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Fremde Freundin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
528 Seiten
Deutsch
Zsolnay-Verlagerschienen am26.07.20211. Auflage
Nach 'Sommer in Maine' das neue Buch von Bestsellerautorin J. Courtney Sullivan. 'Kleine menschliche und große gesellschaftliche Momente - Ich liebe diesen Roman.' Meg Wolitzer
Elisabeth ist Journalistin, erfolgreich und im Leben angekommen. Ihre reiche, aber schräge Familie hat sie hinter sich gelassen. Nach zwanzig Jahren New York zieht sie mit ihrem Mann Andrew aufs Land. Ihr Sohn Gil ist gerade zur Welt gekommen, und Andrew jagt seinem Erfindertraum nach. Um sich ihrer Arbeit widmen zu können, engagiert Elisabeth eine Babysitterin. Sam studiert Kunst, kommt aus einfachen Verhältnissen, hat sich eben erst in Clive verliebt und entdeckt gerade ihre klassenkämpferische Seite. Die beiden ungleichen Frauen werden, aus Mangel an Alternativen, Freundinnen. Aber kann das gutgehen? J. Courtney Sullivan erzählt diese ungewöhnliche Beziehungsgeschichte so einfühlsam, spannend und komisch, dass man sie nicht mehr aus der Hand legen möchte.

J. Courtney Sullivan, Autorin und Journalistin, lebt in New York und schreibt u.a. für New York Times, Chicago Tribune, Elle und Men's Vogue. Ihr Roman Maine, der 2013 unter dem Titel Sommer in Maine bei Deuticke erschien, war in den TOP 10 der besten Bücher 2011 des Time Magazines. Außerdem bei Deuticke erschienen: die Romane Die Verlobungen (2014), All die Jahre (2018), Aller Anfang (2019) und Fremde Freundin (2021).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextNach 'Sommer in Maine' das neue Buch von Bestsellerautorin J. Courtney Sullivan. 'Kleine menschliche und große gesellschaftliche Momente - Ich liebe diesen Roman.' Meg Wolitzer
Elisabeth ist Journalistin, erfolgreich und im Leben angekommen. Ihre reiche, aber schräge Familie hat sie hinter sich gelassen. Nach zwanzig Jahren New York zieht sie mit ihrem Mann Andrew aufs Land. Ihr Sohn Gil ist gerade zur Welt gekommen, und Andrew jagt seinem Erfindertraum nach. Um sich ihrer Arbeit widmen zu können, engagiert Elisabeth eine Babysitterin. Sam studiert Kunst, kommt aus einfachen Verhältnissen, hat sich eben erst in Clive verliebt und entdeckt gerade ihre klassenkämpferische Seite. Die beiden ungleichen Frauen werden, aus Mangel an Alternativen, Freundinnen. Aber kann das gutgehen? J. Courtney Sullivan erzählt diese ungewöhnliche Beziehungsgeschichte so einfühlsam, spannend und komisch, dass man sie nicht mehr aus der Hand legen möchte.

J. Courtney Sullivan, Autorin und Journalistin, lebt in New York und schreibt u.a. für New York Times, Chicago Tribune, Elle und Men's Vogue. Ihr Roman Maine, der 2013 unter dem Titel Sommer in Maine bei Deuticke erschien, war in den TOP 10 der besten Bücher 2011 des Time Magazines. Außerdem bei Deuticke erschienen: die Romane Die Verlobungen (2014), All die Jahre (2018), Aller Anfang (2019) und Fremde Freundin (2021).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783552072664
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.07.2021
Auflage1. Auflage
Seiten528 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5703515
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Elisabeth


Als sie erwachte, herrschte Stille. Um diese Uhrzeit war niemand auf außer Müttern und Schlaflosen. Der Blick auf den Wecker erübrigte sich, denn sie wusste genau, dass das Baby jede Sekunde losschreien und sie den Kleinen mit noch halb geschlossenen Augen aus der Wiege heben würde, erschöpft, aber pflichtbewusst - und schließlich, wenn sie das warme Bündel erst in den Armen hielt, voller Hingabe.

Beim Anblick ihres schlafenden Mannes wallte kurz Wut in ihr auf, die sich aber rasch wieder legte, sie wechselte die Windel, ging nach unten und fragte sich, was wäre, wenn sie den Kleinen fallen ließe, wenn er sterben würde. Die Antwort war ihr so vertraut wie die Frage: Sie würde aus dem Fenster springen. Nachdem sie das geklärt hatte, küsste Elisabeth ihn sanft aufs Köpfchen.

Die beruhigende Stimme einer Videobotschaft aus dem Internet ging ihr jetzt durch den Kopf: Jedes Mal, wenn ich mein Baby stille, trinke ich ein Glas Wasser, damit ich nicht vergesse, auch für mich zu sorgen. Sie hatte gerade nicht mal die Kraft, ein Glas mit Wasser zu füllen, aber der Gedanke zählte sicher auch.

Im Wohnzimmer gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Sie erkannte die schwarzen und blauen Schatten, ein Glas, den Couchtisch, von dem sie sich bald trennen müsste, zwei Sessel, die zwei Meter hohe Geigenfeige. Sie hatte die Möbel genauso angeordnet wie im Apartment in Brooklyn, aber irgendwie sah hier alles anders aus.

Elisabeth zog das hässliche Kissen mit dem dämlichen Namen unter dem Sofa hervor. Meine Busenfreundin. Jemand hatte es ihr bei der Babyparty geschenkt, wer, wusste sie nicht mehr, aber diese Person hatte das Ding als Lebensretter bezeichnet und damit den Nagel auf den Kopf getroffen, denn immer, wenn sie sich das Kissen um die Hüfte schlang, hatte sie das Gefühl, in einem Rettungsring zu stillen.

Sie setzte sich und legte das Baby auf ihren gepolsterten Schoß. Hob das T-Shirt, löste den BH. Der Kleine dockte an und saugte drauflos, ein entspannter Rhythmus, der ihr noch vor vier Monaten unmöglich erschienen war. Nach der Geburt hatte sie im Krankenhaus einen einstündigen Stillkurs absolviert. Ständig war Elisabeth dabei weggedämmert und wieder hochgeschreckt, wenn sie mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen war.

Mit der freien Hand hielt sie jetzt ihr Handy über den Kopf des Babys und rief mit dem Daumen Facebook auf. Direkt auf die Gruppe BK Mamas, wie immer. Elisabeth scrollte bis zu der Stelle vor, wo sie vor dem Zubettgehen aufgehört hatte. Zu jeder Tages- und Nachtzeit stellten Mütter hier ihre unzähligen Fragen. Sie leisteten einander Gesellschaft. Elisabeth stellte sich die Brownstones in ihrem alten Viertel vor, in einer Reihe, allesamt in Dunkelheit getaucht, bis auf die winzigen leuchtenden Displays, die sie miteinander verbanden.

Eine Frau brachte Tipps für einen Langstreckenflug mit Kleinkind. Elisabeth las interessiert alle dreizehn Antworten, obwohl sie kein Kleinkind hatte und in nächster Zukunft keinen Langstreckenflug plante. Jemand hatte eine Frage zur Grippeimpfung. Eine andere brauchte kurzfristig eine Geburtstagstorte mit einem Einhorn drauf. Mimi Winchester, die sich unlängst ein Stadthaus für drei Millionen gekauft hatte, bot für neun Dollar einen gebrauchten Knabenmantel an, Größe 86/92.

Früher hätte sich Elisabeth über solche Frauen lustig gemacht - Frauen mit Abschluss von einer Eliteuniversität, die auf ihrem Fachgebiet glänzten, aber daran scheiterten, einem Neugeborenen die Fingernägel zu schneiden. Jetzt waren sie ihr Rettungsanker. Die einzigen Menschen auf der Welt, die sich mit denselben Themen beschäftigten wie sie, und zwar genauso intensiv, Menschen, die auf jede Frage eine Antwort wussten. Sie erlernten eine völlig neue Sprache, die sich jede Woche wieder komplett änderte. Was sollte man sonst mit seinem angesammelten Wissen anstellen, als es mit anderen zu teilen? Eine Mutter mit einem nur sechs Wochen älteren Kind wurde automatisch zu Elisabeths Prophetin.

Nach zehn Minuten wechselte sie die Brust.

Jemand hatte eine neue Frage gepostet.


Das passt zwar nicht ganz hierher, aber â¦ letzten Monat habe ich meine Eltern in Minneapolis besucht, wie so oft ohne meinen Mann. Dabei habe ich zufällig einen alten Collegefreund wiedergetroffen, der gerade frisch geschieden ist. Jetzt schreiben wir uns ständig Nachrichten. Habe ich eine emotionale Affäre? Soll ich aufhören? Weil es nämlich verdammt SPASS macht, und ich glaube, ich habe ein bisschen Spaß verdient.


Auf dem Profilbild war eine blonde Frau zu sehen, lächelnd und durchtrainiert, dahinter ein großer Typ, der den Arm um sie gelegt hatte. Im Hintergrund sah man weißen Sandstrand, in der Ferne standen Palmen. Vielleicht ihre Flitterwochen. Viele Frauen verwendeten ihre Hochzeitsfotos, auch diejenigen, die sich am lautesten über ihre nichtsnutzigen Gatten beschwerten, wie Elisabeth festgestellt hatte.

Es war doch immer wieder erstaunlich, welche Geheimnisse sie hier preisgaben. Die Gruppe war geschlossen, aber das hieß nur, dass man um Aufnahme bitten musste. Sie hatte 4237 Mitglieder, die - zumindest theoretisch - in unmittelbarer Nachbarschaft wohnten. Trotzdem hatte man das Gefühl, hier geschützt zu sein. Intim und anonym zugleich.

Dieselben fünfzehn Frauen schrieben Kommentare, jede mit ihrer typischen, absehbaren Meinung zum jeweiligen Tagesthema.

Auf die Frage eines Mitglieds, ob sie sich ein drittes Kind anschaffen sollte, antwortete die selbstgerechte Umweltschützerin, sie hätte wegen des Klimawandels und des ökologischen Fußabdrucks ihrer Familie darauf verzichtet. Als jemand ein Rezept für ein einfaches Hähnchengericht postete, fühlte sich die Umweltschützerin bemüßigt, in einem ellenlangen Manifest zu erklären, warum sie ihre Kinder vegan ernährte.

Mimi Winchester jammerte doch allen Ernstes über ihr Brownstone (wie gern hätte sie eine offene Bauweise!), ihre Putzhilfe (sie will keine Fenster putzen!) und - man fasst es nicht - sogar über ihr Haus in den Hamptons (dieser Verkehr!).

In der Abteilung Kinderfrauenschreck tummelten sich diejenigen, die über Babysitter herzogen, die Kindern Fastfood gaben oder die für angemessen angesehene Zeit am Smartphone überschritten. Es gab allerdings auch solche, die grundsätzlich jedes noch so miese Benehmen der Kinderbetreuung entschuldigten.

Elisabeths beste Freundin Nomi hatte ihr mal gesagt, sie ärgere sich wahnsinnig über Freundinnen, die mit Problemen nicht zu ihr kämen, sondern sie bei den BK Mamas ausbreiteten. Letzten Frühling hatte Tanya, eine alte Freundin aus Collegetagen, während des gemeinsamen Abendessens über Belanglosigkeiten geplaudert, nur um zwei Tage später auf BK Mamas um Tipps für einen guten Scheidungsanwalt zu bitten.

»Wenn von ihr nichts kommt, werde ich sie nicht darauf ansprechen«, sagte Nomi.

»Ich glaube, sie geht davon aus, dass du es auf Facebook siehst und sie dann fragst«, sagte Elisabeth.

»Na, da kann sie lange warten.«

Wie die meisten las Elisabeth lieber im Hintergrund mit und postete nie etwas, obwohl sie täglich viel Zeit auf Facebook verbrachte.

Fünf Minuten später hatten sich bereits zwölf Frauen zu Wort gemeldet und der Blondine versichert, was sie mit ihrem Collegefreund tat, sei nur ein harmloser Flirt. Zehn andere rieten ihr, die Sache sofort zu beenden.

Fragen dieser Art wurden hier ungefähr einmal im Monat gestellt und ragten aus den unzähligen Diskussionen zu Themen wie Töpfchen-Training oder Spielgruppen heraus. Wenn eine verriet, dass ihr Mann Alkoholiker war, eine Affäre hatte oder sie selbst am liebsten bei Nacht und Nebel abhauen würde, kommentierten die anderen mit Feuereifer, offenbar angespornt davon, dass man sie in ein Geheimnis eingeweiht hatte.

Das waren die Posts, von denen Elisabeth am nächsten Morgen Andrew erzählte, obwohl sie wusste, dass ihn das alles nicht sonderlich interessierte. Überhaupt gefiel es ihr am besten, wenn sie solche Dinge hinterher mit einer realen Person besprechen konnte. Sie vermisste die Mittwochsverabredungen in Brooklyn, wenn Nomi nicht ins Büro fuhr und sich mittags mit ihr im Crêpes-Laden an der Court Street traf.

An ihr letztes Treffen vor ihrem Umzug erinnerte sie sich noch gut. Sie hatten geredet und geredet, bis der Junge hinter der Theke meinte, er würde jetzt gern zumachen. Danach hatten sie einfach in der schwülen Augusthitze auf dem Gehweg weitergequatscht, genau wie damals auf dem...
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