Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Abgebrüht

Kahlgrund-Krimi
tolino mediaerschienen am01.07.2015
Dieses Buch entstand zuerst in Gedanken, während die Autorin, Tierärztin und Fleischbeschauerin, ihre täglichen Runden durch den schönen Kahlgrund fuhr. Diesen unterfränkischen Landstrich, bezeichnet sie als ihr 'Revier', denn sie überwacht hier die Schlachtungen und kontrolliert die Hygiene in den Landmetzgereien. Der Krimi 'Abgebrüht' rückt den Schlachterberuf in den Mittelpunkt. Leser, die Interesse am Abtauchen in die scheinbar archaische Welt der Landmetzger haben, werden mit Freude der Tierärztin in ihrem ungewöhnlichen Alltag folgen, der durch einen mysteriösen Mord, einen toten Hund und die Liebe zu einem Jungmetzger erschüttert wird.

Ulrike Maier, in Geisingen, Baden-Württemberg geboren, arbeitet als amtliche Tierärztin in Unterfranken. Nun schrieb sie einen Krimi, der im unterfränkischen Kahlgrund angesiedelt ist. Sie versteht dieses Buch als eine Hommage an die Menschen eines schönen nordbayerischen Landstrichs, der ihr zur Heimat wurde. Insbesondere aber widmet die Autorin ihre Geschichte den Metzgern, Landwirten und Schäfern, deren harte tagtägliche Arbeit wichtiger Bestandteil des Krimis ist.
mehr

Produkt

KlappentextDieses Buch entstand zuerst in Gedanken, während die Autorin, Tierärztin und Fleischbeschauerin, ihre täglichen Runden durch den schönen Kahlgrund fuhr. Diesen unterfränkischen Landstrich, bezeichnet sie als ihr 'Revier', denn sie überwacht hier die Schlachtungen und kontrolliert die Hygiene in den Landmetzgereien. Der Krimi 'Abgebrüht' rückt den Schlachterberuf in den Mittelpunkt. Leser, die Interesse am Abtauchen in die scheinbar archaische Welt der Landmetzger haben, werden mit Freude der Tierärztin in ihrem ungewöhnlichen Alltag folgen, der durch einen mysteriösen Mord, einen toten Hund und die Liebe zu einem Jungmetzger erschüttert wird.

Ulrike Maier, in Geisingen, Baden-Württemberg geboren, arbeitet als amtliche Tierärztin in Unterfranken. Nun schrieb sie einen Krimi, der im unterfränkischen Kahlgrund angesiedelt ist. Sie versteht dieses Buch als eine Hommage an die Menschen eines schönen nordbayerischen Landstrichs, der ihr zur Heimat wurde. Insbesondere aber widmet die Autorin ihre Geschichte den Metzgern, Landwirten und Schäfern, deren harte tagtägliche Arbeit wichtiger Bestandteil des Krimis ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783000461231
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.07.2015
Seiten334 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse427
Artikel-Nr.5763348
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Fünf

Wäre Siggi Hemberger nicht verheiratet und neunundsechzig Jahre alt, sondern wesentlich jünger und ledig, hätte sich Leonie ein Leben mit ihm vorstellen können. Dieser Gedanke schoss ihr vor einem Jahr plötzlich durch den Kopf. Der braungebrannte, knorrige Schäfer und sie pflegten eine Art von Beziehung, die man beinahe als intim bezeichnen konnte. Sie redeten manches Mal über sehr private Dinge, berührten sich, wenn auch nur zaghaft. Ein Streicheln über den Oberarm oder ein Klopfen auf die Schulter. Es war kein Vater-Tochter Verhältnis oder gar die eines Großvaters zu seiner Enkelin. Es waren zwei erwachsene Menschen, die gut miteinander auskamen. Seelenverwandte, denen der Altersunterschied nichts anhaben konnte.

So war es für Leonie an diesem Wochenende Ehrensache am jährlich stattfindenden Hoffest der Hembergers teilzunehmen. Sie stellte sich auch gerne für ein paar Stunden in die Küche, um Kaffeegeschirr zu spülen, da die Maschine diese Mengen alleine nicht bewältigte. Draußen herrschten hochsommerliche Temperaturen und da das Spülbecken an einem offenen Fenster stand, konnte Leonie das Treiben nebenbei beobachten. Diejenigen, die abtrocknen halfen, wechselten sich ab. Mal war es Siggis Enkelin, dann wieder seine Tochter und ab und zu erschien er selbst und sie plauderten, während Leonie frisches Wasser ins Becken einlaufen ließ oder die Spülmaschine neu bestückte.

Die Schäferfamilie lebte ein, in der heutigen Zeit, eher ungewöhnliches Leben. Vier Generationen waren unter einem Dach vereint. Die bettlägerige Neunzigjährige, deren Tochter Martha und ihr Mann Siggi, der Sohn Alex mit seiner Frau Sabine und deren fast erwachsene Kinder. Für den Kahlgrund war das vielleicht alltäglich, aber Leonie empfand solch ein Dasein als bewundernswert. Vielleicht sogar erstrebenswert. Natürlich kannte sie auch die Kehrseite der Medaille, wenn so viele blutsverwandte Menschen eng aufeinander hockten und auch noch zusammen arbeiteten. Aber die Hembergers zeigten dies nie nach außen, wenn auch Konflikte bestanden, wie ihr Siggi mehrmals schon gestand.

Was gibt es denn da draußen zu sehen? , fragte der alte Schäfer nun und nahm ein angebissenes Stück Kuchen von einem Teller. Er gehörte noch der Generation Nachkriegszeit an und vertilgte das übrig gebliebene Stück eher, als dass er es fortwarf.

Hm?

Du siehst öfter aus dem Fenster, als auf deine Arbeit , meinte er kauend. Siggi war etwas größer als sie und sicher war er früher noch größer gewesen. Aber das Alter stauchte ihn zusammen, so dass er etwas gekrümmt im Rücken wirkte. Wie immer trug er einen Hut. Auch in der Küche.

Sie wandte ihm erschrocken ihr plötzlich gerötetes Gesicht zu und er runzelte die Stirn. Dann sah er durchs Fenster. Ein Partyservice-Transporter mit einem leidlich ausgebesserten rechten Kotflügel, fuhr in Schrittgeschwindigkeit über den Hof. Die Gäste machten ihm nur schwerfällig Platz.

Sieh an, der Vormann , grinste Siggi. Ivos Jüngster! Dann lachte er. Guter Mann, Mädchen!

Nun wurde sie knallrot und senkte den Kopf, starrte gebannt auf das Spülwasser.

Aber schon vergeben! , sagte jemand gnadenlos.

Hemberger, der den letzten Bissen Kuchen herunter schluckte, und Leonie fuhren herum. Sabine Hemberger stand hinter ihnen, die blonde, hübsche Frau von Siggis Sohn Alex. Ja, der Janus war gestern schon hier, um alles für heute aufzubauen, da war eine junge Frau mit dabei. Jessika glaube ich, ist ihr Name. Sie bedient heute bei der Essensausgabe.

Leonie atmete tief durch. Auch das war eine Kahlgründer Spezialität. Jemandem direkt den Dolch ins Herz zu rammen. Von vorne, nicht in den Rücken! Bruststich!

Sie bemerkte nicht, dass Siggi sich nach einem kurzen tröstenden Tätscheln auf ihren Rücken verzog. Dazu murmelte er das Wort: Weiter. Auch Sabine eilte wieder davon.

Jessika, die Janus eine Mailadresse aufschrieb. Leonie hatte natürlich diese Adresse eingegeben und landete so auf einer Seite, worin Adoptivkinder ihre biologischen Eltern suchten. Sie las nur ein paar dieser Suchmeldungen. Kinder, inzwischen erwachsen, die nur Bruchstücke ihrer Herkunft kannten, manchmal kaum ihr Geburtsdatum. Sie suchten nach Mutter oder Vater, auch Geschwister, sofern denn ein Name bekannt war. Am meisten schockierte sie die Nachricht eines Mannes namens Christoph. Ausgesetzt 1971! Herrgott, ausgesetzt!

Leonie konnte sich keinen Reim darauf machen und vergaß die ganze Sache wieder. Sie gab Janus den Zettel zurück und bisher sprachen sie kaum miteinander. Kein Wort über ihre kleine Unterhaltung per Computer vom Montag. Man ging nur geschäftlich miteinander um und blieb wortkarg.

Leonie war erstaunt wie viele bekannte Gesichter sie an diesem Abend sah. Wohlwollend wurde sie von Leuten begrüßt, mit denen sie beruflich zu tun hatte. In den kalten Monaten wurden in dieser Gegend noch viele Hausschlachtungen durchgeführt. Manch einer besaß zu diesem Zweck noch ein paar Schweine, Schafe, Ziegen oder auch Rinder und nach der Schlachtung musste Leonie anrücken. Die Lebendbeschau bei Hausschlachtungen war im Zuge der EU-Reformen abgeschafft worden, was sie sehr bedauerte. Sie begutachtete die Tiere gerne lebend, um ihren Gesundheitszustand wirklich beurteilen zu können und eventuell die Körpertemperatur noch messen zu können. Die neuen EU-Bestimmungen sahen das anders und hoben die Pflicht zur Lebendbeschau auf. Nun beurteilte der Besitzer sein Tier selbst und Leonie kam des Öfteren dahinter, dass es sich um Krankschlachtungen handelte, die eigentlich verboten waren. Aber was soll´s, dachte sie dann grimmig, der Besitzer musste das Fleisch ja selbst essen.

Wegen der Hausschlachtungen war sie nun vielen Leuten bekannt und lernte an diesem Abend noch mehr kennen. Das war aber nicht unbedingt ihr Verdienst, sondern der Annikas, ihre Nachbarin. Die beiden Singleweibchen, die in Karlstein Tür an Tür wohnten, hatten sich hier für den Abend verabredet. Annika war Erzieherin im Kindergarten von Mömbris und sehr kommunikativ. Dazu war sie vollschlank und trug ihre blonden Haare in wilden langen Locken. Ihr Lachen war ansteckend und Leonie fand es zudem optimal, dass Annika Alkohol verabscheute und sie mitsamt Wendy nachher nach Hause fahren konnte.

Leonie verbarg ihren Liebeskummer und lächelte viel, auch trank sie nicht wenig trockenen Rotwein. Alex Hemberger hatte extra ein paar Flaschen für sie beschafft, denn hier tranken die Leute hauptsächlich Bier. Nun, ein paar Flaschen schaffte sie nicht alleine, wobei sie es wenigstens versuchen konnte, dachte sie grimmig. Sie fühlte sich bald wohl und geborgen. Die Nacht war längst hereingebrochen und es blieb erstaunlich warm. Man saß draußen im großen Hof, der von den verschiedenen Wirtschaftsgebäuden eingerahmt wurde, auf schlichten Biergarnituren. Orangebraune einfache Klapptische und ebensolche langen Bänke. Die Sonnenschirme waren längst zugeklappt worden. Kerzen flackerten in schönen Gestecken auf den Tischen. Witze und Anekdoten wurden erzählt, auch ein wenig geflirtet, hauptsächlich mit Annika, die es sehr genoss.

Leonie war nicht die Hässlichste, aber alle wussten, wer sie war und mit der Frau Doktor flirtete man einfach nicht. Frau Doktor in spe selber hätte nichts dagegen gehabt, aber sie forcierte es nicht. Immerhin wusste sie, dass Janus drüben in der Scheune am Buffet arbeitete und wenn es auch diese mysteriöse Jessika gab, so konnte sie ihre Sehnsucht nach ihm nicht plötzlich abstellen.

Da tauchte er kurz nach Mitternacht auf. Nachdem er zuvor hauptsächlich in weiß gekleidet war, schien er sich umgezogen zu haben. Er trug ein kurzärmliges Hemd, knielange Cargohosen und seine nackten Füße steckten in schwarzen Flip-Flops. Er hielt eine Bierflasche in der Hand, die schon fast leer war.

Inzwischen war es ruhiger geworden und die Gastgeber, die komplette Schäferei Hemberger, konnten sich endlich zu den Gästen setzen. Es gab ein großes Hallo, als Janus erschien, zusammen mit seinem Vater Ivo, dessen Frau Bettina, Tom und seine hübsche Freundin Paula.

Alle wirkten erschöpft, aber zufrieden. Der gemütliche Teil des Abends konnte beginnen. Tom war richtiggehend aufgedreht und sie stießen alle miteinander an. Als Janus mit Leonie anstieß, brachte sie kaum ein Lächeln über die Lippen. Hinter ihm erschien nämlich eine fremde, unglaublich attraktive Frau und er stellte sie allen als Jessika vor.

Siggi Hemberger rief sie zu sich, bot ihr einen Platz an und begann sie auszufragen. Leonie hörte nicht zu, denn Janus quetschte sich zwischen Annika und sie auf die Bierbank, wandte sich aber der Freundin zu. Er vergaß nicht, auch Wendy zu begrüßen, die unter dem Tisch lag.

Leonie schwieg und briet im eigenen Saft. Wenn sie diese Jessika aus den Augenwinkeln betrachtete, dann wunderte sie gar nichts mehr. Eine absolute Schönheit! Schlank, groß, blond, ein toller frecher Haarschnitt und ein kehliges Lachen. Purer Sex! Blendend weiße Zähne, gepflegte Fingernägel, mattweiß lackiert und zudem auch noch nett, wie es schien. Siggi jedenfalls amüsierte sich rasch mit ihr, der alte Gockel, dachte Leonie missmutig und ja, eifersüchtig!

Sie starrte in ihr Weinglas, wusste, dass sie schon etwas zuviel getrunken hatte, daher stand sie auf, um etwas Essbares zu suchen. Sie war der Meinung, dass man zuviel Flüssigkeit mit Brot ein wenig aufsaugen konnte und danach noch mehr vertrug. Also wankte sie zu dem Buffet in der Scheune, das ordentlich mit den Resten des Tages zurechtgemacht war. Dort fand sie auch Baguettescheiben und nahm sich zwei. Die aß sie auf,...

mehr