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Schwarze Pharaonen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
239 Seiten
Deutsch
Beck C. H.erschienen am26.08.20211. Auflage
In Nubien sind mehr Pyramiden erhalten als in Ägypten, doch die sagenhaft reichen schwarzen Könige und ihre Inschriften geben bis heute Rätsel auf. Francis Breyer, einer der wenigen Experten weltweit, die an der Entschlüsselung des Meroitischen arbeiten, bietet einen faszinierenden Überblick über die Kulturen und Reiche südlich des Alten Ägypten, die bis heute zu Unrecht im Schatten des nördlichen Nachbarn stehen. Schaut man auf Karten des Alten Ägypten, könnte man meinen, südlich des ersten Nilkatarakts sei die Welt oder zumindest die Kultur zu Ende gewesen. Die Ägypter selbst haben versucht, diesen Eindruck zu erwecken. Dabei gab es dort blühende Reiche, deren Könige als 'Schwarze Pharaonen' zeitweise auch in Ägypten herrschten. Francis Breyer beschreibt die Geschichte der nubischen Kulturen von den ersten Gemeinwesen im 5. Jahrtausend v. Chr. über die kuschitischen Reiche mit ihren Metropolen Kerma, Napata und Meroë bis zu den christlichen und islamischen Königtümern und Sultanaten im Mittelalter. Er folgt den archäologischen Spuren von Götterglaube und Gesellschaft und erklärt, was es mit den dunkelhäutigen Würdenträgern in ägyptischen Gräbern auf sich hat. Sein anschaulich geschriebenes Buch macht eindrucksvoll deutlich, was wir gewinnen, wenn wir endlich über den Tellerrand der kanonischen Hochkulturen hinausblicken.

Francis Breyer Ägyptologe und Altorientalist an der Universität Bonn, ist einer der führenden Kenner der antiken Kulturen Nubiens und Äthiopiens. Von ihm liegen bahnbrechende Bücher, u.a. über das geheimnisvolle Land Punt, zum Meroitischen sowie zum Königreich von Aksum vor.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextIn Nubien sind mehr Pyramiden erhalten als in Ägypten, doch die sagenhaft reichen schwarzen Könige und ihre Inschriften geben bis heute Rätsel auf. Francis Breyer, einer der wenigen Experten weltweit, die an der Entschlüsselung des Meroitischen arbeiten, bietet einen faszinierenden Überblick über die Kulturen und Reiche südlich des Alten Ägypten, die bis heute zu Unrecht im Schatten des nördlichen Nachbarn stehen. Schaut man auf Karten des Alten Ägypten, könnte man meinen, südlich des ersten Nilkatarakts sei die Welt oder zumindest die Kultur zu Ende gewesen. Die Ägypter selbst haben versucht, diesen Eindruck zu erwecken. Dabei gab es dort blühende Reiche, deren Könige als 'Schwarze Pharaonen' zeitweise auch in Ägypten herrschten. Francis Breyer beschreibt die Geschichte der nubischen Kulturen von den ersten Gemeinwesen im 5. Jahrtausend v. Chr. über die kuschitischen Reiche mit ihren Metropolen Kerma, Napata und Meroë bis zu den christlichen und islamischen Königtümern und Sultanaten im Mittelalter. Er folgt den archäologischen Spuren von Götterglaube und Gesellschaft und erklärt, was es mit den dunkelhäutigen Würdenträgern in ägyptischen Gräbern auf sich hat. Sein anschaulich geschriebenes Buch macht eindrucksvoll deutlich, was wir gewinnen, wenn wir endlich über den Tellerrand der kanonischen Hochkulturen hinausblicken.

Francis Breyer Ägyptologe und Altorientalist an der Universität Bonn, ist einer der führenden Kenner der antiken Kulturen Nubiens und Äthiopiens. Von ihm liegen bahnbrechende Bücher, u.a. über das geheimnisvolle Land Punt, zum Meroitischen sowie zum Königreich von Aksum vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406774355
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.08.2021
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6190
Seiten239 Seiten
SpracheDeutsch
Illustrationenmit 47 Abbildungen und 2 Karten
Artikel-Nr.6073074
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Nubien: Das Land und seine Menschen


«Nubien» ist ein Begriff aus der historischen Geographie, er bezieht sich also auf ein Gebiet in der Vergangenheit. Er geht nicht auf das altägyptische Wort für «Gold» zurück, wie man häufig lesen kann. Vielmehr handelt es sich um eine wissenschaftliche Neuschöpfung, die auf einer Eigenbezeichnung der heutigen Nubier (nob) beruht. Über die längste Zeit der antiken Geschichte wurde Nubien «Kusch» (altägyptisch kзs) genannt, was vermutlich ebenfalls auf ein einheimisches Wort zurückzuführen ist. Daneben waren noch weitere Ortsnamen in Gebrauch, die kleinere Gebiete bezeichneten und deren Lokalisation oftmals nicht sehr klar ist. In diesem Buch wird alles «nubisch» genannt, was zwischen der Jungsteinzeit und heute in der Region Nubien passierte, selbst wenn die Akteure streng genommen ethnisch keine Nubier waren. So nennt man die Sprecher nubischer Sprachen, die wohl erst Mitte des 2. Jahrtausends vor unserer Zeit ins Niltal einwanderten. Als Reich von Kusch bzw. als «kuschitisch» wird die Periode zwischen der Eroberung Ägyptens und dem Ende des Reiches von Meroë bezeichnet (ca. 700 v. Chr. bis 300 n. Chr.). Eigentlich müsste man hier vom «zweiten Reich von Kusch» sprechen, jedoch wird das «erste» gemeinhin nach seinem wichtigsten Fundort Kerma benannt.

Doch wo genau lässt sich nun Nubien verorten? Weit gefasst ist es das Gebiet zwischen Ägypten und dem Abessinischen Hochland - eng gefasst die 1847 Kilometer des Mittleren Niltals zwischen Assuan und Khartum. Ob weit oder eng: Nubien liegt sowohl auf dem Staatsgebiet des heutigen Ägypten als auch auf demjenigen des Sudan.

Flussoase Nil


Ohne den Nil, ohne diesen riesigen Strom, gäbe es in Nordostafrika praktisch nichts als Wüste. Weil das so ist, spricht man gerne auch von einer Flussoase. Der Nil ist der längste Fluss der Welt, er ist freilich noch aus einem weiteren Grund speziell: Nördlich der Atbara-Einmündung (zwischen dem sechsten und fünften Katarakt) besitzt er keinen Zufluss mehr, also über eine Strecke von mehr als tausend Kilometern. Dabei fließt er mit einem Gefälle von einem Meter pro 6,5 Kilometer: von 378 auf 91 Meter über Normalnull.

Bei Khartum vereinen sich der Blaue und der Weiße Nil zu einem einzigen Strom. Im vorliegenden Buch wird die Region südlich davon nur wenig behandelt. Gespeist wird der Weiße Nil aus dem äquatorialen Seengebiet; der Blaue Nil und der Atbara erhalten ihr Wasser durch den Sommermonsun aus dem Äthiopischen Hochland.

Immer wieder wird der Lauf des Flusses durch Stromschnellen unterbrochen. Diese Katarakte (von griech. katarrháktÄs «Wasserfall») bilden mächtige Barrieren, die durch Wüstenwege umgangen werden müssen. Sie sind nicht einfach nur pittoreske Gesteinsformationen, sondern der Schlüssel zum Verständnis der kulturellen Entwicklung. Denn sie behindern den freien Verkehr auf dem Fluss und bilden so Siedlungskammern, die immer dazu tendierten, sich auch politisch abzugrenzen. Wie fundamental diese Fragmentierung für den Fortgang der Geschichte war, wird durch einen Blick nach Norden klar. In Ägypten fehlt sie, daher ist die politische Kleinteiligkeit dort auch immer die Ausnahme und nicht die Regel. Frei nach Herodot könnte man etwas pointiert formulieren: Nubien ist ein Geschenk der Katarakte.

Der Nil fließt nicht immer geradlinig von Süden nach Norden, sondern macht vor allem in Nubien einige sehr starke Biegungen. Die Landschaften zwischen diesen sowie zwischen den verschiedenen Zuflüssen bilden weitere Großregionen. Da sind zum einen die Steppengebiete zwischen Nil und Atbara: Die Butana nannte man in der Antike die «Insel von Meroë»; ganz ähnlich wird das Gebiet zwischen dem Weißen und dem Blauen Nil heute ebenfalls mit dem arabischen Wort für Insel bezeichnet, Gezira. Westlich der Butana, also auf dem Gebiet, das vom großen Nilknie unweit der Atbara-Mündung umschlossen wird, erstreckt sich die Bayuda-Wüste. Nach der üblichen Unterscheidung liegt westlich des Nils die Libysche und östlich des Nils die Nubische Wüste. Ägyptologen sprechen allerdings gerne von West- bzw. Ostwüste, was durchaus verwirrend sein kann, denn diese Westwüste ist tatsächlich die Ostsahara.

Für den Außenstehenden ist es am Anfang etwas überraschend, dass Unternubien der nördliche und Obernubien der südliche Teil Nubiens ist und nicht umgekehrt. Die Bewohner des Niltals orientierten sich hier entgegen der Strömungsrichtung des Flusses nach Süden, der Oberlauf war für sie «oben». Man könnte zwar auch von Süd-, Zentral- und Nordnubien sprechen, nur wird dies kaum getan. Unternubien ist also die Region im Sahelgürtel, insbesondere zwischen dem ersten und zweiten Katarakt. Seine Lage in einer Wendekreiswüste bedingt zusammen mit der Enge des dortigen Flusstals ein begrenztes agrarisches Potenzial. Die Menschen leben hier vor allem von Kleinvieh und Dattelpalmen. Obernubien südlich des vierten Katarakts ist hingegen aufgrund des tropischen Sommerregens deutlich reicher. Die dortige Savannensteppe eignet sich hervorragend zur Viehhaltung. Zwischen Unter- und Obernubien liegt das ausgedehnte Gebiet des zweiten Katarakts (altägyptisch «Ort des Kenterns»). Man könnte es ebenso gut Mittelnubien nennen, nur wird dies selten getan.

Der Lebensraum der Nubier: Katarakte, Wüsten, Berge


Der Naturraum des heutigen Sudan ist nicht nur sehr groß, sondern auch klimatisch wie ökologisch ziemlich divers. Entsprechend unterschiedlich verliefen auch die kulturellen Entwicklungen in den verschiedenen Regionen.

Der nördliche Nachbar war immer ein beherrschender Faktor für Nubien. Historisch gesehen bildete der erste Katarakt bei Assuan/Elephantine die Südgrenze Ägyptens. Geologisch wie ökologisch betrachtet liegt die Grenze allerdings etwas weiter im Norden, bei Gebel es-Silsila. Nördlich davon herrscht nämlich Kalkstein vor, südlich davon Sandstein. Dies mag banal klingen, wirkte sich jedoch ökonomisch massiv aus, denn das ägyptische Niltal ist eine breite Flussebene, in Nubien treten die Ufer hingegen dicht heran und sind ziemlich steil. Aufgrund des größeren agrarischen Potenzials in Ägypten konnten somit immer relativ leicht große Überschüsse erwirtschaftet werden, was in Nubien nur sehr begrenzt möglich war. In den ägyptischen Flussauen lassen sich große Flächen künstlich bewässern, in Nubien kaum. Größere Ernten brachten eine höhere Ernährungssicherheit, eine wachsende Bevölkerung und damit letztlich mehr Macht. Dies erklärt zumindest zum Teil, warum das pharaonische Ägypten gegenüber Nubien oft aus einer deutlichen Position politischer Stärke heraus operierte.

Interessanterweise war dies jedoch nicht immer so. Erst Ende des 4. vorchristlichen Jahrtausends schlugen die geopolitischen Unterschiede auch in einen kulturell-ökonomischen Gegensatz um. Der Hauptgrund hierfür ist die Entstehung des pharaonischen Zentralstaats. Die geographische und politisch-kulturelle Einheitlichkeit ist somit wohl der zweite entscheidende Faktor für die weitgehende ägyptische Überlegenheit. Das naturräumlich und damit auch politisch zersplitterte Nubien war hingegen immer stark von kleineren und mobilen Gruppen geprägt. Eine zu kleine Population kann per se Entwicklung hemmen. Daneben spielt es auch eine Rolle, wie groß ein Machtbereich in Relation zur Bevölkerungsmenge ist. Offenbar bedarf es einer kritischen Masse, um die soziokulturellen Kettenreaktionen in Gang zu setzen, die zur Herausbildung eines Staates führen.

Nubien war also in mehrerlei Hinsicht viel diverser als Ägypten: Neben dem Niltal und den Oasen nutzten die Menschen die Wüstenbrunnen der südlichen Ostsahara genauso wie die Bergzüge zwischen dem Niltal und dem Roten Meer. Im Süden, der in den Tropen liegt, ist sogar Regenfeldbau möglich. Diese verschiedenen ökologischen Situationen bieten den dort lebenden Menschen ganz unterschiedliche ökonomische Nutzungsarten: von sesshaften Ackerbauern im Flusstal über Hirtennomaden in den Savannen bis zu Wildbeutern in den Wüstenregionen.

Grundsätzlich können in Nubien drei Lebensräume und -formen unterschieden werden. In Unternubien lebten vor allem sesshafte Gruppen in kleinen dörflichen Gemeinschaften vorrangig von der Kleinviehzucht und dem Überschwemmungsfeldbau auf den Schwemmlandstreifen. Im Kerma-Becken weiter im Süden konnte zusätzlich die Steppenlandschaft genutzt werden, die sich ausgezeichnet für die Rinderzucht eignet. Die Menschen waren sesshaft und lebten...
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