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Am Ende der Unschuld

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
448 Seiten
Deutsch
Grafit Verlagerschienen am24.06.2021
Milla Seifert erhält die Chance ihres Lebens: Sie soll einen Leitartikel über Robert Hoffmann schreiben, der seit fünf Jahren wegen Mordes in einem Pariser Gefängnis sitzt. Doch bei den Interviews mit Hoffmann kommen Milla zunehmend Zweifel an dessen Schuld. Kann sie ihrem Instinkt trauen, der sie glauben lässt, dass bei der Verurteilung Fehler gemacht wurden und er womöglich so unschuldig ist, wie er behauptet? Oder spielt der charismatische Mann ein perfides Spiel mit ihr? Als es im Gefängnis zu einem brutalen Zwischenfall kommt, trifft Milla eine folgenschwere Entscheidung ...

Silke Ziegler lebt mit ihrer Familie in Weinheim an der Bergstraße. Zum Schreiben kam sie 2013 durch Zufall, als ihr während eines Familienurlaubs im Süden Frankreichs die Idee für ihr erstes Buch kam. Wenn sie nicht gerade in ihre französische Herzensheimat reist oder an einem ihrer Romanprojekte schreibt, geht sie gern wandern oder liest.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMilla Seifert erhält die Chance ihres Lebens: Sie soll einen Leitartikel über Robert Hoffmann schreiben, der seit fünf Jahren wegen Mordes in einem Pariser Gefängnis sitzt. Doch bei den Interviews mit Hoffmann kommen Milla zunehmend Zweifel an dessen Schuld. Kann sie ihrem Instinkt trauen, der sie glauben lässt, dass bei der Verurteilung Fehler gemacht wurden und er womöglich so unschuldig ist, wie er behauptet? Oder spielt der charismatische Mann ein perfides Spiel mit ihr? Als es im Gefängnis zu einem brutalen Zwischenfall kommt, trifft Milla eine folgenschwere Entscheidung ...

Silke Ziegler lebt mit ihrer Familie in Weinheim an der Bergstraße. Zum Schreiben kam sie 2013 durch Zufall, als ihr während eines Familienurlaubs im Süden Frankreichs die Idee für ihr erstes Buch kam. Wenn sie nicht gerade in ihre französische Herzensheimat reist oder an einem ihrer Romanprojekte schreibt, geht sie gern wandern oder liest.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783894257736
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum24.06.2021
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1968 Kbytes
Artikel-Nr.5799992
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Frankfurt, fünf Jahre später

»Verdammter Mistkerl!«

Wütend warf Milla Seifert ihr Handy auf den Schreibtisch und ließ keine zwei Sekunden später ihre dunkelbraune Umhängetasche folgen. Elke Rank, ihre Kollegin beim Mainkurier, blickte hinter dem Bildschirm hervor und betrachtete Milla stirnrunzelnd.

»Sebastian?«

Milla ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Sie nahm ihre Brille von der Nase und legte sie vor sich auf den Tisch. Mit geschlossenen Augen stützte sie den Kopf in die Hände und verharrte einige Sekunden in dieser Position.

Elke hakte nicht weiter nach. Die beiden Frauen bildeten seit einem Jahr ein Team und arbeiteten eng zusammen. Inzwischen kannten sie sich auch privat sehr gut, und Elke wusste von Millas gescheiterter Ehe mit Sebastian Kampert, einem notorischen Fremdgeher. Meistens war er der Grund für Millas schlechte Laune, da sich die Scheidung bereits seit drei Jahren hinzog und dadurch immer wieder an Millas Nerven zerrte.

»Mein Vater schafft es zum wiederholten Mal nicht, mit seiner Tochter Weihnachten zu feiern. Dank Cynthia.« Milla spuckte den Namen aus, als handele es sich um eine todbringende Krankheit, während sie hastig nach ihrer Brille griff und sie wieder aufsetzte. Aufgebracht nestelte sie an ihrem dunkelbraunen Haar herum und schob einige Strähnen hinters Ohr, nur damit diese sich sofort wieder verabschieden konnten, um Milla erneut an der Wange zu kitzeln.

Elke rollte mit ihrem Stuhl ein Stück nach vorn, um Milla ansehen zu können. Die Schreibtische der beiden Frauen standen sich Kante auf Kante gegenüber.

»Wer ist Cynthia?«

Milla verzog ihren Mund zu einem spöttischen Lächeln. »Cynthia Berger. Seit sechs Monaten die Auserwählte meines Vaters. Dreiunddreißig Jahre alt. Meine Stiefmutter in spe ist zwei Jahre jünger als ich. Ist das nicht grandios?«

Elke schwieg.

Millas Mutter war sehr früh gestorben. Seit ihrem Tod hatte Gerd Seifert es auf drei neue Ehen und ebenso viele Scheidungen gebracht.

»Cynthia.« Milla lachte bitter, bevor sie fortfuhr: »Die Dame möchte dieses Jahr an Weihnachten in der Sonne liegen, da sie keine Lust auf den Stress hier in Deutschland hat. Also lieber Cocktails am Strand als Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt.« Resigniert schaute sie zu ihrer Kollegin, die sie noch immer schweigend musterte. »Ziehe ich diese Schlappschwänze irgendwie an? Mein eigener Vater bevorzugt es seit fünfzehn Jahren, das Fest der Liebe mit seinen jungen Gespielinnen zu verbringen, anstatt die Feiertage auch nur ein einziges Mal dazu zu nutzen, seiner Tochter einen Besuch abzustatten. Bin ich denn so unwichtig?«

Milla spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Krampfhaft blickte sie zur Decke, um zu verhindern, dass sich ihre grenzenlose Enttäuschung einen Weg bahnen konnte, der in Tränen endete.

Elke stand auf und kam auf sie zu. »Vergiss ihn. Eine Tochter wie dich hat er doch gar nicht verdient.« Behutsam ging sie neben Milla in die Hocke und legte ihre Hand auf deren Unterarm. »Warum kommst du Weihnachten nicht zu uns? Rüdiger würde sich auch freuen. Wir haben ein paar Freunde eingeladen. Wir stellen zwar keinen Baum auf, aber Plätzchen, Geschenke und gute Laune gibt es bei uns garantiert im Überfluss.«

Dankbar blickte Milla ihre Kollegin an. »Das ist sehr lieb von dir, Elke. Vielen Dank für dein Angebot. Ich überlege es mir auf jeden Fall. Vielleicht fahre ich aber auch einfach ein paar Tage allein weg, da ich mit Weihnachten sowieso kaum noch schöne Erinnerungen verbinden kann. Es wäre einfach eine gute Gelegenheit gewesen, etwas Zeit mit meinem Vater zu verbringen, da wir uns doch eh so selten sehen.«

Elke erhob sich seufzend und kehrte an ihren Platz zurück. »Meiner Meinung nach wird Weihnachten sowieso überbewertet. Wo gibt es denn noch die Vorzeige-heile-Welt-Familie, die selig lächelnd unter dem Baum sitzt und selbst gebackene Plätzchen vertilgt? Ganz ehrlich, ich kenne keine einzige.« Milla nickte zustimmend, während Elke fortfuhr: »Eigentlich sollte man den Abend so gestalten, dass jeder sich wohlfühlt. Egal, in welcher Konstellation. Unter Freunden, in der Kneipe, wie auch immer. Du kennst ja den Spruch mit der Familie, die man sich nicht aussuchen kann.«

»Ganz schwach kann ich mich an einige schöne Feste erinnern, als meine Mutter noch lebte«, erwiderte Milla. »Aber das ist jetzt beinahe dreißig Jahre her. Vielleicht sind es tatsächlich diese verklärten, unerreichbaren Kindheitserinnerungen, die uns vorgaukeln, dass wir auch als Erwachsene aus Weihnachten den schönsten Tag des Jahres machen müssen. Dadurch setzen wir uns noch mehr unter Druck, und der Frust steigt ins Grenzenlose.« Sie schwieg einen Moment und überlegte. »Vielleicht hat mein Vater sogar recht. In die Sonne zu fliegen und Weihnachten ausfallen zu lassen ist vielleicht gar keine so schlechte Idee, um diese Zeit einigermaßen unbeschadet zu überstehen.« Mit diesen Worten aktivierte sie ihren Computer und räumte die Tasche, die noch immer auf ihrem Schreibtisch lag, zur Seite. »Wie weit bist du mit den Recherchen zu unserem neuen Bürgermeisterkandidaten?«, wandte sie sich dann an Elke.

Ganz überraschend hatte sich kurz vor Schluss der Bewerbungsfrist ein parteiloser Kandidat für die nächste Oberbürgermeisterwahl in Frankfurt aufstellen lassen. Elke und Milla hatten vor drei Tagen die Aufgabe bekommen, den Mann näher zu durchleuchten und einen Artikel über ihn zu verfassen. Da Milla lieber emotionalere Themen bearbeitete, hielt sich ihre Begeisterung für diesen Job in Grenzen. Doch sie war nun einmal Journalistin und musste flexibel sein. Seit Langem schon wartete sie sehnsüchtig auf das eine große Thema, das ihr endlich zum Durchbruch verhelfen würde.

Elke seufzte. »Lars Schmitt. Der Name ist bei dem Mann Programm. Unscheinbar, langweilig, unauffällig. Ich frage mich, wie wir eine halbe Seite füllen sollen, wenn der Mann so nichtssagend wie ein mausgrauer Finanzbeamter ist, der noch nie über den eigenen Tellerrand hinausgesehen hat.«

Milla blickte aus dem Fenster. Die Büros des Mainkuriers befanden sich im zweiten Stock in einem der vielen Wolkenkratzer »Mainhattans«. Auf dem Fußweg eilten Passanten mit hochgeschlagenen Mantelkragen und versteinerten Mienen vorüber. Es war ein grauer, trüber Novembertag. Das Thermometer zeigte Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt an. Milla hasste diese Jahreszeit. Als sie noch mit Sebastian zusammengelebt hatte, war es anders gewesen. Nach der Arbeit hatten sie ihre Abende oft zu Hause verbracht, hatten sich vor ihren Kachelofen gesetzt, Tee getrunken und sich von ihrem Tag erzählt. Diese harmonische, gemütliche Zweisamkeit konnte nur an kalten, düsteren Tagen wie heute entstehen.

Nachdenklich legte Milla den Kopf schief. Warum musste sie ausgerechnet jetzt an diese wenigen Momente des Glücks denken? War ihre gemeinsame Zeit mit Sebastian nicht vor allem von Lügen, Tränen und Einsamkeit geprägt gewesen? Wie oft hatte er abends angerufen und sich entschuldigt, er habe noch eine Sitzung oder er müsse zu einem dringenden Geschäftsessen? Wie oft hatte sie ihn dabei ertappt, dass er nicht wie behauptet in der Bank war, obwohl er ihr hoch und heilig versprochen hatte, es käme nie wieder vor? Nein, harmonisch war ihre Beziehung selten gewesen. Doch es waren diese kurzen Augenblicke der Vertrautheit, die Milla schmerzlich vermisste.

Inzwischen war sie seit drei Jahren allein, doch die kalte Jahreszeit machte ihr immer wieder aufs Neue zu schaffen. Natürlich, sie hatte gute Freunde, teilweise noch aus Kindheitstagen. Aber eine Familie konnten auch sie nicht ersetzen. Schon immer hatte Milla sich eine große Familie gewünscht. Vater, Mutter und eine Horde Kinder. Sie selbst hatte keine Geschwister, und der frühe Tod ihrer Mutter war sehr traumatisch für sie gewesen, da diese immer ihre wichtigste Bezugsperson gewesen war. Es hatte lange gedauert, bis ihr Leben wieder einigermaßen in normalen Bahnen verlaufen war. Ihr Vater musste arbeiten, sodass es bei den Großeltern gelegen hatte, sich um Milla zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie eine möglichst unbeschwerte Kindheit genießen konnte. Milla liebte ihre Großeltern und war ihnen unendlich dankbar für alles, was sie für sie getan hatten. Doch ihre Mutter hatte ihr trotz der Fürsorge von Oma und Opa immer gefehlt.

Jetzt war Milla selbst Mitte dreißig, kinderlos und stand kurz vor ihrer Scheidung. Nicht gerade das, was sie für sich in diesem Alter erhofft hatte.

Frustriert blickte sie zurück auf ihren Bildschirm und betrachtete den Mann, der ihr entgegensah. Graublondes Haar, blasse Hautfarbe, stechend helle Augen. Nein, wahrlich nicht der Typ Mensch, den sie sich als neuen OB vorstellen konnte.

»Milla?«

»Hm?«, erwiderte sie abwesend.

»Bevor ich es vergesse: Als du weg warst, war Karsten hier und hat nach dir gefragt.«

Karsten Maler war der Chefredakteur beim Mainkurier. Milla runzelte die Stirn. »Was wollte er denn?«

Elke zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich hatte aber den Eindruck, es ginge um etwas Wichtiges. Am besten rufst du ihn gleich an und teilst ihm mit, dass du wieder im Haus bist.«

Milla drückte die Kurzwahltaste, während sie mit der anderen Hand unruhig ihre Brille zurechtrückte.

»Milla, bist du wieder zurück?«, ertönte die Stimme ihres Chefs am anderen Ende der Leitung.

»Ja, ich war nur kurz etwas essen. Du hast mich gesucht?«

Karsten räusperte sich. »Ja, hör zu. Ich würde gerne etwas mit dir besprechen. Könntest du bei mir vorbeikommen?«

Normalerweise war ihr Vorgesetzter ein Freund der klaren Worte. Diese Geheimnistuerei sah ihm...
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Autor

Silke Ziegler lebt mit ihrer Familie in Weinheim an der Bergstraße. Zum Schreiben kam sie 2013 durch Zufall, als ihr während eines Familienurlaubs im Süden Frankreichs die Idee für ihr erstes Buch kam. Wenn sie nicht gerade in ihre französische Herzensheimat reist oder an einem ihrer Romanprojekte schreibt, geht sie gern wandern oder liest.