Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Ein Zuhause auf Sylt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am22.03.20221. Auflage
Zwei Schwestern, ein Bauernhof am Meer und ein Tierarzt, der auch Herzen heilt. Wie hat sich Ella auf ein paar Tage mit ihrem Vater am Meer gefreut! Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie auf Sylt ihrer Schwester begegnen würde. Seit Jahren haben die beiden keinen Kontakt, und nun sehen sie sich ausgerechnet auf einem kleinen Hof bei Morsum wieder. Ina hilft hier mit den Hühnern und Ziegen aus, sie konnte schon immer besser mit Tieren als mit Menschen. Doch die Versöhnungspläne des Vaters scheitern, alte Wunden brechen auf. Ella will schon die Koffer packen, wären da nicht die anderen Bewohner des Karsenhofs. Allen voran Tom, der Enkel der Hofbesitzerin. Er ist Tierarzt und kennt sich nicht nur mit störrischen Vierbeinern aus. Durch Tom lernt Ella die schönsten Seiten der Insel kennen. Und sie versteht, wieso ihre Schwester auf dem Hof ein neues Zuhause gefunden hat. Denn ist Familie nicht vor allem eine Sache des Herzens? Sommer, Sonne, Sylt: eine charmante Liebesgeschichte von der Spiegel-Bestseller-Autorin von «Ein Sommer auf Sylt».

Lena Wolf ist das Pseudonym einer Autorin aus Norddeutschland, die zuvor unter dem Namen Mia Morgowski erfolgreich Unterhaltungsromane veröffentlicht hat. Mit «Ein Sommer auf Sylt» landete sie erneut einen Spiegel-Bestseller. Es folgte der Roman «Ein Zuhause auf Sylt». Ihren Urlaub verbringt sie am liebsten mit der Familie. Im Gegensatz zu ihren Protagonistinnen träumt sie allerdings noch von einem Zuhause auf Sylt.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextZwei Schwestern, ein Bauernhof am Meer und ein Tierarzt, der auch Herzen heilt. Wie hat sich Ella auf ein paar Tage mit ihrem Vater am Meer gefreut! Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie auf Sylt ihrer Schwester begegnen würde. Seit Jahren haben die beiden keinen Kontakt, und nun sehen sie sich ausgerechnet auf einem kleinen Hof bei Morsum wieder. Ina hilft hier mit den Hühnern und Ziegen aus, sie konnte schon immer besser mit Tieren als mit Menschen. Doch die Versöhnungspläne des Vaters scheitern, alte Wunden brechen auf. Ella will schon die Koffer packen, wären da nicht die anderen Bewohner des Karsenhofs. Allen voran Tom, der Enkel der Hofbesitzerin. Er ist Tierarzt und kennt sich nicht nur mit störrischen Vierbeinern aus. Durch Tom lernt Ella die schönsten Seiten der Insel kennen. Und sie versteht, wieso ihre Schwester auf dem Hof ein neues Zuhause gefunden hat. Denn ist Familie nicht vor allem eine Sache des Herzens? Sommer, Sonne, Sylt: eine charmante Liebesgeschichte von der Spiegel-Bestseller-Autorin von «Ein Sommer auf Sylt».

Lena Wolf ist das Pseudonym einer Autorin aus Norddeutschland, die zuvor unter dem Namen Mia Morgowski erfolgreich Unterhaltungsromane veröffentlicht hat. Mit «Ein Sommer auf Sylt» landete sie erneut einen Spiegel-Bestseller. Es folgte der Roman «Ein Zuhause auf Sylt». Ihren Urlaub verbringt sie am liebsten mit der Familie. Im Gegensatz zu ihren Protagonistinnen träumt sie allerdings noch von einem Zuhause auf Sylt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644009707
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum22.03.2022
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4373 Kbytes
Artikel-Nr.5724097
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

«Du fährst ein klitzekleines bisschen zu schnell, Papa.» Es ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Die Tachonadel des alten Mitsubishis zittert wie ein nervöses Insekt hinter der Plastikverkleidung, und zwar knapp oberhalb der Zahl 80. Erlaubt sind auf dieser Landstraße aber nur 50, was bedeutet: Mein Vater hat die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit auch mit viel Wohlwollen längst überschritten.

Ich verschlinge meine schwitzigen Hände ineinander und verschränke sie vor der Brust. Mein Blick schweift kurz nach rechts, zum Fenster hinaus, wo sich wattebauschartige Schönwetterwolken über endlos weiten Wiesen auftun. Es ist ein so sattes, frisches Grün, dass ich unweigerlich tief einatme. Den Stress wegatme. Denn leider ist mein Vater, was sein Auto und alle damit verbundenen Angelegenheiten anbelangt, inklusive seines Fahrstils, etwas dünnhäutig. Man muss genau abwägen, ob das, was man sagen möchte, auch wirklich wichtig ist. Falls ja, bestäubt man die Worte am besten dick mit Zucker, ehe man sie ihm, locker-fluffig und in einem Nebensatz verschachtelt, zuspielt. In allen anderen Fällen hilft nur, die Zähne zusammenzubeißen.

«Papa ...», setze ich ein weiteres Mal an, denn 30 km/h Geschwindigkeitsübertritt empfinde ich als wirklich wichtigen Grund, eine Diskussion anzuzetteln. Kurz erwäge ich, ihn auch noch auf das Airbag-Symbol hinzuweisen, das seit Beginn unserer gemeinsamen Fahrt, also etwa seit 700 Kilometern, wie ein paarungswilliges Glühwürmchen flimmert. Doch ich habe eine Ahnung, was ich zur Antwort bekomme, nämlich denselben Vortrag, der sich bereits heute Morgen über mich ergossen hat, als ich den betagten Carisma wegen der kontrollbedürftigen Stoßdämpfer kritisiert habe.

«Schätzchen», dozierte Papa mit erhobener Stimme, «das sind zu vernachlässigende Verschleißerscheinungen. Dieser Fahrzeugtyp wurde von führenden Experten für seine herausragende Verarbeitung gelobt, die sich bis ins letzte Detail bemerkbar macht. Sogar für das Gepäcknetz gab es vom ADAC ein extra Sternchen. Weißt du», ein kurzer Blick streifte mich, «mir tun ja auch die Knie weh, weil ich früher Marathonläufer war. Darum gehöre ich aber noch lange nicht auf die Ersatzbank.»

Tja, so ist mein Vater nun mal, loyal und mitfühlend. Heute hat er für mein Empfinden allerdings ein wenig zu dick aufgetragen. Papa soll Marathon gelaufen sein? Wann das denn? In unserer Familie war eigentlich eher Mama die Aktive, wohingegen Papas Bewegungsdrang sich darauf beschränkte, mit einer Banane und vielen gut gemeinten Ratschlägen am Rande eines Sportereignisses zu stehen, um andere anzufeuern. Im Übrigen hat das morsche Gepäcknetz nicht mal einen Sommerurlaub überstanden. Aber das ist in diesem Moment nicht wirklich wichtig, also beiße ich mir auf die Lippen und verkneife mir jeden weiteren Kommentar. Trotzdem möchte ich gern mal wissen, warum er es plötzlich dermaßen eilig hat.

Zugegeben, wir waren die letzte halbe Stunde zum Stillstand verdonnert, während wir mit dem Autozug über den Hindenburgdamm ratterten und nichts tun konnten, außer die Landschaft zu betrachten. Doch die war phänomenal. Zartblauer Himmel, so weit das Auge reicht, und das idyllische Bild der Vogelschwärme, die friedlich im Watt herumstolzierten, hat mich berührt. Auch mein Vater wirkte in sich gekehrt. Bis zu dem Augenblick, als wir Westerland erreichten. Kaum dass der Zug hielt und er mit quietschenden Reifen losgedüst ist, als sei der Fahrkartenkontrolleur hinter uns her, schien nicht nur beim Airbag, sondern auch bei ihm eine Sicherung durchgebrannt zu sein.

Ich räuspere mich und beuge mich ein wenig vor, um meinem Vater ernst in die Augen sehen zu können. Wie immer trägt Papa eine Schiebermütze, die er sich exakt so tief ins Gesicht gezogen hat, dass er den Verkehr gerade noch zu erkennen vermag. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich ihn das letzte Mal ohne Mütze gesehen habe, er besitzt sie in allen Farben und Mustern. Im Winter wählt er wärmenden Tweed in klassischem Karomuster und erinnert mich dann an einen abgeklärten Grundbesitzer, der sonntags im Oldtimer seine Liegenschaften abklappert. Jetzt, im Sommer, bevorzugt Papa leichte unifarbene Modelle aus Leinen, auch um sein schütter werdendes Haar und die Kopfhaut vor der Sonne zu schützen.

«Papa, bitte drossele das Tempo», bringe ich endlich hervor. Sanft, aber eindringlich und ganz dick mit Zucker bestreut. Doch ich werde schlichtweg ignoriert. Mein Vater hebt das Kinn - und schaltet einen Gang höher. Ich kralle mich an meiner Jeans fest.

«Entspann dich, Schätzchen», sagt er ungerührt und tätschelt beschwichtigend meine schwitzige Hand. «Ich habe die Währungsunion überstanden, musste den Mauerbau erdulden und später mitansehen, wie die Besatzung der Apollo 11 auf dem Mond gelandet ist. Um mich brauchst du dich nicht zu sorgen.»

Und was ist mit mir?, jaule ich innerlich. Ich sitze doch auch in diesem Auto! Mal abgesehen davon, dass mir der Zusammenhang von Mondlandung und dieser Kamikazefahrt nicht einleuchten will, hinkt sein Vergleich an mindestens einer weiteren Stelle: «Papa, bei der Währungsreform warst du noch ein Baby», erinnere ich ihn.

«Weiß ich doch, Ella. Und trotzdem habe ich sie überstanden.» Er schaut kurz zur Seite und schenkt mir ein verschmitztes Lächeln, was die Sache aber nicht besser macht. Mein Vater ist 74 Jahre alt und befindet sich seiner Meinung nach im besten Alter. Auch weil er seit 15 Jahren keine Arztpraxis von innen gesehen hat, worauf er derart stolz ist, dass er es bei keiner Unterhaltung unerwähnt lässt. Dass er während dieser Fahrt noch nicht darauf zu sprechen gekommen ist, grenzt an ein Wunder.

Ebenso wie ich es kurios finde, dass er nicht ein einziges Mal von Ina angefangen hat. Zum Glück. Über sie möchte ich nun wirklich nicht sprechen. Ina ist meine große Schwester, besser gesagt war sie es, bevor sie vollkommen durchgedreht ist und unsere Familie zerstört hat. So sehe ich die Sache jedenfalls.

Ich presse mich nach hinten gegen die Lehne, um dem Druck entgegenzuwirken, der sich in meiner Magengegend zusammenbraut. Wie so ziemlich jedes Mal, wenn ich an Ina denke. Und daran, wie Papa sich über die Jahre damit abfinden konnte. Mit Inas Verschwinden, aber auch mit Mamas Tod. Er hat im Laufe der Zeit diese Das-Leben-ist-kurz-wir-müssen-das-Beste-draus-machen-Sicht auf die Dinge entwickelt, die, wie ich finde, vieles verklärt und die ich in Bezug auf Ina absolut nicht nachvollziehen kann. Dass er bei mir jedes Mal alte Wunden aufreißt, wenn er von ihr zu sprechen anfängt, will ihm partout nicht in den Kopf. Ebenso wie er nicht akzeptieren kann, dass ich sie nicht wiedersehen möchte.

«Weißt du noch damals?», kommt es prompt, und nur mit viel Mühe widerstehe ich dem Drang, mir wie ein störrisches Kind die Ohren zuzuhalten. Aber zum Glück will Papa auf etwas anderes hinaus. «Als du klein warst und ich dir gar nicht schnell genug fahren konnte? Ständig hast du mich angespornt, die Vögel am Himmel einzuholen.»

Bei der Erinnerung an diese unbekümmerte, lange zurückliegende Zeit mindert sich meine Anspannung für einen kurzen Moment, und ich werde fast ein wenig wehmütig. Damals, als wir noch zu viert waren. Eine glückliche Familie.

Schnell schiebe ich die Bilder von mir weg. «Das liegt Ewigkeiten zurück, Papa. Inzwischen bin ich 32, habe selbst einen Führerschein und kenne die Unfallstatistiken.» Ich mache eine strategische Pause, um meinem Vater Zeit zu geben, aus der Vergangenheit zurück ins Hier und Jetzt zu gelangen. Mein Tonfall wird eindringlich. «Und ich kann Verkehrsschilder lesen.» Einen Augenblick belasse ich es bei dieser Andeutung, in der Hoffnung, mein Vater würde nun den Fuß vom Gaspedal lösen. Doch ich täusche mich.

«Das kann ich ebenfalls», kontert er. «Aber der Kerl vor uns offenbar nicht. Warum bummelt der mit sechzig vor uns her, wenn man hier 80 fahren darf?»

Schlagartig ist auch der letzte Funken sentimentaler Rührseligkeit aus meinen Gedanken verschwunden. Meine Augen werden riesengroß. «Aber auf dem Schild eben stand 50!»

Endlich tritt mein Vater auf die Bremse. Und zwar dermaßen gewaltsam, dass unser Gepäck im Kofferraum nur so hin und her poltert. Ich werde gegen den Gurt gepresst, eine Woge Stresshormone brandet über mich hinweg, und mir bricht der Schweiß aus.

«Gefällt es dir so besser?», grummelt mein Vater, nachdem wir einen Moment angespannt geschwiegen haben. Soeben sind wir an das Ende eines kleinen Staus herangefahren und werden im Schritttempo einspurig an einer Baustelle vorbeigeleitet. Stop-and-go.

«Absolut!», sage ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Dazu stoße ich einen theatralischen Seufzer aus, als Zeichen, dass mir die Ironie in seinem Tonfall nicht entgangen ist. «So gefällt es mir viel besser.»

Eine Weile hängen wir jeder unseren Gedanken nach, und ich schließe kurz ermattet die Augen. Hoffentlich geht das nicht in diesem Stil weiter, überlege ich. Papa wirkt dermaßen fahrig und unkonzentriert, dass ich mir langsam Sorgen mache. Zum Glück liegen zwei gemeinsame Wochen Urlaub vor uns, genug Zeit, ihm auf den Zahn zu fühlen. Möchte wirklich mal wissen, was mit ihm los ist.

Zwei Wochen - so viel Zeit haben Papa und ich uns nie zuvor genommen, wenn wir zusammen Ferien genossen haben. Seit beinahe acht Jahren gönnen wir uns dieses wunderbare Ritual - quality time, Vater und Tochter. Wir sind ein eingespieltes Team und folgen unserem...
mehr

Autor

Lena Wolf ist das Pseudonym einer Autorin aus Norddeutschland, die zuvor unter dem Namen Mia Morgowski erfolgreich Unterhaltungsromane veröffentlicht hat. Mit «Ein Sommer auf Sylt» landete sie erneut einen Spiegel-Bestseller. Es folgte der Roman «Ein Zuhause auf Sylt». Ihren Urlaub verbringt sie am liebsten mit der Familie. Im Gegensatz zu ihren Protagonistinnen träumt sie allerdings noch von einem Zuhause auf Sylt.