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Emmelie

Der erste Fall
tolino mediaerschienen am01.07.2021
Zurückgekehrt in ihre Oberlausitzer Heimat eröffnet die Rechtsanwältin Julia Eisler im Umgebindehaus ihrer Großmutter eine Anwaltspraxis. Julias erster Fall betrifft die Familie ihrer einstigen Schulfreundin Marina. Deren Tochter Emmelie starb angeblich an Herzversagen. Die Familie verstrickt sich in Verdächtigungen und Anschuldigungen und bittet Julia, die Umstände von Emmelies Tod zu klären, da die Polizei die Ermittlungen eingestellt hat. Bei ihren Nachforschungen zu Emmelies letztem Tag stößt Julia auf manch gut gehütetes Geheimnis, bis sich ihr die Wahrheit um den Tod des Mädchens in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit erschließt. Julia kommt nicht umhin, sich dabei auch ihrer eigenen Vergangenheit zu stellen.

Sylke Hörhold lebt und arbeitet in einem besonders schönen Teil des Oberlausitzer Berglands. Hier spielen die fiktiven Geschehnisse ihrer Krimis. Doch sie stöbert auch gern in anderen Landstrichen nach spannenden Geschichten. Hauptberuflich ist sie Psychotherapeutin (HP) und Trauerbegleiterin. Spannende Geschichten und Heilsames Erzählen sind ihre Schriftstellerpassion. Veröffentlicht sind ihre Krimis und andere spannende Geschichten im Oberlausitzer Verlag und in verschiedenen Anthologien.
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Produkt

KlappentextZurückgekehrt in ihre Oberlausitzer Heimat eröffnet die Rechtsanwältin Julia Eisler im Umgebindehaus ihrer Großmutter eine Anwaltspraxis. Julias erster Fall betrifft die Familie ihrer einstigen Schulfreundin Marina. Deren Tochter Emmelie starb angeblich an Herzversagen. Die Familie verstrickt sich in Verdächtigungen und Anschuldigungen und bittet Julia, die Umstände von Emmelies Tod zu klären, da die Polizei die Ermittlungen eingestellt hat. Bei ihren Nachforschungen zu Emmelies letztem Tag stößt Julia auf manch gut gehütetes Geheimnis, bis sich ihr die Wahrheit um den Tod des Mädchens in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit erschließt. Julia kommt nicht umhin, sich dabei auch ihrer eigenen Vergangenheit zu stellen.

Sylke Hörhold lebt und arbeitet in einem besonders schönen Teil des Oberlausitzer Berglands. Hier spielen die fiktiven Geschehnisse ihrer Krimis. Doch sie stöbert auch gern in anderen Landstrichen nach spannenden Geschichten. Hauptberuflich ist sie Psychotherapeutin (HP) und Trauerbegleiterin. Spannende Geschichten und Heilsames Erzählen sind ihre Schriftstellerpassion. Veröffentlicht sind ihre Krimis und andere spannende Geschichten im Oberlausitzer Verlag und in verschiedenen Anthologien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783752147186
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.07.2021
Seiten376 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse708
Artikel-Nr.5793560
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Kapitel

Ja, würdest du denn dein Kind verbrennen lassen? , wisperte Trude.

Schscht! , zischte Ella-Ma. Denk an Julia! Sie drehte den Kopf kurz in Richtung ihrer Enkelin, die mit Paul weiter hinten in der Bank saß.

Ich frage mich , fuhr Trude unbeirrt fort, warum die Degenharts darauf bestanden haben.

Trude!

Der halblaute Streit weckte Getuschel um sie herum, das die Begräbnisstille durch die weit geöffnete Tür der Totenhalle jagte, hinaus in den plätschernden Regen. Im Grau des Oktobernachmittages leuchteten das goldene Laub der Pappeln und die unpassend bunten Regenschirme derer, die keinen Platz mehr in der überfüllten Halle gefunden hatten. Die Bänke im Inneren waren bis zum letzten Platz besetzt. In den Seitengängen drängten sich die Menschen, standen in Trauben die Stufen vor der Tür hinab und auf dem Vorplatz. Jeder hier im Dorf nahm Anteil am Leid der Apothekerfamilie.

So ein süßes Mädel , schnäuzte sich eine rundliche Bäuerin in ihr Taschentuch. Ock, wie´s in manche Familien einschlägt.

Erst die Mutter, nun das Kind , ergänzte ihr Mann kopfschüttelnd.

Nun, die ist ja wenigstens noch am Leben , mischte sich die nächste Nachbarin ein.

Und alle haben sie es mit dem Herzen. Das liegt in der Familie.

Aber, so jung! In die Schule sollte das Mädel gehen.

Die Bäuerin schnäuzte sich erneut. Ach! Das ist das Schlimmste im Leben, wenn du so ein kleenes Fetzel verlierst.

Die Nachbarin drehte sich vorsichtig um, doch nur einen Augenblick, dann beugte sie sich tiefer zu der Bäuerin herab. Ist das nicht Veitens Julia, da hinten? , flüsterte sie. Die hat doch auch ihr Kleines ...

Nu! Drüben, in Amerika.

War das nicht ein Junge?

Tot in der Wiege! Gerade drei Monate alt, wie die Trude erzählt hat.

Furchtbar.

Dass sie sich das hier antut ...?

Paul griff nach Julias Hand. Julia spürte den Ärger ihres Mannes. Am liebsten hätte er sie wohl hier herausgezerrt. Es war ihm nicht gelungen, sie vom Besuch der Trauerfeier abzuhalten. Julia rührte sich nicht. Beharrlich sah sie nach vorn.

Vor dem schlichten Holzkreuz an der Frontseite der Halle stand inmitten eines Gebirges aus Spielzeug und Blumen die weiße Porzellanurne mit der Asche von Emmelie Degenhart. Neben dem Rednerpult saß mit gefalteten Händen der Pfarrer. Ein missmutig dreinblickender Bestatter ging hinter ihm auf und ab. Die Stühle der Familie waren noch leer.

Mit dem Glockengeläut wehte der feuchte Atem des Herbsttages in die Halle und ließ Julia erschauern. Paul reagierte sofort. Komm! Lass uns gehen , raunte er ihr ins Ohr. Julias Nacken versteifte sich. Nein!

Du bist unmöglich! Er schob ihre Hand wieder weg und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ein solch gereizter Ton herrschte schon lange zwischen ihnen, auch nach der Pause von über zehn Wochen, die Julia Ferien in Finkendörfel bei ihrer Großmutter und Trude gemacht hatte. Die Trennung hatte ihnen keine Heilung gebracht. Stevies Tod stand wie eine Mauer zwischen ihnen. Doch Julias Schmerz war stumpf geworden hier in der Halle, angesichts der Asche eines anderen toten Kindes: Marinas Tochter - Emmelie. Gestorben in der Nacht ihres siebenten Geburtstages an Herzversagen.

Löschte neues Leid ein altes aus?

Andererseits , nahm Trude wieder ihre halblaute Überlegung auf. Wenn du die Asche hast, musst du wenigstens nicht die Vorstellung ertragen, dass dein Kind von Würmern zerfressen wird.

Trude! Ella-Ma rang nach Atem.

Ja, was denn? Man macht sich halt so seine Gedanken.

Dann behalte sie für dich!

Aber wenn sie schon ihr Kind ...

Das kann dir doch egal sein , giftete Ella-Ma, du hast schließlich keine.

Oma! , murmelte Julia begütigend. So nannte sie Ella-Ma nur, wenn sie um etwas bettelte. Sie beugte sich vor und griff über Paul hinweg nach Trudes Arm. Lass gut sein, mein liebes Trudchen , sagte sie. Eigentlich bin ich es, auf die alle wütend sind.

Aber, woher denn , protestierten Ella-Ma und Trude wie aus einem Munde. Nur Paul nicht. Der nahm seine Brille ab und putzte sie angelegentlich, während er die Lippen fest zusammenpresste.

Julia lehnte sich mit einem Seufzer wieder in ihren Platz zurück. Sie fühlte sich schuldig an der schlechten Stimmung in ihrer Familie. Deutlich stand ihr die Szene am Frühstückstisch heute Morgen vor Augen, die ganz heiter und unverfänglich begonnen hatte, gerade mal überschattet von ihrem nahen Abschied von Finkendörfel.

Ihre Koffer waren da bereits gepackt gewesen und standen im Flur von Trudes Umgebindehäuschen, das Julia in den letzten Wochen ein so liebevolles Zuhause gewesen war. Ihre Eltern waren aus Bautzen gekommen zu einem letzten gemeinsamen Frühstück, bevor Julia und Paul wieder zurück nach Boston flogen.

Ich bringe euch zu euerm Flieger , verkündete ihr Vater. Wann geht der Flug?

16 Uhr 50.

Dann sollten wir gegen drei starten.

Vielleicht unternehmen wir noch etwas heute Vormittag , schlug Trude vor. Julias Vater winkte ab. Ich muss um elf in der Kanzlei sein.

Wo ist eigentlich Eddie , erkundigte sich Paul nach seinem Schwager.

Ach, den habe ich ausschlafen lassen , erklärte seine Schwiegermutter mit der ihr üblichen Nachsicht, wenn es um ihren Jüngsten ging. Es sind doch die letzten Herbstferien vor seinem Abi.

Trude ließ sich nicht so schnell von ihrem Vorhaben abbringen. Wollt ihr nicht noch mal ins Böhmische?

Also, ich weiß nicht ... Paul brachte es nur schwer über das Herz, Trude zu enttäuschen. Ella-Ma sprang ihm bei. Das wird zu knapp , erklärte sie bestimmt.

Wieso?

Da wurde Ella-Ma unruhig. Sie rutschte auf dem Küchenstuhl herum und klapperte mit dem Eierlöffel. Na, du weißt schon , wisperte sie mit einem Seitenblick auf Julia. Die Trauerfeier.

Genau , sagte Julia so gelassen wie möglich. Ich möchte nicht zu spät kommen.

Du?

Du willst da hin?

Richtig.

Sie starrten Julia an. Dann sagte Paul. Du bist verrückt. Und dann redeten plötzlich alle auf einmal.

Das ist aber keine gute Idee, Liebes.

Was für eine Unvernunft!

So lass doch die Wunde heilen, Kind.

In den Wochen hier zu Hause warst du doch ...

Ich verstehe nicht, dass du immer wieder alles aufrühren musst.

Am liebsten hätte sich Julia die Ohren zugehalten. Warst du denn nicht gerade darüber hinweg? , sagte ihre Mutter. Julia sprang so heftig vom Stuhl auf, dass der kippte. Darüber kommt man nie hinweg!

Das brachte die anderen zum Schweigen.

Paul erhob sich ebenfalls. Er stellte den umgefallenen Stuhl wieder auf. Was soll das jetzt, Julia? Sein Ärger war unverhüllt und ließ seine Ohrenspitzen aufglühen. Du hast da nichts verloren.

Habe ich wohl , fuhr Julia ihn an. Marina war unsere Freundin. Ihr Kind ist gestorben, so wie unseres. Heute trägt sie es zu Grabe. Wir sind hier. Und ich gehe da hin.

Und was ... Er ruderte hilflos mit den Armen. Was erwartest du dir davon?

Gedenken an mein Kind! , warf ihm Julia entgegen. An unser Kind! An unsere alte Freundschaft mit Marina.

Verächtlich stieß er Luft aus. Freundschaft!

Du kannst wohl nie verzeihen, was?

Ach! Paul machte eine wegwerfende Handbewegung. Diese alten Kamellen!

Trude stand mit einem Mal zwischen ihnen und nahm ihre Hände. Sie hatte Streit zwischen ihnen noch nie ertragen. Vielleicht - wenigstens am Anfang - könntet ihr doch dabei sein, oder? Marina wird es guttun, euch zu sehen. Wir setzen uns ganz hinten hin, gleich beim Ausgang.

Julias Vater blickte von einem zum anderen. Dann nickte er. Nun, dann ist es beschlossen. Er kannte die Sturheit seiner Zweitältesten. Um drei warte ich auf euch vor der Totenhalle.

Wo bleiben die nur?

Seit einer Viertelstunde läuteten die Kirchenglocken, aber von der Familie Degenhart war noch niemand eingetroffen. Paul sah verstohlen auf die Uhr. Unter der Trauergemeinde wuchs die Unruhe. Füße scharrten. Man tuschelte. Der rundliche Pfarrer beriet sich mit dem Bestatter, der, seiner Miene nach zu urteilen, die Verspätung der Familie persönlich nahm. So zeichnete sich darauf auch eher Entrüstung als Erleichterung ab, als endlich das Geräusch bremsender Reifen auf Kies vor der Halle zu vernehmen war.

Sie kommen!

Die in den Bänken saßen, erhoben sich und die Menge, die draußen stand, teilte sich in verlegener Scheu, als die Familie die Stufen zur Halle hinaufstieg. Es wurde still. Regenluft dampfte über den Menschen. Ein Geiger setzte seine Violine an und begann, eine herzzerreißende Melodie zu spielen, gegen deren Schwermütigkeit Torsten Degenhart seine Frau durch den Gang in der Mitte der Sitzreihen vor zur Urnenstele führte. Aus der Menge stiegen Schluchzer auf. Die Bäuerin schnäuzte sich trompetend.

Marina ging mit kurzen, unsicheren Schritten wie eine alte Frau. Schwer stützte sie sich auf den Arm ihres Mannes. Den Kopf hielt sie gesenkt. Sie trug einen schlichten Anzug aus schwarzem Tuch...

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