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Die Magd der Fugger

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am23.12.20211. Aufl. 2021
Wie sie wurden, was sie waren - ein spannender Roman um den Aufstieg des ersten Fuggers

Augsburg im 14. Jahrhundert. Als Webergeselle verschuldet Hans Fugger einen Unfall, den Anna, die Tochter des Schultheißen, nur knapp überlebt. Doch sie verrät ihn nicht, sondern hilft ihm später sogar, ein besonderes Tuch zu weben. Ein Tuch, das ihm trotz anfänglicher Ablehnung den Weg in die Zunft der Weber und in die bessere Gesellschaft ebnet. Annas einzige Bedingung: eine Stelle als seine Magd. Notgedrungen gibt er ihr nach - ein Glück, denn sie erweist sich als wertvolle Hilfe. Doch während er weiter aufsteigt, geschehen um ihn herum immer wieder merkwürdige Dinge ...








Peter Dempf, 1959 in Augsburg geboren, studierte Germanistik und Geschichte und unterrichtet heute an einem Gymnasium. Der mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnete Autor schreibt neben Romanen und Sachbüchern auch Theaterstücke, Drehbücher, Rundfunkbeiträge und Erzählungen. Bekannt aber wurde er durch seine Historischen Romane, die häufig in Augsburg angesiedelt sind, wo Peter Dempf lebt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWie sie wurden, was sie waren - ein spannender Roman um den Aufstieg des ersten Fuggers

Augsburg im 14. Jahrhundert. Als Webergeselle verschuldet Hans Fugger einen Unfall, den Anna, die Tochter des Schultheißen, nur knapp überlebt. Doch sie verrät ihn nicht, sondern hilft ihm später sogar, ein besonderes Tuch zu weben. Ein Tuch, das ihm trotz anfänglicher Ablehnung den Weg in die Zunft der Weber und in die bessere Gesellschaft ebnet. Annas einzige Bedingung: eine Stelle als seine Magd. Notgedrungen gibt er ihr nach - ein Glück, denn sie erweist sich als wertvolle Hilfe. Doch während er weiter aufsteigt, geschehen um ihn herum immer wieder merkwürdige Dinge ...








Peter Dempf, 1959 in Augsburg geboren, studierte Germanistik und Geschichte und unterrichtet heute an einem Gymnasium. Der mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnete Autor schreibt neben Romanen und Sachbüchern auch Theaterstücke, Drehbücher, Rundfunkbeiträge und Erzählungen. Bekannt aber wurde er durch seine Historischen Romane, die häufig in Augsburg angesiedelt sind, wo Peter Dempf lebt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751709934
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum23.12.2021
Auflage1. Aufl. 2021
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5708706
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog

JETTINGEN, ENDE APRIL 1363

Die Sonne lockte am Vormittag mit einer stechenden Helligkeit und Wärme, aber sobald man in den Schatten trat, war es noch winterkalt. Anna strich sich mit den Fingern durchs Haar, um die schwarze Mähne etwas zu bändigen. Ihr Vater zog sie ständig damit auf, denn die dunklen Augen und Haare hatte sie weder von ihm noch von der Mutter geerbt. Wäre die Großmutter früher nicht genauso ebenholzschwarz gewesen wie sie, wäre wohl der Verdacht aufgekommen, sie sei ein Kuckuckskind. Wenn sie wieder wie ein Wildfang durchs Dorf gerannt war und an seinem Webstuhl vorbeistrich, zog ihr Vater sie an sich. Dann neckte er sie mit dem ins Ohr geflüsterten Vorwurf, bei ihr wären wohl das Temperament und die Natur eines römischen Soldaten durchgebrochen.

Anna seufzte, sah hoch zum Schopf auf dem Weinberg und verzog das Gesicht. Viel lieber wäre sie in den Auwald der Mindel gegangen, doch am Fluss war das Reisig noch feucht. Oben auf dem Weinberg aber hatte der Frühling es bereits getrocknet.

Sie schritt durch die Äcker, die sich an den Hang schmiegten, und genoss es, wie die Sonne auf ihren Rücken brannte. Das versöhnte sie etwas mit dem Weg, der erheblich länger und anstrengender war als der zum Fluss. Außerdem wusste sie, dass Hans ihr in einem unverdächtigen Abstand folgte.

Er sah fesch aus, der Hans Fugger, mit seinen blauen Augen, den dichten Locken und dem dunklen Bartansatz.

Natürlich tat sie so, als würde sie ihn nicht bemerken, blieb hin und wieder stehen, drehte sich, pflückte erste Blumen, roch an frisch ausgetriebenen Blättern und spähte dabei immer wieder wie zufällig hinter sich, um sicherzugehen, dass er sie nicht aus den Augen verlor. Dass sie dabei etwas heftiger herumwirbelte, die Hüften etwas mehr kreisen ließ und ihre Arme ausgelassener in die Höhe warf, als sie es sonst getan hätte, gehörte zu ihrem Plan. Sie fühlte eine kribbelnde Erregung in Brust und Bauch, weil er sich in sie verschaut hatte, und nicht in Magda, Thea oder Elsbeth, die alle in ihrem Alter waren und auch um den jungen Fugger buhlten.

Als sie sich auf den Waldsaum zubewegte, fröstelte es sie. Der Tann gab einen kühlen Hauch von sich, der ihr in die Waden biss und unter den Rock fuhr. Während ihr Rücken von der noch tief stehenden Sonne aus dem Südosten gestreichelt wurde, kniff ihr der eisige Atem des Waldes in die Schenkel.

Drei Bündel Reisig musste sie sammeln und nach Hause tragen, damit wenigstens gegen Abend der Kamin eine sanfte Wärme verstrahlte. Sie hoffte, dass die letzten Winterstürme ausreichend Astwerk aus den Wipfeln der Kiefern auf dem Weinberg gefegt hatten und die Arbeit rasch von der Hand ginge. Vielleicht würde Hans ihr helfen ...

Sie schlüpfte durch eine Lücke zwischen den tief herabhängenden grünen Ästen am Waldrand und versicherte sich, dass Hans sie gesehen hatte. Sofort umfing sie eine bedrückende Düsternis. Sie musste einen Augenblick stehen bleiben, damit sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnen konnten, und schlang ihre Arme um den Oberkörper. Sie hatte nicht geglaubt, dass es unter dem Nadeldach so kalt sein würde.

Das Herumstehen ließ sie noch mehr frösteln. Sie musste sich bewegen, um warm zu bleiben. Sie bückte sich und sammelte trockene Zweige in der Armbeuge, in die sie schon einen Strick gelegt hatte. Zwar hatte sie rasch einen Armvoll zusammen, aber die Menge an Reisig stellte sie nicht zufrieden. Das Bündel musste doppelt so stark werden, bevor sie es verschnüren konnte.

Sie legte das bis jetzt gesammelte Bruchholz unter einer Kiefer ab und ging weiter, um es mit einem zweiten Armvoll Geäst aufzustocken. Ihre Augen waren auf den Boden gerichtet, ihr Ohr aber horchte darauf, Hans aus dem Unterholz treten zu hören. Unruhe erfasste sie, fahrig klaubte sie die Zweige auf. Sollte sie sich umdrehen und so tun, als hätte sie ihn zuvor nicht gesehen? Vermutlich würde er ihr nicht glauben. Zudem würde es ihre erste Begegnung ohne Aufsicht sein ... Sie wollte den Gedanken nicht zu Ende denken.

»So ein Zufall, Jungfer Anna, Euch hier zu begegnen.«

Anna zuckte zusammen. Sie hatte nicht erwartet, dass Hans bereits so nahe hinter ihr war. Sie fuhr herum, stieß einen kleinen Schrei aus und ließ die wenigen Äste fahren, die sie in der Armbeuge trug.

»Warum so ängstlich, Jungfer Anna?«, fragte Hans. »Kommt nicht mit mir etwas Licht in diesen düsteren Wald?«

Sein breites Lächeln zeigte, dass er die Situation genoss. Hans war ein oder gar zwei Sommer älter als sie und erheblich selbstbewusster. Anna dagegen wurde mit jedem Lidschlag unsicherer. War es wirklich eine gute Idee gewesen, diesen Hans Fugger, der sich aufführte, als gehöre ihm die Welt, hinter sich herzulocken?

Sie blickte zu Boden und betrachtete die Lederschuhe, die der junge Mann vor ihr trug. Sie waren neu.

»Ihr habt Reisig fallenlassen, Jungfer. Darf ich Euch helfen? Ihr braucht nur zu nicken, wenn Ihr nicht mit mir reden wollt.«

Er ihrzte sie, wie er die großen Herren und Damen ihrzen würde. Das schmeichelte ihr, und sie nickte. Hans ging in die Knie und begann, das Reisig aufzusammeln. Plötzlich hielt er inne und blickte grinsend zu ihr hoch.

»Wollt Ihr, dass ich so vor Euch knien bleibe und zu Euch aufschauen muss, damit ich Euer Gesicht sehen kann? Ich tu das gern ..., aber es ist ... unbequem.«

Anna schüttelte den Kopf.

Hans stand auf, das Reisig wieder im Arm, und sah sich um. »Soll das zu dem Bündel da vorn, Jungfer Anna?«

Langsam musste sie etwas sagen. Ihr Schweigen machte sie lächerlich. Wenn es nicht bald zu einem Gespräch kam, würde er sich womöglich verabschieden und sich den anderen Kandidatinnen zuwenden. Außerdem war es kalt, und sie fror.

Sie räusperte sich kurz, dann presste sie hervor: »Ja, bitte.«

»Ihr könnt ja doch sprechen«, sagte er und trug das Reisig zum bestehenden Haufen. »Ich dachte schon, Ihr wäret stumm.«

»Dann hast du mich nicht singen hören?«, fragte sie leise.

»Ach, Ihr wart das? Mir war, als würden die Lerchen ein Lied vom Himmel zwitschern.«

Sie sah ihn an, blickte in dunkelblaue Augen, die ihr weiche Knie bescherten. Sie achtete nicht auf den Weg und stolperte.

Der junge Fugger, der eben das Reisig auf den Haufen gelegt hatte, sprang zu ihr hin und ergriff ihren Arm. »Fallt mir nicht, Jungfer Anna!«

So nahe war sie ihm noch nie gewesen, und sie wusste nicht recht, was sie jetzt tun sollte. Einerseits war ihr noch immer schwindlig, andererseits hatte sie das Gefühl, ihr Gesicht, ja, ihr ganzer Kopf würde brennen vor Scham, weil die Berührung unschicklich war. »Du hast ... danke. Ich ... wäre sonst ... hingefallen«, flüsterte sie.

Hans, der ihren Oberarm umfasst hielt, ließ sie nicht los. »Wie gut, dass ich in Eurer Nähe war!«

Sie roch seinen Atem, der einen Duft nach frischem Kümmel verströmte. Offenbar hatte er sich an den wilden Sträuchern entlang des Weges bedient, die über den Winter noch Samen behalten hatten. »Du darfst mich jetzt loslassen«, sagte sie leise. Langsam kehrte ihre Selbstsicherheit zurück.

»Ihr habt nicht gefragt, ob ich das möchte«, entgegnete er und trat so nahe an sie heran, dass sie sich fast berührten. Der Aufruhr in ihr, der sich ein bisschen gelegt hatte, flammte wieder auf und ließ ihren Atem schneller gehen. »Aber ich möchte es«, sagte sie bestimmt.

»Seid Ihr sicher?«, fragte Hans, und bevor sie zurückweichen konnte, hatte er seine Lippen auf ihren Hals gedrückt.

»Was ...? Aua!«, stotterte sie und zuckte zurück, weil er ihr auf die Zehen getreten war.

»Gefällt es Euch etwa nicht?«

»Das nicht ... ich meine, schon ..., aber ... du stehst auf meinen Zehen!«

»Oh!« Der junge Fugger wich zurück und ging auf die Knie. »Darf ich meine Ungeschicklichkeit wiedergutmachen?«, fragte er und langte an ihre Fessel, hob den Fuß auf und wollte ihn küssen.

Doch das vertrug sich nicht mit ihrer leichten Schwäche. Anna bekam das Übergewicht und fiel rücklinks zu Boden. Hans hielt noch immer ihren Fuß. Anna kicherte, obwohl ihr Hintern leicht schmerzte.

Hans kniete stumm vor ihr, den Blick starr auf sie gerichtet. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass er nicht auf sie, sondern unter ihren Rock blickte, der durch den Fall hochgerutscht war und ihre Beine freilegte. Hastig zog sie ihren Fuß zurück und streifte den Rock über ihr Knie.

»Was starrst du so?«, fragte sie und rutschte von ihm weg.

»Es ... es tut mir leid«, stammelte er. Sein Kopf war feuerrot.

»Ich muss weiter Holz sammeln, sonst bleibt es heute Abend kalt in unserer Stube«, sagte sie.

»Ja ... Natürlich«, krächzte er.

Einerseits beschämte es sie, wie er auf ihre Schenkel gestarrt hatte, andererseits kribbelte es bei dem Gedanken in ihrem Bauch. Noch nie hatte ein Mann ihre Knie gesehen. Sie rappelte sich auf, strich ihren Rock glatt und machte sich an die Arbeit.

Als sie sich bückte, sah sie aus dem Augenwinkel, wie er versuchte, die Reaktion seiner Männlichkeit zu verbergen, indem er sich wand und sein Gemächt unter dem Beinkleid zurechtrückte.

»Darf ich Euch helfen, Jungfer?«, fragte er endlich. Seine blauen Augen leuchteten.

Anna hatte schon geglaubt, er würde nie fragen.

Sie richtete sich mit einer bereits vollen Armbeuge Reisig auf und strahlte ihn an. »Gern. Vier Hände sammeln schneller als zwei.«

Hans begann zu sammeln, bückte sich und blieb dabei nahe bei ihr. Schließlich wurde es Anna zu viel. Sie...

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