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Die Hoffnung nach der Krise

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am30.08.2021Auflage
Krisen können Ökonomien von innen heraus verändern, neue Epochen einleiten und Kultursysteme neu konfigurieren. Beispiele sind die Renaissance, die Aufklärung, das industrielle Zeitalter, die Konsumgesellschaft, die POP-Ära u.a  Viele dieser Epochen hatten ebenfalls symbolische Auslöser, die etwas zum Durchbruch brachten, was latent bereits in der Gesellschaft vorhanden war. Die Coronakrise beendet die Ära der ungebremsten Erhitzung und Beschleunigung, des Steigerungswahns der letzten Jahrzehnte und der entfesselten Industrialisierung. Dieses Buch knüpft an Die Zukunft nach Corona an, ohne eine Corona-Bilanz zu sein. Es kreist erneut um den Begriff der RE-GNOSE, der zu einer Art Kultbegriff geworden ist. Es zeigt die aktuellen Mindshifts und erklärt wie sich die Zukunft in uns immer wieder neu erfindet.

Matthias Horx, geboren 1955, ist einer der einflußreichsten Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum. Seine Leidenschaft gilt seit über 30 Jahren den Transformationsprozessen in Wirtschaft und Gesellschaft. Nach seinem Soziologiestudium in den achtziger Jahren schlug er die journalistische Laufbahn ein und schrieb u. a. für TEMPO, MERIAN und die ZEIT. Als Publizist und Buchautor beschäftigte er sich vor allem mit dem Wertewandel, Jugendkulturen und den Modernisierungsprozessen in der Gesellschaft. 1993 war er Mitgründer des TRENDBÜRO Hamburg, Deutschlands erster Trend-Beratungsagentur. 1998 gründete er das Zukunftsinstitut, einen Prognose-Think-Tank, der heute zahlreiche auch internationale Unternehmen in allen Wirtschaftsbereichen berät. Seit 2007 ist er Dozent für Trend- und Zukunftsforschung an der Zeppelin-Universität am Bodensee. Matthias Horx ist Autor mehrer Bestseller. U.a.  'Wie wir leben werden' und 'Das Megatrend-Prinzip'.
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Produkt

KlappentextKrisen können Ökonomien von innen heraus verändern, neue Epochen einleiten und Kultursysteme neu konfigurieren. Beispiele sind die Renaissance, die Aufklärung, das industrielle Zeitalter, die Konsumgesellschaft, die POP-Ära u.a  Viele dieser Epochen hatten ebenfalls symbolische Auslöser, die etwas zum Durchbruch brachten, was latent bereits in der Gesellschaft vorhanden war. Die Coronakrise beendet die Ära der ungebremsten Erhitzung und Beschleunigung, des Steigerungswahns der letzten Jahrzehnte und der entfesselten Industrialisierung. Dieses Buch knüpft an Die Zukunft nach Corona an, ohne eine Corona-Bilanz zu sein. Es kreist erneut um den Begriff der RE-GNOSE, der zu einer Art Kultbegriff geworden ist. Es zeigt die aktuellen Mindshifts und erklärt wie sich die Zukunft in uns immer wieder neu erfindet.

Matthias Horx, geboren 1955, ist einer der einflußreichsten Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum. Seine Leidenschaft gilt seit über 30 Jahren den Transformationsprozessen in Wirtschaft und Gesellschaft. Nach seinem Soziologiestudium in den achtziger Jahren schlug er die journalistische Laufbahn ein und schrieb u. a. für TEMPO, MERIAN und die ZEIT. Als Publizist und Buchautor beschäftigte er sich vor allem mit dem Wertewandel, Jugendkulturen und den Modernisierungsprozessen in der Gesellschaft. 1993 war er Mitgründer des TRENDBÜRO Hamburg, Deutschlands erster Trend-Beratungsagentur. 1998 gründete er das Zukunftsinstitut, einen Prognose-Think-Tank, der heute zahlreiche auch internationale Unternehmen in allen Wirtschaftsbereichen berät. Seit 2007 ist er Dozent für Trend- und Zukunftsforschung an der Zeppelin-Universität am Bodensee. Matthias Horx ist Autor mehrer Bestseller. U.a.  'Wie wir leben werden' und 'Das Megatrend-Prinzip'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843725743
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum30.08.2021
AuflageAuflage
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4501 Kbytes
Artikel-Nr.5725582
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die Krise als Abenteuer
Enttäuschungen und Hoffnungen

Man kann jede Krise als eine Art Expedition, eine Abenteuerreise verstehen, die in vier Phasen verläuft. Dabei ist die dritte Phase die eigentliche »Krise«, in der alles zusammenbricht. Von dieser Phasen-Logik erzählen Astronauten, die ein Jahr lang im Orbit zubrachten. Arktis-Forscher, die Monate im Dunklen auf Stationen im ewigen Eis aushalten, wenn der Wind heult. Oder U-Boot-Fahrer, die monatelang auf Tauchfahrt sind.3 Der Polarforscher Shackleton, der auf seiner Antarktis-Expedition 635 Tage im Eis gefangen war, berichtete vom dunklen Zorn, der nach einem Jahr im Eismeer seine Mannschaft überfiel. Es häuften sich Streitigkeiten, Trunkenheit, Unfälle, Verluste von Armen, Beinen, Vorräten und Menschenleben. Die Disziplin versank in einem Sumpf aus Selbstmitleid und Bereitschaft zur Meuterei.
Das Phänomen der dritten Phase

Die vier Phasen einer Krise sind:
Anfangseuphorie: Ready to fight, ready to go!
Gewöhnungsphase: Routinen setzen sich durch.
Erschöpfung und Bezichtigung: Die Nerven und der Sinn gehen verloren.
Heimkehr und Hoffnung: Entstehen des Neuen Normal.

Krisen-Katharsis, die

Eine Katharsis (altgriechisch κάθαÏÏÎ¹Ï »Reinigung«) ist jener Zustand, in dem sich innere Konflikte und Emotionen in einen Ausbruchszustand hineinsteigern. Es kommt zu Gefühlseruptionen, die im günstigsten Falle zu einer inneren Wendung, einer Bereinigung und Akzeptanz führen. Im negativen Fall kommt es zu einer Abwärtsspirale, einer Dekonstruktion mit anschließender Depression.


Der Dritte-Phase-Effekt hat etwas mit unserem Dopamin-System zu tun, mit jenem körpereigenen Hormon, das uns zu ungewöhnlichen Leistungen antreibt. An der Startrampe zum Raumschiff, beim Auslaufen des Schiffes aus dem Hafen, mobilisieren wir zunächst alle Energien. Wir sind euphorisiert, voller Adrenalin und Kampfbereitschaft angesichts einer Gefahr, die wir meistern wollen. So war es in der ersten Corona-Welle im Frühling 2020. In der zweiten Phase bilden sich Routinen der Gewöhnung aus - hier wirkt das Oxytocin, jenes Hormon, das uns in einen Zustand gemeinsamer Verbundenheit und Entspannung versetzt. Wie im Sommer 2020, als alles schon vorbei zu sein schien in Sachen Corona.

Doch wenn unsere Expedition länger dauert, geraten wir in eine Energiekrise. Pünktlich zum Jahreswechsel 2021, bei wieder steigenden Infektionszahlen, kippte die öffentliche Stimmung in den Modus des marodierenden Zorns. Das mediale System ging wieder in den Zustand des Competitive Complaining - jenes Beklagungs- und Bezichtigungs-Wettbewerbs über, in dem nur noch das Negative zählt, das man sich gegenseitig um die Ohren haut.
Die dritte Krisenphase Alle hacken aufeinander ein Julian Horx
In dieser chaotischen dritten Krisenphase entsteht ein moralisierender Meinungskrieg, der sich in Schuldvorwürfen erschöpft - die »Meineritis«. Mein Freund, der Autor Michael Lehofer, hat diesen Effekt der »Vermeinung« in seinem Buch Mit mir sein4 so beschrieben:
Gerade in einer Situation, in der man nicht in der Lage ist, sich zu orientieren, zu wissen, wie etwas ist, neigen wir dazu, uns statt der Orientierung eine eigene Meinung zu bilden. Die innere Stellungnahme soll uns jene Sicherheit bieten, die uns die Welt nicht geben kann. Der Nachteil an dieser sehr häufigen Theorie ist, dass wir durch die Meinungen bereits zu wissen glauben, wie es ist. Wir blicken also nicht mehr neugierig und aufmerksam auf die Welt. Meinungen beenden das Interesse an etwas und schließen uns von der Welt ab. Sie führen dazu, dass wir den Wahrnehmungsprozess abschließen und der Kommentar sind, mit dem wir uns die Welt erklären.
Krise bedeutet Kontrollverlust. Sie stellt immer ein unauflösbares Dilemma dar. Das ist das Wesen einer Krise, und in einer Pandemie sind alle Maßnahmen in irgendeinem Sinne falsch: Alles schließen, alles öffnen, Schulen schließen, Läden dichthalten, Kinder impfen, nächtliche Ausgangssperren, vorsichtige Öffnungen - was immer wir auch wollten oder bevorzugten oder für unabdingbar hielten, welchen wissenschaftlichen oder moralischen Kriterien wir auch folgten - es hat immer fatale Auswirkungen woanders.

Durch eine echte Krise kann man sich deshalb nur hindurchlavieren. Man befindet sich immer auf unbekanntem Terrain. Wenn man dabei wach bleibt, gerät man in ein inneres Lernen. Einen Prozess der Umwandlung. Die Griechen nannten das die Katharsis. Die Verabschiedung von den Illusionen und Trugbildern, die man mit der Wirklichkeit verwechselte. Die Sicht wird wieder klar.

Paradoxerweise ist es gerade die dritte Phase, in der sich die Lösungen abzeichnen. Mitten im Trubel der Selbst- und Fremdvorwürfe ist die Sache längst entschieden. Jetzt fügen sich die einzelnen Erkenntnisse und Irrtümer zu einem Wirkungssystem zusammen. Das Ende der Krise ist in Sichtweite, aber unser Hirn hat sich in Erschöpfung und Beleidigung verirrt.

»Freude ist eine Form des Widerstands.«Alicia Keys

In Phase vier könnten wir glücklich aus dem All zur Erde zurückkehren. Oder mit unserem Expeditionsschiff in den Hafen einlaufen, wo am Ufer Menschen warten, die begeistert klatschen. Allerdings kann man diese Begeisterung nur spüren, wenn man sich unterwegs verwandelt hat. Sonst werden die Kaimauern alt und grau aussehen, und die Blaskapelle macht nur Lärm. Und wir fangen wieder dort an, wo wir vorher schon gescheitert sind.
Die Epidemie des Zynismus

Corona hat ein Phänomen hervorgebracht - oder vielmehr herausgelockt - das ich pandemischen Zynismus nennen möchte.

Zynismus ist eine Verherrlichung von Negativität. Zynische Menschen haben das Staunen verlernt - jene ursprüngliche Neugier, mit der wir die Welt als Wandel betrachten können.

Die gröbste Variante des Zynismus ist der Zynismus der Macht. Wir haben in der Corona-Zeit viele große Lügner erlebt: Trump, Putin, Bolsonaro, Lukaschenko. Männer, die ihre Macht durch eine durch und durch zynische Welthaltung errungen haben. Corona hat diesen Macht-Zynismus, der auf dem Diktat der Lüge beruht, deutlicher gemacht. Der Populismus hat in der Pandemie weitgehend versagt, weil er sich niemals auf eine sorgende Haltung zur Gesellschaft einlassen kann. Die Corona-Todesraten waren in vielen Autokratien besonders hoch. Und die Menschen besonders verzweifelt.

Zynismus ist aber auch eine Art innerer Zaubertrick: Eine mentale Strategie, mit dem Leiden, das mit der menschlichen Existenz verbunden ist, umzugehen. Er besteht in einer Haltung negativer Überlegenheit.

Der Zyniker ist der Meister des Abwärtsvergleichs. Er vergleicht das, was er als Wirklichkeit erlebt, immerzu mit seinen Ansprüchen. Da seine Ansprüche immer auf Perfektion zielen, fällt die Wirklichkeit in seinen Augen in die Kategorie »unzumutbar«. Aus dieser negativen Differenz bezieht er seine höhnische Haltung.

Zyniker sind ins Misslingen verliebt. Sie beziehen ihr Selbstwertgefühl aus einer Pose der Überlegenheit. Sie haben immer alles schon gewusst, wissen immer alles besser. Das ist die Stimmungslage der manischen Internet-Kommunikation, der digitalen Häme, der unendlichen Hick-Hack-Debatten, die zu nichts führen als zu geistigen Entzündungen.

Auch Verschwörungstheorien sind Spielarten des Zynismus. Man umgibt sich mit der Aura des Geheimwissens - »Bill Gates steckt hinter allem« -, um nichts an sich herankommen zu lassen. Für die Corona-Verschwörer sind diejenigen, die ihren Wahn nicht teilen, »Schlafschafe«. Dabei sind sie selber niemals aufgewacht aus ihrer Angst.

Eine weitere Variante des Zynismus ist das, was man gestapelte Negativität nennen kann. In dieser Haltung wird das Kritische, das Skeptische, zu einer hermetischen Weltsicht verherrlicht. Zu einer Ideologie, in der das Positive, oder Bessere, eine pure Illusion ist. Es handelt sich um einen Hochmut, der aus innerer Verzweiflung stammt.

Als ehemaliger Journalist ist mir der »SPIEGEL-Zynismus« ziemlich vertraut. In den meisten Storys dieses Nachrichtenmagazins steht ein großes ABER oder DOCH am Anfang und am Schluss jeder Geschichte. Das klingt dann manchmal so wie in den folgenden Sätzen: Die Digitalisierung in den Schulen kommt voran - ABER es ist alles noch schlimmer als gedacht ... Ein Umweltproblem wurde gelöst, DOCH dadurch werden andere Umweltprobleme noch schlimmer ... Es gibt weniger reale Verbrechen, ABER das wird sich bald ändern ... Ein Krieg wurde beendet, ABER er ist noch nicht vorbei ... Die Impfungen gehen jetzt schneller, ABER jetzt streiten sich die Hausärzte um die Verteilung des Impfstoffes.

Auf diese Weise befindet sich die Welt in einer unentwegten Abwärtsspirale. Gestapelte Negativität türmt so lange Probleme übereinander, bis es kein Durchkommen mehr gibt. Niemals ist etwas genug. Jede Lösung weist auf ein noch größeres Problem hin. Niemals gelingt etwas, und Erfolge sind immer nichtig.

Der Sound der Hoffnungslosigkeit.

Frei nach James Bond: Die Welt ist nie genug!

Es gibt noch andere Varianten des Zynismus. Zynismus des Reichtums und der Verachtung...
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Autor

Matthias Horx, geboren 1955, ist einer der einflußreichsten Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum. Seine Leidenschaft gilt seit über 30 Jahren den Transformationsprozessen in Wirtschaft und Gesellschaft.Nach seinem Soziologiestudium in den achtziger Jahren schlug er die journalistische Laufbahn ein und schrieb u. a. für TEMPO, MERIAN in die ZEIT. Als Publizist und Buchautor beschäftigte er sich vor allem mit dem Wertewandel, Jugendkulturen und den Modernisierungsprozessen in der Gesellschaft. 1993 war er Mitgründer des TRENDBÜRO Hamburg, Deutschlands erster Trend-Beratungsagentur. 1998 gründete er das Zukunftsinstitut, einen Prognose-Think-Tank, der heute zahlreiche auch internationale Unternehmen in allen Wirtschaftsbereichen berät. Seit 2007 ist er Dozent für Trend- und Zukunftsforschung an der Zeppelin-Universität am Bodensee. Matthias Horx ist Autor mehrer Bestseller. U.a. "Wie wir leben werden", "Das Megatrend-Prinzip" und "Die Zukunft nach Corona".