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Nicht meines Vaters Kind

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
221 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am26.11.20211. Aufl. 2021
Mit dreizehn Jahren erlebt Esther den Schock ihres Lebens. Ein Schulfreund sagt völlig unvermittelt: 'Weißt du eigentlich, dass dein Vater nicht dein richtiger Vater ist?' Endlich begreift sie, weshalb ihr jüngerer Bruder stets vorgezogen wird, sie so anders aussieht und sich nicht ganz zugehörig fühlt. Natürlich möchte Esther nun die ganze Wahrheit wissen, aber die Mutter schweigt. Und so beginnt ein jahrelanger Kampf: um Liebe, Anerkennung und das Wissen um die eigenen Wurzeln. Denn nur so kann Esther inneren Frieden finden ...



Esther Kurfürst-Mantei wurde Mitte der 1970er-Jahre in der damaligen DDR geboren. Durch Zufall erfuhr sie, dass sie nicht das leibliche Kind ihres Vaters ist. Jahrzehntelang hat sie für ihr Recht auf Wahrheit gekämpft und schließlich ihre algerischen Wurzeln gefunden. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Düsseldorf.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextMit dreizehn Jahren erlebt Esther den Schock ihres Lebens. Ein Schulfreund sagt völlig unvermittelt: 'Weißt du eigentlich, dass dein Vater nicht dein richtiger Vater ist?' Endlich begreift sie, weshalb ihr jüngerer Bruder stets vorgezogen wird, sie so anders aussieht und sich nicht ganz zugehörig fühlt. Natürlich möchte Esther nun die ganze Wahrheit wissen, aber die Mutter schweigt. Und so beginnt ein jahrelanger Kampf: um Liebe, Anerkennung und das Wissen um die eigenen Wurzeln. Denn nur so kann Esther inneren Frieden finden ...



Esther Kurfürst-Mantei wurde Mitte der 1970er-Jahre in der damaligen DDR geboren. Durch Zufall erfuhr sie, dass sie nicht das leibliche Kind ihres Vaters ist. Jahrzehntelang hat sie für ihr Recht auf Wahrheit gekämpft und schließlich ihre algerischen Wurzeln gefunden. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Düsseldorf.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751715003
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.11.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Seiten221 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5708831
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

»Weißt du eigentlich, dass dein Vater nicht dein Vater ist?!«

Ich spiele mit meinem Freund Matthias an einem kleinen Weiher hinter unserem Haus. Wir bauen einen Staudamm aus Ästen und Blättern und stehen engagiert wie ein professioneller Bautrupp im knietiefen Wasser.

Warum sagt Matthias das? Und warum gerade jetzt, frage ich mich und habe keine Erklärung. Für mich kommt der Satz urplötzlich, aus heiterem Himmel, und ich fühle mich wie vor den Kopf geschlagen.

»Mein Vater ist nicht mein Vater? Was soll das?«, murmle ich nach einer Pause leise vor mich hin und schaufle jetzt bewusst ganz schnell mit beiden Händen Laub aus dem kleinen Zulauf, der den Weiher mit Wasser versorgt, um mich abzulenken. Denn ich weiß nicht, wie ich auf diesen Satz reagieren soll.

Matthias ist ein sehr guter Freund. Er sagt so etwas nicht einfach dahin. Wir sind beide dreizehn Jahre alt, wohnen im selben Viertel und gehen zusammen zur Schule. Häufig unternehmen wir nachmittags etwas zusammen. Heute sind wir bereits seit Stunden mit unserem aufwendigen Bauvorhaben beschäftigt.

Wir waren bis jetzt richtig eifrig dabei, haben aber auch viel zusammen gelacht. Meistens über uns selbst, weil uns immer mal wieder etwas umgefallen ist oder wir so heftig im Wasser geplanscht haben, dass wir beide pitschnass wurden. Zum Glück ist es Sommer und die Nässe macht uns nichts aus. Im Gegenteil, wir genießen die Abkühlung.

Aber jetzt ist unser Projekt nicht mehr so wichtig.

Ich sehe, dass meine Hände zittern, und beobachte voller Anspannung, wie die aus dem Laub gespülte tiefbraune Erde über meine Finger rinnt.

»Wieso sagst du das?«, frage ich Matthias dann direkt, möchte aber, dass es sich eher beiläufig anhört.

»Ich habe gehört, dass deine Mutter das zu meiner Oma gesagt hat!«, meint Matthias und versucht dabei, einen riesengroßen Ast zur Seite zu wuchten, was ihm aber nicht gelingt, denn der Ast rutscht vom Ufer herunter ins Wasser und blockiert den Abfluss.

»Verdammt«, flucht er und probiert gleich erneut, das schwere Gehölz ans Ufer zu zerren.

»Du spinnst doch«, zische ich kopfschüttelnd. »Ich weiß doch, wer mein Vater ist!«

Ich spreche ganz ruhig und wundere mich selbst darüber, dass meine Stimme so unbeteiligt klingt.

Äußerlich unberührt nehme ich zwei Äste und stecke sie als Begrenzung in die Erde.

»Wann hast du das denn gehört?«, frage ich dann.

»Letzte Woche schon. Ich hatte ganz vergessen, es dir zu sagen â¦«

Mein Herz pumpert nun rasend schnell.

Das klingt plötzlich so ernst, so wahr. Aber was soll das überhaupt? Was bedeutet das alles?

Ich verstehe natürlich, was Matthias gesagt hat, kann es aber nicht einordnen.

Mein Vater ist nicht mein Vater? Was heißt das? Was ist er denn dann? Und wenn mein Vater nicht mein Vater ist: Wer ist mein Vater?

»So ein Quatsch!«, sage ich jetzt, denke aber im selben Moment ganz besorgt: Und wenn es doch so ist?

Was ist, wenn mein Vater wirklich nicht mehr mein leiblicher Vater ist? Zerbröselt dann mein ganzes Leben?

Ich kann nicht mehr. Alles dreht sich um mich, und ich fühle mich schlecht.

Ich will weg. Sofort.

Ich werfe die Äste, die ich gerade zur Festigung des Damms in die Erde stecken wollte, achtlos ans Ufer, wische mir die nassen Hände an meiner Hose ab und renne los.

Ich will nach Hause, so schnell wie möglich.

»Esther? Was ist los? Wo willst du denn hin?«, höre ich Matthias Stimme. Aber ich gebe keine Antwort. In meinem Kopf dreht sich nur noch ein Gedanke schneller und schneller: Ich muss die Wahrheit wissen! Jetzt. Gleich. Alles andere ist unwichtig.

»Esther? Nun warte doch â¦«, ruft mir Matthias nach, aber ich warte nicht, drehe mich nicht einmal mehr um. Ich will nach Hause. Ich brauche Klarheit.

Ich laufe, so schnell ich kann. Meine Beine fliegen nur so über den Boden, immer schneller und schneller. Ich sehe schon unsere Straße, das Eckhaus von Bergemanns, den Klinkerbau der Müllers, die Schule. Noch drei Hauslängen, dann bin ich daheim, dann bekomme ich eine Antwort auf das Ungeheuerliche, das Matthias da gerade herausposaunt hat.

Mein Vater soll nicht mein Vater sein. Das kann nicht stimmen. Oder doch?

Ich flitze durch den Garten, schneller, als ich es mir jemals vorstellen konnte. Aus den Augenwinkeln sehe ich meinen Vater, der in der Garage mit einem Rasenmäher hantiert. Er winkt mir zu, aber ich reagiere gar nicht darauf, sondern renne durch den Hauseingang und die Stufen zu unserer Wohnung hoch, stoße die Tür auf und düse in die Küche, in der meine Mutter gerade abwäscht.

Ich muss erst ein paarmal tief durchatmen, bevor ich halbwegs verständlich einen Satz herausbekomme.

»Matthias â¦ er â¦ hat gesagt â¦«

»Esther, huch, was ist denn los? Ist etwas passiert?«, will meine Mutter wissen und sieht mich irritiert an. »Also, nun mal etwas langsamer. So verstehe ich nichts.«

Sie trocknet sich die Hände am Geschirrtuch ab und kommt ganz ruhig auf mich zu.

»Was ist denn los?«, fragt sie mich und nimmt mich liebevoll in den Arm.

»Matthias â¦« Ich japse immer noch nach Luft. »Stimmt es â¦ stimmt es â¦ dass Papa nicht mein Vater ist?«

Jetzt ist es heraus. Ich habe es geschafft und atme schwer weiter, während ich ungeduldig auf die Antwort warte.

Meine Mutter lässt mich abrupt stehen und stellt sich schnell wieder ans Waschbecken.

Wieso antwortet sie nicht? Warum zögert sie?

Und dann höre ich ihre Stimme, wie von fern, und meine Mutter sagt etwas völlig anderes als das, was ich erwartet habe.

Statt einem überraschten »Was soll das denn jetzt?« meint sie nur knapp: »Und was, wenn es so wäre?« - und taucht dabei die Hände ins Abwaschwasser, um mit ihrer Arbeit weiterzumachen, als sei nichts geschehen.

In meinem Kopf dreht sich alles. Ich bekomme meine Gedanken nicht mehr sortiert, und ehe meine Mutter auch nur noch einen weiteren Satz sagen kann, laufe ich aus der Küche.

»Esther, warte doch!«, höre ich sie rufen und dann noch zweimal: »Esther, Esther!«

Aber ihre Stimme wird immer leiser, weil ich ganz schnell wegrenne, aus dem Haus hinaus ins Freie. Ich will in die Garage, zu meinem Vater.

Mit wenigen Sätzen bin ich bei ihm. Er sieht mich ebenfalls überrascht an, weil er sich vermutlich meine Hektik nicht erklären kann.

»Was ist denn los?«, will er wissen.

Aber statt ihm eine Antwort zu geben, platze ich sofort damit heraus, was Matthias und meine Mutter in mir losgetreten haben.

»Du hast mir gar nichts mehr zu sagen. Du bist nämlich nicht mein Vater â¦«

Mein Vater ist nur kurz überrascht.

Mit dem Schraubenzieher in der Hand sieht er mich an, ganz ruhig, ganz besonnen.

Ich weiß, dass meine Augen fast schon feindselig blitzen. Ich bin sauer, geladen, unfassbar aufgewühlt und sehr gespannt, was er jetzt sagt. Insgeheim hoffe ich, dass er alles abstreitet, »Bist du verrückt« oder »Was soll der Unsinn« erwidert. Aber er sagt, genau wie Mutti, etwas, das ich überhaupt nicht erwarte.

»Weißt du, Esther, es ist eine Kunst, ein Kind großzuziehen, aber es ist keine Kunst, ein Kind zu zeugen â¦«

Ich höre den Satz, verstehe ihn aber nicht. Wie bei einer gewaltigen Explosion fliegt mir gerade mit lautem Getöse mein Leben um die Ohren.

Und jetzt? Was soll ich denn jetzt machen? Wohin gehöre ich nun?

Vati legt den Schraubenzieher zur Seite und kommt auf mich zu. Er breitet dabei die Arme aus, und ich weiß, was das bedeutet. Er will mich festhalten, mir Sicherheit geben. Aber ich will nicht in seine Arme kommen. Jetzt nicht mehr. Ich will auch nicht festgehalten werden. Nicht von ihm. Wer ist er überhaupt?

Aber ich weiß auch nicht, was ich stattdessen will. Ich weiß nichts. Nicht, wohin mit meiner Energie, mit meinen Gedanken, mit mir.

Und ich mache, was mir bisher geholfen hat. Ich drehe mich um und renne weg.

»Esther, Esther«, höre ich jetzt auch meinen Vater rufen. »Esther, nun warte doch!«

Aber ich kann nicht warten. Ich kann keine Ruhe, keinen Stillstand vertragen.

In mir herrscht eine große Leere. Mein Kopf ist wie ausgeschaltet. Ich bin irgendwie gar nicht mehr da.

Ich laufe die Treppe hinauf in unsere Wohnung, stürze in mein Zimmer und werfe mich aufs Bett. Hier, in meinem geschützten Bereich, muss ich versuchen, das gerade Erlebte irgendwie einzuordnen.

Ich weiß nicht, wie lange ich dort liege. Aber irgendwann höre ich die Stimme meiner Mutter, höre das Klicken des Türgriffs, das Klopfen. Aber ich schließe nicht auf. Ich will jetzt nicht sprechen.

»Esther, machst du bitte die Tür auf!«, fordert mich meine Mutter zum wiederholten Male auf. Aber ich will nicht machen, was sie sagt, so wie sonst immer. Heute ist alles anders. Heute bin ich kein liebes Mädchen mehr, das immer genauso ist, wie man es sich wünscht. Es ist ja auch nichts mehr so, wie ich es mir wünsche.

»Esther, bitte öffne jetzt. Ich möchte mit dir sprechen!«, höre ich erneut die Stimme meiner Mutter. Aber ich reagiere nicht, sondern schalte auf stur.

Schließlich aber gebe ich dann doch nach und öffne die Tür, da ist Mutti allerdings schon weg. Also lege ich mich wieder aufs Bett, und bald schon tauchen Bilder vor meinem inneren Auge auf: Erst vor drei Tagen, am vergangenen Freitag, war es noch richtig schön mit meinem Vater. Die...

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Autor

Esther Kurfürst-Mantei wurde Mitte der 1970er-Jahre in der damaligen DDR geboren. Durch Zufall erfuhr sie, dass sie nicht das leibliche Kind ihres Vaters ist. Jahrzehntelang hat sie für ihr Recht auf Wahrheit gekämpft und schließlich ihre algerischen Wurzeln gefunden. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Düsseldorf.
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