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Briefe an mein verrücktes Leben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am23.08.2021
»Liebe kann für einige Menschen ein beunruhigendes Wort sein. Verrückt ist auch so ein Problemwort. Ich weiß, wovon ich rede.«
So jemanden wie die zwölfjährige Sarah Nelson trifft man nicht alle Tage. Während die meisten in ihrem Alter von Harry Potter besessen sind, schreibt sie Briefe an Atticus Finch, seines Zeichens Romanheld aus den 1960er Jahren. Sie sammelt Problemwörter in ihrem Tagebuch. Ihre beste Freundin ist eine Pflanze. Und sie hat ihre Mutter nie richtig kennengelernt, da diese die Familie verließ, als Sarah zwei Jahre alt war.
Doch alles ändert sich, als Sarah in den Sommerferien für ein Schulprojekt Nachforschungen über ihr großes Familiengeheimnis anstellt. Ganz unerwartet findet sie dabei neue Freunde und verliebt sich zum ersten Mal. Bald steht für Sarah fest: Statt eines typisch-langweiligen Sarah-Nelson-Sommers könnte sich dieser als ganz und gar außergewöhnlich erweisen.

Karen Harrington ist begeisterte Kaffeetrinkerin, Mutter, Hundeliebhaberin und Buchsammlerin. Sie schreibt Geschichten, seit sie denken kann. Inzwischen hat sie ihren Traumjob gefunden und ist hauptberufliche Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Texas.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Liebe kann für einige Menschen ein beunruhigendes Wort sein. Verrückt ist auch so ein Problemwort. Ich weiß, wovon ich rede.«
So jemanden wie die zwölfjährige Sarah Nelson trifft man nicht alle Tage. Während die meisten in ihrem Alter von Harry Potter besessen sind, schreibt sie Briefe an Atticus Finch, seines Zeichens Romanheld aus den 1960er Jahren. Sie sammelt Problemwörter in ihrem Tagebuch. Ihre beste Freundin ist eine Pflanze. Und sie hat ihre Mutter nie richtig kennengelernt, da diese die Familie verließ, als Sarah zwei Jahre alt war.
Doch alles ändert sich, als Sarah in den Sommerferien für ein Schulprojekt Nachforschungen über ihr großes Familiengeheimnis anstellt. Ganz unerwartet findet sie dabei neue Freunde und verliebt sich zum ersten Mal. Bald steht für Sarah fest: Statt eines typisch-langweiligen Sarah-Nelson-Sommers könnte sich dieser als ganz und gar außergewöhnlich erweisen.

Karen Harrington ist begeisterte Kaffeetrinkerin, Mutter, Hundeliebhaberin und Buchsammlerin. Sie schreibt Geschichten, seit sie denken kann. Inzwischen hat sie ihren Traumjob gefunden und ist hauptberufliche Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Texas.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641155605
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum23.08.2021
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2156 Kbytes
Artikel-Nr.5691710
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4. Kapitel

Pflanze ist ganz meiner Meinung. Wir werden mit unserer Untersuchung beginnen, sobald die Ferien anfangen. Und jetzt durchleide ich erst mal einen heißen Samstagnachmittag in dem Wissen, dass Jimmy Leighton in einer Beziehung ist.

Ich hasse diesen Tag ganz offiziell.

Nun ja, das Wort hassen versuche ich zu vermeiden. Einer der Gründe, warum ich gern Westlich von Santa Fé im Fernsehen sehe, ist, dass der Cowboy Lucas McCain immer Sachen sagt wie: »Hassen ist ein zu starkes Wort, wenn man sich mit jemandem einfach nur nicht einig ist.«

Aber der Tag vor dem zwölften Geburtstag sollte ein schöner Tag sein, an dem man ins Einkaufszentrum gefahren wird, damit man sich sein Geburtstagsgeschenk aussuchen kann.

Nun ja, diesen Plan hat Dad ruiniert, als er beschlossen hat, mit Jim Beam abzuhängen und sich zu betrinken. Das ist nicht ungewöhnlich. Wenn er nüchtern ist, will er alles kontrollieren wie der Geheimdienst. Aber nach ein paar Gläsern bin ich ganz auf mich allein gestellt. Tut mir ja furchtbar leid, Lucas McCain, aber ich hasse diesen Tag immer noch.

Dad versteckt den Jim Beam in einer »Dr Pepper«-Flasche, aber ich weiß Bescheid. Und wenn er trinkt, dann meistens wegen meiner Mutter. Na, hätte ich es denn nicht kommen sehen können? Mein Geburtstag macht ihn traurig. Mein Geburtstag ist nie schön für ihn, deshalb hätte ich mir auch gar nicht erst Hoffnungen aufs Einkaufszentrum machen sollen.

Natürlich ist mein Geburtstag auch Simons Geburtstag, und das liefert schon einen Hinweis darauf, warum meinem Dad nicht nach Feiern zumute ist. Besser gesagt, es wäre Simons Geburtstag gewesen. Über Simon reden wir noch weniger als über meine Mutter. Sein Name ist ein Problemwort hoch zehn.

Ich werde traurig, wenn ich darüber nachdenke, was er sich zum Geburtstag wünschen würde. Wenn ich die Sachen sehe, die Jungs in meinem Alter so haben, halte ich manchmal inne und denke: Hätte Simon so was auch gern? Würde Simon so ein Buch lesen wollen? Würden wir dieselben Dinge machen? Da ich das nicht genau weiß, bekommt er von mir imaginäre Geschenke. Dieses Jahr habe ich ihm einen Motorroller mit blinkenden Lichtern und eine Nachtsichtbrille geschenkt. Letztes Jahr hat er von mir einen Bumerang und The Dangerous Book for Boys bekommen, das ich mehrmals gelesen habe (besonders die Stellen über Mädchen). Simon hat mir dieses Buch im Traum vorgeschlagen. Wir fanden es beide gut.

Ja, manchmal rede ich mit meinem toten Bruder. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass ich verrückt werde, aber mit wem soll ich denn sonst über gewisse Sachen reden? Abgesehen von Pflanze ist er wahrscheinlich derjenige, der mich am besten kennt.

Sarahs engste Vertraute = ein lebendiger grüner Organismus und ein toter Bruder.

Dr. Madrigal hat mal zu mir gesagt, es sei besser, die Dinge so zu sehen, wie sie sind - und nicht, wie sie sein sollten. Aber man hat nicht immer Kontrolle über seine Fantasie. In letzter Zeit stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn meine Mutter hier wäre. Ich könnte eine leere Seite in meinem Tagebuch damit füllen, wie es sein sollte. Wir würden nicht am Ende einer Sackgasse wohnen, auf grauen Boden starren und hören, wie dieser nervige Hund bellt und am Maschendrahtzaun kratzt. Meine Haare wären lang und zu Zöpfen geflochten, und meine Kleider würden sofort zusammengelegt werden, wenn sie aus dem Trockner kommen. Falls es euch interessiert: Meine Haare sind noch nie geflochten worden und meistens fische ich mir ein sauberes, zerknittertes Shirt aus dem Wäschekorb.

»Wie wär´s, wenn wir beide ins Einkaufszentrum gehen?«, hatte Dad gefragt, dabei hatte er mir eine Hand auf die Schulter gedrückt. Sein Atem roch schon ordentlich nach Jim Beam.

»Machen wir«, sagte ich.

Aber dann hat er sich aufs Sofa gesetzt und Western oder irgendwelche Krimis geguckt, die er aufgenommen hatte. Serien gucken ist eine seiner Lieblingsbeschäftigungen, ich würde sagen, das ist unsere einzige Gemeinsamkeit. Aber wenn er zu viele Folgen guckt, ist das auch ein Zeichen dafür, dass er unglücklich ist.

Ich hab zu ihm gesagt, ich würde nach draußen gehen, er solle mir Bescheid sagen, wenn er bereit sei loszufahren. Er blinzelte mich an. Da kamen mir Zweifel an unserem Vorhaben. Wenn er das macht, schläft er normalerweise für Stunden ein. Ich hatte gehofft, dieses Mal würde das nicht passieren, denn ich hatte schon entschieden, dass wir zu Claire´s und dann in den iPod-Laden gehen würden. Ich wollte gern einen grünen iPod Shuffle haben, mit dem ich auf dem Heimweg von der Schule Musik hören konnte, und einen Geschenkgutschein von Claire´s. Lisa und ich hatten uns vorgenommen, ihn nächstes Wochenende einzulösen, denn wer will schon seinen Vater hinter sich herdackeln haben, wenn man sich eine lila Handtasche aussucht oder schwarze Armbänder?

Und auch wenn Lisa manchmal eine totale Modekatastrophe ist, weiß sie mehr über Accessoires und wie man sie kombiniert als ich. Sie hat wahrscheinlich zwanzig Paar Schuhe und schenkt mir manchmal ihre alten. Wenn Lisa nicht wäre, hätte ich nur Tennisschuhe und ein schönes Paar für besondere Anlässe, die in der Regel was mit Großeltern zu tun haben und deshalb kaum getragen werden. Außerdem passen sie mir nicht. Lisa hat mir bunte Flipflops geschenkt, damit ich nicht wie ein totaler Idiot rumlaufen muss.

Vielleicht bin ich ein schlechter Mensch, weil ich heute trotzdem ein Geschenk haben will. Während Dad ausgeknockt ist, klaue ich ihm zwanzig Dollar aus dem Portemonnaie. Warum soll ich denn den ganzen Tag zu Hause bleiben? Ich gönne mir einen Spaziergang zu Walgreens, das liegt nur ein paar Straßen und eine große Kreuzung von unserem Haus entfernt. Soll er sich doch Sorgen machen, wenn er aufwacht, sage ich mir. Soll er doch ein schlechtes Gewissen kriegen. Dann erlaubt er mir vielleicht endlich, mir Ohrlöcher stechen zu lassen. Ich bin praktisch die einzige Zwölfjährige mit ungeschmückten Ohren, die ich kenne.

Bei Walgreens habe ich fast zwei Stunden verbracht, an einer Cola genippt und Zeitschriften gelesen, bis ein Verkäufer mir auf nicht besonders nette Art zu verstehen gegeben hat, dass der Laden keine Leihbücherei ist. Ich solle was kaufen oder weggehen. Also kaufe ich eine Riesentüte M&M´s und einen Liebesroman, der Ein unwiderstehlicher Schurke heißt. Ich will wissen, wie ein Schurke unwiderstehlich sein kann. Beim Bezahlen guckt mich der Kassierer schräg an, als er das Buch einscannt. Ein schwarzes Stirnband mit einer Reihe falscher Diamanten in der Mitte kaufe ich auch noch. Lisa sagt, das ist das perfekte Accessoire für jemanden mit braunen Haaren, die bis zur Schulter reichen - und das tun sie bei mir.

Mit meinem Handy mache ich ein Foto von mir mit dem Stirnband und schicke es Lisa.

Sie schickt mir gleich eines von sich zurück und gibt dabei mit ihren blauen Glitzerohrringen an. Das ist ihre Nachricht:

Mach was mit deinen Ohren.

Oh, Mann.

Ich antworte: Ich hab morgen Geburtstag, hast du das vergessen?

Sie antwortet mit einem Smiley.

Das mit meinen Ohren kann ich nicht ändern. Mein Dad findet, Ohrlöcher sind nur was für erwachsene Frauen, aber was weiß der denn schon von Mode? Meistens muss ich überprüfen, ob seine Socken überhaupt zusammenpassen, oder kleine Fäden abschneiden, die aus seinen Hosentaschen raushängen.

Als ich von Walgreens zurückkomme, ist in meiner Sackgasse noch alles wie vorher. Die Zikaden in den Bäumen lärmen immer noch wie wütende Klapperschlangen, und es ist so heiß, dass man schon im Stehen schwitzt. Wenigstens habe ich jetzt ein Accessoire für meine Haare - und zwar eines mit Pfiff. Das ist mein Lieblingswort - und zwar eines der wenigen mit drei f.

Pfiff, der

Substantiv, maskulin

etwas, was den besonderen Reiz einer Sache ausmacht, wodurch sie ihre Abrundung erhält

Das einzig Neue hier ist Sanchez´ Rasenservice im Garten von Mr. Gustafson. Mr. Gustafson ist der Einzige in der Nachbarschaft, der seinen Garten nicht selbst mäht. Ich vermute, weil er so krumm ist, dass er langsam die Form eines Spazierstocks annimmt.

Der Mähtrupp ist wahrscheinlich nicht wild auf Publikum, aber ich gehe trotzdem rüber zu Mr. Gustafson. Ein mexikanischer Junge mit einer roten Cap fängt mit seiner Arbeit an. Er sieht nicht viel älter als ich aus - und ich frage mich, woher er schon weiß, wie man einen Rasen in einen gleichmäßigen grünen Teppich mit schnurgeraden Staubsaugerstreifen verwandelt. Warum probiert er nicht andere Muster aus, warum macht er keine verwirbelten Außerirdischen-Kornkreise auf diesem Rasen? Mein Hirn denkt so viel, dass es ganz vergisst, meinem Körper zu befehlen, in Bewegung zu bleiben. So was kommt häufiger vor.

Ich stehe still, bis der Junge sich räuspert, so als ob ich im Weg wäre. Wie sich herausstellt, bin ich das.

»Oh, sorry«, sage ich und gehe einen Schritt zur Seite. »Und ... gefällt dir diese Arbeit? Macht Rasenmähen Spaß?«

»No hablo inglés.«

»Was? Oh, verstehe.«

Ist ja nicht so, dass ich noch nie Leuten begegnet wäre, die kein Englisch sprechen. Ich bin schließlich nicht vom Mars. Aber in diesem Moment ist dieser Junge vor mir und seine Unfähigkeit, mich zu verstehen, wie ein gerade entdeckter Schatz. Ich könnte sonst was sagen.

»Regenbogen Schokoladenkuchen Wintersonnenterrasse.«

Er nickt, als würde das einen Sinn...

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Autor

Karen Harrington ist begeisterte Kaffeetrinkerin, Mutter, Hundeliebhaberin und Buchsammlerin. Sie schreibt Geschichten, seit sie denken kann. Inzwischen hat sie ihren Traumjob gefunden und ist hauptberufliche Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Texas.