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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
254 Seiten
Deutsch
Kohlhammer Verlagerschienen am07.04.20211. Auflage
Sozialpädagogische Familienhilfe kann nur im Dialog mit den Familien erfolgreich sein. Entsprechend folgt dieses Buch einem beteiligungsorientierten dialogischen Ansatz in der Arbeit mit Familien. Den Autorinnen und Autoren gelingt es dabei, zu Reflexionsprozessen über die eigene Haltung, gesellschaftliche Bedingungen und den beruflichen Kontext anzuregen sowie das methodische Werkzeug an die Hand zu geben. Zugleich wird der Prozess der fachlichen Arbeit in den Fokus genommen, der im Nebeneinander von Planen, Steuern und Managen den Kern der Sozialpädagogischen Familienhilfe bildet. Das Lehr- und Praxisbuch besticht durch seinen gut strukturierten Aufbau und didaktische Hilfen wie Übungen und einen umfangreichen Methodenkoffer.

Dr. Regina Rätz ist Professorin für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe an der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH). Axel Biere, Diplom-Sozialpädagoge, war langjährig im Jugendamt Berlin Pankow tätig und ist Lehrbeauftragter an der ASH. Ute Reichmann ist Erziehungswissenschaftlerin und im Fachbereich Bildung, Sport und Kultur im Landkreis Göttingen tätig und hatte Lehraufträge an der ASH inne. Der Diplom-Sozialpädagoge Dr. Hans Ullrich-Krause ist langjähriger Leiter des Kinderhaus Berlin-Mark Brandenburg und Gastprofessor an der ASH. Die Erziehungswissenschaftlerin Sibylle Ramin ist Familienhelferin bei InterKÖrmet e.V. in Berlin und Lehrbeauftragte an der ASH.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR34,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR30,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR30,99

Produkt

KlappentextSozialpädagogische Familienhilfe kann nur im Dialog mit den Familien erfolgreich sein. Entsprechend folgt dieses Buch einem beteiligungsorientierten dialogischen Ansatz in der Arbeit mit Familien. Den Autorinnen und Autoren gelingt es dabei, zu Reflexionsprozessen über die eigene Haltung, gesellschaftliche Bedingungen und den beruflichen Kontext anzuregen sowie das methodische Werkzeug an die Hand zu geben. Zugleich wird der Prozess der fachlichen Arbeit in den Fokus genommen, der im Nebeneinander von Planen, Steuern und Managen den Kern der Sozialpädagogischen Familienhilfe bildet. Das Lehr- und Praxisbuch besticht durch seinen gut strukturierten Aufbau und didaktische Hilfen wie Übungen und einen umfangreichen Methodenkoffer.

Dr. Regina Rätz ist Professorin für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe an der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH). Axel Biere, Diplom-Sozialpädagoge, war langjährig im Jugendamt Berlin Pankow tätig und ist Lehrbeauftragter an der ASH. Ute Reichmann ist Erziehungswissenschaftlerin und im Fachbereich Bildung, Sport und Kultur im Landkreis Göttingen tätig und hatte Lehraufträge an der ASH inne. Der Diplom-Sozialpädagoge Dr. Hans Ullrich-Krause ist langjähriger Leiter des Kinderhaus Berlin-Mark Brandenburg und Gastprofessor an der ASH. Die Erziehungswissenschaftlerin Sibylle Ramin ist Familienhelferin bei InterKÖrmet e.V. in Berlin und Lehrbeauftragte an der ASH.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783170327375
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum07.04.2021
Auflage1. Auflage
Seiten254 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4005 Kbytes
Artikel-Nr.5705745
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1          Ich als Familienhelfer*in oder: »Wofür wirst du eigentlich bezahlt?« Grundfragen von Haltungen, persönlichen Anliegen, der Motivation von Fachkräften und gesellschaftlichen Erwartungen an die Sozialpädagogische Familienhilfe

Zentrale Fragestellung

»Wofür wirst du eigentlich bezahlt?« (Aly 1980)11, werden Familienhelfer*innen häufig gefragt, und das ist die zentrale Fragestellung dieses Anfangskapitels. Diese Frage wird meist im privaten Kontext gestellt, aber durchaus auch in beruflichen Zusammenhängen. Letzteres vor allem dann, wenn Erwartungen an die Leistungen der Familienhilfe nicht ausreichend erfüllt werden oder wenn es Konflikte gibt. Dann allerdings eher mit dem Sie als dem du im Satzbau. In der Beantwortung bspw. mit dem Argument, dass es darum geht, Familien in schwierigen und belastenden Lebenssituationen zu helfen, dass dies durchaus kompliziert und tatsächlich eine richtige Arbeit ist, kommen Fachkräfte häufig unter Rechtfertigungsdruck. Am Ende des Gesprächs bleiben vielfach unterschiedliche Sichtweisen und Widersprüche offen. Die Frage kann im Grunde keinem Gegenüber eindeutig beantwortet werden. Die Antwort ist allerdings insofern klar, als dass die Gesellschaft sich der Sozialen Arbeit im Allgemeinen und der Sozialpädagogischen Familienhilfe im Besonderen seit Jahrzehnten bedient - mit sehr unterschiedlichen Erwartungen, aber im Ausmaß beständig steigend.


Sozialpädagogische Familienhilfe wird zum Bestehen der Gesellschaft gebraucht und sie wird auch bezahlt. Eine detaillierte Antwort auf die obige Frage muss jede*r Familienhelfer*in für sich finden - und dann der fragenden Person möglichst authentisch vermitteln. Wir möchten Ihnen in diesem Anfangskapitel dieses Lehrbuchs für die eigene Auseinandersetzung und Klärung einige Anregungen geben, damit Sie im Ergebnis selbstbewusst sagen können: »Ich als Familienhelfer*in« gebe eine Antwort. Dazu als Einstieg zunächst ein Zitat der Erziehungswissenschaftlerin Sabine Hering. Lesen Sie das Zitat und nehmen Sie sich anschließend eine kurze Denkpause:


»Die Kunst besteht darin, aus dem, was mir liegt und was ich kann, mit dem, was ich erlerne, eine Synthese zu erschaffen, die mir entspricht - und aufgrund der Einheit von Eignung und Qualifizierung nicht nur meine persönliche Note professionellen Handelns darstellt, sondern auch - so meine These - durch die Authentizität, die dadurch hergestellt wird, optimale Wirksamkeit hat« (Hering 2004, S. 21 f.).


Fachliches Wissen und Können sind das eine. Die persönliche Ausgestaltung, gerade in helfenden Berufen, das andere. Beides bildet eine Einheit. Braucht es dafür Talent? Ist es eine Kunst? In der Sozialen Arbeit, zu der die Sozialpädagogische Familienhilfe gehört, geht es weniger um Talent und selten um Kunst. Als eine zentrale Basis, um sich auf die Arbeit mit Menschen einzulassen und in dieser zu bestehen, gilt die professionelle Haltung. Obwohl diese Gegenstand etlicher Fachpublikationen ist und deren Bedeutung explizit herausgehoben wird, gibt es keine einheitliche Definition. Übergreifend geht es jedoch in allen Abhandlungen um ein Wechselverhältnis zwischen den fachlichen Kompetenzen sowie Wissensbeständen und den persönlichen Dispositionen. Letztere werden primär durch eigene Werte, Normen sowie biografische Erlebnisse geprägt, »die wie ein innerer Kompass die Stabilität, Nachhaltigkeit und Kontextsensibilität des Urteilens und Handelns« (Kuhl/Schwer/Solzbacher 2014, S. 107) ermöglichen. Sie werden auch durch gesellschaftliche Entwicklungen, soziale und sozialräumliche Beziehungen und institutionelle Bedingungen beeinflusst. Um die eigene professionelle Haltung beständig fortzuentwickeln, bedarf es der regelmäßigen Reflexion im Sinne eines vertiefenden Denkens, Verstehens und Erkennens. In diesem Prozess gilt es auch, seine persönlichen Anliegen und Motivationen, die dafür ausschlaggebend waren und sind, in der Sozialpädagogischen Familienhilfe tätig zu werden bzw. zu sein, zu ergründen und sich dieser sicher zu sein. Die Beschäftigung mit der eigenen professionellen Haltung dauert vom Studium bis in die berufliche Tätigkeit an und ist zu keinem Zeitpunkt abgeschlossen. Die beständige Selbstvergewisserung ist jedoch unabdingbar für den humanen und ethisch-reflektierenden Umgang mit Menschen sowie die Achtsamkeit mit Blick auf die eigene Person. Es ist gewissermaßen eine andauernde Biografiearbeit (vgl. Mertel 2015).

Kernaussage

Die Haltungen, persönlichen Anliegen und Motivationen von Familienhelfer*innen werden im Zeitverlauf von unterschiedlichen Einflüssen geprägt und professionell geformt. Sie sind nicht einmalig fertig, sondern in beständiger Auseinandersetzung und Veränderung. Deshalb sollten sie immer wieder (selbst-)kritisch betrachtet und neu formuliert werden. Familienhelfer*innen sind darauf angewiesen, Personen und Orte zu finden, mit und an denen diese Reflexionen möglich sind. Im beruflichen Kontext sind kollegiale Beratungen sowie Team- und Fallsupervisionen dafür geeignete Settings.


Was beinhalten professionelle Haltungen? Hier eine nicht abschließende Zusammenstellung:


⢠ die Sicht auf professionell entwickeltes Wissen und auf eigenes professionelles Wissen;

⢠ die Sicht auf sich selbst im Kontext zu dem, was jede*r beruflich tut, und das, was erwartet wird;

⢠ die Sicht auf gesellschaftliche Diskurse und Entwicklungen;

⢠ die Wahrnehmung historischer Bezüge und die Auseinandersetzung damit;

⢠ Erfahrungen im beruflichen Handeln insbesondere im Hinblick auf beteiligte Akteur*innen und die Ziele, die verfolgt werden (vgl. Krause 2015).


Wenn davon ausgegangen werden kann, dass professionelle Haltungen sich durch Wissenserwerb nicht einfach erzeugen lassen, sondern auch persönliche Dispositionen ausschlaggebend sind, dann ist zu hinterfragen: Welche Anlässe, Erfahrungszusammenhänge und welches berufliche Wissen bringen professionelle Haltungen hervor (vgl. ebd.; vgl. auch Düring/Krause 2011)?

Übung 1

Wir laden Sie zu einer kurzen biografischen (Selbst-)Reflexion im Kontext professioneller Haltung ein. Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit und beantworten Sie für sich selbst die folgenden zwei Fragen:


⢠ Gab es eine Person (ein Vorbild), die für Sie einen wesentlichen Einfluss hatte, sich für einen sozialarbeiterischen Beruf zu entscheiden?

⢠ Können Sie sich an die Situation erinnern, als sie die Entscheidung trafen: Ich werde Sozialarbeiter*in? Was passierte in dieser Situation?



Menschen, die heute als Sozialarbeiter*innen Familien begleiten, sind von maßgeblichen Erkenntnissen und prägenden Expert*innen der Vergangenheit wie auch der Gegenwart beeinflusst (vgl. Krause 2011). So gesehen kann jede Fachkraft sich selbst anschauen und überlegen, wie sich die eigene professionelle pädagogische Haltung zusammensetzt und was jede*n Professionelle*n inhaltlich handlungsleitend beeinflusst. Dabei ist natürlich klar, dass immer auch andere Zusammenhänge ihre Wirkungen entfalten. Da ist die eigene Familie, da sind Verwandte, die vielleicht gar als Sozialarbeiter*innen tätig waren oder sind. Und natürlich auch andere Menschen, die einen maßgeblichen Eindruck hinterließen. Und schließlich gibt es neben anderen möglichen haltungsprägenden Personen oder Ereignissen noch die Bedeutung von Film- oder Romanfiguren. Auch die erzählten Geschichten und die dabei handelnden Personen können uns als Fachkräfte grundsätzlich und immer wieder aufs Neue beeindrucken und auf unsere professionelle Haltung Einfluss haben. Sie können diese Aufzählung gern ergänzen. Wir möchten Sie an dieser Stelle zu einer zweiten kurzen Selbstreflexion einladen.

Übung 2

In der Reflexion um die eigene professionelle Haltung und deren weitere Prägung bieten sich mehrere Ebenen an, die die Auseinandersetzungen beeinflussen. Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit und überlegen Sie, welche der aufgezeigten Aspekte gerade aktuell für Sie von Bedeutung sind:


⢠ der gesellschaftliche Kontext, aber auch die diesbezüglichen Erwartungen;

⢠ öffentliche Diskussionen über soziale Probleme, Norm und Abweichungen, Skandale etc.;

⢠ eigene biografische Erlebnisse, Erfahrungen und Entscheidungen;

⢠ die Herkunftsfamilie und deren Geschichte;

⢠ Begegnungen mit Menschen, die als bedeutsam wahrgenommen...


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Autor

Dr. Regina Rätz ist Professorin für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe an der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH). Axel Biere, Diplom-Sozialpädagoge, war langjährig im Jugendamt Berlin Pankow tätig und ist Lehrbeauftragter an der ASH. Ute Reichmann ist Erziehungswissenschaftlerin und im Fachbereich Bildung, Sport und Kultur im Landkreis Göttingen tätig und hatte Lehraufträge an der ASH inne. Der Diplom-Sozialpädagoge Dr. Hans Ullrich-Krause ist langjähriger Leiter des Kinderhaus Berlin-Mark Brandenburg und Gastprofessor an der ASH. Die Erziehungswissenschaftlerin Sibylle Ramin ist Familienhelferin bei InterKÖrmet e.V. in Berlin und Lehrbeauftragte an der ASH.