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Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
264 Seiten
Deutsch
Kohlhammer Verlagerschienen am28.04.20211. Auflage
Modern research on matriarchy differs from earlier research on the subject by using an approach based on scientific methodology, as is demonstrated at the outset in this book. This is followed by a brief critical survey of previous research and its development. Modern matriarchy research is once again making accessible this completely different form of society & which is not an inversion of patriarchy. The way in which we conceive of matriarchal societies is being increasingly enriched through comparative cultural analyses. This approach affects and alters every sociocultural area of our knowledge. Modern matriarchal research therefore now forms part of basic research and represents a new philosophical paradigm. This first volume is devoted to contemporary matriarchal societies in East Asia, Indonesia and the Pacific.

Dr. Heide Göttner-Abendroth, philosopher and cultural researcher, is a freelance researcher and author. She founded the independent HAGIA International Academy for Modern Matriarchal Studies in 1986 and has since then been its Director.
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Produkt

KlappentextModern research on matriarchy differs from earlier research on the subject by using an approach based on scientific methodology, as is demonstrated at the outset in this book. This is followed by a brief critical survey of previous research and its development. Modern matriarchy research is once again making accessible this completely different form of society & which is not an inversion of patriarchy. The way in which we conceive of matriarchal societies is being increasingly enriched through comparative cultural analyses. This approach affects and alters every sociocultural area of our knowledge. Modern matriarchal research therefore now forms part of basic research and represents a new philosophical paradigm. This first volume is devoted to contemporary matriarchal societies in East Asia, Indonesia and the Pacific.

Dr. Heide Göttner-Abendroth, philosopher and cultural researcher, is a freelance researcher and author. She founded the independent HAGIA International Academy for Modern Matriarchal Studies in 1986 and has since then been its Director.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783170377011
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum28.04.2021
Auflage1. Auflage
Seiten264 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8276 Kbytes
Illustrationen29 Abbildungen, 5 Karten
Artikel-Nr.5727444
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Allgemeine Einleitung. Die Philosophie und Methodologie der modernen Matriarchatsforschung.

Dieses Kapitel bezieht sich auf die Gründung und Entwicklung der modernen Matriarchatsforschung, die als ein eigenständiger Wissensbereich zu gelten hat. Sie ist nicht noch eine weitere sozio-kulturelle Disziplin im Wissenschaftsbetrieb, da sie die Grenzen der herkömmlichen Disziplinen überschreitet. Nach meinem ersten theoretischen Entwurf dazu, was die moderne Matriarchatsforschung ist,1 entwickelte ich ihre Philosophie und Methodologie in ständiger Verbindung mit meiner konkreten Forschung zu matriarchalen Gesellschaften weiter. Es ist ein wechselseitiger Prozess, das heißt, die neuen Einsichten, die meine praktische Forschung hervorbrachte, konnten nur im Licht der Theorie verstanden werden, aber ohne diese konkrete Forschung wäre die Theorie steril und leer geblieben.

Das vorliegende Buch ist ein wichtiger Teil in dem gesamten Prozess, eine Philosophie oder Theorie des Matriarchats zu entwickeln. Es setzt in einem bedeutenden Schritt einen Teil davon in konkrete Forschungsaufgaben um, was in der Philosophie und Methodologie der modernen Matriarchatsforschung als ein programmatischer Rahmen skizziert worden ist. Natürlich konnte das Buch nur in Verbindung mit dieser Philosophie entstehen und ist ohne sie nicht vollends zu verstehen. Deshalb stelle ich in dieser Einleitung die Philosophie und Methodologie der modernen Matriarchatsforschung voran.

Weiter unten werde ich erläutern, welchem Teil der Theorie es entspricht. Dabei wird gleichzeitig klarer werden, was moderne Matriarchatsforschung ist und was sie alles umfasst.

Meine geistige Reise mit der Matriarchatsforschung

Warum habe ich mich mit diesem Gebiet, dessen zentraler Begriff so sehr missverstanden und das in der Sache häufig denunziert wird, überhaupt eingelassen? Während der Zeit, als ich traditionelle und moderne Philosophie studierte und meine Dissertation in Wissenschaftsphilosophie schrieb, quälte mich unausgesetzt die Frage, was dies eigentlich mit mir als Frau zu tun hat. Denn in allen philosophischen Systemen war stets allgemein vom »Menschen« die Rede, womit jedoch nur die männliche Hälfte der Menschheit gemeint war, die zur Norm erhoben und über alles gesetzt wurde. Die weibliche Hälfte der Menschheit existierte in diesen Theorien nicht, die Gleichsetzung von »Mensch« und »Mann« war in der Weltsicht und Sprache der europäisch-westlichen Philosophie allgegenwärtig. Ich fühlte mich hier fremd und litt unter einem schleichenden Verlust meiner Identität als Frau. So begab ich mich auf die Suche nach einer Welt und Denkweise, in der ich als Frau vorkam, und ich fand sie zu meiner Überraschung in der geschichtlichen Epoche vor der griechischen und römischen Zivilisation, einer Epoche, die noch nicht patriarchal geprägt war. Damit begann ich mit meiner Forschung zu matriarchalen Gesellschaften. Ich fing bei meinem eigenen kulturellen Hintergrund an und untersuchte die sozialen und mythologischen Muster der vor-patriarchalen Kulturen Europas, des Mittelmeerraumes und des Nahen Ostens (Westasiens). Dieses Doppelstudium, das offizielle und das inoffizielle, half mir, in der repressiven Institution Universität geistig-seelisch zu überleben.

Nachdem ich noch zehn Jahre Philosophie an der Universität gelehrt hatte,2 stand ich am Scheideweg: Wollte ich dieser patriarchalen Philosophie weiter dienen, oder wollte ich mich ganz der Matriarchatsforschung widmen, die vonseiten der Universität ignoriert wurde, aber im höchsten Grad sozial und politisch relevant war? Dies erkannte ich nur zu deutlich durch meine Aktivität in der beginnenden Zweiten Frauenbewegung und der Frauenforschung, durch welche die neue Matriarchatsforschung zum ersten Mal öffentlich gehört wurde. Ich entschied mich gegen eine universitäre Karriere, verließ diese Institution und gründete die autonome »Internationale Akademie HAGIA für Moderne Matriarchatsforschung«. Seither forsche und lehre ich als unabhängige Wissenschaftlerin im Kontext der feministischen und der alternativen Bewegungen. Für mich bedeutete diese Freiheit, mich so frei wie möglich von den patriarchalen Verinnerlichungen zu machen, welche die europäisch-westliche Philosophie und Wissenschaft ihren Schülern und Schülerinnen indoktrinieren. Natürlich wurde ich seither vom wissenschaftlichen Establishment diskriminiert und in der allgemeinen Öffentlichkeit denunziert.3

Von Anfang an bedeutete diese Aufgabe, die moderne Matriarchatsforschung zu entwickeln, zugleich eine tiefe Kritik des Patriarchats. Denn Frauen sind immer Fremde in einem patriarchalen System, immer unsichtbar, ungehört, immer die »Anderen«. Dies wird im Allgemeinen »Sexismus« genannt, doch es ist weit mehr, nämlich der Kolonialismus nach innen, der in patriarchalen Gesellschaften die Ausbeutung der Frauen in ihrer Gesamtheit bedeutet.4

Bei meiner Wurzelsuche nach einer von Frauen geprägten Weltsicht und Kultur in jenen Zeiten Europas, die vor dem europäischen Patriarchat lagen, stieß ich bald an unübersteigbare Grenzen: Die frühen matriarchalen Kulturen Europas, des Mittelmeerraumes und Westasiens waren schon lange zerstört. Nur Fragmente sind übrig geblieben, verzerrt durch dicke Schichten späterer Interpretationen; diese Reste sind nicht ausreichend, um das vollständige Bild matriarchaler Gesellschaften herauszufinden. Sie konnten mir nicht weiterhelfen zu erfahren, wie die Menschen in matriarchalen Gesellschaften leben, handeln, feiern und Politik machen. Wollte ich nicht Gefahr laufen, Wissen durch Phantasie zu ersetzen, musste ich den begrenzten Raum Europas verlassen.

So entschied ich mich, die ethnologische Forschung heranzuziehen, die zu diesem Thema unternommen worden war. Aber in dieser Disziplin begegneten mir dieselben Vorurteile über matriarchale Kulturen, dieselbe Fragmentierung und Verzerrung der Sachverhalte, die ich schon in der historischen Forschung gefunden hatte. Deren Quelle, nämlich die europäisch-westliche Philosophie, kannte ich nur allzu gut, und das führte mich dazu, meine Kritik an der patriarchalen Ideologie zu erweitern. Diese Kritik richtete sich jetzt gegen den Kolonialismus nach außen, diese ausbeuterische Kombination von Imperialismus, Rassismus und Sexismus, die auf allen Kontinenten indigene Männer und Frauen zu den »Anderen« macht und sie in die Unsichtbarkeit und Unhörbarkeit stößt. Das trifft noch verschärft auf matriarchale Gesellschaften zu. Genauso wie es die weibliche Hälfte der Menschheit in der westlich-patriarchalen Philosophie nicht gibt, existieren Gesellschaften und Kulturen matriarchaler Prägung gemäß dieser Ideologie ebenfalls nicht und haben angeblich niemals existiert. Dank der ideologiekritischen Methode, die ich unterdessen entwickelt hatte und die mich das Verschweigen durchschauen ließ, fand ich jedoch reichliche Evidenz für ihre Existenz. So entstand allmählich eine völlig andere Perspektive auf Gesellschaft und Geschichte, die ich das »matriarchale Paradigma« nenne.

Obwohl mit der Zweiten Frauenbewegung verknüpft, überschreitet das matriarchale Paradigma jene Auffassungen des Feminismus, die der europäisch-westlichen Denkweise verhaftet bleiben. Denn erstens ist es nicht nur mit der Situation von Frauen beschäftigt und stellt auch keinen a-historischen Antagonismus zwischen Frauen im Allgemeinen und Männern im Allgemeinen her. Im matriarchalen Paradigma gelten solche Verallgemeinerungen als kontraproduktiv, denn sie missachten die höchst verschiedenen gesellschaftlichen und geschichtlichen Kontexte, in welche die Geschlechterfrage eingebettet ist. Die moderne Matriarchatsforschung bezieht sich dagegen auf das gesamte Gefüge einer Gesellschaft aus Frauen und Männern, aus Alten und Jungen und schließt das Verhältnis von menschlicher zu außermenschlicher Natur ein. Außerdem beschränkt sie sich nicht auf die westliche Welt - wie es im Mainstream-Feminismus meist geschieht -, sondern ist mit den nicht-patriarchalen Gesellschaften auf allen Kontinenten beschäftigt. Aus demselben Grund überschreitet das matriarchale Paradigma auch die gängige Genderforschung, die ebenfalls der westlichen Denkweise verhaftet bleibt und weder die Geschichte noch indigene Gesellschaften auf anderen Kontinenten in den Blick bekommt.


Die politische Relevanz der Matriarchatsforschung

Indem ich kritische Analyse und kulturvergleichende Forschung miteinander verband, entdeckte ich ein vollständiges Bild der Struktur matriarchaler Gesellschaften, eine Aufgabe, der ich mich viele Jahre widmete. Meine geistige Reise führte mich auf verschiedene Kontinente, und die dort lebenden matriarchalen Gesellschaften und Kulturen wurden meine wahren Lehrerinnen. Ich zog nicht nur die westliche Literatur über sie heran - die man nur mit kritischem Blick hinsichtlich ihrer patriarchalen Ideologie lesen kann - sondern unternahm auch eine Forschungsreise zu den matriarchalen Mosuo in Südwestchina. Aufgrund ihrer Einladung reiste ich mit einem Team von Mitarbeiterinnen dorthin, denn es kam mir nicht in den Sinn, uneingeladen indigene Völker aufzusuchen und sie zusätzlich zu den vielen politischen Problemen, die sie zu lösen haben, noch mit meiner Gegenwart zu belasten. Die Mosuo wünschten ausdrücklich, dass ich über sie schreibe, denn sie betrachten jede seriöse und verständnisvolle Publikation als einen Baustein in ihrem Kampf um Anerkennung ihrer Kultur im gegenwärtigen China.5 Die Begegnungen mit den Mosuo und mit vielen Gewährspersonen aus matriarchalen Kulturen bei anderen Gelegenheiten ließen mein Wissen wachsen und veränderten mein Denken tiefgreifend. Damit veränderte sich schrittweise auch mein Leben.

Zugleich wurde mir immer deutlicher...


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