jetzt eine neue Karriere als Künstlerin in Angriff nehmen. Mehrere Wände in der Wohnung wurden eingerissen, um einem ordentlichen Atelier Platz zu bereiten. Jasmin wollte große Werke schaffen und musste sich entfalten können. Interessierte Leser konnten das Fortschreiten des Umbaus in Jasmins Blog, »Me-Jasmin«, mitverfolgen.

Das ganze Frühjahr über hatte sie an ihren Werken gearbeitet. In ihrem Blog schrieb sie: »Ich verachte die Obrigkeit und das Patriarchat. Ich bin in Unterdrückung aufgewachsen und weiß, wie verdammt fürchterlich das ist. Ich möchte allen Unterdrückern eine Lehre erteilen und sie zur Hölle schicken! Im Oktober werde ich eine Ausstellung in der Galerie Hell veranstalten. Kommt und seht euch meine neuen Sachen an! Momentan arbeite ich an PHALLUS, einem Werk, das allen Machos an die Eier geht!«

Über all diese Dinge hatte sich Maud während der letzten Wochen im Internet informiert. Nicht zuletzt Jasmins Blog, der auch Fotos ihrer verschiedenen Werke präsentierte, gewährte ihr einen großen Einblick. Die Gemälde waren groß und mittels dick aufgetragener Farbe gefertigt. In die Farbe hatte Jasmin Fotos, Stofffetzen, Notenpapier, Tampons (Maud konnte nicht recht erkennen, ob benutzte), Knochensplitter und allen möglichen anderen nicht identifizierbaren Müll gedrückt. Und so wirkte auch Jasmins gesamte Kunst auf Maud. Wie Müll. Die Titel der Werke lauteten »No title I«, »No title II«, »No title III« und so weiter.

Die sogenannten Skulpturen waren alle auf gleiche Weise hergestellt. Sie bestanden aus einem Betonfundament, in das vor Erstarren verschiedene Dinge gesteckt worden waren. Es gab Skulpturen mit alten, zur Decke ragenden Auspuffrohren, Baseballschlägern, schadhaften Eishockeyschlägern, Golfschlägern, kegelförmigen Gegenständen mit der Aufschrift »Geschoss« oder »Atombombe« und nicht zuletzt riesigen Gummidildos. Natürlich hießen diese dann »Phallus I«, »Phallus II« und »Phallus III« und vermutlich immer so weiter.

So macht man es sich aber leicht, dachte Maud.

Jeden Morgen verbrachte sie eine Stunde an ihrem kleinen Laptop und informierte sich über interessante Leute und Ereignisse. Über die spektakuläre Dame Jasmin hatte sie zum Zeitpunkt ihres Einzugs noch keine Nachforschungen angestellt, da sie vollauf damit beschäftigt gewesen war, den ersten Spa-Aufenthalt ihres Lebens zu organisieren. Nach diesem geglückten Wellness-Erlebnis war sie nach Sardinien gefahren und erst drei herrliche Monate später nach Göteborg zurückgekehrt.

Da hatte es begonnen.

Wenige Tage nach Mauds Rückkehr hatte ihre Klingel plötzlich geschrillt, was nur äußerst selten vorkam....

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