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Eine ganz dumme Idee

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am20.09.2021
Der große neue Roman des Autors von »Ein Mann namens Ove«
Eine Kleinstadt in Schweden, kurz vor dem Jahreswechsel: An einem grauen Tag findet sich eine Gruppe von Fremden zu einer Wohnungsbesichtigung zusammen. Sie alle stehen an einem Wendepunkt, sie alle wollen einen Neuanfang wagen. Doch dieser Neuanfang verläuft turbulenter als gedacht. Denn wegen der ziemlich dummen Idee eines stümperhaften Bankräubers werden auf einmal alle Beteiligt»en zu Geiseln. Auch wenn davon niemand überraschter ist als der Geiselnehmer selbst. Es folgt ein Tag voller verrückter Wendungen und ungeahnter Ereignisse, der die Pläne aller auf den Kopf stellt - und ihnen zeigt, was wirklich wichtig im Leben ist ...
Jetzt große Netflix-Verfilmung unter dem Titel »Menschen in Angst«.

Fredrik Backman ist mit über 20 Millionen verkauften Büchern einer der erfolgreichsten Schriftsteller Schwedens. Sein erster Roman »Ein Mann namens Ove« wurde zu einem internationalen Phänomen; die Verfilmung mit Rolf Lassgård war für zwei Oscars nominiert, es gibt zudem ein Remake mit Tom Hanks. Auch Fredrik Backmans folgende Romane eroberten die obersten Ränge der Bestsellerlisten in Deutschland, Schweden, den USA und vielen anderen Ländern. Sein Werk wurde bisher in 46 Sprachen übersetzt und zu großen Teilen verfilmt. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Solna bei Stockholm.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextDer große neue Roman des Autors von »Ein Mann namens Ove«
Eine Kleinstadt in Schweden, kurz vor dem Jahreswechsel: An einem grauen Tag findet sich eine Gruppe von Fremden zu einer Wohnungsbesichtigung zusammen. Sie alle stehen an einem Wendepunkt, sie alle wollen einen Neuanfang wagen. Doch dieser Neuanfang verläuft turbulenter als gedacht. Denn wegen der ziemlich dummen Idee eines stümperhaften Bankräubers werden auf einmal alle Beteiligt»en zu Geiseln. Auch wenn davon niemand überraschter ist als der Geiselnehmer selbst. Es folgt ein Tag voller verrückter Wendungen und ungeahnter Ereignisse, der die Pläne aller auf den Kopf stellt - und ihnen zeigt, was wirklich wichtig im Leben ist ...
Jetzt große Netflix-Verfilmung unter dem Titel »Menschen in Angst«.

Fredrik Backman ist mit über 20 Millionen verkauften Büchern einer der erfolgreichsten Schriftsteller Schwedens. Sein erster Roman »Ein Mann namens Ove« wurde zu einem internationalen Phänomen; die Verfilmung mit Rolf Lassgård war für zwei Oscars nominiert, es gibt zudem ein Remake mit Tom Hanks. Auch Fredrik Backmans folgende Romane eroberten die obersten Ränge der Bestsellerlisten in Deutschland, Schweden, den USA und vielen anderen Ländern. Sein Werk wurde bisher in 46 Sprachen übersetzt und zu großen Teilen verfilmt. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Solna bei Stockholm.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641260651
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum20.09.2021
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2178 Kbytes
Artikel-Nr.5691602
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 14 

Der fliegende Kaffeebecher ist Ausdruck eines Wutanfalls. Er wird geradewegs über zwei Schreibtische hinweg durch die Luft geschleudert, wobei entgegen jeglicher Gesetzmäßigkeiten der Zentrifugalkraft in unergründlicher Weise fast sämtliche Flüssigkeit darin enthalten bleibt, bevor er beim heftigen Aufprall auf eine danach cappuccinofarbene Wand dahinter zersplittert.

Die beiden Polizisten starren einander an, der eine beschämt, der andere erschrocken. Der ältere Polizist heißt Jim. Der jüngere, sein Sohn, heißt Jack. Dieses Polizeirevier ist zu klein, um sich aus dem Weg gehen zu können, deshalb landeten die beiden Männer an zwei zusammengeschobenen Schreibtischen, wo sie sich gegenübersitzen, nur mäßig verborgen hinter ihrem jeweiligen Computerbildschirm. Denn Polizeiarbeit besteht heutzutage nur zu einem Zehntel aus echter Polizeiarbeit, der restliche Anteil umfasst das minutiöse Protokollieren dieser Polizeiarbeit.

Jim wurde in eine Generation hineingeboren, die Computer noch als Zauberei ansah, Jack in eine, die Computer von Kindesbeinen an als Selbstverständlichkeit betrachtete. Als Jim klein war, bestrafte man Kinder, indem man sie in ihr Zimmer schickte, heutzutage versucht man sie wieder herauszulocken. Eine Generation wurde dafür gerügt, dass sie nicht stillsitzen konnte, die nächste wird dafür gerügt, dass sie sich nicht bewegt. Wenn Jim einen Bericht schreibt, drückt er entschlossen jede Taste, um anschließend sofort auf dem Bildschirm zu kontrollieren, ob der Computer ihn auch nicht getäuscht hat, erst danach betätigt er die nächste Taste. Denn Jim lässt sich nicht so leicht täuschen. Jack schreibt im Gegenzug so wie alle jungen Männer, die nie in einer Welt ohne Internet gelebt haben. Er könnte es sogar mit verbundenen Augen tun, denn seine Finger fliegen förmlich über die Tasten, sodass nicht einmal ein verfluchtes forensisches Labor würde beweisen können, dass diese sie überhaupt berührt haben.

Beide Männer treiben einander schon mit den kleinsten Dingen in den Wahnsinn. Wenn der Sohn irgendetwas im Internet sucht, nennt er es schlicht und einfach googeln. Wenn sein Vater dasselbe tut, sagt der: »Das werde ich bei Google nachschlagen.« Wenn sie sich in irgendeiner Sache uneinig sind, behauptet der Vater »Doch, das ist so, ich hab es bei Google gelesen!«, woraufhin der Sohn aufbraust: »Man liest keine Infos bei Google, Papa, man sucht sie ...«

Der Sohn regt sich gar nicht unbedingt über die Tatsache auf, dass sein Vater nicht begreift, wie man die moderne Technik anwendet, sondern eher darüber, dass der Vater es eben nur fast begreift. Jim weiß zum Beispiel nicht, wie man einen Screenshot ausführt, deshalb fotografiert er mit seinem Handy den Bildschirm, wenn er ein Foto von einer Abbildung machen möchte. Und wenn er ein Foto von einer Abbildung auf seinem Handydisplay ausdrucken möchte, legt er das Gerät auf den Kopierer. Ihren letzten heftigen Streit hatten Jim und Jack, als irgendein Vorgesetzter ihres Chefs auf die Idee kam, dass das Polizeikorps der Stadt zukünftig in den sozialen Medien präsenter sein sollte (denn in Stockholm sind offenbar alle Polizisten rund um die Uhr wahnsinnig präsent), und sie bat, während eines gewöhnlichen Arbeitstages Fotos voneinander zu machen. Also fotografierte Jim seinen Sohn Jack am Steuer des Streifenwagens. In voller Fahrt. Mit Blitzlicht.

Jetzt sitzen sie einander gegenüber auf der Wache und tippen in jeweils unterschiedlicher Geschwindigkeit. Jim umständlich, Jack effizient. Jim erzählt eine Geschichte, Jack verfasst einen Bericht. Jim löscht und korrigiert, überdenkt das Geschriebene und formuliert es um, während Jack ungerührt drauflostextet, als ließe sich nichts auf der Welt in mehr als nur einer Weise beschreiben. Jim träumte in seiner Jugend immer davon, Schriftsteller zu werden. Übrigens noch bis weit in Jacks Jugend hinein. Doch irgendwann begann er schließlich davon zu träumen, dass statt seiner Jack Schriftsteller werden würde. Väter können allerdings vor lauter Scham nicht zugeben, eigentlich weder den Wunsch zu hegen, dass die Kinder ihre eigenen Träume leben, noch, dass sie in die Fußstapfen der Väter treten, was wiederum Söhne unmöglich verstehen können. Stattdessen wollen Väter vielmehr in die Fußstapfen ihrer Kinder treten, während diese die Träume der Väter leben.

Beide haben ein Foto von derselben Frau auf ihrem Schreibtisch stehen. Des einen Mutter, des anderen Ehefrau. Auf Jims Schreibtisch steht noch ein weiteres Foto, das einer jungen Frau, die sieben Jahre älter ist als Jack. Vater und Sohn sprechen nur selten von ihr, und sie lässt auch nur von sich hören, wenn sie Geld braucht. Jedes Jahr zu Beginn des Winters sagt Jim hoffnungsvoll »Vielleicht kommt deine Schwester ja an Weihnachten nach Hause«, und Jack entgegnet: »Ja, Papa, wir werden sehen.« Der Sohn wirft dem Vater nie vor, naiv zu sein, sondern erweist ihm stattdessen einen Liebesdienst. Dem Vater lastet eine unsichtbare Bürde auf den Schultern, wenn er jedes Jahr am späten Weihnachtsabend erklärt »Es ist nicht ihre Schuld, Jack, sie ist ...«, und Jack vollendet jedes Mal seinen Satz: »... krank. Ich weiß, Papa. Sie ist krank. Möchtest du noch ein Bier?«

Mittlerweile steht so vieles zwischen dem älteren und dem jüngeren Polizisten, unabhängig davon, wie nah sie beieinander leben. Denn Jack hat im Unterschied zu seinem Vater irgendwann aufgehört, seiner Schwester hinterherzulaufen. Als Jims Tochter noch ein Teenager war, verglich Jim Kinder immer mit Papierdrachen. Und obwohl er die Schnur mit aller Kraft festhielt, trug der Wind seine Tochter irgendwann davon. Sie riss sich einfach los und flog gen Himmel. Man kann nie genau ausmachen, wann und wo Abhängigkeiten anfangen, deshalb belügen sich auch alle Betroffenen, wenn sie sagen »Ich hab es unter Kontrolle«. Drogen versetzen uns in einen Dämmerzustand, der uns die Illusion vermittelt, dass wir diejenigen sind, die entscheiden, wann das Licht ausgeht. Aber diese Macht besitzen wir gar nicht, denn die Dunkelheit übermannt uns, wann sie es will.

Vor einigen Jahren erfuhr Jim, dass Jack sein gesamtes Erspartes, von dem er eigentlich eine Eigentumswohnung hatte kaufen wollen, für die Aufnahme seiner Schwester in eine exklusive Entzugsklinik investiert hatte. Er brachte sie auch selbst dorthin, von wo sie jedoch nach zwei Wochen wieder türmte, zu spät, um das Geld zurückfordern zu können. Dann ließ sie ein halbes Jahr nichts mehr von sich hören, bis sie eines Nachts unvermittelt bei Jack anrief, als sei nichts geschehen, und fragte, ob er ihr »ein paar Tausender« leihen könne. Für ein Flugticket nach Hause, wie sie erklärte. Jack schickte ihr das Geld, aber sie kam nicht.

Ihr Vater läuft noch immer durch die Straßen, den Blick gen Himmel gerichtet, um den Drachen dort oben nicht aus den Augen zu verlieren. Das ist der Unterschied zwischen ihrem Vater und ihrem Bruder. Nächstes Weihnachten wird der eine wieder erklären »Sie ist ...«, woraufhin der andere flüstern wird »Ich weiß, Papa« und ihm ein weiteres Bier holt.

Sie schaffen es sogar, sich über Bier zu streiten. Jack ist einer dieser Youngster, die neugierig auf Biere sind, die nach Grapefruit, Pfefferkuchen, Marshmallows oder allem möglichen anderen schmecken. Jim hingegen bevorzugt Bier, das nach Bier schmeckt. Mitunter bezeichnet er all diese neumodischen Sorten als »Stockholmbiere«, ohne es dabei jedoch zu übertreiben, weil sein Sohn sonst so wütend wird, dass Jim sein verfluchtes Bier wochenlang selbst kaufen muss. Manchmal kommt ihm der Gedanke, dass man unmöglich wissen kann, ob Kinder sich trotz ihres gemeinsamen Aufwachsens unterschiedlich entwickeln oder gerade deswegen. Jetzt linst er über seinen Bildschirm hinweg und verfolgt die Fingerkuppen seines Sohnes, die über die Tastatur fliegen. Das kleine Polizeirevier in ihrer nicht besonders großen Stadt ist eigentlich ein ziemlich ruhiger Ort. Hier passiert nicht viel, hier spielen sich normalerweise weder Geiseldramen noch sonst irgendwelche Dramen ab. Und Jim weiß, dass diese Geiselnahme Jacks große Chance ist, um seinen Vorgesetzten zu beweisen, was er kann und welches Potenzial in ihm steckt. Bevor die Kollegen aus Stockholm eintreffen.

Jacks Frust legt sich auf die Augenbrauen, und in seinem Inneren brodelt Rastlosigkeit. Schon seit der Wohnungsstürmung vorhin droht er vor Wut jeden Augenblick zu platzen. Er hat lange versucht sich zu beherrschen, aber nach der letzten Vernehmung kam er in die Kaffeeküche der Wache gepoltert und explodierte förmlich: »Irgendeiner von diesen Zeugen weiß genau, was passiert ist! Irgendeiner weiß es und lügt uns schamlos an! Kapieren die denn nicht, dass sich der Täter irgendwo versteckt hat und langsam, aber sicher verblutet? Wie zum Teufel kann man die Polizei nur so anlügen, während jemand anderes stirbt?«

Als er sich später wieder an seinen Computer setzte, sagte Jim kein Wort. Und als schließlich der Kaffeebecher gegen die Wand knallte, war nicht Jack derjenige, der ihn geworfen hatte. Obwohl sein Sohn wütend war, weil er den Täter offensichtlich nicht retten konnte, und noch dazu sauer, weil die verfluchten Stockholmer bald eintreffen und ihm die Ermittlungen aus den Händen reißen würden, war er nicht annähernd so frustriert wie sein Vater, der das alles hilflos mit ansehen musste.

Hinterher schweigen sie lange. Werfen einander verstohlene finstere Blicke zu, um dann die Augen rasch wieder hinunter auf ihre Tastaturen zu richten. Zu guter Letzt bringt Jim hervor: »Sorry. Ich wische das gleich weg. Ich wollte doch nur ... ich verstehe ja, dass dich das Ganze...

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Autor

Fredrik Backman ist mit über 20 Millionen verkauften Büchern einer der erfolgreichsten Schriftsteller Schwedens. Sein erster Roman »Ein Mann namens Ove« wurde zu einem internationalen Phänomen; die Verfilmung mit Rolf Lassgård war für zwei Oscars nominiert, es gibt zudem ein Remake mit Tom Hanks. Auch Fredrik Backmans folgende Romane eroberten die obersten Ränge der Bestsellerlisten in Deutschland, Schweden, den USA und vielen anderen Ländern. Sein Werk wurde bisher in 46 Sprachen übersetzt und zu großen Teilen verfilmt. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Solna bei Stockholm.