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Schwedische Familienbande

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
DuMont Buchverlag GmbHerschienen am17.09.20211. Auflage
Schweden im tiefsten Winter. Nur widerwillig tritt der ehemalige Großstadtpfarrer Samuel Williams seine neue Stelle in dem verschlafenen Dörfchen Klockarvik an. Doch der Schein trügt: Schon kurz nach seiner Ankunft stößt der Geistliche auf die Leiche des Hotelbesitzers Finn Mats Hansson - und Verdächtige gibt es zuhauf! Samuel Williams macht sich seine Position zunutze, um in seiner neuen Gemeinde nach schwarzen Schafen zu suchen. Selbst die anstehenden Weihnachtsvorbereitungen können ihn nicht von seinen Nachforschungen abhalten; einzig die traditionelle Teilnahme am Wasalauf, der berühmten Skilanglaufveranstaltung in Dalarna, bereitet ihm Schwierigkeiten. Dass der Geistliche sich in ihren Fall einmischt, gefällt der ermittelnden Kommissarin Maja-Sofia Rantatalo zunächst gar nicht, doch schließlich tut sie sich mit dem neugierigen Pfarrer zusammen. Gemeinsam lüften sie die Geheimnisse der verschrobenen Dorfbewohner und kommen dem Täter bald auf die Spur ...

MARIANNE CEDERVALL wurde 1949 als Tochter eines Pfarrers im südschwedischen Gotland geboren und arbeitete u. a. als Lehrerin. Nach >Schwedische FamilienbandeSchwedische SchwesternSchwedische Bekenntnisse< der dritte Fall für Pfarrer Samuel Williams.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextSchweden im tiefsten Winter. Nur widerwillig tritt der ehemalige Großstadtpfarrer Samuel Williams seine neue Stelle in dem verschlafenen Dörfchen Klockarvik an. Doch der Schein trügt: Schon kurz nach seiner Ankunft stößt der Geistliche auf die Leiche des Hotelbesitzers Finn Mats Hansson - und Verdächtige gibt es zuhauf! Samuel Williams macht sich seine Position zunutze, um in seiner neuen Gemeinde nach schwarzen Schafen zu suchen. Selbst die anstehenden Weihnachtsvorbereitungen können ihn nicht von seinen Nachforschungen abhalten; einzig die traditionelle Teilnahme am Wasalauf, der berühmten Skilanglaufveranstaltung in Dalarna, bereitet ihm Schwierigkeiten. Dass der Geistliche sich in ihren Fall einmischt, gefällt der ermittelnden Kommissarin Maja-Sofia Rantatalo zunächst gar nicht, doch schließlich tut sie sich mit dem neugierigen Pfarrer zusammen. Gemeinsam lüften sie die Geheimnisse der verschrobenen Dorfbewohner und kommen dem Täter bald auf die Spur ...

MARIANNE CEDERVALL wurde 1949 als Tochter eines Pfarrers im südschwedischen Gotland geboren und arbeitete u. a. als Lehrerin. Nach >Schwedische FamilienbandeSchwedische SchwesternSchwedische Bekenntnisse< der dritte Fall für Pfarrer Samuel Williams.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783832171179
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum17.09.2021
Auflage1. Auflage
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4335 Kbytes
Artikel-Nr.5726495
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


EINS

Mittwoch, 23. November

Als Samuel Williams in Klockarvik eintraf, hatte es aufgehört zu schneien. Die Straßen von Västerås nach Dalarna waren teils vereist gewesen, und nun brannten ihm die Augen, weil er sich wegen der wirbelnden Flocken so sehr hatte konzentrieren müssen. An sich war es eine schöne Strecke, das wusste er, doch an diesem Tag gab es nichts anderes als Schnee zu sehen, nicht mal der atemberaubende Blick von Söderåsen über den Siljan hatte sich ihm präsentieren wollen. Zwischen Mora und Klockarvik hatte sich langsam ein Wetterumschwung abgezeichnet: Es schneite nicht länger, wurde aber kälter. Die offene Landschaft wandelte sich und auf dem letzten Stück schlängelte sich der Weg durch einen dichten und dunklen Kiefernwald.

Samuel stellte den Motor ab und löste den Sicherheitsgurt, bevor er einen Blick auf sein Handy warf. Es blieb ihm noch eine Viertelstunde bis zum Treffen mit seiner neuen Chefin, Hauptpastorin Ellinor Johannesson. Er stieg aus dem Wagen, wobei seine frisch polierten Halbstiefel im Schnee versanken, und schaute sich um. Die Kirche lag auf der einen, das neu gebaute Gemeindehaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Trotz der modernen Bauweise war das Gemeindehaus ein schönes Gebäude, und es fügte sich bestens zwischen die alten Holzhäuser mit ihrer aufwendigen Verzierung. Diese Häuser standen sicher schon Hunderte von Jahren dort, wenn nicht länger.

Die Kälte war greifbar, die Luft rein und frisch. Minus zwölf Grad herrschten laut Temperaturanzeige des Autos. Samuel knöpfte den Mantel zu und zog den Wollschal fester um den Hals. Er konnte gut und gern noch eine Runde über den Friedhof drehen, ehe er zu seinem neuen Team stieß. Nach der langen Fahrt fühlte er sich steif, ein schmerzlicher Hinweis darauf, dass er nicht mehr der Jüngste war. Dabei tat er, was er konnte, um in Form zu bleiben. Ging regelmäßig ins Fitnessstudio und machte lange, flotte Spaziergänge. Er war gerade erst vierzig geworden und hatte deutlich gespürt, dass dieses Ereignis eine Erinnerung an die Vergänglichkeit des Lebens war. Vierzig war ein richtiges Greisenalter, hatten seine Kinder Alva und Gabriel bei ihrer großartigen und lustigen Rede während seiner Geburtstagsfeier zum Besten gegeben. Die beiden hatten dafür Jubel und Beifall geerntet, allein beim Gedanken daran musste Samuel lächeln. Und als Pfarrer wurde er ständig an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert, denn Beerdigungen waren ein gewöhnlicher Teil seiner Arbeit. Aber erst jetzt, seit er selbst vierzig war, fiel ihm auf, wie sehr er gealtert war.

Das Friedhofstor war gut geölt und fiel völlig lautlos hinter ihm ins Schloss. Samuel setzte seinen Gang über den schneebedeckten Weg fort. Auf den Grabsteinen lagen mindestens zehn Zentimeter Schnee, und die Wege waren nicht geräumt. Der Hausmeister hatte vermutlich eingesehen, wie sinnlos dieser Aufwand in Anbetracht der anhaltend widrigen Wetterumstände war. Samuel zog den Schal noch etwas fester und klappte den Mantelkragen hoch. Kalter Schnee hatte den Weg in einen seiner Stiefel gefunden und ließ ihn erschaudern. Hätte er mal lieber die teuren Wanderschuhe genommen, allerdings passten sie nicht wirklich zu seinem Mantel, und Autofahren konnte man mit ihnen auch nicht gut.

Er blieb stehen und schaute an sich hinunter. Der teure Mantel passte nicht in dieses Dorf, genauso wenig wie Samuel selbst. Er mochte schöne Kleidung von hoher Qualität, aber in Klockarvik würde er allein wegen der Temperaturen nicht wie in der Stadt herumlaufen können. Steppjacke, gefütterte Hose und Schnürstiefel waren hier angesagt. Und eine dieser lächerlichen Mützen mit Ohrenklappen. Vielleicht auch einfach eine gestrickte Zipfelmütze. Er seufzte schwer. Warum hatte er nicht einfach ins gemachte Bett fallen und die Stelle als Domkaplan in Västerås bekommen können? Sie war zum Greifen nah gewesen, und er hatte felsenfest daran geglaubt, dass die Stelle seine war, er hatte sogar so etwas wie eine Berufung gespürt. Der Boss, also Gott, wollte ihn sicher in der Domkirche haben, davon war er überzeugt gewesen, aber dann war der Job doch an eine Frau von der Westküste gegangen, eine Pfarrerin, die der gesamten Gemeinde und dem Stift völlig unbekannt war. Im Namen der Gleichberechtigung hatte Samuel sich geschlagen geben müssen. Da der Bischof und der Domdekan Männer waren, musste wenigstens die Stelle des Kaplans mit einer Frau besetzt werden. So hatte der Dekan es Samuel erklärt, der daraufhin irritiert und enttäuscht die große Kathedrale zu Västerås verlassen hatte und eine ganze Weile lang ohne Ziel und Sinn durch die Stadt geirrt war, während die Gedanken wie wütende Bienen durch seinen Kopf jagten.

Aber man brauchte schließlich einen Job, und die Interimsstelle als Pfarrer in Klockarvik im Norden Dalarnas, auf die er sich eher spaßeshalber beworben hatte, war plötzlich Realität geworden. Über das Dorf wusste er praktisch nichts, über Dalarna an sich auch nicht wesentlich mehr. Vage erinnerte er sich an ein Winterlager in Orsa, ein paar Kilometer von Klockarvik entfernt, wo er als Kind mal gewesen war. Langlauf und Abfahrtski waren Teil des Angebots gewesen. Abfahrt hatte ihm Spaß gemacht, Langlauf hingegen so gar nicht, dazu hatte er auch später im Leben keinen Bezug gefunden. Eigentlich hätte er liebend gern in Klockarvik angerufen und mit hochnäsiger Stimme verkündet, dass er einen wichtigeren Job gefunden habe, weshalb er »leider« das Angebot ausschlagen müsse und dieser einfachen ländlichen Gemeinde nicht dienen könne. Aber die harte Wirklichkeit hatte ihn gezwungen, die Vertretung in einem Kaff zu übernehmen, wo vermutlich jeder jede kannte und wo man nur etwas zählte, wenn man ein Stück Wald besaß, jagte oder einen unverständlichen Dialekt sprach. Samuel nannte nicht mal einen Baum sein Eigen, hatte in seinem Leben noch kein einziges Mal gejagt und den hiesigen Dialekt beherrschte er auch nicht. Hier wimmelte es vermutlich von Wolfshassern oder Menschen, die nicht gerade gütig auf Einwanderer blickten. Blieb die Frage, wie er das aushalten sollte. Seine täglichen Gebete schienen in diesem Fall kein bisschen geholfen zu haben. Dafür hatte der Boss von Samuels Vorurteilen und vorgefassten Meinungen Notiz genommen, und auf die göttliche Ermahnung hatte er auch nicht lange warten müssen. Früh am Morgen vor der Abfahrt, als er sich gerade rasierte, hatte er einen deutlichen Tadel vernommen.

Du bist gerade nicht nett, mein Sohn. Dazu auch nicht sonderlich begabt. Aber jetzt musst du los, die Gemeinde braucht dich.

Samuel blieb vor der Kirche stehen und ließ den Blick an der weiß gekalkten Wand entlanggleiten. Schon seit vielen Jahren ließ er sich auf sehr persönliche Art von Gott führen. Sicherlich hätte der eine oder die andere ein paar Takte dazu zu sagen gehabt, wenn sie etwas über dieses spezielle Verhältnis zwischen Samuel und seinem »Boss« gewusst hätten, aber das war ihm egal. Er stellte seine Fragen, und ja, vielleicht beruhten die ihm eingegebenen Antworten auf seiner eigenen Beurteilung, aber er verstand sie lieber als Führung vom göttlichen Vater selbst. Die Unterhaltungen mit Gott heiterten ihn einfach auf.

Und genau in diesem Moment, bevor er seinen neuen Job antrat, brauchte Samuel ein neuerliches Zwiegespräch mit seinem obersten Chef. Kein Ort eignete sich besser dafür als die heilige Stätte selbst, fand er und entschied, sich ein paar Minuten lang in die Kirche zu setzen. Er wollte seiner neuen Chefin in aller Deutlichkeit klarmachen, dass er nicht plante, in diesem kleinen Ort zu bleiben. Selbst wenn die Domkirche in Västerås ihn nicht wollte, dann gab es wahrlich noch andere und deutlich prestigeträchtigere Stellen. Beim Ableger der Svenska kyrkan in New York zum Beispiel, wo er auch ein paar Verwandte väterlicherseits hatte. Das sollte er definitiv noch zu seinem Lebenslauf hinzufügen. Ein großes Problem mit einer Stelle im Ausland wäre jedoch die Entfernung von seinen Kindern. Klar, sie lebten die meiste Zeit bei ihrer Mutter, aber die Ferien verbrachten sie immer bei ihm. Und Weihnachtsferien in New York waren ja an und für sich auch nicht schlecht, oder? Ausschlagen würden sie das sicher nicht. Und seine Lebensgefährtin Marit, mit der er jetzt gezwungenermaßen erst mal nicht mehr zusammenleben konnte, hätte vermutlich gegen Manhattan weit weniger einzuwenden als gegen Klockarvik. Sie war nicht gerade davon begeistert gewesen, dass er sich auf den Weg ins nordöstliche Dalarna gemacht hatte. Sie arbeitete als Diakonin in Västerås, eine Stelle, die sie gerade absolut nicht aufgeben wollte, weshalb sie plötzlich räumlich voneinander getrennt waren. Marit war unmissverständlich ebenfalls dafür, dass das Abenteuer in Dalarna so kurz wie möglich blieb, damit er wieder nach Hause kommen, sie endlich heiraten und Kinder bekommen konnten. Bei der Sache mit den Kindern waren sie sich etwas uneins, er hatte ja schließlich schon zwei großartige Kinder und war damit mehr als glücklich. Aber weil Marits Bedürfnis so stark war, musste er wahrscheinlich akzeptieren, noch einmal Vater zu werden. Ihr das auszuschlagen, wäre schwer.

Samuel steckte die Hände in die Taschen, umrundete die Kirche und erreichte den Eingang. Er prüfte die Klinke. Abgeschlossen. Typisch. Das Zwiegespräch mit Gott musste er offenbar anderswo halten. Er erschauderte und bog dann um den östlichen Teil der Kirche, hinter dessen dicken Wänden sich Altar und Chor verbargen.

Kaum hatte er die Ecke erreicht, blieb er wie angewurzelt stehen. Hatte er wirklich richtig gesehen oder spielten ihm die Schatten einen Streich? Schließlich war es seit seiner Ankunft noch dunkler geworden. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Vor...
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MARIANNE CEDERVALL wurde 1949 als Tochter eines Pfarrers im südschwedischen Gotland geboren und arbeitete u. a. als Lehrerin. Nach >Schwedische FamilienbandeSchwedische SchwesternSchwedische Bekenntnisse