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Stürmische Algarve

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am14.09.20211. Auflage
Eine rätselhafte Leiche, eine neugierige Journalistin - und ein tödliches Sturmtief. Über die sonnenverwöhnte Algarve zieht eine ungewöhnliche Kaltfront. Sturm, Regen und Kälte setzen auch den Touristen zu, eine Österreicherin stirbt. Sie hat ihr Wohnmobil mit einem Grill geheizt - Kohlenmonoxidvergiftung. Ein tragischer Unfall? Von ihrem Mann fehlt jede Spur. Dafür werden im Wohnmobil Blutspuren einer dritten Person gefunden. Während Chefinspektor João Almeida nach dem Ehemann fahnden lässt, stößt Anabela Silva auf die Verbindung zu einem international gesuchten Betrüger. Hat er mit dem Schicksal der beiden Österreicher zu tun? Sie finden den Mann - tot. Er wurde in seinem Haus erschlagen. Wenn er die Österreicherin getötet hat, wer hat dann den Mörder ermordet? Der spannende 4. Fall der Algarve-Krimireihe hilft gegen akutes Fernweh: für alle Leser:innen gut gemachter Destinationskrimis und Liebhaber:innen Portugals.

Carolina Conrad ist das Pseudonym der aus dem niedersächsischen Oldenburg stammenden Autorin Bettina Haskamp. Die gelernte Journalistin hat ihre Basis in Hamburg, lebt aber seit 2007 in Portugal. Anfangs auf einem selbstgebauten Segelboot, inzwischen in einem kleinen Holzhaus im Hinterland der Ostalgarve. In der zweiten Heimat entstanden Bestseller wie «Alles wegen Werner» und «Hart aber Hilde» und ihre beliebte Algarve-Krimireihe um die deutsch-portugiesische Journalistin Anabela Silva.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextEine rätselhafte Leiche, eine neugierige Journalistin - und ein tödliches Sturmtief. Über die sonnenverwöhnte Algarve zieht eine ungewöhnliche Kaltfront. Sturm, Regen und Kälte setzen auch den Touristen zu, eine Österreicherin stirbt. Sie hat ihr Wohnmobil mit einem Grill geheizt - Kohlenmonoxidvergiftung. Ein tragischer Unfall? Von ihrem Mann fehlt jede Spur. Dafür werden im Wohnmobil Blutspuren einer dritten Person gefunden. Während Chefinspektor João Almeida nach dem Ehemann fahnden lässt, stößt Anabela Silva auf die Verbindung zu einem international gesuchten Betrüger. Hat er mit dem Schicksal der beiden Österreicher zu tun? Sie finden den Mann - tot. Er wurde in seinem Haus erschlagen. Wenn er die Österreicherin getötet hat, wer hat dann den Mörder ermordet? Der spannende 4. Fall der Algarve-Krimireihe hilft gegen akutes Fernweh: für alle Leser:innen gut gemachter Destinationskrimis und Liebhaber:innen Portugals.

Carolina Conrad ist das Pseudonym der aus dem niedersächsischen Oldenburg stammenden Autorin Bettina Haskamp. Die gelernte Journalistin hat ihre Basis in Hamburg, lebt aber seit 2007 in Portugal. Anfangs auf einem selbstgebauten Segelboot, inzwischen in einem kleinen Holzhaus im Hinterland der Ostalgarve. In der zweiten Heimat entstanden Bestseller wie «Alles wegen Werner» und «Hart aber Hilde» und ihre beliebte Algarve-Krimireihe um die deutsch-portugiesische Journalistin Anabela Silva.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644011465
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum14.09.2021
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2347 Kbytes
Artikel-Nr.5724028
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Wie konnte Mãe nur? Fassungslos sah ich auf die blauen Flecken an Pais Oberarmen. Wellen der Wut stiegen in mir auf - so hoch, dass darin die Big-Wave-Surfer von Nazaré locker einen neuen Rekord hätten aufstellen können. Ja, meine Mutter war erschöpft und mit den Nerven am Ende. Das waren wir beide. Aber das durfte doch kein Grund sein ... Unzählige Male hatte ich ihr erklärt, wie sie reagieren sollte, wenn mein Vater unruhig und anstrengend war. Er konnte nichts dafür, seine gelegentlichen Aggressionen entsprangen Verwirrung und Frustration. Mãe wusste das doch. Auch dass sie in solchen Momenten kurz den Raum verlassen oder tief durchatmen und bis drei zählen sollte.

Ich zog Pai einen frischen Schlafanzug an und half ihm, sich wieder hinzulegen. In diesem Moment kam Mãe ins Zimmer und Vaters Augen weiteten sich. Vor Schreck?

«Wieso hat Pai blaue Flecken? Was hast du getan? Wie kannst du ihn derart hart anfassen? Hast du ihn auch noch geschlagen? Bist du verrückt geworden?»

«Brüll mich nicht an», brüllte meine Mutter. «Gar nichts hab ich getan.»

Atmen, Anabela. Atmen. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig ... Die Wellen stiegen und stiegen. Ich musste raus aus dem Haus, bevor ich mich vergaß. Weg von hier, weg von ihr.

Draußen war es noch dunkel.

Ich setzte mich also ins Auto und fuhr los, ohne Ziel, ohne Plan, meine Gefühle ein Gemisch aus Zorn, Hilflosigkeit und Selbstvorwürfen.

Ich war zu hart gewesen, keine Frage. Wahrscheinlich hatte Mãe ihn nur etwas zu stark festgehalten. Alte Menschen bekommen leicht blaue Flecken. Bloß weil ich gelesen hatte, dass es in der Betreuung von Demenzkranken sowohl durch Pflegepersonal als auch durch Angehörige zu Misshandlungen aus Ohnmacht kam, galt das noch lange nicht für Mãe. Ich würde mich bei ihr entschuldigen. Noch eine Weile schwirrte mir das Wort Ohnmacht durch den Kopf. Pais Krankheit bestimmte inzwischen völlig unser beider Leben, es blieb kaum Luft für anderes, kaum Luft zum Atmen. Ständig waren wir beide in Anspannung, voller Angst, was als Nächstes passieren würde.

Irgendwann fand ich mich oberhalb von Alcoutim bei der Jugendherberge wieder und hielt an. Eben stieg eine blasse Sonne über die Hügel, der Rio Guadiana lag noch in dichtem Nebel. Von hier oben glich der Flusslauf einer hellgrauen Schlange. Auf der spanischen Uferseite ragten in einiger Entfernung Windräder wie Kreuze dunkel aus dem silbrigen Dunst. Deus ajuda a quem muito madruga, Gott hilft dem Frühaufsteher, hörte ich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Auf Deutsch gesagt: Morgenstund hat Gold im Mund. Na dann. Ich beschloss, mir das heimische Drama wenigstens für eine Weile aus dem Kopf zu joggen.

Kälte und Feuchtigkeit krochen an meinen Beinen hoch, als ich aus dem Wagen stieg. In den vergangenen Tagen war ein Tiefdruckgebiet mit Sturm und Regen über die Algarve gezogen und hatte die Temperatur in den Keller sinken lassen. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke hoch, machte ein paar Dehnübungen und lief langsam los. Der Weg, an dem ich geparkt hatte, führte weiter bergauf zu den Resten eines jahrhundertealten muslimischen Herrensitzes, dem Castelo Velho. Vor knapp zwei Jahren war ich im Frühling mit Pai hier oben gewesen, als es ihm noch besser ging. Verdammt, jetzt stiegen mir Tränen in die Augen. Ich blinzelte sie weg. Heulen hilft dir gar nichts, Anabela Silva. Lauf.

Die Steigung ging in die Beine und schon nach ein paar Minuten brannte meine Lunge. Es war eine ganze Weile her, dass ich gelaufen war. Der Bruch meines Sprunggelenks im Frühjahr war zwar gut verheilt und das Gelenk wieder voll belastbar, aber im Moment spielte sich mein Leben fast ausschließlich zwischen dem Haus meiner Eltern und dem Schreibtisch in meinem eigenen Häuschen gleich um die Ecke ab. Dort übersetzte ich Verträge vom Portugiesischen ins Deutsche. Ein Job, der mich leidlich ernährte und im Übermaß langweilte. Meine Gedanken sprangen zurück zu Pai. Was würde die Alzheimerkrankheit ihm und uns noch antun? Wie lange mochte es noch dauern, bis wir an seinem Grab stehen würden? Der Schlaganfall vor einigen Monaten hatte ihn zusätzlich geschwächt. Wenn ich ehrlich war, gab es Augenblicke, in denen ich mir diesen Tag sogar heimlich herbeiwünschte. Was bist du bloß für ein Mensch, Anabela? Und du regst dich über deine Mutter auf?

Auf einem Parkplatz kurz vor der Abzweigung zu den Ruinen des Castelo Velho lief ich an einem Wohnmobil vorbei, an dem drei Promenadenmischungen schnüffelten. Einer der Hunde war braun-weiß gefleckt und groß wie ein frisch geborenes Kalb. Er hob den Kopf und knurrte in meine Richtung. In dem Wagen schien sich nichts zu rühren. Kein Wunder, bei dieser Kälte und um diese Stunde schliefen die Bewohner garantiert noch. Ich machte, dass ich weiterkam, ehe das Riesenvieh und die beiden kleineren Tölen mich für interessanter hielten als das Wohnmobil.

Der Anblick des Campers erinnerte mich an mein letztes gemeinsames Wochenende mit João. Unwillkürlich musste ich seufzen. Nicht mal mein Liebesleben war im Moment einfach. Drei Wochen war es her, dass wir an der Westküste gewesen und im Streit auseinandergegangen waren. Seitdem hatten wir nur ein paarmal telefoniert und alle schwierigen Themen gemieden. Nicht auch noch daran denken, Anabela. Laufen. Einfach nur laufen, den Rhythmus deiner Schritte wahrnehmen, auf deinen Atem hören. Es dauerte lange, bis die Hormone ihre Arbeit taten, ich mich entspannte und mir meine Welt nicht mehr ganz so düster erschien.

Eine halbe Stunde später kam ich wieder zu dem Platz mit dem einsamen Wohnmobil. Die Hunde waren immer noch da, hatten mich aber noch nicht gewittert. Ich wurde langsamer und blieb schließlich schnaufend stehen. Inzwischen war die Sonne höher gestiegen und vom Nebel über dem Fluss waren nur noch ein paar Schwaden übrig. Ich schwitzte, öffnete meine Jacke, sog tief den Geruch von wildem Fenchel ein und beobachtete die Hunde.

Alle drei waren mager und ungepflegt, keiner trug ein Halsband. Die gehören wohl kaum zu den Wohnmobilisten, dachte ich und ging ein bisschen näher heran, bis ich das Kennzeichen des Wagens erkennen konnte. A für Österreich. Noch immer rührte sich nichts. Die Hunde hingen weiter mit den Nasen an der Tür.

Plötzlich stellte der größte von ihnen die Ohren auf und wandte den Kopf in Richtung Jugendherberge. Sekunden später frenetisches Gebell aus drei Hundekehlen. Ein alter Mann kam mit kleinen, vorsichtigen Schritten den Weg herauf. Er stützte sich auf einen Stock und hielt in der freien Hand einen Stein. Auf der Höhe des Wohnmobils warf er den Stein nach den Hunden und hob den Stock. Im nächsten Moment war das Rudel im Gebüsch verschwunden.

«Verdammte Mistviecher», murmelte der Alte.

«Bom dia.» Mehr als ein kurzes Nicken bekam ich nicht zur Antwort. Er trippelte weiter, den Blick auf den Weg vor seinen Füßen gerichtet. Ich glaubte, ihn vom Sehen zu kennen. Wahrscheinlich war er einer der Männer, die vormittags in der ersten Bar an der Praça von Alcoutim ihren Kaffee tranken.

«Ist es nicht seltsam, dass sich dort gar nichts rührt?», fragte ich, als er an mir vorbeikam. Nicht einmal, als die Hunde gebellt hatten, hatte sich etwas bewegt.

Der Alte blieb stehen, hob den Stock und deutete auf den Wagen. «Der steht hier schon ein paar Tage. Die sind aber nie da. Jedenfalls hab ich nie einen gesehen.»

«Da steht ein Fahrrad.»

Er zuckte mit den Schultern und ging seines Weges.

Ich nicht.

Ich ging zum Wohnmobil.

Hier stimmte was nicht.

Sicherheitshalber hob ich den Stein auf, den der Alte nach den Hunden geworfen hatte. Nur falls die Tiere plötzlich wieder zurückkamen.

Die Fenster an der Fahrerkabine waren mit dunklen Vorhängen verschlossen, die Motorhaube fühlte sich kalt an. Langsam ging ich um das Fahrzeug herum. Es war ein älteres Modell mittlerer Größe, keines von den großen, schicken Dingern, die João und ich zuhauf an der Westküste gesehen und bei deren Anblick wir uns gefragt hatten, was die wohl kosten mochten. Manche wahrscheinlich so viel wie ein Einfamilienhaus.

Dieses Wohnmobil hier war von einem schmuddeligen Beige, an der Beifahrerseite zog sich ein langer rostiger Kratzer durch den Lack. Im hinteren Teil gab es an jeder Seite ein Fenster. Zu weit oben, um hineinzusehen. Hm. Am Heck war ein Gepäckträger mit Platz für zwei Fahrräder angebracht. Er war leer. Besagtes Fahrrad lehnte an der hinteren linken Ecke des Mobils und war mit einem langen Drahtkabel an den Träger geschlossen. Auch nicht gerade gestern vom Fabrikband gelaufen, dachte ich, als ich mir das Mountainbike genauer anschaute. An den Speichen und am Lenker waren rostige Stellen. Ich sah wieder auf das Wohnmobil und entdeckte oberhalb des Fahrradträgers ein weiteres kleines Fenster. Wenn ich auf die Stoßstange und von dort auf den Träger ... der wirkte sehr stabil. Ich schaute mich um. Keine Menschenseele in Sicht.

Aber wenn doch jemand da drin war und dann plötzlich mein Gesicht im Fenster erschiene ... Nein. Wirklich nicht. Mach, dass du nach Hause kommst, Anabela. Was geht dich dieser Camper an? Aber warum hatten die Hunde die ganze Zeit ...? Das Beste war wohl, schlicht und ergreifend zu klopfen. Ich musste einfach wissen, ob alles in Ordnung war. Sonst würde ich dieses dumme Gefühl nicht los.

Ich klopfte. Keine Reaktion. Noch einmal, lauter jetzt. Nichts. Und dann roch ich es. Ich hielt die Nase näher an die Ritze der Tür. Da war ein unangenehm süßlicher Geruch. Nur schwach, aber eindeutig vorhanden. Hatte dieser Geruch die Hunde angezogen? Und der kleine Fleck...
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Carolina Conrad ist das Pseudonym der aus dem niedersächsischen Oldenburg stammenden Autorin Bettina Haskamp. Die gelernte Journalistin hat ihre Basis in Hamburg, lebt aber seit 2007 in Portugal. Anfangs auf einem selbstgebauten Segelboot, inzwischen in einem kleinen Holzhaus im Hinterland der Ostalgarve. In der zweiten Heimat entstanden Bestseller wie «Alles wegen Werner» und «Hart aber Hilde» und ihre beliebte Algarve-Krimireihe um die deutsch-portugiesische Journalistin Anabela Silva.