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Das Haus der Libellen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
DuMont Buchverlag GmbHerschienen am01.07.20211. Auflage
Ein geheimnisvolles Anwesen, zwei rätselhafte Geschwister, eine große Liebe Hals über Kopf kehrt die 28-jährige Sophie an den magischen Ort ihrer Kindheit zurück, die alte Villa der Nachbarfamilie von Gutenbach. Hier verbrachte sie früher jede freie Minute mit den ätherisch-schönen Geschwistern Noah und Emilia. Mit siebzehn wurden Noah und sie ein Liebespaar, und Sophie erlebte ihre bislang glücklichste Zeit - bis Noah fünf Jahre später von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben verschwand. Nun führt ein Brief Sophie zurück in das geheimnisvolle Haus, in dem Emilia nach dem plötzlichen Tod der Eltern alleine wohnt: Noah ist erneut verschwunden, und seine Schwester bittet Sophie um Hilfe. Sophie zögert, der schmerzhafte Gedanke an ihre große Liebe lässt sie auch nach all den Jahren nicht los, doch dann ergreift sie die Chance: Sie muss Noah finden, vielleicht kann sie so endlich mit der Vergangenheit abschließen und ihr gebrochenes Herz erneut verschenken.

Emma Behrens, geboren 1989, wuchs in einem kleinen Dorf auf dem Land auf und studierte später Philosophie sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin. Sie wohnte unter anderem in Kanada, Australien und den USA und hat eine Schwäche für englischsprachige Literatur. Sie arbeitet mit Büchern, die genau wie das Reisen ihre Leidenschaft sind. >Das Haus der Libellen< ist ihr erster Roman.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin geheimnisvolles Anwesen, zwei rätselhafte Geschwister, eine große Liebe Hals über Kopf kehrt die 28-jährige Sophie an den magischen Ort ihrer Kindheit zurück, die alte Villa der Nachbarfamilie von Gutenbach. Hier verbrachte sie früher jede freie Minute mit den ätherisch-schönen Geschwistern Noah und Emilia. Mit siebzehn wurden Noah und sie ein Liebespaar, und Sophie erlebte ihre bislang glücklichste Zeit - bis Noah fünf Jahre später von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben verschwand. Nun führt ein Brief Sophie zurück in das geheimnisvolle Haus, in dem Emilia nach dem plötzlichen Tod der Eltern alleine wohnt: Noah ist erneut verschwunden, und seine Schwester bittet Sophie um Hilfe. Sophie zögert, der schmerzhafte Gedanke an ihre große Liebe lässt sie auch nach all den Jahren nicht los, doch dann ergreift sie die Chance: Sie muss Noah finden, vielleicht kann sie so endlich mit der Vergangenheit abschließen und ihr gebrochenes Herz erneut verschenken.

Emma Behrens, geboren 1989, wuchs in einem kleinen Dorf auf dem Land auf und studierte später Philosophie sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin. Sie wohnte unter anderem in Kanada, Australien und den USA und hat eine Schwäche für englischsprachige Literatur. Sie arbeitet mit Büchern, die genau wie das Reisen ihre Leidenschaft sind. >Das Haus der Libellen< ist ihr erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783832171155
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.07.2021
Auflage1. Auflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2793 Kbytes
Artikel-Nr.5726486
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


KAPITEL 2

Die Blaugrüne Mosaikjungfer

»Hey«, rief ich und lief barfuß über das taufrische Gras des Gartens. »Was machen Sie in den Büschen? Kommen Sie sofort da raus!«

Nachdem ich gestern Abend komplett angezogen auf dem Bett eingeschlafen und im Morgengrauen aus unruhigen Träumen erwacht war, konnte ich mich beim Anblick des Baldachins einen Moment lang nicht erinnern, wo ich mich befand. Ich tapste verschlafen ins Bad, wo mir neue dunkle Augenringe und meine unbezähmbaren Locken aus dem Spiegel entgegensprangen. Nach einer heißen Dusche zog ich unter dem indignierten Blick der Ur-Ur-Großmutter dann doch noch meinen Schlafanzug an und schlief weitere zwei Stunden. Als ich am Morgen erwachte, fühlte ich mich trotzdem gerädert. Ich machte mich auf die Suche nach Emilia, die nirgendwo im Haus zu finden war. Ihre Zimmertür war geschlossen, aber als sie nach mehrmaligem Klopfen nicht antwortete, spähte ich hinein. Es war das Turmzimmer, das viel moderner als meines, mit hellen Farben eingerichtet war. Es gab ein riesiges weißes Bett mit geschwungenem Kopfteil, vor dem eine Chaiselongue stand, mehrere Schaffelle lagen auf dem Parkettboden, Zeichnungen von Tieren und Pflanzen hingen an den Wänden. Überall waren Kleidungsstücke verteilt, die Schranktür ihres begehbaren Wandschranks stand offen, ein kurzes Paillettenkleid hing auf einem Kleiderbügel an der Tür. Von Emilia keine Spur. Im Pyjama ging ich durch das morgenstille Haus nach unten, aber weder im Kaminzimmer noch in der Bibliothek oder Küche war sie zu finden. Schließlich kochte ich mir einen Kaffee und versuchte meine Irritation über Emilias Abwesenheit zu unterdrücken. Ich setzte mich mit der dampfenden Tasse in der Hand auf die Terrasse in einen der Gartenstühle. Die Morgenluft war kühl und frisch und feucht, ich sog sie tief in meine Lungen. Das Licht lag noch ganz weich auf den Baumkronen, den dunkelgrünen, gelben und braunen Blättern und dem tiefgrünen Rasen. Der riesige Garten sah erstaunlich gepflegt aus, das Gras vor Kurzem geschnitten, die Bäume gestutzt, das gefallene Laub weggeharkt. Der Swimmingpool in der Mitte des Rasens war bereits für den Winter fertig gemacht und mit einer hellblauen Plastikplane bedeckt. Der Pfad aus großen flachen Steinen, der zum Pool führte, leuchtete hell und moosbefreit in der Morgensonne. Funkelnder Tau lag auf den Büschen und Gräsern, und weiter hinten konnte ich den glitzernden Fluss hinter den Trauerweiden ausmachen, der das Gelände auf dieser Seite begrenzte.

Gerade hatte ich die ersten paar Schlucke des starken, bitteren Kaffees getrunken, als ich eine Bewegung im Garten wahrnahm. Da machte sich jemand an den Rhododendren zu schaffen. War das Emilia? Nein, der Schemen war deutlich größer als ihre schlanke Form. Die Verunsicherung und Sorge, die meine Ankunft hier gestern Abend in mir hinterlassen hatten, bahnten sich in einem plötzlich aufkommenden Ärger ihren Weg. Was hatte diese Person hier zu suchen, musste das jetzt noch zu den unzähligen Baustellen und Problemen hinzukommen, die ich zu bearbeiten hatte?

Ich knallte meine Tasse auf den Tisch, stand auf und lief verärgert mit nackten Füßen in den Garten hinaus, auf der Suche nach dem Eindringling, der mein Morgenritual störte.

»Hallo, Sie! Hören Sie sofort auf, sich in den Büschen zu verstecken!«, sagte ich laut, während ich mit einer wirschen Handbewegung die Äste und Blätter des riesigen Rhododendrons beiseiteschob, wobei ein Schauer aus kleinen Tautropfen auf mich herabrieselte. Auf der anderen Seite des Strauchs, zwischen den Blaubeeren, dem Ginster und einer verblühten Hortensie, kam eine gebückte Person zum Vorschein, die sich nun aufrichtete. Es war ein hochgewachsener, gut gebauter Mann, der sich jetzt mit einer großen Gartenschere in der Hand zu mir umdrehte. Erschrocken machte ich einen Schritt zurück, die Äste schnellten mir ins Gesicht.

»Oh«, sagte ich wenig geistreich.

Er wand sich in einer geschickten Bewegung aus den Büschen heraus und kam neben mir hervor. Ein amüsiertes Lächeln lag auf seinem braungebrannten Gesicht, Lachfältchen kräuselten sich um die kastanienbraunen Augen. Einen Moment konnte ich mich nicht von ihnen lösen. Dann glitt sein Blick an mir herunter, und mir wurde plötzlich bewusst, dass ich in meinem ausgeleierten Schlafanzug mit rotbraunem Karomuster vor dem Fremden stand.

»Äh ...«, stotterte ich. »Sind Sie ein Einbrecher? Darauf bin ich nämlich jetzt nicht vorbereitet.«

Er lachte und warf dabei den Kopf in den Nacken. Überrascht beobachtete ich, wie kleine Grübchen um seinen Mund entstanden und seine kurzen braunen Locken mit der Bewegung mitschwangen. Irgendwie kam mir diese Geste vertraut vor, ich konnte aber nicht den Finger darauf legen, woher.

»Keine Sorge, von mir hast du nichts zu befürchten, ich bin hier nur der Gärtner, Sophie«, sagte er. Seine dunkle Stimme hatte ein warmes Timbre, das wie Honig meinen Rücken herunterlief. Das Lächeln blieb auf seinem Gesicht, während er mir wieder in die Augen sah. Aber jetzt war es an mir, ihn zu mustern, und tatsächlich, auf den zweiten Blick sah er mit seinen Stiefeln, der Arbeitshose und den Handschuhen weniger wie ein Einbrecher als wie der Gärtner aus. Er trug trotz der Morgenkühle nur ein Hemd, unter dem sich seine breite Brust abzeichnete. Schnell sah ich wieder nach oben in sein Gesicht. Irgendetwas darin kam mir vertraut vor.

Moment. Hatte er mich gerade bei meinem Namen genannt?

»Äh, also ...«

»Woher ich deinen Namen kenne?« Er lachte abermals, sein Adamsapfel sprang auf und ab, während mein Herz einen Hüpfer aussetzte. »Erinnerst du dich nicht? Ich war damals eine Klasse über dir.«

Aber natürlich! Jetzt setzte sich das Bild eines stillen, trotzigen Jungen mit wilden Locken, der sich von allen anderen fernhielt, mit dem dieses erwachsenen Mannes mit den breiten Schultern und der ruhigen Ausstrahlung zusammen. Auch wenn sie verschiedener nicht hätten sein können. Wenn ich mich recht erinnerte, war er kurz vor dem Abitur von der Schule abgegangen, aber ich wusste nicht, ob er eine Ausbildung oder an einem anderen Gymnasium das Abitur gemacht hatte. Nie hätte ich gedacht, dass aus dem aufsässigen Jugendlichen, der in den Pausen rauchte und lieber mit seiner Band in der Garage probte, als zur Schule zu gehen, dieser Mann hier werden würde. Seine eckigen Gesichtszüge, die an dem Jugendlichen noch etwas zu fragil und inkongruent gewirkt hatten, fügten sich nun in ein attraktives Gesicht mit ausdrucksstarken Zügen. Nur die Augen waren noch dieselben, ernst, und ein bisschen traurig sahen sie aus.

»Manuel?«, fragte ich erstaunt.

Das Strahlen in seinen Augen und das breite Lächeln waren Antwort genug.

»Du erinnerst dich also.« Etwas, das ich nicht deuten konnte, schwang in seiner Stimme mit.

»Sophie?«

»Ja?«

»Möchtest du dir nicht vielleicht Schuhe anziehen?«

Ich sah hinunter auf meine nackten Zehen, die vom Rasen und vom Tau feucht und kalt geworden waren. Ich biss mir auf die Unterlippe.

»Fünf Minuten, okay? Dann komme ich angezogen und mit einer zweiten Kaffeetasse auf die Terrasse, und wir fangen noch mal von vorne an?«

»Okay.«

Es dauerte eher zehn Minuten, bis ich mir hastig die Füße gewaschen, die Haare mit einem Zopfgummi gebändigt und Jeans und ein T-Shirt angezogen und eine Wolljacke übergeworfen hatte. Zuletzt schlüpfte ich in meine Sneakers, lief nach unten und griff die Kaffeekanne und eine weitere Tasse von der Anrichte. Als ich zurück auf die Terrasse kam, saß Manuel bereits in einem der zwei gusseisernen Stühle und sah in den Morgen hinaus, in dem die kräftiger werdende Sonne den Tau langsam in kleinen dampfenden Nebelstreifen aufsteigen ließ, die sich als Dunst über den Garten legten.

Als ich ihm Kaffee einschenkte und die Tasse reichte, lächelte er mich an, und ich musste wegschauen. Es irritierte mich, dass er so ein attraktiver Mann geworden war, dessen Ausstrahlung in jeder Hinsicht reif und erwachsen wirkte, wenn auch vielleicht ein bisschen melancholisch. Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander und tranken Kaffee, sahen in den Garten hinaus, er mit einer ruhigen Zufriedenheit, ich mit dem Gefühl, dass alles von früher sich scheinbar verändert hatte, alles außer mir selbst. Dieser Mann hier hatte in den letzten fünf, zehn Jahren sicher etwas aus seinem Leben gemacht, hatte eine hübsche Frau und zwei bezaubernde Kinder, ein schönes kleines Haus und konnte nun zufrieden auf die Arbeit seiner Hände hinabschauen. Nur ich war zwei Studienabschlüsse und eine Doktorarbeit, zwei verschlissene Ex-Freunde und ein halbes Jahr Arbeit im Denkmalamt später im Kern immer noch das Mädchen, das heimlich Noah vermisste. Ich war einfach nie gut in Angelegenheiten des Herzens gewesen.

Um mich von diesen Gedanken abzulenken, brachte ich ein Gespräch in Gang.

»Ich hätte nicht erwartet, dich hier anzutreffen«, sagte ich.

»Ich hätte dich auch nicht hier erwartet«, erwiderte er mit einem halben Lächeln in meine Richtung, und unsere Blicke kreuzten sich erneut, bis ich wegsah. Ich suchte nach einem unverfänglicheren Thema, denn meine Anwesenheit in der Villa wusste ich selbst nicht so recht zu erklären.

»Seit wann arbeitest du denn bei den von Gutenbachs?«, fragte ich.

Sein Gesicht verdüsterte sich. »Schon den ganzen Sommer lang, Robert von Gutenbach hat mich im Frühling eingestellt. Das war nur wenige Monate vor dem furchtbaren Unfall ... Hast du davon gehört?«

»Ja, deshalb bin ich hier«, sagte ich, erleichtert, dass sich eine einfache Erklärung angeboten hatte.

»Weißt du genauer, was passiert ist?«, fragte ich...
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