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Klingeltod und Kaiserschmarrn

Alpenkrimi
tolino mediaerschienen am01.07.2020
Den Tod hält niemand auf: Nach einem traumatischen Erlebnis zieht Emma Graustett in die Alpen, um sich zu erholen. Doch kurze Zeit später verschwindet ihre Nachbarin spurlos. Hat der unbekannte Anrufer seine Finger im Spiel, der Emma schon tagelang tyrannisiert? Ihre Ängste werden neu entfacht, aber Emma will sich nicht unterkriegen lassen. Die Lage im bayerischen Idyll spitzt sich zu, als weitere Frauen vermisst werden. Während Emma sich mutig in die Ermittlungen stürzt, ist der 'Klingeltod' längst im Anmarsch.

Kate Delore wuchs auf einem Bauernhof nahe der bayerischen Metropole auf. Ihre Passion zum Schreiben entdeckte sie während ihrer damaligen Modeltätigkeit in den oft langen Pausen bei Film- und Fotoproduktionen. Da ihr Bericht aus dem Modelleben großen Zuspruch fand, startete sie daraufhin erfolgreich eine neue Karriere als Buchautorin.
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Produkt

KlappentextDen Tod hält niemand auf: Nach einem traumatischen Erlebnis zieht Emma Graustett in die Alpen, um sich zu erholen. Doch kurze Zeit später verschwindet ihre Nachbarin spurlos. Hat der unbekannte Anrufer seine Finger im Spiel, der Emma schon tagelang tyrannisiert? Ihre Ängste werden neu entfacht, aber Emma will sich nicht unterkriegen lassen. Die Lage im bayerischen Idyll spitzt sich zu, als weitere Frauen vermisst werden. Während Emma sich mutig in die Ermittlungen stürzt, ist der 'Klingeltod' längst im Anmarsch.

Kate Delore wuchs auf einem Bauernhof nahe der bayerischen Metropole auf. Ihre Passion zum Schreiben entdeckte sie während ihrer damaligen Modeltätigkeit in den oft langen Pausen bei Film- und Fotoproduktionen. Da ihr Bericht aus dem Modelleben großen Zuspruch fand, startete sie daraufhin erfolgreich eine neue Karriere als Buchautorin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783739496030
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.07.2020
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4003
Artikel-Nr.5760466
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Im Nebel bleibt vieles verborgen




Ein unauffälliger Mann lauerte im dunklen Parka hinter ein paar großen, unförmigen Ästen. Sein Atem wurde schneller. Er beobachtete eine junge zurechtgemachte Blondine, die in ihren braunen Lederstiefeln durch einen herbstlichen Park stolzierte und dabei ihre leuchtend roten Lippen erwartungsfreudig öffnete. Wie eine seit Tagen ausgehungerte Hyäne lechzte er nach ihr und starrte auf ihre makellosen Beine, die zwischen ihrem enganliegenden Minirock und dem Stiefelschaft in seidig umhüllter Strumpfhose hervorblitzten. Geräuschlos trat der Typ aus seinem Versteck hervor und schlich sich von hinten an sein Opfer heran. Pfeilschnell presste er der Frau mit seiner großen Pranke den Mund zu, mit der anderen umklammerte er kräftig ihren Hals und würgte sie bis zur Ohnmacht.

»Verfluchter Scheiß«, schimpfte Emma und schaltete schnell das laufende TV-Programm um. Uffff. Nervlich angespannt ließ sie sich mit ihrem Oberkörper auf die verschlissenen Polster ihrer durchgesessenen Couch zurückfallen. Früher mochte sie die Art des Genres und ließ sich gerne abends mit einem Gläschen Aperol Spritz und gesalzenem Popcorn auf einen Schocker à la Scream ein. Mittlerweile war das aber nichts mehr für ihre angeknacksten Nerven. Schließlich wurden die ihren schon bis zum Anschlag strapaziert und waren frisch in flauschige Watte eingepackt. Und das soll genauso bleiben, beschloss sie im Geiste. Bloß eine ergiebige Popcornparty der gezuckerten Art gab sie weiterhin gelegentlich abends für sich selbst, wenn sie sich eine Komödie oder einen Kitschfilm reinzog. Ein Gaumenreiz als Überbleibsel von früher. Damit meinte sie ihre ausgelassene, sorgenlose Zeit, als jede ihrer Körperzellen glücklich war. Als sie seelisch unbeschädigt war. Jetzt sah sie sich unmöglich in der Lage, einen weiteren Thrill in ihrem Leben zu ertragen. Nicht seit ihrem persönlichen Tag X in ihrer Lebensakte. Und das wenige Wochen vor Halloween, wenn das Programm schon jetzt ein mehr als reichhaltiges Angebot auffuhr. Ich hab die Schnauze gestrichen voll, dachte sich Emma und schwor sich hoch und heilig, künftig jeglichen Gefahren auszuweichen. Keine offensichtlichen Schlaglöcher mehr in ihrem Leben, in die sie mit voller Wucht hereinrauschen würde.

Zumindest bot ihr neues Heim genügend Ruhe für ihre empfindlichen Nerven. Ein altes Bauernhaus in Untergrainau, wenige Kilometer von Garmisch-Partenkirchen, in das sie erst vor ein paar Monaten eingezogen war. Neuanfang im Neuland. Es war der perfekte idyllische Platz, um zu seinen inneren Frieden zu finden. Das galt selbst für Fuchs und Hase, die sich hier in der wild wuchernden Natur dem Anschein nach gute Nacht sagten. Die Stille in der alpinen Region war eine Wohltat, insbesondere für angekratzte Personen wie Emma. Gänzlich anders als ihr lautes, chaotisches Leben in der Bundeshauptstadt, wie sie es sonst gewohnt war. Und dieses Mal hatte sie eigenständig dafür gesorgt. Niemand anderes. Emma liebte es, wenn sie unabhängig war und sich selbst helfen konnte. Außenstehende um Unterstützung zu bitten, war ihr ein Gräuel, von dem sie Magenschmerzen bekam. Ihr graute es vor jeder Abhängigkeit, die mit gewissen Personen oder Ereignissen einherging. Angewiesen zu sein war eine unerträgliche Vorstellung für sie, dagegen wehrte sie sich mit Händen und Füßen. Selbst ist die Frau. So Emmas Devise. Daher hatte sie bei ihrem ländlichen Umzug in das Zugspitzdorf vor drei Monaten alles selbst organisiert.

Die Angst vor dem Alleinsein, die sie seit dem grauenhaften Erlebnis fest umklammerte, bettelte endlich um Auflösung. Einer Therapie, der sie sich aufgrund des erschütternden Ereignisses drei Jahre lang unterzog, hatte ihr zwar anfangs streckenweise geholfen. Das Ergebnis war allerdings futsch, als sie damals im dritten Monat ihr Baby verlor und sich ihr Zustand wieder verschlimmerte, weil das Geschehene erneut in ihr aufflackerte. Zu jener Zeit hatte Emma mit ihrem heutigen Ex-Freund den Gang zum Standesamt geplant, denn als Mutter unverheiratet zu sein, empfand sie als kleine Sünde. Sie hatte sich das Kind zutiefst gewünscht, mit ihm wäre sie nie wieder allein gewesen, höchstens irgendwann alleinerziehend. Solche Erinnerungen ließen sie traurig werden. Sie putzte sich die leicht in Gang getretene feuchte Nase. Wie ein Diamant funkelte dabei ihr silbriger Nasenstecker, den sie sich kurz vor einer wilden Partynacht in Berlin hatte stechen lassen und den sie seitdem ständig trug. So halbwegs das Einzige, was sie an ihr früheres, souveränes Ich erinnerte. Neben den vereinzelt getragenen Kleidungsstücken, die sie durch Lederoptik und Nietenbesatz rockig und frech wirken ließen. Das waren Zeiten, als mein Leben nur aus Feiern, Jungs und Shoppingorgien bestand, seufzte sie und sah auf ihre abgelatschten schwarzen Treter, die trotz der neu beklebten Strasssteine längst fällig zum Aussortieren gewesen wären. Und die als Straßenschuhe gar nicht ins Wohnzimmer gehörten. Ursprünglich. Aber ihre Lieblinge konnte sie unmöglich im Flur stehen lassen. Schon der kleinste Gedanke daran brach ihr das Herz und daher wandelte sie sie abends konsequent in ihre Hausschuhe um. Schwarz trug sie bis jetzt gerne, weil es ihrem eher pessimistischen Blick auf die Welt entsprach. Nun war Rückzug für sie angesagt anstatt sorgloser Feten. Die effektivste Methode, ihrer Vergangenheit ein für alle Mal zu entrinnen, war in ihren Augen die Learning by Doing Praxis. Der neueste Versuch, sich ihrer Angst zu stellen. Kurzerhand hatte Emma beschlossen, nach Abschluss ihrer Uni in Berlin ein Sabbatical Year in Angriff zu nehmen und so das Erbe ihrer Lieblingsoma anzutreten, die ihr nach ihrem Tod vor einigen Monaten das alte Häuschen hinterlassen hatte. Emma hätte es nicht für möglich gehalten, dass sie, die einstige taffe, von den Männern umworbene Lederjacken-Braut, den Ereignissen entfloh und sich als junge Frau gewandelt hatte. Eine 180-Grad-Drehung, die sie durchlebte.

Sabbatical Year, wiederholte sie langsam den Begriff, so als könnte sie ihr gestartetes Vorhaben selbst nicht glauben. Ein wohlig klingender Begriff für das faulige Nichtstun, dachte sie sich. Im besten Fall würde sie sich in ihr Wohnzimmer verschanzen, um dort reihenweise Bücher über seltene Tierarten zu verschlingen und sich ihrer neu entdeckten Leidenschaft, der Tier- und Pflanzenfotografie, zu widmen. Sie wusste längst Bescheid über die überwältigende Artenvielfalt, der sie hier bei Wanderungen, nicht nur im nahegelegenen Huberpark, begegnen würde.

Zuletzt hatte sie bei einem stundenlangen Spaziergang durch die Bergregion selten gewordene Breitblättrige Rohrkolben, die gerne als Mooskolben bezeichnet werden, entdeckt und mit der Kamera festgehalten. Sogar einen seltenen Alpenbock hatte sie zufällig am Rande eines gerodeten Waldstücks gesehen, der zu den schönsten und größten Käfern Europas zählt. Sie betrachtete es als neue Herausforderung, sämtliche landschaftliche Schönheiten zu erkunden und sich damit erfolgreich abzulenken.

Die größte Herausforderung, der sie sich annehmen musste, war aber, sich ihrer inneren Panik zu stellen, und das möglichst weit weg von ihrem einst vertrauten Zuhause. Auge um Auge. Und seit dem traumatischen Erlebnis ihre bittere Vergangenheit, soweit ihr dies möglich war, zurückzulassen. Eine Therapie, die keine Stange Geld kostet, nur etwas Durchhaltevermögen und eisernen Willen. Wo hätte das besser für sie funktionieren können als in einem anspruchslos gehaltenen, ländlichen Bauernhaus, das nur einen unmittelbaren Nachbarn hat? Wo sie vollkommen auf sich gestellt war? Wo sie die Angst, die sie regelmäßig lähmte, fühlen und bekämpfen konnte? Einen räumlichen und seelischen Neuanfang, der ihr irgendwann ein neues Leben ohne Angst bescheren sollte. Das Haus bot zwar keinen Luxus, dennoch gab es normale Dinge wie einen Fernseher, Telefon und eine funktionierende W-Lan-Verbindung als Anschluss in die restliche Welt. Na, bitte, das ist doch schon mal was, hatte sie sich am ersten Tag ihres Einzugs gedacht und wurde positiv von dem Haus überrascht. Innerlich war sie dort auf die schlimmsten Gegebenheiten eingestellt. Mehr oder weniger. Fast hatte sie schon befürchtet, sich mit einem Plumpsklo auseinandersetzen zu müssen, wie sie es einmal vor Jahren in einem Urlaub auf einer eingeschneiten Berghütte in Österreich erlebt hatte. Schockgefrostet nannte sie dieses einprägende Erlebnis, als sie ihr nacktes Unterteil im ersten Stock des Hauses im Freien entblößte. Genauso gut hätte sie für ihr kleines Geschäft in das angrenzende Waldstück gehen können.

Aber glücklicherweise waren die Zeiten selbst in ländlicher Atmosphäre in einem noch so alten Bauernhaus vorbei. Gemütlich trank sie ein paar Schlucke ihres Milchkaffees aus ihrer Lieblingstasse, einer ovalen dunkelgrünen Keramiktasse, und stellte bei ihrem Blick aus dem großen, mit dunklem Holz umkleideten Panoramafenster in ihrem Wohnzimmer fest, dass der goldene Oktober in der Zugspitzregion Einzug hielt. Klarer Abendhimmel. Die Baumkronen der umliegenden Ahornbäume leuchteten in Gelb, Orange und roten Tönen, die einer Farbexplosion glichen. Ein echter Hingucker vor dem imposanten Alpenpanorama waren die in diesem Jahr letzten, üppig gedeihenden Geranien, die bunt gestreut von dem gegenüberliegenden dunkelbraunen Holzbalkon hingen. Beim genaueren Hinsehen entdeckte Emma vor dem Nachbarhaus zum ersten Mal eine angsteinflößende Vogelscheuche, die aus Stroh und zerfledderten Kleidungsstücken zusammengesetzt war und die vor...
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