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Nowhere Girl

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
400 Seiten
Deutsch
Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am01.10.20211. Auflage
Im Alter von neun Jahren hat Cheryl Diamond in mehr als einem Dutzend Ländern auf fünf Kontinenten unter sechs angenommenen Identitäten gelebt. Sie weiß, wie man ein Dokument fälscht, wie man einem Verhör standhält und vor allem, wie man verschwindet. Für die junge Cheryl fühlt sich das Leben wie ein einziges großes Abenteuer an, ob sie in einem klapprigen Auto den Himalaya hinunterrast oder sich unter die Yakuza mischt. Solange sie mit Vater, Mutter und den zwei Geschwistern unterwegs ist, wähnt sie sich in Sicherheit. Was Cheryl noch nicht weiß: Sie wurde in eine Familie von Gesetzlosen hineingeboren, die vor der Interpol auf der Flucht ist - eine Familie mit Geheimnissen, die schließlich alle einholen werden. Als Teenagerin steckt Cheryl Diamond bereits in einem tiefen Netz aus Lügen, und ihre Familie beginnt zu zerfallen. Ihr wird klar, dass die größte Gefahr von jenen Menschen ausgeht, denen sie am meisten vertraut. Und nach so vielen verbrannten Identitäten kann sie selbst keinen Beweis mehr für ihre eigentliche Herkunft vorlegen. Eine wahre Geschichte - ein unglaubliches Schicksal.

Cheryl Diamond ist mit ihrer Familie auf der Flucht aufgewachsen - zwischen Kontinenten, Religionen und Währungen. Mit 16 Jahren wird sie gescoutet und zieht als Model nach New York, mit einer Katze unter dem Arm und 300 Dollar in bar. Fünf Jahre später erschien ihr erstes Buch »Model. A Memoir«, 2019 veröffentlichte sie »Naked Rome«. Mit »Nowhere Girl« verarbeitet sie ihre unglaubliche Kindheit und Jugend.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,95
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextIm Alter von neun Jahren hat Cheryl Diamond in mehr als einem Dutzend Ländern auf fünf Kontinenten unter sechs angenommenen Identitäten gelebt. Sie weiß, wie man ein Dokument fälscht, wie man einem Verhör standhält und vor allem, wie man verschwindet. Für die junge Cheryl fühlt sich das Leben wie ein einziges großes Abenteuer an, ob sie in einem klapprigen Auto den Himalaya hinunterrast oder sich unter die Yakuza mischt. Solange sie mit Vater, Mutter und den zwei Geschwistern unterwegs ist, wähnt sie sich in Sicherheit. Was Cheryl noch nicht weiß: Sie wurde in eine Familie von Gesetzlosen hineingeboren, die vor der Interpol auf der Flucht ist - eine Familie mit Geheimnissen, die schließlich alle einholen werden. Als Teenagerin steckt Cheryl Diamond bereits in einem tiefen Netz aus Lügen, und ihre Familie beginnt zu zerfallen. Ihr wird klar, dass die größte Gefahr von jenen Menschen ausgeht, denen sie am meisten vertraut. Und nach so vielen verbrannten Identitäten kann sie selbst keinen Beweis mehr für ihre eigentliche Herkunft vorlegen. Eine wahre Geschichte - ein unglaubliches Schicksal.

Cheryl Diamond ist mit ihrer Familie auf der Flucht aufgewachsen - zwischen Kontinenten, Religionen und Währungen. Mit 16 Jahren wird sie gescoutet und zieht als Model nach New York, mit einer Katze unter dem Arm und 300 Dollar in bar. Fünf Jahre später erschien ihr erstes Buch »Model. A Memoir«, 2019 veröffentlichte sie »Naked Rome«. Mit »Nowhere Girl« verarbeitet sie ihre unglaubliche Kindheit und Jugend.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783959103473
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.10.2021
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5702740
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG | Kaschmir, Indien, 4 Jahre alt

Mein erstes Nahtoderlebnis habe ich mit vier Jahren. Mein Dad sitzt am Lenkrad, als plötzlich die Bremsen versagen und wir den Himalaja hinunterstürzen.

Ich sitze entspannt auf der Rückbank, hoch über den Wolken, und betrachte die glänzenden Knöpfe meiner hellroten Latzhose. Latzhosen werden völlig unterschätzt, wie ich finde. Je nachdem wie man gerade drauf ist, braucht man nicht mal ein T-Shirt drunter. Man zieht sie einfach hoch, hakt die Träger ein, und schon kanns losgehen.

Als ich einen Blick nach draußen werfe, bemerke ich, dass die Landschaft in enormem Tempo vorbeirast. Links von mir sitzt meine Schwester Chiara mit offenem Mund, hinter ihr sind die steilen, dunklen und Furcht einflößenden Felshänge zu sehen. Rechts von mir, hinter meinem Bruder Frank, der den Kiefer zusammenpresst, ist, wo die schmale Straße jäh ins Nichts abfällt, nur weiter blauer Himmel.

Vor uns sitzen unsere Erzeuger.

Ich lehne mich vor, um an ihrem Gesichtsausdruck abzulesen, wie beunruhigt ich sein sollte. Mom hat zur Abwechslung den Gurt angelegt, und an Dads gebräunten Händen am Lenkrad treten die Knöchel weiß hervor. Ein altes Auto kommt uns entgegen und hupt, als Dad dicht am Abgrund entlangkurvt und in letzter Sekunde einen Zusammenstoß verhindert.

Vor uns taucht eine unübersichtliche Kurve auf. Ich höre, wie Dad auf die Bremsen steigt und ein beunruhigendes Quietschen unter dem Fahrgestell unseres Autos ertönt. Im nächsten Moment werde ich seitlich auf Chiara geschleudert, die mich fest in ihren Schoß drückt, während Frank meine wild um sich tretenden Beine packt und meinen Knöchel zu fassen bekommt. Einen Moment lang greifen die Reifen wieder, und wir werden langsamer. Ich spüre, wie sich Chiaras Muskeln entspannen, da schießt der Wagen plötzlich nach vorn, die Bremsen versagen, und wir rasen bergabwärts und bekommen gefährlich Schwung.

»Da! Da ist es flach!«, schreit Mom. Es muss echt ernst sein, denn sonst gibt sie nie Anweisungen, wenn Dad fährt. Als wir von der asphaltierten Straße abkommen und unkontrolliert auf Felsen aufprallen, wirft sich Frank schützend auf mich. Mit einem metallischen Quietschen schert unser Auto seitwärts aus, bleibt in einem Loch stecken und kommt dankenswerterweise abrupt zum Halten.

Nachdem Chiara ihren Schraubstockgriff gelockert hat, setze ich mich auf und huste von all dem aufgewirbelten Staub, der durch das offene Fenster hereinweht. Wir sind mitten in einem kleinen Dorf gelandet, wo wir beinahe die Wäscheleinen mit der zum Trocknen aufgehängten Wäsche platt gewälzt hätten. Um uns herum hellbraune Erde, ein paar Holzhütten und Hühner, die vor lauter Schreck über unser unverhofftes Auftauchen pock-pocken. Den Hühnerstall kann ich bis hierher riechen. Eine Ziege, die an einem Pflock vor einem Gebäude mit einem schiefen rot-weißen Coca-Cola-Schild angebunden steht, blinzelt heftig und ist sichtlich ebenso perplex wie wir.

Das abblätternde Schild, das uns mit »Drink Coca-Cola!« zum Trinken auffordert, ist der einzige Farbklecks in der Landschaft. Hier oben auf dem Dach der Welt wirkt es genauso fehl am Platz wie wir.

Nachdem Mom sich vergewissert hat, dass wir noch leben, verlassen wir fluchtartig das Unfallauto und atmen gierig die dünne, herrlich klare Luft ein. Aus einem der Häuser kommt ein Junge von ungefähr 16 Jahren - so alt wie Chiara - barfuß über den Schotter herbei, gefolgt von einem älteren Mann.

Ich streiche meine zerknitterte Latzhose glatt: Im Leben zählt schließlich der erste Eindruck.

Das Erste, was mir an den beiden - vermutlich Vater und Sohn - wie bei allen Leuten in Kaschmir auffällt, sind ihre bemerkenswert leuchtenden hellbraunen Augen. Mom meint, das käme daher, weil sie keine Videospiele spielen und nicht fernsehen. Uns ist das ebenfalls untersagt, bis auf die gelegentliche Kontrolle der aktuellen Goldpreise auf CNN. Zeichentrickfilme kenne ich vom Hörensagen, gesehen habe ich noch nie welche.

Gestikulierend bedeuten uns Vater und Sohn, der Junge könne unser Auto reparieren. Schon läuft dieser in die Hütte und kehrt mit Werkzeug und einer Rolle Draht zurück.

»Ist das etwa Hühnerdraht, den er da in der Hand hat?«, fragt Mom nervös. Unsere Blicke wandern zwischen dem Hühnerstall, wo noch immer flatternde Aufregung herrscht, und dem Hühnerdraht am Straßenrand hin und her.

»Ja ...«, sagt mein Vater. »Ja, ist es.«

Der hagere Junge schlüpft unter unser Auto, und eine Stunde später läuft es wieder wie geschmiert. Von einer Bezahlung wollen sie nichts wissen, doch Dad gelingt es, ein kleines Bündel Scheine in die offene Werkzeugkiste zu stecken, bevor wir unseren Freilandhaltungsmotor wieder zum Leben erwecken. Um sicherzugehen, dass unsere Bremsen auf dem Weg bergab halten, fährt uns der Junge ein paar Kilometer lang auf seinem zerbeulten Moped hinterher, sein schepperndes Werkzeug und den Hühnerdraht auf dem Gepäckträger, für alle Fälle. Als wir ohne Vorkommnisse auf dem nächsten Plateau ankommen, hält er mit dem Moped an, die nackten Füße zu beiden Seiten aufgestellt, und wir winken uns überschwänglich zu, bis sein strahlendes Lächeln in der Ferne immer kleiner wird.

»Na, das nenne ich mal Kundenservice«, freut sich Dad.

Weiter unterhalb am Berg halten wir am Straßenrand, packen unsere Chapatis und Bananen aus und feiern, dass wir noch am Leben sind. Als strikte Vegetarier, Anhänger gesunder Ernährung und Dauerreisende wissen wir, dass es nichts Besseres gibt als ein paar feine Bananen. Wir, die sommersprossigen Kinder mit den wilden langen Haaren, sitzen im staubigen Kofferraum unseres Autos. Wir sind Sikhs, waren es schon lange, bevor ich geboren wurde, und sich niemals die Haare zu schneiden, gehört zu unserer heiligen Tradition. Wie selbstverständlich rezitieren wir das kurze Tischgebet auf Punjabi, das wir immer vor dem Essen aufsagen. Frank und ich rasseln es herunter, was Chiara mit einem Schmollmund quittiert.

Kurz darauf rast ein rostiger grauer Wagen, in Schieflage aufgrund der zusätzlichen Passagiere oben auf dem Dach, an uns vorbei, und alle Köpfe drehen sich nach uns um. Westliche Touristen verirren sich nie in diese Gegend, und wir müssen ein ziemlich wirres Bild abgeben. Auf den Vordersitzen die Eltern, Türen sperrangelweit offen, hinten die drei Kinder. Eine ganz normale Sikh-Familie. Nur dass der Vater ein breitschultriger, 1,80 großer Wikinger mit tiefgebräuntem Gesicht ist, mit einem wilden rotblonden Wuschelkopf und einem Bart, der ihm bis auf die Brust reicht; neben ihm sitzt meine Mutter, die schlanken Beine in einer eng anliegenden schwarzen Hose überkreuzt, mit ihrem anmutigen Profil und ihren großen blauen Augen, und teilt sich mit ihm eine Tasse Tee aus der Thermoskanne. Dahinter lümmeln zwei dunkelhaarige Teenager - der frappierend gut aussehende Frank und Chiara, die die Stirn runzelt, als ob sie wüsste, dass sie immer in seinem Schatten stehen wird; und dann völlig unerwartet - ich, das deutlich jüngere Kind. Die Vierjährige, lächelnd in ihrer hellroten Latzhose, gleichsam die blonde, kleinere Ausgabe ihres Vaters, die auf den Namen Harbhajan Khalsa Nanak hört.

Mir persönlich gefällt es, wenn wir alle Blicke auf uns ziehen.

»Harbhajan, isst du das noch?«, fragt Frank und greift nach dem Rest von meinem Chapati. Ich kaue gerade genüsslich an meinem Brot, das Gesicht zur leuchtend orangen Spätnachmittagssonne gestreckt. Es liegt eine herrliche Stille in der milden Luft, wie sie nur fernab von Städten und der Zivilisation zu finden ist. Schlagartig hellwach schlinge ich die Arme abwehrend um mein Brot und drücke es an meine Brust.

»Lass sie zu Ende essen.« Mit der Autorität einer zwei Jahre älteren Schwester knufft Chiara ihn in die Schulter.

»Halt die Klappe.« Er weicht ihr aus und verschlingt eine halbe Banane. Seit er 14 ist, isst mein Bruder wie ein Scheunendrescher, wächst aber nur in die Höhe. Darin unterscheidet er sich, wie in vielem anderen, grundsätzlich von meiner Schwester. Was er ihr gern mit einem einzigen Blick zu verstehen gibt.

Mein Chapati und ich rutschen von der Rückbank herunter und verziehen uns zu Dad, der vor der aufgeklappten Motorhaube steht und hineinschaut.

»Bhajan! Du kommst genau richtig! Komm her, ich zeig dir, wie ein Motor funktioniert!«

Er beugt sich zu mir herunter und hebt mich hoch, wobei mich seine Bartspitzen an der Wange kitzeln. Mich überkommen zwei widerstrebende Gefühle: die Freude, in seinen starken Armen geborgen zu sein, und die Furcht, dass diese Lehrstunde länger dauern könnte. »Weißt du noch, was ich dir das letzte Mal über den Verbrenner erzählt habe?«

Hektisch krame ich in meiner Erinnerung, finde aber nichts.

»Schauen wir uns mal die Kolben an. Die Kolben drücken das Benzin-Luft-Gemisch im Zylinder quasi zusammen und verdichten es ...« Er hält inne, um mich auf dem Boden abzusetzen, und zieht mit sichtlich wachsender Begeisterung die Thermoskanne als Anschauungsobjekt heran. Ich versuche, mir so viel wie möglich zu merken, da ich weiß, dass er mich demnächst dazu abfragen wird. Diese unangekündigten mündlichen Tests können jederzeit stattfinden: nach einer morgendlichen Kundalini-Yoga-Session mit der ganzen Familie, während wir Ghee im Supermarkt kaufen oder vor unserer wöchentlichen halbstündigen Meditation. Wir Kinder werden im Homeschooling unterrichtet, da Dad Bildungseinrichtungen für Brutstätten für Regierungspropaganda und verbohrte Bürokraten hält. Stattdessen lernen wir wie nebenbei.

»Eine Runde...

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Cheryl Diamond ist mit ihrer Familie auf der Flucht aufgewachsen - zwischen Kontinenten, Religionen und Währungen. Mit 16 Jahren wird sie gescoutet und zieht als Model nach New York, mit einer Katze unter dem Arm und 300 Dollar in bar. Fünf Jahre später erschien ihr erstes Buch »Model. A Memoir«, 2019 veröffentlichte sie »Naked Rome«. Mit »Nowhere Girl« verarbeitet sie ihre unglaubliche Kindheit und Jugend.
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