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Die Sprottenkönigin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
320 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am22.04.2021
Humorvoll, spannend, tiefgründig. Bei einem Brandanschlag in einem Eckernförder Fitnessstudio kommt ein Mensch ums Leben, und eine Frau wird vermisst. Kurze Zeit später wird sie in einem Ofen der Alten Fischräucherei gefunden - geräuchert wie eine Sprotte. Hängen die beiden Verbrechen zusammen? Auf der Suche nach Antworten stößt Kommissarin Marie Geisler auf bedrückende Details und erfährt, wie ein Plan, der eine Reise ins Glück werden sollte, in Eckernförde tödlich endete.

Arnd Rüskamp ist am südlichen Rand des Ruhrgebietes am Baldeneysee geboren. Er hat Publizistik studiert, war Reporter und Moderator, Soldat und Biker, Autor und Verleger. Heute verdient er sein Geld noch immer in den Medien, hat aber erkannt, dass sein berufliches Glück zwischen zwei Buchdeckeln liegt. Er lebt im Ruhrgebiet und in seiner Wahlheimat zwischen Schlei und Ostsee.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextHumorvoll, spannend, tiefgründig. Bei einem Brandanschlag in einem Eckernförder Fitnessstudio kommt ein Mensch ums Leben, und eine Frau wird vermisst. Kurze Zeit später wird sie in einem Ofen der Alten Fischräucherei gefunden - geräuchert wie eine Sprotte. Hängen die beiden Verbrechen zusammen? Auf der Suche nach Antworten stößt Kommissarin Marie Geisler auf bedrückende Details und erfährt, wie ein Plan, der eine Reise ins Glück werden sollte, in Eckernförde tödlich endete.

Arnd Rüskamp ist am südlichen Rand des Ruhrgebietes am Baldeneysee geboren. Er hat Publizistik studiert, war Reporter und Moderator, Soldat und Biker, Autor und Verleger. Heute verdient er sein Geld noch immer in den Medien, hat aber erkannt, dass sein berufliches Glück zwischen zwei Buchdeckeln liegt. Er lebt im Ruhrgebiet und in seiner Wahlheimat zwischen Schlei und Ostsee.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960417415
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum22.04.2021
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3598 Kbytes
Artikel-Nr.5714096
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Auf Augenhöhe

»Unsere letzte Besprechung -« Marie schluckte. »An diesem Tisch haben wir gesessen. Genau hier.« Sie tippte mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte. »Dr. Holm und ich.« Sie senkte den Kopf. »Seine Hände, ich kann seine Hände nicht vergessen. Seinen Händen habe ich den Tod angesehen.«

Astrid schob Salzkörner hin und her. »Ich â¦ ich kannte ihn ja nicht.«

»Du hättest ihn gemocht. Er war so - gerecht.« Marie vermisste ihren alten Chef beim LKA, dem sie in dessen letzten Lebenswochen sehr nah gekommen war. An Tagen voller Melancholie traf sie ihn für ein stilles Zwiegespräch im Begräbniswald an der Eckernförder Bucht.

Nun saß Marie mit Holms Nachfolgerin Astrid Moeller vor der Frittenbude im Eckernförder Hörst. Die Kellnerin kam raus an die Picknickbank. Lächelnd stellte sie die Teller vor den beiden Frauen ab. »Lasst es euch schmecken, Mädels.«

»Mädels!« Astrid lachte kurz auf. »Schön wär s.« Sie griff nach dem Besteck, hielt inne und sah Marie an. »Dass du mich zu deinem und Dr. Holms Treffpunkt gelotst hast, tut gut. Danke. Und jetzt guten Hunger.«

Marie richtete sich auf und atmete tief ein. Dann schnitt sie die Currywurst in mundgerechte Stücke.

»Marie, die wird doch kalt.«

»Eben. Empfindliche Lippen. Mädchenlippen. Aber sag s nicht weiter bei den Jungs. Wann kommt unser Neuer eigentlich aus dem Urlaub?«

Marie freute sich auf die Zusammenarbeit mit Gregor Sachse, dem ehemaligen Streifenpolizisten aus Busdorf. Sie hatten einander zufällig kennengelernt und einige Male gut zusammengearbeitet. Jetzt hatte sich Gregor auf seine alten Tage beim LKA beworben, und sie hatten ihn genommen.

»Nächsten Mittwoch, Marie Geisler. Steht so im Dienstplan.«

»Jetzt hab dich nicht so. Als wir letzten Sommer in Sehestedt besprochen haben, wie wir uns den Abteilungsleiterinnenjob teilen können, da habe ich sofort gesagt, dass ich mich auf meine Stärken konzentrieren möchte. Dienstpläne zu lesen gehört definitiv nicht dazu.«

»Ist ja gut. Ich Moneypenny, du Bond, Jane Bond.« Astrid schob sich Pommes mit reichlich Ketchup in den Mund.

»Ich mag ja keinen Ketchup. Aber Pommes ohne Mayonnaise, das ist wie Matjes ohne Zwiebeln.«

Die Frauen lachten und stießen an. Die Maisonne hatte Kraft. Endlich zischte das Alster wieder.

»Was macht eigentlich dein Knie?«, fragte Astrid und zog ihre Fahrradjacke aus.

Marie knurrte. »Ich fürchte, dass irgendwann eine OP ansteht. Bin jetzt seit drei Wochen nicht mehr bei meinem Physio, sondern ackere in dessen Fitnessstudio, damit der Oberschenkelmuskel zulegt.«

»Fitnessstudio, oha. Hast du auch schon Selbstbräunungscreme gekauft?«

»Ja, so dachte ich auch, aber tatsächlich trainieren da eher Versehrte wie ich, richtige Sportler halt. Eisenfresser gibt s da kaum.«

»Aber Testosteronampullen, oder?« Astrid nahm noch einen Schluck Alster.

»Hat ja jede ihre Droge.«

»Jede, soso. Wurdest du vom Innenminister zur Genderbeauftragten ernannt?«

»Damit macht frau keine Scherze. Noch ein Bier für dich?«

Sie tranken und kauten, schauten einander ins Gesicht. Sie waren ein Team und waren es auch nicht. So jedenfalls fühlte es sich für Marie an, die zwischen den Sätzen dachte, Gedanken abbrach, nach Gefühlen tastete, die sie selbstverständlicher mit Astrid Moeller hätten verbinden können.

Sie beide teilten sich inzwischen den Chefposten. Im letzten Sommer, nur wenige Wochen nach dem Rocker-Fall, hatte sich der Gedanke festgesetzt, dass etwas Neues geschehen musste, und so hatte sich Marie mit der Kieler Behördenleitung und Astrid darauf verständigt, die Abteilung gemeinsam zu führen. Die Rechtsmedizinerin Ele Korthaus war damals schwanger gewesen. Ele hatte sich nach langem Ringen entschieden, ihr Kind zur Welt zu bringen, sich auf ein Leben mit Trisomie 21 einzulassen, doch dann hatte sie das Kind verloren. Auf dem Weg zu ihrer Frauenärztin hatte sie sich mit dem Auto überschlagen. Als sie nach über einer Woche aus dem Koma aufgewacht war, war sie wieder allein gewesen. Sie hatte sich von Kai getrennt, die Stelle als Rechtsmedizinerin gekündigt, die Wohnung aufgelöst, und dann war sie mit unbekanntem Ziel abgereist. Sanglos, klanglos. Die beste Freundin. Mehr als das, wenn Marie ehrlich war. Sie war noch nie so enttäuscht gewesen.

Nach dreiundneunzig Tagen hatte eine Postkarte im Briefkasten gelegen. »Ich hab dich lieb«, hatte Ele geschrieben. Die Postkarte war in Punta del Este in Uruguay gestempelt worden. Auf der Vorderseite war »La Mano« abgebildet. Fünf Riesenfinger ragten aus dem Sand. Wie die Hand eines Ertrinkenden, hatte Marie gedacht. Und sie hatte sich gewünscht, Ele die Hand zu reichen. Sie hatte geweint und geflucht. Wie konnte sie ihr ein Lebenszeichen schicken, wie konnte sie ihr einen Hilferuf schicken ohne die Chance, Kontakt mit ihr aufzunehmen?

In ihrer Not hatte Marie Mayr vom BKA angerufen. Der hatte seine Beziehungen spielen lassen. Aber außer einem Flug nach Montevideo auf Eles Namen hatte auch er nichts herausgefunden. Ele war verschwunden und hatte sich bis heute nicht mehr gemeldet. Marie hatte versucht, Abschied von ihr zu nehmen. Aber sie dachte beinahe jeden Tag an sie. Wut und Trauer hielten sich die Waage. Alles konnte plötzlich anders sein.

Chefin war sie auch noch nicht gewesen. Sie hatte sich gesagt, dass sie das einfach mal ausprobieren sollte, bevor sie ein Tsunami, ein Schlaganfall oder eine Kugel aus dem Leben risse.

»Ich muss jetzt los«, sagte Astrid. »Um sechzehn Uhr schaue ich mir ein Apartment an der Seebadeanstalt in Holtenau an. Nur ein Steinwurf von meiner Wohnung, aber Erdgeschoss und ein kleines Stück Garten. Ich war ein paarmal in Gregors Schrebergarten hier in Eckernförde. Ich glaube, das ist was für mich.«

Sie teilten sich die Rechnung, wie sie sich auch die Arbeit teilten. Dr. Holm hatte es sich nie nehmen lassen, Marie einzuladen. Wenn sie mit Ele unterwegs gewesen war, hatte gezahlt, wer näher zum Ausgang saß. Mit Andreas an ihrer Seite war klar, dass Marie zahlte. Ihr Mann vergaß sein Portemonnaie fast immer.

»Für den Hinweg über Schwedeneck habe ich fast zwei Stunden gebraucht. Zurück nach Kiel fahre ich ein Stück am Kanal entlang.« Astrid stand schon, war in die Fahrradjacke geschlüpft, griff nach ihrem Helm, hielt in der Bewegung inne, schaute verlegen.

»Darf ich mal?« Sie streckte die Hand nach Maries Kopf aus.

Marie beugte sich vor. Astrid berührte mit nur einem Finger sanft eine Stelle links über dem Ohr. Ihr Blick war fragend.

»Komm, trau dich. Guckt ja keiner.«

Astrid strich nun mit der ganzen Hand über Maries Kopf und strahlte. »Das wollte ich schon immer mal. Es kitzelt. Ein bisschen wie ein Dreitagebart, aber weicher. Warum hast du das gemacht? Du hast doch tolle Haare.«

»Weil ich das schon immer mal wollte. Kennst du Sinéad O Connor? Das muss Anfang der Neunziger gewesen sein. Ich fand sie so unfassbar cool mit ihrer Glatze, und dann dieses Lied.«

Astrid legte den Helm zur Seite und sang: »I can eat my dinner in a fancy restaurant. But nothing, I said nothing can take away these blues. cause nothing compares, nothing compares to you â¦«

»Beim Klabautermann. Astrid! Du singst wie ein Engel.«

»Sechs Jahre Kinderchor. Und ich liebe dieses Lied. Diese Frau, dieser schwarze Mantel. Darf ich noch mal?«

»Nein, jetzt ist Schluss. Ich wuschle meinem Sohn immer durch die Haare. Er hasst das.«

»Und wie fühlt sich das an, so nackt?«

»Pur. Schwimmen ohne Haare ist super. Apropos. Du hast ja die Walhupe noch.« Marie tippte auf die blaue Plastikkugel an Astrids Lenker.

»Schön finde ich die nicht. Aber es war so ein Zeichen, als ich neu zu euch kam. Hat mir geholfen.« Astrid umfasste den Wal und drückte. Der Wal machte - Geräusche.

»Ui, Walgesänge hat sich der Hupenkonstrukteur nicht zum Vorbild genommen. Klang die Hupe schon immer so? Vielleicht habe ich das gar nicht ausprobiert, als ich sie gekauft habe.«

Astrid stieg auf ihr Rad. »Hauptsache, man registriert mein Kommen. Wir sehen uns Montag in der großen Runde, und am Nachmittag treffen wir uns wieder zum Kellerschnack, richtig?«

Marie nickte. Seit letztem Herbst gab es den Kellerschnack im LKA. Marie hatte die Gesprächsrunde initiiert, weil sie wichtige Themen jenseits rein dienstlicher Besprechungen diskutieren wollte. Polizei war mehr als Ermittlungsarbeit auf der Grundlage von Gesetzen. Polizistin zu sein bedeutete für sie auch, eine Haltung zu haben, gegebenenfalls zu überdenken.

Der Kellerschnack hatte seinen Namen vom alten Schießkeller, in dem sich die Kolleginnen und Kollegen abteilungsübergreifend jeden ersten Montag im Monat zusammensetzten. Es war der einzige Raum gewesen, den die Hausverwaltung ohne Auflagen freigegeben hatte. Inzwischen hatten sie es sich gemütlich eingerichtet, der zuvor muffige Keller glich einem coolen Club. Allein die Floskeln, die sich eingebürgert hatten, erinnerten an die ursprüngliche Nutzung. Mit Maries Ansage »Feuer frei« begann jeder Kellerschnack, rief jemand »Streifschuss«, musste der Redner seine Argumente präziser formulieren. Als Marie Andreas von diesen Ritualen erzählt hatte, hatte er das nur mit »Zeltlager« kommentiert. Marie war kurz beleidigt gewesen, aber es traf die Atmosphäre ganz gut.

Von hinten, dachte Marie, als Astrid im Kreisverkehr vor Lidl links Richtung Schulzentrum abbog, von hinten konnte man Astrid trotz ihrer sechsundvierzig Jahre durchaus für ein Mädel halten. Sie hatte...
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Arnd Rüskamp ist am südlichen Rand des Ruhrgebietes am Baldeneysee geboren. Er hat Publizistik studiert, war Reporter und Moderator, Soldat und Biker, Autor und Verleger. Heute verdient er sein Geld noch immer in den Medien, hat aber erkannt, dass sein berufliches Glück zwischen zwei Buchdeckeln liegt. Er lebt im Ruhrgebiet und in seiner Wahlheimat zwischen Schlei und Ostsee.