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Neuanfang in Little Cove

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
377 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am14.02.20221. Auflage
Weil die Französischlehrerin mit dem Priester durchgebrannt ist, sucht Little Cove nun eine neue Lehrkraft. Rachel O'Brien vom Festland bekommt den Job: theoretisch Katholikin (immerhin getauft), theoretisch Lehrerin (immerhin abgeschlossenes Studium). Nach dem Tod ihres Vaters braucht sie dringend einen Neuanfang - und den möglichst weit weg.
Dass ihre Schülerinnen kein Französisch lernen wollen, überrascht Rachel nicht. Dass sie deren Englisch kaum versteht, schon. Und doch ist sie fasziniert von der Kultur und Musik der Insel. Mit ihrem Kollegen Doug geht sie zum Fischen und ins örtliche Pub. Während sie sich in Little Cove zunehmend wohler fühlt, kommt sie auch Doug immer näher. Doch der ist vergeben ... Als sie einer Schülerin mit einem vermeintlich guten Ratschlag zur Seite steht und damit die sehr katholische Moral einiger Dorfbewohner verletzt, steht ihr neues Leben wieder auf der Kippe. Ist sie zu weit gegangen? Gibt es für sie eine Zukunft in Little Cove - und vielleicht auch mit Doug?

Ein Roman wie eine warme Umarmung - das Debüt von Damhnait Monaghan ist voller Romantik, Charme und Inselgefühl. Lassen Sie sich von Rachel und Neufundland verzaubern!



Damhnait Monaghan wuchs in den kanadischen Provinzen Ontario und Neufundland auf. Sie ist preiskrönte Autorin von Flash-Fiction. Neuanfang in Little Cove ist ihr Debütroman, inspiriert von ihren eigenen Erfahrungen als Lehrerin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextWeil die Französischlehrerin mit dem Priester durchgebrannt ist, sucht Little Cove nun eine neue Lehrkraft. Rachel O'Brien vom Festland bekommt den Job: theoretisch Katholikin (immerhin getauft), theoretisch Lehrerin (immerhin abgeschlossenes Studium). Nach dem Tod ihres Vaters braucht sie dringend einen Neuanfang - und den möglichst weit weg.
Dass ihre Schülerinnen kein Französisch lernen wollen, überrascht Rachel nicht. Dass sie deren Englisch kaum versteht, schon. Und doch ist sie fasziniert von der Kultur und Musik der Insel. Mit ihrem Kollegen Doug geht sie zum Fischen und ins örtliche Pub. Während sie sich in Little Cove zunehmend wohler fühlt, kommt sie auch Doug immer näher. Doch der ist vergeben ... Als sie einer Schülerin mit einem vermeintlich guten Ratschlag zur Seite steht und damit die sehr katholische Moral einiger Dorfbewohner verletzt, steht ihr neues Leben wieder auf der Kippe. Ist sie zu weit gegangen? Gibt es für sie eine Zukunft in Little Cove - und vielleicht auch mit Doug?

Ein Roman wie eine warme Umarmung - das Debüt von Damhnait Monaghan ist voller Romantik, Charme und Inselgefühl. Lassen Sie sich von Rachel und Neufundland verzaubern!



Damhnait Monaghan wuchs in den kanadischen Provinzen Ontario und Neufundland auf. Sie ist preiskrönte Autorin von Flash-Fiction. Neuanfang in Little Cove ist ihr Debütroman, inspiriert von ihren eigenen Erfahrungen als Lehrerin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458770923
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.02.2022
Auflage1. Auflage
Seiten377 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1843 Kbytes
Artikel-Nr.5695021
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2


Am nächsten Morgen wurde die Bühne der Sporthalle von einem leichten Beben erschüttert, als die Schüler zur Vollversammlung hereindrängten. Ich versuchte, ein paar Gesichter auszumachen, sah jedoch nur verschwommene Umrisse mit Sommersprossen. Ich bemühte mich, nicht herumzuzappeln, sondern eine inexistente innere Ruhe auszustrahlen. Ich schlug die Beine übereinander, doch als mein Rock dabei hochrutschte, stellte ich sie schnell wieder zurück. So unauffällig wie möglich zog ich den Stoff hinunter. Als ich den Rock anprobiert hatte, war er mir nicht so kurz vorgekommen. Andererseits war es Sheila gewesen, die mich überredet hatte, ihn zu kaufen, und die war nicht gerade eine Expertin für züchtige Kleidungsstücke.

Judy Doyle, die stellvertretende Rektorin, saß zu meiner Rechten; sie trug eine Hose und eine Bluse mit riesigen Schulterpolstern. Ich hatte sie vor der Versammlung kurz kennengelernt. Sie war selbstsicher und zurückhaltend, im Gegensatz zu der gewissen Offenherzigkeit, die ich auszustrahlen schien. Ein Blick zu meiner Linken bestätigte meine Befürchtungen. Eine Nonne beäugte, die Lippen verächtlich zusammengepresst, meine Oberschenkel. Das Verhältnis von Rock und nackter Haut schien ihr ganz klar zu missfallen. Wie stellte es sich ungefähr dar? Zwei Drittel Schenkel zu einem Drittel Rock? Verhältnisrechnung war noch nie meine Stärke gewesen.

Patrick begab sich zum Mikrofon - er hatte den gestrigen Freizeitlook gegen Anzug und Krawatte ausgetauscht. Die Schüler sollten sich doch bitte setzen, sagte er; schnell folgten sie der Aufforderung und hockten sich im Schneidersitz in ordentlichen Reihen hin. Ein paar ältere Jungen fläzten sich weiter hinten auf den Boden, aber als Patrick rief: »Ein bisschen mehr Haltung, Jungs, wenn ich bitten darf«, richteten sie sich auf. Dann hieß Patrick alle willkommen, insbesondere die Siebtklässler, die Neulinge an der Highschool. Er war der geborene Redner, selbstbewusst und witzig.

»Es gibt ein paar kleine Personalveränderungen im Kollegium«, sagte er. »Mr Bishop kennt ihr ja alle. Er wird unsere Sportmannschaft in null Komma nichts auf Hochform trimmen.«

Ich war verwirrt. Doug hatte gesagt, er sei neu, genau wie ich. Aber Patrick machte bereits weiter. Er fing meinen Blick auf, ehe er sich wieder an die Schüler wandte. »Und dieses Jahr haben wir zum ersten Mal eine Kollegin vom Festland. Jaja ... Miss O´Brine kommt von weit her«, sagte Patrick. »In Toronto wächst man nicht gerade in die Höhe, was?«

Meine Wangen fingen an zu glühen, woraufhin er hinzufügte: »Sie ist erst gestern hier angekommen, also weiß ich noch nicht allzu viel über unsere junge Kollegin, nur dass sie leicht rot wird.«

Woraufhin mir erst recht das Blut in die Wangen schoss. Judy drehte sich zu mir und rollte mit den Augen. Die Nonne umklammerte den Rosenkranz, der an ihrem Gürtel befestigt war; mein erster Tag hier, und schon betete sie für mich.

Patrick erwähnte nebenbei, dass ich beide Hauptfächer, Französisch und Pädagogik, als auch mein Referendariat mit Auszeichnung abgeschlossen hätte, sprach dann kurz das eine Jahr an, das ich in Québec verbracht hatte, und schließlich die begeisterten Empfehlungsschreiben meiner Universität. Ich ließ den Blick über die Schülerinnen und Schüler schweifen. Fragten sie sich, wie ich in Little Cove gelandet war, wo ich doch so viel mehr draufhatte? Oder ging es nur mir so?

Nachdem er der Reihe nach das restliche Kollegium vorgestellt und zum Ende gekommen war, verließen wir Lehrer vor den Schülern die Halle. Judy berührte mich im Vorbeigehen am Arm. »In der Mittagspause plaudern wir ein bisschen«, sagte sie. »Viel Glück, Rachel.«

Ich wusste, dass ich das bestimmt gut gebrauchen könnte. Meine allererste Unterrichtsstunde war Französisch in der neunten Klasse, genau die, vor der Patrick mich gewarnt hatte. Es gab nur zehn Schüler in dieser Klasse, aber dem Lärm nach zu urteilen, den sie auf dem Weg zum Klassenzimmer veranstalteten, hätten es auch hundert sein können. Mit einem tapferen Lächeln stand ich an der Tafel, während sie hereinkamen, sich setzten und einfach weiterredeten.

Das Klassenbuch in meiner Hand zitterte. Vergeblich versuchte ich, Blickkontakt mit jemandem herzustellen.

»Peter Cahill«, sagte ich.

Niemand antwortete.

»Peter Ca...« Ich unterbrach mich. Niemand passte auf. Die meisten saßen grüppchenweise zusammen, flüsterten, ein paar blickten verstohlen über die Schulter zu mir. Von Sekunde zu Sekunde stieg der Lärmpegel analog zu meinem sich beschleunigenden Herzschlag.

Ich beschloss, es nochmal zu versuchen. »Peter!«, rief ich. Im selben Moment schoss von links ein Papierflieger heran und landete auf dem Klassenbuch.

»Wer war das?«, fragte ich und wünschte sofort, ich hätte es nicht getan. Natürlich übernahm niemand die Verantwortung. Ich warf den Flieger in den Papierkorb, ging zur Tür und machte sie zu.

»Ruhe bitte!«, rief ich laut, dann: »Silence, s´il vous plaît.« Meine Ermahnung entsprach der kanadischen Richtlinie für die Einhaltung der Zweisprachigkeit, doch die Reaktion meiner Schüler schien widerzuspiegeln, was viele Kanadier von dieser Richtlinie hielten: gar nichts.

Schließlich stieg ich auf meinen Stuhl. »Hey!«, schrie ich und pfiff dabei nicht nur auf die Zweisprachigkeit, sondern wahrscheinlich auch auf den letzten Rest meiner Selbstkontrolle. »Haltet endlich die Klappe, und zwar sofort! Oder ihr sitzt alle nach!«

War ich überhaupt dazu berechtigt, sie zum Nachsitzen zu verdonnern? Und hatte ich tatsächlich in meiner allerersten Unterrichtsstunde »Haltet die Klappe« zu meinen Schülern gesagt? Sheilas Prophezeiung hatte sich erfüllt: Ich war die fiese neue Lehrerin. Aber es funktionierte. Sie setzten sich alle ordentlich hin, drehten sich zu mir um und öffneten Mäppchen und Hefte. »Lächeln Sie nicht vor Weihnachten«, pflegte einer meiner Pädagogikprofessoren zu sagen. Das würde mir angesichts dieser Klasse auch gar nicht schwerfallen.

»Peter Cahill.«

»Hier, Miss.« Ein magerer Junge mit Zahnlücken.

»Trudy Johnson.«

»Jo.« Die Mundwinkel bogen sich nach oben, als wollten sie die Aknenarben auf ihren Wangen erreichen. Sie hatte einen Schal um ihr Haar geschlungen, trug Leggings aus Spitze und unzählige Armreifen um die Handgelenke, ganz offensichtlich eine Huldigung an Madonna. Kurz fragte ich mich, wo sie in dieser Gegend solche Klamotten herbekommen hatte.

»Calvin Piercey.«

Niemand antwortete, aber ein großer Junge reckte die Hand in die Luft, den Mittelfinger ausgestreckt. Schockiert schaute ich zur Seite. Als ich wieder hinsah, war die Hand wieder nach unten gewandert, genau wie er - er fläzte sich so tief auf seinen Stuhl, dass er sich praktisch in der Horizontalen befand.

»Würdest du dich bitte aufsetzen!«

Er murmelte etwas Unverständliches, woraufhin ein paar Schüler kicherten. Hatte er mich gerade beleidigt? Aber wie sollte ich das herausfinden - bei seinem Akzent? Ich ließ es dabei bewenden. Wenn ich Calvin helfen wollte, die neunte Klasse zu schaffen, würde ich ein paar pädagogische Prinzipien über Bord werfen müssen.

»Miss«, sagte der Junge hinter ihm. »Darf ich Sie fragen, wie man etwas auf Französisch sagt?«

»Oui!«, rief ich aus.

Meine erste Gelegenheit, Wissen zu vermitteln und zu zeigen, wie wichtig es war, eine Fremdsprache zu lernen! Wer sagte, dass die Neuntklässler schwierig waren?

»Wie heißt Robbe auf Französisch, Miss? Wie in Robbenjagd?«

Sofort hatte ich Bilder von lauter kleinen Robbenbabys im Kopf, die flehend in die Kamera blickten. In den Wochen, in denen ich mich auf meine Stelle in Neufundland vorbereitet hatte, war ich immer wieder mit dem Thema Robbenjagd konfrontiert worden. Einige meiner Freunde fanden sie barbarisch, andere verteidigten sie, weil es für die Neufundländer nun einmal ein wichtiger regionaler Wirtschaftszweig sei. Doch wie auch immer, ich kannte das französische Wort für Robbe nicht. Ich war in Französisch immer gut gewesen, weswegen ich mich auch zum Französischstudium entschlossen hatte, ...

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