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Das Lied des Nordwinds

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
624 Seiten
Deutsch
beHEARTBEATerschienen am27.07.20211. Aufl. 2021
Zwei Frauen, ein Geheimnis und eine unverhoffte Reise ...

Norwegen, 1905. Das Jahr, in dem das Land um seine Unabhängigkeit ringt, markiert auch für zwei sehr unterschiedliche Frauen einen Wendepunkt: In Stavanger tritt Liv eine Stelle als Dienstmagd an und muss schon bald die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen. Darf sie sich gegen ihren Dienstherren stellen, um einem kleinen Jungen zu helfen, den ein trauriges Schicksal erwartet?

Auch für die junge Gräfin Karoline im fernen Schlesien steht ihre Existenz auf dem Spiel. Der Familienbesitz würde an einen entfernten Verwandten gehen, wenn ihr schwerkranker Mann ohne Erben stirbt. Als sie erfährt, dass er kurz vor der Hochzeit in Norwegen ein Kind gezeugt hat, schmiedet sie einen abenteuerlichen Plan ...

Große Gefühle und dunkle Geheimnisse vor der eindrucksvollen Kulisse Norwegens: Mit 'Das Lied des Nordwinds' legt Christine Kabus einen opulent erzählten, mitreißenden Roman vor.

Weitere Norwegen-Romane von Christine Kabus: Töchter des Nordlichts. Das Geheimnis der Fjordinsel. Das Geheimnis der Mittsommernacht. Im Land der weiten Fjorde. Insel der blauen Gletscher.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.






Christine Kabus, 1964 in Würzburg geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte als Dramaturgin und Lektorin bei verschiedenen Film- und Theaterproduktionen, bevor sie sich 2003 als Drehbuchautorin selbstständig machte. Schon als Kind faszinierte sie der hohe Norden. Vor allem die ursprüngliche, mythische Landschaft Norwegens beflügelte ihre Phantasie. Sie begann, die Sprache zu lernen und sich intensiv mit der Geschichte Norwegens zu beschäftigen. Insgesamt liegen bei Bastei Lübbe sechs Norwegen-Romane von Christine Kabus vor.
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Produkt

KlappentextZwei Frauen, ein Geheimnis und eine unverhoffte Reise ...

Norwegen, 1905. Das Jahr, in dem das Land um seine Unabhängigkeit ringt, markiert auch für zwei sehr unterschiedliche Frauen einen Wendepunkt: In Stavanger tritt Liv eine Stelle als Dienstmagd an und muss schon bald die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen. Darf sie sich gegen ihren Dienstherren stellen, um einem kleinen Jungen zu helfen, den ein trauriges Schicksal erwartet?

Auch für die junge Gräfin Karoline im fernen Schlesien steht ihre Existenz auf dem Spiel. Der Familienbesitz würde an einen entfernten Verwandten gehen, wenn ihr schwerkranker Mann ohne Erben stirbt. Als sie erfährt, dass er kurz vor der Hochzeit in Norwegen ein Kind gezeugt hat, schmiedet sie einen abenteuerlichen Plan ...

Große Gefühle und dunkle Geheimnisse vor der eindrucksvollen Kulisse Norwegens: Mit 'Das Lied des Nordwinds' legt Christine Kabus einen opulent erzählten, mitreißenden Roman vor.

Weitere Norwegen-Romane von Christine Kabus: Töchter des Nordlichts. Das Geheimnis der Fjordinsel. Das Geheimnis der Mittsommernacht. Im Land der weiten Fjorde. Insel der blauen Gletscher.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.






Christine Kabus, 1964 in Würzburg geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte als Dramaturgin und Lektorin bei verschiedenen Film- und Theaterproduktionen, bevor sie sich 2003 als Drehbuchautorin selbstständig machte. Schon als Kind faszinierte sie der hohe Norden. Vor allem die ursprüngliche, mythische Landschaft Norwegens beflügelte ihre Phantasie. Sie begann, die Sprache zu lernen und sich intensiv mit der Geschichte Norwegens zu beschäftigen. Insgesamt liegen bei Bastei Lübbe sechs Norwegen-Romane von Christine Kabus vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751706193
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum27.07.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Seiten624 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.6073396
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Schlesien, April 1905 - Karoline

»So konnte sie ungestört dasitzen und in die Stille hinausträumen, die bläulichklare, sternhelle Wüstennacht, die ringsum, als sei man auf hoher See, in das Dämmernde, Grenzenlose verschwamm. Die Reihen der Sanddünen hatten jetzt nicht mehr das Wilde, Fahle, die Senkungen der Salztümpel nicht mehr das geisterhaft Weiße und Unheimliche wie unter den sengenden, unerbittlichen Strahlen der Sonne. Die Milde des Mondes verklärte alles. Sie löste die harten, trotzig und unvermittelt nebeneinander stehenden Farbtöne des Tages - diesen Dreiklang vom Blau des Himmels und Gelb des Sandes und Weiß des Salzes, der dort in tiefdunklen Schatten über die Öde wob, ihre Unfruchtbarkeit verhüllte, ihre Furchtbarkeit dämpfte und aus dem, was unter dem Schein der Sonne ein Reich des Todes war, in der stillen Nacht ein geheimnisvolles Traum- und Zauberland machte.«

Karoline ließ die Zeitschrift auf ihre Knie sinken, schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, wie die Wüste aussah, wie sich sengende Hitze anfühlte, wie es war, wenn der Mund austrocknete und ein Schluck Wasser das Köstlichste war, was man sich nur wünschen konnte. Seit Januar begleitete sie nun Gerta, die Heldin von Rudolf Stratz Roman »Die Hand der Fatme«, der in Fortsetzungen in der »Gartenlaube« gedruckt wurde. Jede Woche fieberte sie dem Erscheinen der nächsten Ausgabe entgegen, um die Geschicke der jungen Adligen weiter zu verfolgen. Gerta, die unter falschem Namen nach Tunesien gereist war, um ihren Bruder zu suchen, war Karoline in den vergangenen Monaten eine vertraute Freundin geworden, mit der sie zuweilen innere Zwiesprache hielt.

Mit ihren zweiundzwanzig Jahren war die Romanfigur zwar vier Jahre jünger als Karoline, nahm sich in deren Augen jedoch um Längen selbstbewusster und mutiger aus als sie selbst. Nie im Leben würde sie sich getrauen, gegen den Willen ihrer Familie mutterseelenallein in die Fremde zu reisen, noch dazu in ein Land, wo an jeder Ecke Gefahren lauerten - nicht nur für Leib und Leben. Gerta wandelte mit ihrem unkonventionellen Verhalten auf einem schmalen Grat zwischen Ehrbarkeit und dem Verlust ihres guten Rufs. Sie hatte ihrem Verlobten, einem eingebildeten Schnösel, der sie von oben herab behandelte und sich nicht um die Gefühle anderer scherte, den Laufpass gegeben. Gertas Unerschrockenheit imponierte Karoline. Dabei kannte die Romanheldin durchaus auch Momente, in denen sie verzagte und am liebsten aufgegeben hätte. Doch der Gedanke an Frank, den verwegenen Abenteurer, den sie in der Sahara kennen- und lieben gelernt hatte, gab ihr stets neue Kraft und Zuversicht.

Karoline öffnete die Augen. Ja, mit einem Mann wie Frank ben Salem an der Seite mochte es wohl leicht für eine Frau sein, Stärke zu beweisen und unbeirrt ihren Weg zu gehen. Einem Mann, der an sie glaubte, sie mit Respekt behandelte und ihr ritterlich zu Hilfe eilte, wenn sie in der Patsche saß.

Ein kühler Luftzug ließ Karoline erschauern und verwehte die Bilder von der lauen Wüstennacht, in die sie beim Lesen eingetaucht war. Das Rascheln der Palmenblätter wurde vom Rauschen des Regens übertönt, der seit zwei Tagen ohne Unterlass niederging. Karoline stand auf und ging zum Fenster, das eine Böe aufgedrückt hatte. Bevor sie es schloss, warf sie einen Blick zum Himmel. Dunkel lastete er dicht über den Bäumen des Parks, der sich hinter dem Herrenhaus ausbreitete, das seit neun Jahren ihr Zuhause war. Die Wolkendecke war lückenlos, kein Lichtstreif erhellte das Grau. Aus südlicher Richtung, vom Riesengebirge her, tönte dumpfes Donnergrollen. Das trübe Dämmerlicht verriet nicht, wie weit der Tag fortgeschritten war. Der Geruch feuchten Mauerwerks drang in Karolines Nase, gemischt mit dem herben Duft des Efeus, der an der Rückseite von Schloss Katzbach emporrankte. Sie drückte die Fensterflügel fest in den Rahmen und legte den Riegel um. Er hatte zu viel Spiel und würde sich beim nächsten starken Windstoß erneut lösen. Auch die Scharniere der Fenster und Läden waren ausgeleiert und vom Rost zerfressen. Sie gehörten längst repariert oder durch neue ersetzt. Wie so vieles in diesem Haus.

Mitte des achtzehnten Jahrhunderts war das Schloss von einem Vorfahren ihres Schwiegervaters auf einer Anhöhe im Katzbachtal erbaut worden - ein paar Kilometer nördlich der kleinen Kreisstadt Schönau. Der zweigeschossige Bau hatte einen rechteckigen Grundriss und ein Mansarddach, unter dem sich Speicherräume und die Kammern für die Dienstboten befanden. Die Eingangstür auf der zum Tal hin gelegenen Frontseite wurde von einem Säulenportal überwölbt, in dessen Giebel das Wappen der Familie eingefügt war: ein roter Hirsch auf grünem Grund, der über drei gewellte, blaue Linien sprang. An der südlichen Flanke erhob sich ein runder Turm mit Spitzdach. Stallungen, Scheunen und Remisen lagen - von einigen alten Buchen verborgen - im Norden des Schlosses auf halbem Weg nach Moritzwaldau, einem kleinen Weiler, in dem von jeher die Bauern und Handwerker lebten, die die gräflichen Güter bewirtschafteten.

Karoline kehrte zu dem Sofa vor dem Kachelofen zurück. Es war - wie die beiden Sessel, die ihm gegenüberstanden - aus hellem Kirschholz und mit einem altrosa-beige gestreiften Satinstoff bezogen. Das Ensemble stammte wie das runde Tischchen, der verglaste Bücherschrank und der Sekretär aus ihrem Jungmädchenzimmer im Breslauer Haus ihrer Eltern. Das Bett und die Waschkommode im angrenzenden Schlafgemach dagegen hatte sie zur Hochzeit als Teil ihrer Mitgift erhalten, ebenso die Ausstattung ihrer beiden Zimmer mit zartfarbenen Seidentapeten und zierlichen Glasleuchtern, die von der Decke hingen. Sie setzte sich, streifte ihre Pantoffeln ab, schlug ihre Beine unter den Rock ihres Hauskleides und vertiefte sich wieder in ihre Lektüre.

»Die Einsamkeit der Wüste â¦ Allmählich fing Gerta in diesen Tagen an zu verstehen, warum einer die Menschen mied und in der Wildnis lebte, um sich selber zu finden.

So ähnlich ging es ihr jetzt. Manchmal war ihr, als sei sie nun erst recht zum Leben aufgewacht und habe bis dahin ihre Tage so hingebracht, ohne es zu wissen.«

Ein Klopfen an der Tür schreckte Karoline auf. Sie verbarg die »Gartenlaube« unter einem der Sofakissen, setzte sich aufrecht hin und schlüpfte in ihre Hausschuhe. Dabei warf sie einen Blick auf die kastenförmige Tischuhr aus Messing, die auf dem Bücherschrank stand. Hatte sie die Zeit vergessen und versäumt, sich rechtzeitig zum Abendessen umzuziehen? Es wäre nicht das erste Mal, dass ihre Zofe Agnes sie daran erinnern musste und verhinderte, dass Karoline zu spät im Speisesaal erschien. Nein, es war erst vier Uhr nachmittags. Sie atmete tief durch und rief: »Herein!«

Beim Anblick ihrer Schwiegermutter, die über die Schwelle trat und drei Schritte vor ihr stehen blieb, zog Karoline unwillkürlich den Kopf zwischen die Schultern. Die Gräfin strahlte eine Energie und Tatkraft aus, die sie jünger als ihre sechzig Jahre wirken ließ. Ihre hellen Augen, die sie unverwandt auf ihr Gegenüber zu richten pflegte, flößten Karoline Unbehagen ein. Sie ertappte sich wie so häufig bei der Frage, ob sie etwas getan oder unterlassen hatte, was den Unwillen von Alwina von Blankenburg-Marwitz erregt haben konnte.

Sei nicht albern, ermahnte sie sich. Du bist kein kleines Schulmädchen mehr, sondern eine erwachsene Frau. Also benimm dich auch so! Denk an Gerta. Sie würde sich nie so einschüchtern lassen. Karoline erhob sich. Neben der sehnigen Gestalt ihrer Schwiegermutter, die sie um einen halben Kopf überragte, kam sie sich stets besonders klein und pummelig vor. Alles an ihr wirkte weich und rund im Gegensatz zu den kantigen Formen der Gräfin, die Karoline an eine geschnitzte Märtyrerfigur aus dem Mittelalter erinnerte. Die Falten um Mund und Augen waren wie eingekerbt, die Gliedmaßen knochig. Selbst ihr ergrautes Haar sah aus, als wäre es aus Draht.

»Entschuldige, wenn ich dich - bei was auch immer - störe«, sagte Gräfin Alwina. Sie schaute mit stummem Vorwurf zu dem Nähkorb, der unter dem Sofa verstaubte, wohin ihn Karoline Wochen zuvor mit einem Fußtritt befördert hatte. »Ich wollte dich nur in Kenntnis setzen, dass mein Sohn in Kürze eintreffen wird.«

Karoline zog die Augenbrauen hoch. »In Kürze?«

»Mit dem Abendzug.«

»Heute? Aber ich dachte â¦«, begann Karoline. Die steile Falte, die sich auf der Stirn ihrer Schwiegermutter bildete, ließ sie den Rest des Satzes verschlucken. â¦dass Moritz noch mindestens bis zur Eröffnung der Rennsaison in Berlin bleibt, hatte sie sagen wollen. Sie räusperte sich. »Wie freundlich«, fuhr sie, um Fassung bemüht, fort, »dass du dich eigens her bemühst, um mir das mitzuteilen.«

Und nicht einen Diener damit beauftragt hast, fügte sie im Stillen hinzu. Damit nur ja der schöne Schein gewahrt bleibt und keiner merkt, dass ich keinen Schimmer habe, was mein Gatte so treibt und wann er beliebt, sich hier blicken zu lassen. Ganz zu schweigen davon, dass er keinen Wert auf meine Begleitung legt. Dabei wissen doch alle vom Stalljungen bis zum Gutsverwalter, wie es um meine Ehe bestellt ist.

Die Gräfin warf ihr einen kühlen Blick zu. »Nun, es schien mir angebracht. In dem Aufzug«, sie musterte Karolines einfachen Zopf und das kaum taillierte Kleid mit Abscheu, »willst du ihn gewiss nicht begrüßen. So hast du noch Gelegenheit, dich zurechtzumachen. So gut es eben geht.«

Der verächtliche Ton machte Karolines Vorsatz zunichte, sich nicht verunsichern zu lassen. Sie senkte den Kopf. Was war gegen das Tragen bequemer Kleidung in den eigenen vier Wänden...
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Christine Kabus, 1964 in Würzburg geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte als Dramaturgin und Lektorin bei verschiedenen Film- und Theaterproduktionen, bevor sie sich 2003 als Drehbuchautorin selbstständig machte. Schon als Kind faszinierte sie der hohe Norden. Vor allem die ursprüngliche, mythische Landschaft Norwegens beflügelte ihre Phantasie. Sie begann, die Sprache zu lernen und sich intensiv mit der Geschichte Norwegens zu beschäftigen. Insgesamt liegen bei Bastei Lübbe sechs Norwegen-Romane von Christine Kabus vor.
Das Lied des Nordwinds