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Die Sternenleserin und das Geheimnis der Insel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
250 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am26.09.20211. Auflage
Isabella träumt sich mit den Landkarten ihres Vaters in ferne Länder, denn sie darf nicht einmal ihr Dorf auf der abgelegenen Insel Joya verlassen. Außerhalb des Dorfes lauern finstere Mächte, alte Legenden sprechen sogar von einem Dämon. Doch als ihre beste Freundin Lupe in den Vergessenen Gebieten verschwindet, zögert Isabella keine Sekunde. Nur sie kann ihre Freundin retten, denn ihre Familie hütet einen wertvollen Besitz: die einzige vollständige Karte der Insel, die ein magisches Geheimnis birgt. Mit ihren Kenntnissen der Sternenkunde und des Kartenlesens macht sich Isabella auf die Suche. Und erkennt, dass nicht nur Lupes Leben, sondern das Schicksal der ganzen Insel auf dem Spiel steht.

Geleitet vom Polarstern und mit der Hilfe von Tinte und Papier navigiert Isabella durch alle Gefahren und kommt dabei einem uralten Bösen auf die Spur, das ein Jahrtausend lang verborgen war. Nur wenn sie das Rätsel der magischen Karte rechtzeitig entschlüsselt, wird sie ihre Freundin retten und den Untergang ihrer Insel abwenden können.

Empfohlen ab 10 Jahren



Kiran Millwood Hargrave, geboren 1990, studierte in Oxford und Cambridge. Ihr erstes Kinderbuch veröffentlichte sie 2016. Der Winter des Bären ist ihr dritter Roman. Für ihr Schreiben wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderemmit dem Waterstones Children's Book Prize 2017 und dem British Book Award. Sie lebt mit ihrem Mann in Oxford.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextIsabella träumt sich mit den Landkarten ihres Vaters in ferne Länder, denn sie darf nicht einmal ihr Dorf auf der abgelegenen Insel Joya verlassen. Außerhalb des Dorfes lauern finstere Mächte, alte Legenden sprechen sogar von einem Dämon. Doch als ihre beste Freundin Lupe in den Vergessenen Gebieten verschwindet, zögert Isabella keine Sekunde. Nur sie kann ihre Freundin retten, denn ihre Familie hütet einen wertvollen Besitz: die einzige vollständige Karte der Insel, die ein magisches Geheimnis birgt. Mit ihren Kenntnissen der Sternenkunde und des Kartenlesens macht sich Isabella auf die Suche. Und erkennt, dass nicht nur Lupes Leben, sondern das Schicksal der ganzen Insel auf dem Spiel steht.

Geleitet vom Polarstern und mit der Hilfe von Tinte und Papier navigiert Isabella durch alle Gefahren und kommt dabei einem uralten Bösen auf die Spur, das ein Jahrtausend lang verborgen war. Nur wenn sie das Rätsel der magischen Karte rechtzeitig entschlüsselt, wird sie ihre Freundin retten und den Untergang ihrer Insel abwenden können.

Empfohlen ab 10 Jahren



Kiran Millwood Hargrave, geboren 1990, studierte in Oxford und Cambridge. Ihr erstes Kinderbuch veröffentlichte sie 2016. Der Winter des Bären ist ihr dritter Roman. Für ihr Schreiben wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderemmit dem Waterstones Children's Book Prize 2017 und dem British Book Award. Sie lebt mit ihrem Mann in Oxford.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458770947
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.09.2021
Auflage1. Auflage
Seiten250 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5694982
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1


Es heißt, am Tag, als der Gouverneur kam, kamen auch die Raben. All die kleineren Vögel flogen rückwärts ins Meer, und deshalb gibt es auf Joya keine Singvögel. Nur große, struppige Raben. Manchmal, wenn ich sie wie Omen auf den Dächern sitzen sah, kniff ich die Augen zusammen und stellte mir vor, es wären Finken und Goldhähnchen, wie Pa sie aus dem Gedächtnis gezeichnet hatte. Wenn ich mir richtig Mühe gab, konnte ich sie beinahe singen hören.

»Warum sind die Singvögel fort, Pa?«, fragte ich dann.

»Weil sie es konnten, Isabella.«

»Und die Wölfe? Und die Rehe und Hirsche?«

Pas Gesicht verdunkelte sich. »Das Meer war wohl immer noch besser als das, wovor sie geflohen sind.«

Dann erzählte er mir eine andere Geschichte, von dem Kriegermädchen Arinta oder von Joyas sagenumwobener Vergangenheit als schwimmende Insel, und weigerte sich, noch etwas zu den Wölfen und den rückwärts fliegenden Vögeln zu sagen. Aber ich fragte immer wieder, bis ich schließlich selbst die Antworten fand.

Der Morgen, an dem alles begann, war wie jeder andere.

Ich wachte in meinem schmalen Bett auf, als gerade die ersten Sonnenstrahlen auf die Lehmwände meines Zimmers fielen. Es roch nach angebranntem Haferbrei. Pa musste schon seit Stunden auf sein, denn es dauerte lange, bis das Feuer den schweren Tontopf erhitzte. Hinter dem Vorhang, der als Tür diente, hörte ich Miss La, unsere Henne, nach Krümeln scharren. Sie war dreizehn Jahre alt, genau wie ich, aber während das für einen Menschen jung ist, ist es für ein Huhn sehr, sehr alt. Ihr Gefieder war grau und ihre Laune schwarz, und sogar unser Kater Pep hatte Angst vor ihr.

Mir knurrte der Magen. Pep, der quer über meinen Beinen lag, maunzte laut, als ich mich reckte und aufsetzte.

»Bist du wach, Isabella?«, rief Pa aus der Küche.

»Ja. Guten Morgen.«

»Der Haferbrei ist fertig. Ein bisschen mehr als das, um genau zu sein ...«

»Ich komme!« Ich zog vorsichtig die Beine unter der Decke hervor und strich das zerzauste Fell des Katers glatt. »Tut mir leid, Pep.«

Er schnurrte und schloss seine grünen Augen.

Ich wusch mir das Gesicht in der Schüssel am Fenster und streckte meinem Spiegelbild in der polierten Metallscheibe über Gabos Bett die Zunge heraus. Dann zupfte ich seine Decke zurecht, die mit jedem Tag staubiger wurde. Neben seinem Kopfkissen stieg die Sprechrinne auf, eine lange, schmale Vertiefung, die Pa in die Wände und quer über die Decke gemeißelt hatte. Wenn wir die Lippen daranhielten und hineinflüsterten, trug sie unsere Stimmen, sodass wir miteinander sprechen konnten, selbst wenn wir an den entgegengesetzten Seiten des Zimmers in unseren Betten lagen.

Drei Jahre. Drei Jahre war es jetzt her, seit ich dort gesessen und die fieberglühende Hand meines Zwillingsbruders gehalten hatte, während er in der Dunkelheit erlosch wie die Flamme eines Streichholzes.

Aber ich konnte ihn immer noch sehen, hören, spüren.

Es war nicht gut, den Tag traurig zu beginnen. Ich vertrieb die Gedanken aus meinem Kopf und zog mein Schulkleid an. Es war viel zu groß, obwohl ich es schon seit sechs Wochen hatte. Lupe, meine beste Freundin, zog mich oft damit auf: Immer noch die Kleinste in der Klasse!

Rasch flocht ich mein ungekämmtes Haar. Hoffentlich merkte Pa nicht, dass ich es den ganzen Sommer über nicht entwirrt hatte. Pep rollte sich auf dem Bett hin und her, aber ich durfte ihn nicht streicheln, wenn ich die Uniform anhatte. Meine Lehrerin, Señora Feliz, zupfte dauernd mit gereizten Fingern die rötlichen Haare vom Stoff.

Ich zog den Vorhang beiseite und stieg vorsichtig über Miss La hinweg, die gackernd schimpfte, als ich in ihr Häufchen Krümel trat. Sie kniff die trüben Augen zusammen und pickte nach meinen Knöcheln, sodass ich rasch in den Hauptraum floh, in dem wir aßen, redeten und Abenteuer planten.

Auf unserem langen Holztisch stand eine große Schale mit angekokeltem Haferbrei, gestrandet in einem Meer aus Karten. An den Wänden hingen noch mehr von Pas Karten, und sie raschelten, als ich an ihnen vorbeiging, wie ein sprechender Windhauch.

Wie jeden Morgen strich ich mit dem Finger über das Papier und sah, wie die silbern schimmernden Flüsse Afriks sich mit denen Ægyptias vereinten; wie Ægyptia sich an die Spitze der Europabucht klammerte, als reichten sie sich über das Meer hinweg die Hände. An der gegenüberliegenden Wand hing die skizzierte Küste von Amrika mit ihren Ozeanströmungen, die wundersame, geheimnisvolle Namen trugen: Gefrorener Kreis, Dreieck des Verschwindens, Himmelblaue See. Das Papier war in einem wunderschönen satten Blau gefärbt, und die Strömungen hatte Pa mit haarfeinen Fäden aufgenäht - gold für die Himmelblaue See, schwarz für das Dreieck und weiß für den Gefrorenen Kreis. Doch jenseits der östlichen Küste war nichts mehr. Nur ein Wort unterbrach die leere Fläche.

Incognito. Unbekannt.

In der längst getrockneten Tinte spürte ich förmlich Pas Enttäuschung. Bei seiner letzten Reise waren ihm die Winde nicht gewogen gewesen, sodass er vorzeitig nach Joya zurückkehren musste, und er hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, die weite Wildnis zu erforschen, weil der Gouverneur auf unsere Insel gekommen war. Gouverneur Adori hatte die Häfen geschlossen und den Wald, der unser Dorf Gromera vom Rest der Insel abtrennte, in eine Grenze verwandelt. Jeder, der sich seiner Herrschaft widersetzte, wurde auf die andere Seite verbannt, und der Wald war von dichtem Dornengebüsch und riesigen Glocken durchzogen, die die Wachen des Gouverneurs alarmierten, falls jemand versuchte hindurchzugelangen. Ich hatte die Glocken noch nie läuten hören.

Während Pa davon träumte, die Lücken seiner Karten von Amrika zu füllen, sehnte ich mich danach, die Waldgrenze zu überwinden und die Vergessenen Gebiete zu erforschen, die jenseits davon lagen. Aber das hatte ich ihm nie gesagt.

Es gab nur eine Karte, auf der unsere ganze Insel verzeichnet war, und die hing in Pas Arbeitszimmer. Ich nannte sie Mas Karte, weil sie seit Generationen innerhalb ihrer Familie weitergereicht worden war, vielleicht sogar seit Arintas Zeiten vor über tausend Jahren. Es war mir immer wie ein Zeichen vorgekommen, dass Ma und Pa füreinander bestimmt waren, denn er war Kartograph, und ihr einziges Erbe war eine Karte.

Wir alle tragen die Karte unseres Lebens auf unserer Haut, in der Art, wie wir gehen, sogar in der Art, wie wir wachsen, sagte Pa oft. Siehst du die Adern hier an meinem Handgelenk? Sie sind nicht blau, sondern schwarz. Deine Mutter hat immer gesagt, es sei Tinte darin. Ich bin Kartograph bis in die Tiefe meines Herzens.

»Holst du bitte mal den Krug?« Pas Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

Ich zog einen Stuhl vor das Regal, kletterte hinauf, nahm den Krug von oben und stellte ihn neben den Haferbrei auf den Tisch. Der Krug war grün wie der Wald und etwas Besonderes, weil er das Letzte war, was Ma gemacht hatte. Wir benutzten ihn nur am ersten Schultag und an Geburts- und Feiertagen. Pa bewahrte ihn außer Reichweite auf und wusch ihn mit großer Sorgfalt ab.

Manchmal erinnerte ich mich noch an Ma - ihre dunklen Augen, ihr Lächeln, den Geruch nach schwarzem Ton, aus dem sie Töpfe für die Dorfleute und zartes Geschirr für den Gouverneur anfertigte. Oder vielleicht stellte ich sie mir auch nur vor, so wie die Singvögel.

»Guten Morgen, Kleines.« Pa kam hinkend aus der Küche. Ich beeilte mich, ihm den Milcheimer und die Becher abzunehmen, die er in den Händen hielt.

»Du sollst doch nicht ohne deinen Stock gehen«, schimpfte ich.

Pa hatte sich als junger Mann ein Bein gebrochen, als er in einem Hafen in Ægyptia vom Anleger auf ein fahrendes Schiff gesprungen war, und seither stützte er sich beim Gehen auf einen Stock, der aus einer Planke vom Fischerboot seines Urgroßvaters geschnitzt war. Von all den wunderbaren Dingen hier im Raum war der Stock das Wunderbarste. Er war so leicht wie Papier und schwamm selbst in der kleinsten Pfütze, aber vor allem leuchtete er im Dunkeln. Pa meinte, das käme vom Harz, aber ich wusste, dass hier Magie im Spiel war.

Rasch machte ich auf dem...

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Autor

Kiran Millwood Hargrave, geboren 1990, studierte in Oxford und Cambridge. Ihr erstes Kinderbuch veröffentlichte sie 2016. Der Winter des Bären ist ihr dritter Roman. Für ihr Schreiben wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderemmit dem Waterstones Children's Book Prize 2017 und dem British Book Award. Sie lebt mit ihrem Mann in Oxford.