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Sag dass du mich liebst, Junie Moon

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Unionsverlagerschienen am12.07.2021
Diese drei lassen sich nicht unterkriegen - Junie Moon, die den Säureanschlag eines Liebhabers nur knapp überlebte, Arthur mit einem Nervenleiden und Warren im Rollstuhl. Im Krankenhaus lernen sie sich kennen und schmieden einen Plan: Nach ihrer Entlassung wollen sie zusammenziehen, egal was die anderen davon halten mögen. In einem überwucherten, in die Jahre gekommenen Haus, unter den Augen eines bösartigen Nachbarn und der Ohreneule im Feigenbaum, schaffen sie sich ihr eigenes Reich, in dem Selbstmitleid nicht geduldet wird und man gefälligst Schoko-Brownies zu backen hat, wenn man sich fürchtet. Zankend, gnadenlos ehrlich und immer gemeinsam treten sie an, um sich die Welt zurückzuerobern und ein Leben zu führen, an das niemand von ihnen mehr geglaubt hatte.

Marjorie Kellogg (*1922 in Santa Barbara, Kalifornien) war Autorin, Journalistin und Sozialarbeiterin. Nach anfänglicher Tätigkeit als Korrektorin berichtete sie in der Nachkriegszeit für das Salute Magazine aus Spanien und Frankreich. Zurück in den USA, studierte sie Soziale Arbeit, ihre Erfahrungen in diesem Beruf ließ sie in ihre schriftstellerischen Werke einfließen. Ihr erster Roman, Sag, dass du mich liebst, Junie Moon, wurde auf Basis des von ihr verfassten Drehbuchs mit Liza Minnelli verfilmt. Sie starb 2005 an den Folgen von Alzheimer.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextDiese drei lassen sich nicht unterkriegen - Junie Moon, die den Säureanschlag eines Liebhabers nur knapp überlebte, Arthur mit einem Nervenleiden und Warren im Rollstuhl. Im Krankenhaus lernen sie sich kennen und schmieden einen Plan: Nach ihrer Entlassung wollen sie zusammenziehen, egal was die anderen davon halten mögen. In einem überwucherten, in die Jahre gekommenen Haus, unter den Augen eines bösartigen Nachbarn und der Ohreneule im Feigenbaum, schaffen sie sich ihr eigenes Reich, in dem Selbstmitleid nicht geduldet wird und man gefälligst Schoko-Brownies zu backen hat, wenn man sich fürchtet. Zankend, gnadenlos ehrlich und immer gemeinsam treten sie an, um sich die Welt zurückzuerobern und ein Leben zu führen, an das niemand von ihnen mehr geglaubt hatte.

Marjorie Kellogg (*1922 in Santa Barbara, Kalifornien) war Autorin, Journalistin und Sozialarbeiterin. Nach anfänglicher Tätigkeit als Korrektorin berichtete sie in der Nachkriegszeit für das Salute Magazine aus Spanien und Frankreich. Zurück in den USA, studierte sie Soziale Arbeit, ihre Erfahrungen in diesem Beruf ließ sie in ihre schriftstellerischen Werke einfließen. Ihr erster Roman, Sag, dass du mich liebst, Junie Moon, wurde auf Basis des von ihr verfassten Drehbuchs mit Liza Minnelli verfilmt. Sie starb 2005 an den Folgen von Alzheimer.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293311442
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum12.07.2021
SpracheDeutsch
Dateigrösse2345 Kbytes
Artikel-Nr.5844234
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




4


Warren machte sich daran, Bilder aus Zeitschriften auszuschneiden. Das hatte Guiles ihm beigebracht. »Kleb sie in ein Heft«, hatte Guiles gesagt, »dann hast du immer was zum Anschauen.« Er und Guiles hatten viele Sammlungen angelegt: Fische; Schuhe im Wandel der Zeiten; die Kleinen Antillen und anderes mehr. Wie Guiles sagte, wurde durch die Tätigkeit des Ausschneidens und Einklebens das Wissen über die betreffenden Gegenstände gefestigt.

Aus den Zeitschriften, die Warren im Krankenhaus auftreiben konnte - Life zum Beispiel und The Resident Physician -, schnitt er Fotos von modernen Inneneinrichtungen aus. Mit besonderer Vorliebe sammelte er »gemütliche Wohnzimmer-Sitzecken«.

»Wie findest du diese gemütliche Sitzecke?«, fragte er Junie Moon, denn er fühlte sich verpflichtet, die Wünsche der künftigen Dame des Hauses zu berücksichtigen.

»Grässlich«, antwortete sie, ohne auch nur hinzusehen. »Einfach schauderhaft. Du hast den Geschmack eines ungarischen Fischers.«

»Aber sie eignet sich doch für jeden Wohnraum. Bitte, hier kannst du s lesen: Diese einzigartige Sitzgruppe ist für jeden Wohnraum geeignet. «

»Ein grässliches Sofa«, knurrte Junie Moon. »Was ich mir wünsche, ist ein bequemes, altmodisches Sofa. Mit vernünftigen Beinen. Die dänische Möbelmode ist für dänische Damen mit fettem Hintern. Ich bin aber anders gebaut, ich bin dünn und will weich sitzen.« Ihr narbiges Gesicht wurde blaurot vor Eifer. »Und was hältst du von dieser einzigartigen Sitzgruppe?«, rief sie und warf Warrens Album hoch in die Luft.

Eine unmögliche Person. Mit der kann man nicht auskommen, dachte Warren. Es war ein Fehler gewesen, sie in seinen Plan einzubeziehen. Er hätte nur Arthur auffordern sollen. Mit Arthur allein würde es in vieler Hinsicht leichter sein. Vor allem sah Arthur, wenn er einfach still dastand und nicht gerade einen Krampf hatte, vollkommen normal aus. Sobald sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden, wollte Warren ihm vorschlagen, sich einem guten Friseur anzuvertrauen und außerdem eines dieser neuen Haarwasser zu benutzen, für die im Fernsehen so viel Reklame gemacht wurde. Vielleicht konnte man sein Haar dazu bringen, etwas weniger an dunkle Strohbüschel zu erinnern - dadurch würde seine Gesamterscheinung sehr gewinnen. Warren wollte auch dafür sorgen, dass Arthur nicht mehr diese kurzärmeligen Hemden aus bedrucktem Baumwollstoff trug, die seine dunkel behaarten Arme so jämmerlich dünn erscheinen ließen. Zwei Männer allein kamen bestimmt besser zurecht. Sie konnten bei einem Glas Portwein am Kamin sitzen und sich vernünftig unterhalten. Sie konnten essen, wann sie Lust hatten, ohne weibliche Vorschriften und Stundenpläne beachten zu müssen. Und sie konnten junge Leute zum Abendessen und zu anderen Unternehmungen einladen. Morgen wollte er Junie Moon mitteilen, dass ihre Vereinbarung nicht mehr galt.

Warren sammelte aber nicht nur Bilder von Wohnzimmermöbeln, er interessierte sich auch für Kücheneinrichtungen. Am schönsten fand er große Küchen, in denen der eine zuschauen und der andere kochen konnte, und er wünschte sich einen Backofen mit Glasfenster.

In Boston, wo Warren nach Guiles Tod bei seiner Großmutter gewohnt hatte, war im rückwärtigen Teil des Hauses eine riesige kühle Küche gewesen. Warren hatte dort oft seine Schularbeiten gemacht, während die Köchin das Abendessen bereitete und dabei vor sich hinsummte. 

Samstags durfte er immer Schoko-Brownies backen und etwas Selbsterfundenes, das heißer gelber Kuchen hieß. Das Schönste für ihn war, Butter und Zucker so lange zu rühren, bis das Ganze aussah wie eine cremige Glasur. Die Schwierigkeit bestand darin, die anderen Zutaten in die Masse zu geben, bevor sie verschwunden war.

»Du probierst und probierst, bis nichts mehr da ist«, sagte die Köchin immer. Nun ja, wenn erst die Schokolade hineingerührt war, mochte er den Teig nicht mehr so gern - was ihn reizte, war die Konsistenz: sämig und so, dass man kauen musste.

»Ach du meine Güte«, rief Junie Moon, als sie Warrens Küchenbilder sah, »wen gedenkst du denn als Küchenchef zu engagieren?«

So grob. So plump. Mit dieser Frau kann man nicht leben, dachte Warren.

»Du machst so ein komisches Gesicht«, sagte sie und hob mit hartem Griff sein Kinn hoch. »In deinen Augen ist ein ganz böser und misstrauischer Ausdruck.«

Im Moment fehlte ihm die Kraft, ihr mitzuteilen, dass sie nicht mit ihm und Arthur zusammenleben solle.

»Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man in den Augen anderer sich selbst erblickt«, entgegnete er.

»Tatsächlich? Ich begreife nicht, wie ein Mensch so viel Quatsch zusammenlesen kann.«

»Es gibt manches auf der Welt, was du nicht begreifst«, sagte er missmutig.

Sie sah ihn durch ihre vernarbten Lidschlitze an. »Lass dir bloß nicht einfallen, hinter meinem Rücken gegen mich zu intrigieren. Du bist genau der Typ, der so was fertigbringt.« Damit drehte sie sich auf dem Absatz um und ging davon.

Sie hatte sich mit der Direktheit einer Telefonistin in Warrens Denken eingeschaltet, und das machte ihn nervös. Seine Großmutter, die Biochemikerin, war auch so gewesen, nur dass es bei ihr immer wie eine zufällige, lässig hingeworfene Bemerkung klang. »Übrigens«, konnte sie sagen, »du möchtest vielleicht gern wissen â¦« Und dann traf sie genau ins Zentrum seiner Gedanken, auch wenn es ein Geheimnis und etwas ganz Privates war. Wie an dem Tag, als sie zusammen in einem Teich in der Nähe von Wellfleet badeten. »Ach, übrigens«, sagte sie, »du denkst vielleicht an deine Mutter, wenn du hierherkommst, wie?« Er war so verblüfft, dass er sie nur stumm ansehen konnte. Eben erst, während er unter Wasser schwamm, hatte er an seine Mutter gedacht und versucht, sich ihr Gesicht vorzustellen, hatte versucht, sie sich zwischen dem Schilf und der Strömung vorzustellen.

»Ich denke nicht viel an sie«, hatte er der Großmutter geantwortet.

»Es wäre nur natürlich, wenn du es tätest«, sprach sie unbeirrt weiter. »Was hat dir dein Guiles über sie erzählt?«

»Nichts Besonderes«, murmelte er und tauchte wieder unter, um sich ihren Fragen zu entziehen. In Wirklichkeit hatte ihm Guiles eine ganze Menge erzählt. »So, jetzt wollen wir uns über deine Mutter unterhalten«, fing er immer an, nicht anders, als schlüge er vor, in The Conquest of Mexico zu lesen. Und Warren lehnte sich dann auf der Couch an ihn oder lag da, den Kopf auf Guiles Schoß, und beobachtete, wie sein Kinn sich bewegte, während er von Warrens Mutter erzählte.

»Sie war ein süßes Geschöpf, das weiß ich noch genau.« Guiles Stimme klang plötzlich heiser, gerade richtig für Erzählungen aus ferner Vergangenheit. Warren sah ein schönes, sonnengebräuntes blondes Mädchen vor sich, das lachend über den Strand rannte. So wie Guiles das erzählte, schmeckte man förmlich das Salzige auf ihrer Haut und fühlte die warme Sonne, unter der sie dahinlief. Er schilderte Warren jede Einzelheit, an die er sich erinnerte - sie trug meistens ein altes Soldatenhemd und Shorts, manchmal aber auch ein Kleid aus heller Seide, in dem sie so wunderschön aussah, dass Guiles am liebsten geweint hätte.

Da Junie Moon eine sensible Person war, konnte sie die dicke Luft riechen, beinahe bevor Warren sie fabriziert hatte. Sie war ganz sicher, dass Warren hinsichtlich des gemeinsamen Lebens, zumindest was sie betraf, seine Meinung geändert hatte. In gewisser Hinsicht fühlte sie sich erleichtert. Der Gedanke, mit den beiden anderen außerhalb der schützenden Mauern des Krankenhauses zu leben, war ihr unheimlich. Und daran, dass sie von fremden Augen angestarrt werden würde, mochte sie überhaupt nicht denken.

Minnie, die sterbend im Nachbarbett lag, war die Einzige, die das ansprach. Die beiden unterhielten sich meistens nachts, wenn die anderen schliefen.

»Der hat dich wirklich schlimm zugerichtet, Junie Moon«, sagte Minnie eines Nachts. Ihre Stimme schien von weit her zu kommen, sie erinnerte an einen einsamen Zug, der in der Feme zwischen Feldern und Wiesen dahinfährt. »Ein Mensch, der zu so was fähig ist, dürfte gar nicht geboren werden.«

»Ich hätte nie gedacht, dass er so gemein sein könnte«, sagte Junie Moon.

Minnie seufzte. »Ich habe noch keinen Mann kennengelernt, dem man es ansah. Es sind die mit den lieben Kindergesichtern, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Hat es eigentlich wehgetan?«

»Was?«

»Als er dich mit der Säure übergoss.«

Sie dachte angestrengt nach. »Ein scheußlicher Gestank - so nach Verbranntem, weißt du. An die Schmerzen erinnere ich mich nicht genau. Sie waren zu stark. So ist es auch, wenn man zu viel trinkt: Nach einer Weile sieht man alles verwischt und wie im Zeitlupentempo. Später hat es wehgetan, das kannst du mir glauben.«

»Wirklich, er hat dich schlimm zugerichtet. Hast du dich schon im Spiegel gesehen?«

»Ich möchte bloß wissen, warum ich mich dauernd im Spiegel ansehen soll.« Sie hätte gern gesagt, Minnie solle sich, verdammt noch mal, um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, aber sie tat ihr leid, diese magere kleine Frau, der man das Haar in viele winzige Zöpfchen geflochten hatte und deren...


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Marjorie Kellogg (*1922 in Santa Barbara, Kalifornien) war Autorin, Journalistin und Sozialarbeiterin. Nach anfänglicher Tätigkeit als Korrektorin berichtete sie in der Nachkriegszeit für das Salute Magazine aus Spanien und Frankreich. Zurück in den USA, studierte sie Soziale Arbeit, ihre Erfahrungen in diesem Beruf ließ sie in ihre schriftstellerischen Werke einfließen. Ihr erster Roman, Sag, dass du mich liebst, Junie Moon, wurde auf Basis des von ihr verfassten Drehbuchs mit Liza Minnelli verfilmt. Sie starb 2005 an den Folgen von Alzheimer.
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Kellogg, Marjorie
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Günther, Gisela
Übersetzung

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt