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Die Unzertrennlichen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am19.10.20211. Auflage
Ein autofiktionaler Roman, leidenschaftlich und tragisch, über die Rebellion junger Frauen: Sylvie (Simone de Beauvoir) und ihre Jugendfreundin Andrée (Zaza) sind unzertrennlich. Gemeinsam kämpfen sie gegen den erstickenden Konformismus einer bürgerlichen Gesellschaft, in der Küsse vor der Ehe und freie Gedanken für Frauen verboten sind. Sylvie bewundert Andrée: Sie scheint so selbständig - und doch gerät gerade sie immer tiefer in die Falle ihrer ach so tugendhaften Familie. Diese trennt Andrée von dem Jungen, den sie liebt. Sylvie will ihrer Freundin helfen. Aber wie? Als de Beauvoir das Manuskript Sartre zeigte, fand der es zu intim für eine Veröffentlichung. Es blieb in der Schublade. Fast siebzig Jahre später hat de Beauvoirs Adoptivtochter Sylvie Le Bon de Beauvoir diesen kurzen Roman nun freigegeben und ein Vorwort dazu geschrieben. Sie macht damit einen Urtext des frühen Feminismus zugänglich, mehr noch - eine Liebeserklärung de Beauvoirs an Zaza, die so jung starb. Ergänzt wird der Band mit noch nie gesehenen Schwarz-Weiß-Fotos und Briefen der beiden Freundinnen. «Eine unvergessliche Begegnung.» The New York Times

Geboren am 9.1.1908 in Paris. Ihre ursprünglich wohlhabenden Eltern lebten nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund von Fehlspekulationen unter wenig üppigen Verhältnissen in der Rue de Rennes. Mit fünfeinhalb Jahren kam Simone an das katholische Mädcheninstitut, den Cours Désir, Rue Jacob; als Musterschülerin legte sie dort den Baccalauréat, das französische Abitur, ab. 1925/26 studierte sie französische Philologie am Institut Sainte-Marie in Neuilly und Mathematik am Institut Catholique, bevor sie 1926/27 die Sorbonne bezog, um Philosophie zu studieren. 1928 erhielt sie die Licence, schrieb eine Diplomarbeit über Leibnitz, legte gemeinsam mit Merleau-Ponty und Lévi-Strauss ihre Probezeit als Lehramtskandidatin am Lycée Janson-de-Sailly ab und bereitete sich an der Sorbonne und der École Normale Supérieure auf die Agrégation in Philosophie vor. In ihrem letzten Studienjahr lernte sie dort eine Reihe später berühmt gewordener Schriftsteller kennen, darunter Jean-Paul Sartre, ihren Lebensgefährten seit jener Zeit. 1932-1936 unterrichtete sie zunächst in Rouen und bis 1943 dann am Lycée Molière und Camille Sée in Paris. Danach zog sie sich aus dem Schulleben zurück, um sich ganz der schriftstellerischen Arbeit zu widmen. Zusammen mit Sartre hat Simone de Beauvoir am politischen und gesellschaftlichen Geschehen ihrer Zeit stets aktiv teilgenommen. Sie hat sich, insbesondere seit Gründung des MLF (Mouvement de Libération des Femmes) 1970, stark in der französischen Frauenbewegung engagiert. 1971 unterzeichnete sie das französische Manifest zur Abtreibung. 1974 wurde sie Präsidentin der Partei für Frauenrechte, schlug allerdings die «Légion d'Honneur» aus, die ihr Mitterrand angetragen hatte. Am 14.4.1986 ist sie, 78-jährig, im Hospital Cochin gestorben. Sie wurde neben Sartre auf dem Friedhof Montparnasse beigesetzt.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
HörbuchCompact Disc
EUR19,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin autofiktionaler Roman, leidenschaftlich und tragisch, über die Rebellion junger Frauen: Sylvie (Simone de Beauvoir) und ihre Jugendfreundin Andrée (Zaza) sind unzertrennlich. Gemeinsam kämpfen sie gegen den erstickenden Konformismus einer bürgerlichen Gesellschaft, in der Küsse vor der Ehe und freie Gedanken für Frauen verboten sind. Sylvie bewundert Andrée: Sie scheint so selbständig - und doch gerät gerade sie immer tiefer in die Falle ihrer ach so tugendhaften Familie. Diese trennt Andrée von dem Jungen, den sie liebt. Sylvie will ihrer Freundin helfen. Aber wie? Als de Beauvoir das Manuskript Sartre zeigte, fand der es zu intim für eine Veröffentlichung. Es blieb in der Schublade. Fast siebzig Jahre später hat de Beauvoirs Adoptivtochter Sylvie Le Bon de Beauvoir diesen kurzen Roman nun freigegeben und ein Vorwort dazu geschrieben. Sie macht damit einen Urtext des frühen Feminismus zugänglich, mehr noch - eine Liebeserklärung de Beauvoirs an Zaza, die so jung starb. Ergänzt wird der Band mit noch nie gesehenen Schwarz-Weiß-Fotos und Briefen der beiden Freundinnen. «Eine unvergessliche Begegnung.» The New York Times

Geboren am 9.1.1908 in Paris. Ihre ursprünglich wohlhabenden Eltern lebten nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund von Fehlspekulationen unter wenig üppigen Verhältnissen in der Rue de Rennes. Mit fünfeinhalb Jahren kam Simone an das katholische Mädcheninstitut, den Cours Désir, Rue Jacob; als Musterschülerin legte sie dort den Baccalauréat, das französische Abitur, ab. 1925/26 studierte sie französische Philologie am Institut Sainte-Marie in Neuilly und Mathematik am Institut Catholique, bevor sie 1926/27 die Sorbonne bezog, um Philosophie zu studieren. 1928 erhielt sie die Licence, schrieb eine Diplomarbeit über Leibnitz, legte gemeinsam mit Merleau-Ponty und Lévi-Strauss ihre Probezeit als Lehramtskandidatin am Lycée Janson-de-Sailly ab und bereitete sich an der Sorbonne und der École Normale Supérieure auf die Agrégation in Philosophie vor. In ihrem letzten Studienjahr lernte sie dort eine Reihe später berühmt gewordener Schriftsteller kennen, darunter Jean-Paul Sartre, ihren Lebensgefährten seit jener Zeit. 1932-1936 unterrichtete sie zunächst in Rouen und bis 1943 dann am Lycée Molière und Camille Sée in Paris. Danach zog sie sich aus dem Schulleben zurück, um sich ganz der schriftstellerischen Arbeit zu widmen. Zusammen mit Sartre hat Simone de Beauvoir am politischen und gesellschaftlichen Geschehen ihrer Zeit stets aktiv teilgenommen. Sie hat sich, insbesondere seit Gründung des MLF (Mouvement de Libération des Femmes) 1970, stark in der französischen Frauenbewegung engagiert. 1971 unterzeichnete sie das französische Manifest zur Abtreibung. 1974 wurde sie Präsidentin der Partei für Frauenrechte, schlug allerdings die «Légion d'Honneur» aus, die ihr Mitterrand angetragen hatte. Am 14.4.1986 ist sie, 78-jährig, im Hospital Cochin gestorben. Sie wurde neben Sartre auf dem Friedhof Montparnasse beigesetzt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644009004
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum19.10.2021
Auflage1. Auflage
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8152 Kbytes
Artikel-Nr.5724119
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vorwort

Neben die neunjährige Simone de Beauvoir, Schülerin am katholischen Institut Adeline Desir, setzt sich ein Mädchen mit dunklem Bubikopf, Élisabeth Lacoin, genannt Zaza, die nur wenige Tage älter ist als sie. Natürlich, witzig, unverfroren, hebt sie sich von dem herrschenden Konformismus ab. Am ersten Tag des folgenden Schuljahres ist Zaza nicht da. Die Welt verdüstert sich, wird freudlos und erdrückend, bis die Nachzüglerin plötzlich auftaucht und mit ihr Sonne, Glück und Fröhlichkeit zurückkehren. Ihre wache Intelligenz und ihre zahlreichen Begabungen beeindrucken Simone, die sie bewundert und zu ihr aufblickt. Die beiden wetteifern um die besten Noten, werden unzertrennlich. Nicht dass Simone nicht glücklich wäre in ihrer Familie, mit der geliebten Mutter, dem Vater, den sie anhimmelt, und einer treu ergebenen kleinen Schwester. Doch was dem nunmehr zehnjährigen Mädchen da widerfährt, ist eine erste Liebe: Sie verehrt Zaza leidenschaftlich, fürchtet, ihr zu missfallen. Sie selbst in ihrer rührenden kindlichen Verletzlichkeit erkennt die frühzeitige Offenbarung natürlich nicht, nur für uns, ihre Zeugen, ist sie so ergreifend. Ihre langen Zwiegespräche mit Zaza bedeuten ihr unendlich viel. Aber, ach!, ihre Erziehung schränkt sie ein, keine Vertraulichkeiten, die beiden siezen sich, und trotz dieser Zurückhaltung reden sie miteinander, wie Simone nie zuvor mit jemandem geredet hat. Was ist das für ein namenloses Gefühl, das unter dem konventionellen Etikett der Freundschaft ihr unberührtes Herz in Bewunderung und Entzücken entflammt, wenn nicht Liebe? Sie begreift recht schnell, dass Zaza ihr weder die gleiche Zuneigung entgegenbringt noch ahnt, wie tief Simone für sie empfindet, doch was macht das schon, angesichts des Wunders, zu lieben?

Zaza wird jäh aus dem Leben gerissen, einen Monat vor ihrem 22. Geburtstag, am 25. November 1929. Eine unvorhergesehene Katastrophe, die Simone de Beauvoir von da an verfolgt. Lange sucht die Freundin sie in ihren Träumen heim, mit gelbem Gesicht unter einem rosa Hut und vorwurfsvollem Blick. Einziges Mittel, um das Nichts und das Vergessen zu bannen: die Literatur. Vier Mal schon hat die Schriftstellerin auf verschiedene Weisen vergeblich versucht, Zaza wiederauferstehen zu lassen: in unveröffentlichten Jugendromanen, im Erzählband Marcelle, Chantal, Lisa ..., in einer gestrichenen Passage des Romans Die Mandarins von Paris, der ihr 1954 den Prix Goncourt einbrachte. Im selben Jahr wagt sie es ein weiteres Mal mit einem bis heute unveröffentlichten kurzen Roman, dem sie keinen Titel gab und den wir nun publizieren. Diese letzte Fiktionalisierung stellt sie nicht zufrieden, führt sie aber, durch eine grundlegende Umgestaltung, zur endgültigen literarischen Form. 1958 nimmt sie die Geschichte von Zazas Leben und Tod in ihre autobiographische Schrift Memoiren einer Tochter aus gutem Hause auf.

 

Der Text, den Simone de Beauvoir abgeschlossen und aufbewahrt hat, ist ungeachtet ihres eigenen kritischen Urteils von großem Wert: Angesichts des Unbegreiflichen verzweifelt man, sucht Erklärungen, versucht alle möglichen Annäherungs- und Betrachtungsweisen. Und Zazas Tod bleibt teilweise unbegreiflich. Die beiden Schriften von 1954 und 1958 werfen jeweils ein etwas anderes Licht darauf. In der fiktionalisierten Erzählung wird das Motiv der engen Freundschaft erstmals in Szene gesetzt. Jene Art von Freundschaft, die ebenso unergründlich ist wie die Liebe und über die Montaigne in Bezug auf sich selbst und La Boétie geschrieben hat: «Weil´s er war, weil ich´s war.» Neben Andrée, Zazas literarischer Inkarnation, gibt es eine Ich-Erzählerin, ihre Freundin Sylvie. Gemeinsam erleben «die beiden Unzertrennlichen», im Roman wie in der Wirklichkeit, die Ereignisse, doch es ist Sylvie, die sie durchs Brennglas ihrer Freundschaft berichtet und dabei im Spiel der Kontraste ihre unauflösliche Ambiguität erkennen lässt.

Die Entscheidung für die Fiktion bringt einige Abwandlungen mit sich, die man dechiffrieren muss. Namen von Personen und Orten, familiäre Situationen, die nicht der Realität entsprechen. Andrée Gallard tritt an die Stelle von Élisabeth Lacoin, und Sylvie Lepage an die Simone de Beauvoirs. Die Familie Gallard (Mabille in den Memoiren einer Tochter aus gutem Hause) umfasst sieben Kinder, wovon nur eines ein Junge ist; bei den Lacoins waren es neun lebende, sechs Mädchen und drei Buben. Simone de Beauvoir hatte nur eine Schwester, ihr Alter Ego Sylvie hat zwei. Im Pensionat Adélaïde erkennt man unschwer den berühmten Cours Desir in der Rue Jacob in Saint-Germain-des-Prés; dort wurden die beiden kleinen Mädchen von ihren Lehrerinnen «die Unzertrennlichen» getauft. Dieser Ausdruck, der eine Brücke schlägt zwischen Realität und Fiktion, soll dem Roman nun als Titel dienen. Hinter Pascal Blondel verbirgt sich Maurice Merleau-Ponty (Pradelle in den Memoiren), der als Halbwaise mit seiner innig geliebten Mutter sowie einer Schwester lebte, die keinerlei Ähnlichkeit mit Emma aufweist. Das Landgut Meyrignac im Limousin verwandelt sich in Sadernac, während Béthary für Gagnepan steht, einen der beiden Landsitze der Lacoins, den Simone de Beauvoir zweimal besuchte. Zaza liegt dort, in Saint-Pandelon, begraben.

 

Woran starb Zaza?

An einer viralen Enzephalitis, laut dem nüchternen wissenschaftlichen Befund. Doch welche unheilvolle Verkettung von Umständen, die viel weiter zurückreichte und mit ihren Maschen Zazas gesamte Existenz einschnürte, hat sie letztendlich geschwächt, erschöpft, verzweifelt dem Wahn und dem Tod anheimgegeben? Simone de Beauvoir hätte geantwortet: Zaza ist daran gestorben, dass sie außergewöhnlich war. Man hat sie umgebracht, ihr Tod war ein «spiritualistisches Verbrechen».

 

Zaza starb, weil sie versuchte, sie selbst zu sein, und man sie überzeugte, dass dieser Anspruch unrecht sei. In der militanten katholischen Bourgeoisie, in die sie am 25. Dezember 1907 hineingeboren wurde, in ihrer an starren Traditionen festhaltenden Familie, bestand die Pflicht eines Mädchens darin, sich zu vergessen, sich selbst zu entsagen, sich anzupassen. Weil Zaza außergewöhnlich war, konnte sie sich nicht «anpassen» - unheilvoller Begriff, der bedeutet, sich in eine vorgefertigte Form einzufügen, in die Wabe unter anderen Waben, die einem zugedacht ist: Was übersteht, wird hineingepresst, unterdrückt, als Ausschuss verworfen. Zaza vermochte sich nicht einzufügen, ihre Einzigartigkeit wurde zermahlen. Darin bestand das Verbrechen, der Mord. Simone de Beauvoir erinnerte sich mit einer Art Grausen daran, wie in Gagnepan einmal ein Familienfoto geschossen wurde, alle neun Kinder dem Alter nach aufgestellt, die sechs Mädchen im einheitlichen blauen Taftkleid und mit identischen kornblumengeschmückten Strohhüten. Dort hatte Zaza ihren Platz, der sie erwartete, seit aller Ewigkeit, den der jüngeren Lacoin-Tochter. Erbittert hatte die junge Simone dieses Bild abgelehnt. Nein, das war nicht Zaza, sie war «die Einzigartige». Das unvorhergesehene Auftreten einer Freiheit, das war es, was sämtliche Credos ihrer Familie in Abrede stellten: Die Gruppe besetzt sie unablässig, sie ist das Opfer der «sozialen Verpflichtungen». In einem Haushalt voller Brüder und Schwestern, Cousins, Freunden, einer riesigen Verwandtschaft, erdrückt von Aufgaben, gesellschaftlichen Anlässen, Besuchen oder gemeinsamen Vergnügungen, hat Zaza nicht einen Augenblick für sich, man lässt sie nie allein, auch nicht mit ihrer Freundin, sie kann nicht über sich selbst bestimmen, man gesteht ihr keinerlei Privatsphäre zu, weder fürs Geigenspiel noch zum Lernen, das Privileg der Einsamkeit wird ihr verwehrt. Aus diesem Grund sind die Sommer in Gagnepan die Hölle für sie. Sie erstickt, ihr Bedürfnis, dieser Allgegenwart der anderen zu entfliehen - man fühlt sich an ähnliche, in gewissen religiösen Orden auferlegte Kasteiungen erinnert -, treibt sie so weit, sich mit einer Axt den Fuß zu verletzen, um von einer besonders verhassten Verpflichtung entbunden zu werden. In diesem Milieu geht es darum, nicht aus der Reihe zu tanzen, nicht für-sich zu sein, sondern für-die-anderen zu sein. «Mama tut nie etwas für sich, sie opfert sich ihr Leben lang auf», sagt sie eines Tages. Unter dem andauernden Einfluss dieser entfremdenden Traditionen wird jede sich regende Individualisierung im Keim erstickt. Nun gibt es aber für Simone de Beauvoir nichts Skandalöseres, und genau das will dieser Roman zeigen: einen Skandal, der als ein philosophischer bezeichnet werden kann, weil er die menschliche Existenz betrifft. Der absolute Wert der Subjektivität wird der Kern ihres Denkens und Werks bleiben, nicht der Wert des Individuums, das nur eine beliebig aus der Gruppe herausgegriffene Nummer ist, sondern der einzigartigen Individualität, die aus jedem von uns «den unersetzbarsten Menschen» macht, wie Gide es nennt, die Existenz dieses Bewusstseins, hic et nunc. «Lieben Sie das, was man nie zweimal sehen wird.» Das ist die unerschütterliche Grundüberzeugung, die die philosophische Reflexion untermauern wird: Das Absolute wird hier unten auf Erden entschieden, während unseres einzigen alleinigen Daseins. Daher versteht es sich, dass es bei Zazas Geschichte ums Äußerste ging.

 

Was waren die Triebkräfte der Tragödie? Da gab es mehrere, zu einem Strang verwobene Umstände, von denen einige ins Auge springen: die Verehrung ihrer Mutter, deren Missbilligung sie innerlich zerriss. Zaza liebte ihre Mutter innig, eifersüchtig, unglücklich. Ihr Überschwang prallte an einer...
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Autor

Geboren am 9.1.1908 in Paris. Ihre ursprünglich wohlhabenden Eltern lebten nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund von Fehlspekulationen unter wenig üppigen Verhältnissen in der Rue de Rennes. Mit fünfeinhalb Jahren kam Simone an das katholische Mädcheninstitut, den Cours Désir, Rue Jacob; als Musterschülerin legte sie dort den Baccalauréat, das französische Abitur, ab. 1925/26 studierte sie französische Philologie am Institut Sainte-Marie in Neuilly und Mathematik am Institut Catholique, bevor sie 1926/27 die Sorbonne bezog, um Philosophie zu studieren. 1928 erhielt sie die Licence, schrieb eine Diplomarbeit über Leibnitz, legte gemeinsam mit Merleau-Ponty und Lévi-Strauss ihre Probezeit als Lehramtskandidatin am Lycée Janson-de-Sailly ab und bereitete sich an der Sorbonne und der École Normale Supérieure auf die Agrégation in Philosophie vor. In ihrem letzten Studienjahr lernte sie dort eine Reihe später berühmt gewordener Schriftsteller kennen, darunter Jean-Paul Sartre, ihren Lebensgefährten seit jener Zeit. 1932-1936 unterrichtete sie zunächst in Rouen und bis 1943 dann am Lycée Molière und Camille Sée in Paris. Danach zog sie sich aus dem Schulleben zurück, um sich ganz der schriftstellerischen Arbeit zu widmen. Zusammen mit Sartre hat Simone de Beauvoir am politischen und gesellschaftlichen Geschehen ihrer Zeit stets aktiv teilgenommen. Sie hat sich, insbesondere seit Gründung des MLF (Mouvement de Libération des Femmes) 1970, stark in der französischen Frauenbewegung engagiert. 1971 unterzeichnete sie das französische Manifest zur Abtreibung. 1974 wurde sie Präsidentin der Partei für Frauenrechte, schlug allerdings die «Légion d'Honneur» aus, die ihr Mitterrand angetragen hatte. Am 14.4.1986 ist sie, 78-jährig, im Hospital Cochin gestorben. Sie wurde neben Sartre auf dem Friedhof Montparnasse beigesetzt.Amelie Thoma, geboren 1970 in Stuttgart. Sie studierte Romanistik und Kulturwissenschaften in Berlin und arbeitete als Lektorin, ehe sie die Übersetzerlaufbahn einschlug. Neben Leïla Slimanis Romanen und Essays übertrug sie u. a. Texte von Marc Levy, Joël Dicker und François Sagan ins Deutsche.Sylvie Le Bon de Beauvoir, geboren 1943, ist die Adoptivtochter von Simone de Beauvoir. Professorin für Philosophie. Sie veröffentlichte das Manuskript «Die Unzertrennlichen» von Simone de Beauvoir und schrieb auch ein Vorwort dazu.