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Mutterseelenallein

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
200 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am27.08.20211. Aufl. 2021
Jeder Mensch besitzt die Resilienz, schmerzhafte Erfahrungen aus der Vergangenheit zu überwinden. Wir alle haben eine Geschichte. Dies hier ist meine:
Sophie ist fünf Jahre alt, als ihre Mutter über Nacht die Familie verlässt und nicht mehr zurückkommt. Obwohl Sophie sich ihr ganzes junges Leben lang fragt, warum ihre Mutter sie alleinließ, ist sie in der Schule eine Musterschülerin und fliegt in Windeseile durch ihr Studium. Einmal erwachsen, hat sie alles, was sie sich wünschen kann: einen guten Job, ein schönes Haus, einen lieben Ehemann und zwei wunderschöne Töchter ... und doch ist da immer das Gefühl von Verlust. Erst ein Burn-Out mit Vierzig rüttelt Sophie wach, und sie beschließt, den Kontakt zu ihrer Mutter wiederherzustellen. Schmerzhafte und hoffnungsvolle neue Erkenntnisse über die Vergangenheit kommen ans Licht; es sind die Puzzleteile, die es Sophie ermöglichen, ihre Vergangenheit und sich selbst zu akzeptieren.
Der Bestseller aus den Niederlanden für Leser:innen von Elizabeth Gilbert und Brené Brown.




Sophie Zeestraten, geboren 1974, studierte Rechtswissenschaften und arbeitete viele Jahre in einer Anwaltspraxis und bei der niederländischen Regierung. Heute hat sie ihre eigene Therapie- und Coaching-Praxis. Sie hat zwei Töchter und lebt mit ihrer Familie in Den Haag.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextJeder Mensch besitzt die Resilienz, schmerzhafte Erfahrungen aus der Vergangenheit zu überwinden. Wir alle haben eine Geschichte. Dies hier ist meine:
Sophie ist fünf Jahre alt, als ihre Mutter über Nacht die Familie verlässt und nicht mehr zurückkommt. Obwohl Sophie sich ihr ganzes junges Leben lang fragt, warum ihre Mutter sie alleinließ, ist sie in der Schule eine Musterschülerin und fliegt in Windeseile durch ihr Studium. Einmal erwachsen, hat sie alles, was sie sich wünschen kann: einen guten Job, ein schönes Haus, einen lieben Ehemann und zwei wunderschöne Töchter ... und doch ist da immer das Gefühl von Verlust. Erst ein Burn-Out mit Vierzig rüttelt Sophie wach, und sie beschließt, den Kontakt zu ihrer Mutter wiederherzustellen. Schmerzhafte und hoffnungsvolle neue Erkenntnisse über die Vergangenheit kommen ans Licht; es sind die Puzzleteile, die es Sophie ermöglichen, ihre Vergangenheit und sich selbst zu akzeptieren.
Der Bestseller aus den Niederlanden für Leser:innen von Elizabeth Gilbert und Brené Brown.




Sophie Zeestraten, geboren 1974, studierte Rechtswissenschaften und arbeitete viele Jahre in einer Anwaltspraxis und bei der niederländischen Regierung. Heute hat sie ihre eigene Therapie- und Coaching-Praxis. Sie hat zwei Töchter und lebt mit ihrer Familie in Den Haag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751715010
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum27.08.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5708830
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Vorwort

Wenn ich an den Tag denke, an dem sie aus meinem Leben verschwand, fällt mir als Erstes ein, dass ich die Grippe hatte. Schon seit Tagen. Sie hatte beschlossen, den Nachtzug nach Dänemark erst zu nehmen, wenn meine Bauchschmerzen ganz weg wären, deswegen blieb uns noch ein Tag zusammen. Ich fand es sehr schlimm, dass sie für eine Woche wegfahren würde, aber sie versprach, die sieben kurzen Nächte wären vorbei, bevor ich es überhaupt merken würde. Nervös ging sie durchs Haus, denn sie war noch nie so lange ohne uns weg gewesen.

Mittags aßen wir in der Küche ein Brot, in derselben Küche, in der wir immer zusammen Brot und Kekse backten. Ich saß mit meiner eigenen kleinen Schürze auf dem weißen Hocker. Danach gingen wir nach oben, um ihre Tasche zu packen. Sie wählte die blaue Reisetasche, die Papa immer mitnahm, wenn er ein paar Tage zum Segeln fuhr. So viel Kleidung brauchte sie ja nicht für die paar Tage. Ganz obendrauf legte sie ihre Lieblingsjacke, ein Geschenk ihrer Schwester Valentina, die in Mailand lebte.

Am späten Nachmittag kochte sie noch für uns, und wir aßen zu viert am großen Tisch. Dann kam der Moment des Aufbruchs. Draußen war es schon dunkel. Mein Bruder und ich kletterten auf den Rücksitz des großen gelben Volvos. Am Bahnhof sagte sie, ich solle lieber im warmen Auto bleiben. Ich war ja noch krank. Wir bekamen noch eine feste Umarmung und viele Küsse.

»So, meine Schätzchen, ich wünsche euch eine wunderschöne Woche. Nur siebenmal schlafen, dann bin ich wieder da.«

So trennten sich unsere Wege. Sie ging hinaus ins Dunkel, und wir fuhren zu dritt zurück zum großen Haus. In Hannover stieg sie in den Zug nach Kopenhagen um.

Nach siebenmal schlafen war sie nicht zurück.

Sie kam nie wieder.

Die ersten Jahre der Kindheit prägen uns für den Rest des Lebens. An sich ist das keine weltbewegende oder neue psychologische Erkenntnis, aber bis ich wirklich begriff, was das bedeutete - auch für mich -, musste ich vierzig Jahre alt werden. Von einer Freundin hatte ich das Buch Die Wiederentdeckung des wahren Selbst von Ingeborg Bosch bekommen. Vor allem faszinierte mich Boschs Idee, dass unser Gehirn in den ersten Lebensjahren programmiert, also von den Erfahrungen ebendieser Jahre geformt wird. Als kleines Kind lernen wir: So funktioniert die Welt, und mit diesen Strategien kann ich darin überleben. Erfahrungen, die zu schmerzlich sind, als dass wir damit leben könnten, verdrängen wir. Damit diese Verdrängung auch ganz sicher funktioniert, denkt sich unser Gehirn eine neue Geschichte über die Wirklichkeit aus, eine Variante, mit der wir als Kind leben können - also eigentlich eine Illusion. An diese Illusion glauben wir dann steif und fest, sodass wir den verdrängten Schmerz nicht spüren. Dieses Programm läuft im Wiederholungsmodus und bestimmt, wie wir während unseres weiteren Lebens die Welt wahrnehmen und wie wir uns darin bewegen - und das, obwohl wir uns selbst längst verändert haben, genauso wie sich die Welt um uns herum verändert hat.

Dieses ganze System stellt einen großartigen Überlebensmechanismus dar, wenn wir klein sind (so werden wir mit den abscheulichen Dingen fertig), aber im Erwachsenenalter verliert es seine Effektivität. Dann kann es sogar schädlich oder destruktiv werden. Das habe ich selbst erlebt ⦠und meine Kinder leider auch.

Ich war fünf gewesen, als meine Mutter von einem Tag auf den anderen unsere Familie verlassen hatte. Natürlich war das eine schmerzliche Erfahrung gewesen, aber das Ganze lag inzwischen so lange zurück, dass ich dachte, ich hätte es mittlerweile doch hinter mir gelassen - schlimmer hätte ich mich nicht täuschen können. Das Buch von Ingeborg Bosch zeigte mir, wie häufig ich als erwachsene Frau die Welt noch durch die Augen des kleinen Mädchens betrachtete, das ich einmal gewesen war.

Zum Beispiel hatte ich als Erwachsene immer das Gefühl, alles allein schaffen zu müssen. Ich wurde oft böse, »weil mir nie irgendjemand half«. Ich war davon überzeugt, der »andere« lehne mich ab und wolle mich nicht wirklich, weil ich in meinem tiefsten Inneren glaubte, ich wäre wertlos und »man« würde mich ohne Gnade beiseiteschieben, wenn es erst einmal offenbar würde.

Diese Überzeugungen, mich selbst und die Welt betreffend, hielt ich tatsächlich für wahr, und ich fand sie in allem und in jedem Mitmenschen bestätigt. Ich hielt alle Bälle selbst in der Luft und strengte mich an wie verrückt, um die Erwartungen aller zu erfüllen (zu Hause, in meinem Sozialleben und auf der Arbeit). Und das alles, damit »sie« mich auch wirklich in ihrem Leben haben wollten: als Mutter, als Freundin, als Mitarbeiterin. Gleichzeitig fühlte ich mich ununterbrochen schuldig, hatte das Gefühl, meinen vielen Aufgaben nicht gerecht zu werden, vor allem was meine Kinder anging.

Wie reagierte ich also? Wenn mir etwas nicht perfekt gelang, gab ich entweder mir selbst die Schuld daran oder - und das oft mit großer Wut - einem anderen Menschen. Danach fraßen mich meist Schuldgefühle und Scham auf. Warum konnte ich das Leben nicht besser meistern? Warum gelang es mir nicht, eine gute Mutter zu sein? Dabei hatte ich mir doch ganz fest vorgenommen, es besser zu machen als meine eigenen Eltern.

Mit vierzig landete ich durch diesen ganzen Stress in einem massiven Burn-out. Alles, woran ich mich bis dahin festgehalten hatte, stürzte in sich zusammen. Wenn ich den Blick nach innen wandte, sah ich nichts als Leere. Auf schmerzhafte Weise begriff ich, dass meine Vergangenheit - die Tatsache, dass ich von meiner Mutter verlassen worden war, ebenso wie meine weitere Kindheit und Jugend - einen weitreichenden Einfluss auf meine Gegenwart und auch auf das Leben meiner Kinder, ja meiner ganzen Familie hatte.

Dass wir alle einen so hohen Preis bezahlten, machte mich traurig. Doch gleichzeitig war ich erleichtert darüber, dass ich nicht die Einzige war, die mit solch schwierigen Gefühlen und Gedanken zu kämpfen hatte. Ich war nicht verrückt.

Vor allem begriff ich: Dass ich all diese Dinge in meiner Kindheit und Jugend hatte erleben müssen, war schon schlimm genug, aber dass ich als Erwachsene noch immer in dieser alten Geschichte lebte, darin lag die eigentliche Tragik.

Ich wollte im Jetzt leben. Aber um dazu in der Lage zu sein, musste ich zunächst mit meiner Vergangenheit ins Reine kommen - mit einer Vergangenheit, die ich, ohne mir dessen bewusst zu sein, gründlich verdrängt und geleugnet hatte. Ich beschloss, mich auf die Suche nach den fehlenden Teilen im Puzzle meines Lebens zu machen. Die fand ich in Gesprächen mit verschiedenen Leuten, in alten Sachen, in Fotoalben und in Karten und Briefen. Nach langem Abwägen und nachdem ich meinen ganzen Mut zusammengenommen hatte, wagte ich auch den Schritt auf meine Mutter zu. Ich bat sie, ihre Version des Geschehenen für mich aufzuschreiben. Durch den auf diese Weise entstandenen Briefwechsel, der drei Jahre dauerte und gut achtzig Briefe umfasste, konnte ich endlich den Umstand betrauern, dass ich meine Mutter fast mein ganzes Leben lang hatte entbehren müssen. Außerdem fand ich heraus, dass meine Mutter eine andere Geschichte über unsere Vergangenheit zu erzählen hatte als die mir bekannte Version meines Vaters. Das stellte meine Welt auf den Kopf.

Schließlich fügte sich alles zusammen. Ich konnte den Schmerz meiner Kindheit und Jugend sowie das, was ich damals so sehr vermisst hatte, endlich akzeptieren. Außerdem erkannte ich, dass ich all die Taktiken zur Betäubung des Schmerzes von damals auch noch als Erwachsene und Mutter einsetzte. Die Überlebensstrategie von früher war auf diese Weise zu meiner Identität als Erwachsene geworden.

Es gab nur einen gewaltigen Unterschied: Ich war nicht mehr fünf Jahre alt, ich war nicht mehr abhängig von meinen Eltern, und ich brauchte mich nicht mehr zu schützen. Allerdings saßen der Gedanke und das Gefühl, ich wäre allein auf der Welt und hätte von niemandem Hilfe zu erwarten, immer noch in meinem Kopf fest. Dennoch begriff ich endlich, dass der Ursprung dieses Gedankens und dieses Gefühls in meiner Vergangenheit lag und nichts mit meinem aktuellen Leben zu tun hatte.

Erst jetzt erkannte ich, dass sich in der Frau mit dem Burn-out noch immer ein fünfjähriges Mädchen versteckte. Dadurch vermochte ich endlich Mitgefühl für das kleine Mädchen zu empfinden, das ich einmal gewesen war - und auch für das ältere Mädchen, das immer so verzweifelt sein Bestes gegeben hatte, bis es im wahrsten Sinne des Wortes zusammengebrochen war. Die Gedanken und Gefühle über das Leben und mein Umgang damit waren »nur« veraltete Reaktionen meines Überlebensgehirns, über die ich keine bewusste Kontrolle hatte. Wie konnte ich daran eine Schuld tragen? Die Erkenntnis, dass ich unschuldig war, genau wie meine Kinder und meine Eltern und alle Generationen vor ihnen, sorgte dafür, dass mein ewiges Schuldgefühl der Erleichterung wich.

Durch meine PRI-Therapie (Past Reality Integration, wie sie in den Büchern von Ingeborg Bosch beschrieben wird) fühlte es sich außerdem endlich so an, als säße ich am Ruder und führte selbst die Regie über mein Leben, statt von meinen Emotionen, meinem Schuldgefühl, meiner Scham, meiner Wut und meinen ewigen Grübeleien gelenkt zu werden. Zu meiner großen Freude bekam ich auch mehr echten Kontakt zu meinen Kindern und zu anderen mir nahestehenden Menschen. Und obwohl dieser ganze Prozess einer des Hinfallens und Wiederaufstehens war und sein Ende noch nicht erreicht ist, lässt sich der Gewinn daraus kaum ermessen.

Die Erkenntnis, dass es anderen mit diesem Mechanismus genauso...

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Autor

Sophie Zeestraten, geboren 1974, studierte Rechtswissenschaften und arbeitete viele Jahre in einer Anwaltspraxis und bei der niederländischen Regierung. Heute hat sie ihre eigene Therapie- und Coaching-Praxis. Sie hat zwei Töchter und lebt mit ihrer Familie in Den Haag.
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