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Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am01.11.2021Auflage
Einer der bedeutendsten deutschen Verlage und seine heimlichen Heldinnen Berlin in den goldenen 20ern: Auf einem Bankett lernt die schillernde Rosalie Gräfenberg den Generaldirektor des Ullsteinverlags Franz Ullstein kennen. Die junge Frau ist geschieden, erfolgreiche Journalistin und die beste Freundin von Verlagsredakteurin und Autorin Vicki Baum. Um Franz Ullstein ist es sofort geschehen. Er verliebt sich in Rosalie und macht ihr kurz darauf einen Antrag.  Doch seinen vier Brüdern ist sie ein Dorn im Auge, zu unangepasst ist ihnen die junge Frau. Durch eine Intrige versuchen sie, Rosalie von Franz zu trennen. Aber Vicki Baum und ihr aufgewecktes Tippfräulein Lilli lassen nicht zu, dass nur die Männer die Regeln diktieren und Rosalies Ruf ruinieren. Ab jetzt entscheiden die Frauen selbst, was Erfolg ist und wie jede von ihnen ihr Glück finden wird.

Beate Rygiert studierte Theater-, Musik- und Literaturwissenschaft in München und Florenz und war danach als Dramaturgin an verschiedenen Theatern engagiert. Im Jahr 2000 legte sie mit Bronjas Erbe ihren ersten Roman vor, 2001 folgte Die Fälscherin. Mit Die Pianistin eroberte sie sie 2020 die Spiegel-Online-Bestsellerliste. Ihre Romane werden außerdem in zahlreiche Sprachen übersetzt. Beate Rygiert lebt und arbeitet im Schwarzwald.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextEiner der bedeutendsten deutschen Verlage und seine heimlichen Heldinnen Berlin in den goldenen 20ern: Auf einem Bankett lernt die schillernde Rosalie Gräfenberg den Generaldirektor des Ullsteinverlags Franz Ullstein kennen. Die junge Frau ist geschieden, erfolgreiche Journalistin und die beste Freundin von Verlagsredakteurin und Autorin Vicki Baum. Um Franz Ullstein ist es sofort geschehen. Er verliebt sich in Rosalie und macht ihr kurz darauf einen Antrag.  Doch seinen vier Brüdern ist sie ein Dorn im Auge, zu unangepasst ist ihnen die junge Frau. Durch eine Intrige versuchen sie, Rosalie von Franz zu trennen. Aber Vicki Baum und ihr aufgewecktes Tippfräulein Lilli lassen nicht zu, dass nur die Männer die Regeln diktieren und Rosalies Ruf ruinieren. Ab jetzt entscheiden die Frauen selbst, was Erfolg ist und wie jede von ihnen ihr Glück finden wird.

Beate Rygiert studierte Theater-, Musik- und Literaturwissenschaft in München und Florenz und war danach als Dramaturgin an verschiedenen Theatern engagiert. Im Jahr 2000 legte sie mit Bronjas Erbe ihren ersten Roman vor, 2001 folgte Die Fälscherin. Mit Die Pianistin eroberte sie sie 2020 die Spiegel-Online-Bestsellerliste. Ihre Romane werden außerdem in zahlreiche Sprachen übersetzt. Beate Rygiert lebt und arbeitet im Schwarzwald.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843725804
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.11.2021
AuflageAuflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3404 Kbytes
Artikel-Nr.5725553
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Der Taxifahrer trat fluchend auf die Bremse und riss das Steuer herum, um die Pferdedroschke zu überholen, die den Weg versperrte.

»Immer mit der Ruhe«, rief Rosalie durch das Schiebefenster hindurch nach vorn und hielt sich an der Lederschlaufe über der Kabinentür fest. »Ich würde gerne in einem Stück beim Verlag ankommen.«

Der Fahrer brummte etwas Unverständliches und bog endlich in die Kochstraße ein. Vor dem prächtigen dreigeschossigen Eckgebäude zur Charlottenstraße mit der Nummer 23 kam er zum Stehen.

»In einem Stück, das Frollein«, erklärte er frech und schob sein Käppi in den Nacken, hielt ihr den Schlag auf und starrte auf ihre seidenbestrumpften Füße in den hochhackigen Riemchensandalen, während sie ausstieg. Gott, dachte Rosalie, wie anders das Leben doch in Paris war. Jedes Mal, wenn sie von dort nach Berlin zurückkam, brauchte sie mindestens einen Tag, um sich an die Umgangsformen hier zu gewöhnen. Sie drückte dem Mann einen Geldschein in die Hand und trat durch die Drehkreuztür des Portals, über dem eine große, in Stein gemeißelte Eule wachte.

Wie immer, wenn sie diese Schwelle überschritt, begann ihr Herz auch jetzt in einem anderen Rhythmus zu schlagen. Hier waren die Heimat des gedruckten Wortes und das größte Verlagsimperium Europas. Sicher: Paris hatte mehr Charme, mehr Klasse und Eleganz, da mochte ihre Freundin Vicki Baum sagen, was sie wollte. Das Ullstein-Haus allerdings stand in Berlin, und so etwas gab es sonst nirgendwo.

»Herzlich willkommen, Frau Dr. Gräfenberg«, sagte der Pförtner, und Rosalie strahlte ihn an.

»Danke, Herr Tomaschke«, antwortete sie. »Wie schön, mit meinem Namen begrüßt zu werden.«

»Das ist doch selbstverständlich, gnädige Frau«, erklärte Tomaschke mit verhohlenem Stolz. »Ich kenne jeden beim Namen, der hier aus- und eingeht.«

»Herr Bernhard erwartet mich«, sagte Rosalie, und der Pförtner hob den Apparat ab, um sie anzukündigen.

»Gehen Sie nur«, sagte er. »Ich sag oben Bescheid.«

Emsige Geschäftigkeit empfing sie in der Eingangshalle. Botenjungen mit oder ohne Rollwagen voller Akten flitzten die Flure entlang. Eine Tür flog auf, und Rosalie erhaschte einen kurzen Blick in die riesige Setzerei, wo in scheinbar endlosen Reihen Männer Bleibuchstaben aus halb aufgerichteten Setzkästen nahmen und sie mit flinken Fingern zu Wörtern und Sätzen zusammensetzten, die man am folgenden Tag in einer der Zeitschriften oder Zeitungen des Hauses lesen würde. Georg Bernhards Büro befand sich im zweiten Stock, und Rosalie beschloss, statt der zentralen Treppe den Paternoster zu nehmen.

Seit ihrer Scheidung lebte sie in Paris und schickte von dort Artikel und Reiseberichte an viele verschiedene deutsche Zeitungsredaktionen. Vor allem jedoch schrieb sie für den Ullstein Verlag, wo ihre Beiträge in der Unterhaltungszeitschrift Uhu, in der Berliner Illustrirten Zeitung, kurz BIZ genannt, und vor allem in der Vossischen Zeitung veröffentlicht wurden, deren Chefredakteur der berühmte Georg Bernhard war, ein Mann Ende vierzig mit einem riesenhaften Mund, der, wenn er lächelte, buchstäblich von einem Ohr bis zum anderen zu reichen schien. Rosalie mochte ihn, er war klug und hatte einen beißenden Humor, und obwohl jeder wusste, dass die Vossische, wie sie in Berlin liebevoll genannt wurde, ein Zuschussgeschäft für die Gebrüder Ullstein bedeutete, galt Bernhard als eine der wichtigsten Größen innerhalb der komplizierten Personalstruktur des Presseimperiums. Außerdem hatte er einen Sitz im Reichstag, und das war für alle Beteiligten ein großer Vorteil.

»Wie geht es Ihnen, Frau Henschke?«, fragte Rosalie Bernhards Vorzimmerdame, eine Dame um die fünfzig mit strenger Steckfrisur und einer Schwäche für ausgefallene Parfums. Aus diesem Grund hatte Rosalie ihr auch dieses Mal ein kleines Präsent aus dem Hause Houbigant mitgebracht, das seine Wirkung nicht verfehlte. »Haben Sie das schon?«, fragte Rosalie und deutete auf das Etikett, auf dem der mit Blüten umrankte Name Quelques Fleurs stand. »Es ist das erste Parfüm der Welt, in dem mehrere Blütendüfte vereinigt wurden.«

»Wie nett von Ihnen!« Irmtraut Henschke öffnete vorsichtig den Flacon, um an ihm zu schnuppern. »Einfach hinreißend! Frau Dr. Gräfenberg, das werde ich Ihnen nie vergessen. Und wie elegant Sie wieder sind. Diese Frisur ...« Ihr Blick wanderte von Rosalies kess geschnittenem dunklen Bubikopf zu ihrem leichten Sommermantel und dem dazu passenden Kleid in der Farbe von Rosenholz. »Ist das Seide?«

Noch ehe Rosalie antworten konnte, flog die Tür zum Büro des Chefredakteurs auf, und Bernhard stand auf der Schwelle.

»Na, da ist sie ja«, begrüßte er Rosalie und winkte sie herein. »Frisch aus der Weltstadt Paris importiert.« Er beugte sich über ihre Hand und deutete einen Handkuss an, was Rosalie überraschte. Ansonsten gab einer wie Bernhard nicht viel auf solche Förmlichkeiten, außer man begegnete sich auf dem Presseball oder bei einem offiziellen Empfang. »Was macht unser Erzfeind?« Er lachte scheppernd, nachdem er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Nein, natürlich will ich sagen: Was macht das zarte junge Pflänzchen der deutsch-französischen Freundschaft?«

»Es wächst und gedeiht, und ich hoffe, es wird einmal aufs Schönste erblühen«, gab Rosalie zurück. »Ich kenne niemanden in Paris, der sich das nicht ebenfalls wünscht.«

Bernhard bat sie nicht wie üblich, auf dem Besucherstuhl an seinem Schreibtisch Platz zu nehmen, sondern führte sie zu der kleinen Sitzgruppe in der Ecke, die er für Ehrengäste bereithielt, wie Frau Henschke Rosalie einmal verraten hatte.

»Ihre Reportage aus Westafrika war recht hübsch«, eröffnete er nun das Gespräch. »Sie kam gut an. Was haben Sie uns dieses Mal Schönes mitgebracht?«

»Ein Interview mit Aristide Briand«, antwortete Rosalie und bemühte sich, nicht allzu stolz zu klingen. Dass es ihr gelungen war, einen ganzen Nachmittag lang mit dem früheren französischen Premier- und gegenwärtigen Außenminister, der gemeinsam mit Gustav Stresemann für die Annäherung der beiden Länder den Friedensnobelpreis erhalten hatte, über die Zukunft Europas zu sprechen, war tatsächlich eine journalistische Meisterleistung und verdankte sich Rosalies Gabe, Kontakte nicht nur zu knüpfen, sondern auch zu pflegen. Sie kannte Kollegen, die hätten gemordet, um einen Termin bei Briand zu bekommen, und prompt entgleisten ihrem Gegenüber für einen Augenblick die Gesichtszüge. Von wegen »recht hübsch«, dachte Rosalie voller Genugtuung, ließ jedoch nichts von ihrem Triumphgefühl merken. Stattdessen holte sie den Artikel aus ihrer Rindsledertasche und reichte ihn Bernhard. »Selbstverständlich ist es ein Exklusiv-Interview«, fügte sie sachlich hinzu.

Bernhard griff nach den von ihr sauber getippten Blättern und begann zu lesen. Rosalie schlug ein Bein über das andere und lehnte sich in die Lederpolster zurück. Zu gern hätte sie sich eine Zigarette angezündet, doch sie ließ es sein. Zwar rauchten die Redakteure im Allgemeinen wie die Schlote, bei einer Frau fand sie selbst das jedoch wenig attraktiv.

»Nicht schlecht«, meinte Bernhard und legte den Artikel zurück auf den Tisch und musterte sie aus seinen dunklen Augen hinter den runden Gläsern seiner Hornbrille. »Wie kommt es eigentlich«, sagte er dann, und sein Mund zog sich wieder in die Breite, »dass eine elegante Dame wie Sie sich so für Politik interessiert?«

Rosalie blieb einen Moment lang die Luft weg. Waren denn Politik und Eleganz in seinen Augen unvereinbar?

»Vermutlich fasziniert mich die Eleganz politischer Lösungen«, antwortete sie und wünschte sich nun noch sehnlicher eine Zigarette. »Und die Politik eleganter Menschen.«

»Was werden Sie als Nächstes Elegantes für uns schreiben?«

»Im September würde ich gern zur Völkerbundversammlung nach Genf fahren und über die Verhandlungen zur Räumung des Rheinlands berichten.«

Bernhards Augen wurden schmaler. »Tut mir leid«, sagte er, und jede Jovialität war aus seiner Stimme gewichen. »Das ist Aufgabe des Chefredakteurs.«

»Oh«, machte Rosalie. »Sie fahren selbst?« Es war, soweit sie informiert war, schon lange nicht mehr vorgekommen, dass Bernhard sich höchstpersönlich auf eine solche Pressereise begeben hatte.

»So ist es.« Er warf ihr einen lauernden Blick zu. »Allerdings ... Wie wäre es, wenn wir gemeinsam fahren würden?«

»Nach Genf?« Rosalie musste kurz blinzeln und versuchte zu verstehen, was er ihr wirklich sagen wollte. Doch natürlich war es nur allzu offensichtlich.

»Ja, nach Genf«, wiederholte er und lehnte sich nun ebenfalls entspannt in seinem Sessel zurück. »Und außerdem ... Was halten Sie davon, mit mir heute...
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Autor

Beate Rygiert studierte Theater-, Musik- und Literaturwissenschaft in München und Florenz und war danach als Dramaturgin an verschiedenen Theatern engagiert. Im Jahr 2000 legte sie mit Bronjas Erbe ihren ersten Roman vor, 2001 folgte Die Fälscherin. Mit Die Pianistin eroberte sie sie 2020 die Spiegel-Online-Bestsellerliste. Ihre Romane werden außerdem in zahlreiche Sprachen übersetzt. Beate Rygiert lebt und arbeitet im Schwarzwald.