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Töchter des Nordlichts

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
560 Seiten
Deutsch
beHEARTBEATerschienen am27.07.20211. Aufl. 2021
Durch ein Jahrhundert getrennt, durch eine gemeinsame Geschichte vereint ...

Finnmark, 1915. Mit neun Jahren endet das friedliche Nomadenleben des Sámi-Mädchens Áilu: Auf der Wanderung zu den Sommerweiden wird sie von norwegischen Beamten verschleppt und in ein Internat gesteckt, wo sie zu einem zivilisierten Mädchen geformt werden soll. Tatsächlich verleugnet Áilu lange ihre Herkunft. Doch der Ruf ihrer Heimat lässt sich nicht unterdrücken ...

Oslo, Gegenwart. Nora ist Mitte dreißig, als sie den Namen ihres Vaters erfährt: Ánok war ein samischer Student, der damals plötzlich aus dem Leben ihrer Mutter verschwand. Nora spürt, dass sie ihr Glück erst finden wird, wenn sie in die Heimat ihres Vaters reist. Doch die Samen und ihre Kultur erscheinen ihr lange fremd. Bis sie auf den charismatischen Hundezüchter Mielat trifft. Gemeinsam mit ihm stößt sie auf die Geschichte von Áilu. Schon bald ahnt Nora, dass Áilus ungeheuerliches Schicksal eng mit ihrer eigenen Familiengeschichte verknüpft ist ...

Unberührte Landschaft, eine geheimnisvolle, lang unterdrückte Kultur und der Zauber des Nordlichts - der neue Roman von Christine Kabus erzählt vor der hinreißenden Kulisse Norwegens von der Sehnsucht nach Heimat und der Kraft der Liebe.

Weitere Norwegenromane von Christine Kabus: Das Lied des Nordwinds. Das Geheimnis der Fjordinsel. Das Geheimnis der Mittsommernacht. Im Land der weiten Fjorde. Insel der blauen Gletscher.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.






Christine Kabus, 1964 in Würzburg geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte als Dramaturgin und Lektorin bei verschiedenen Film- und Theaterproduktionen, bevor sie sich 2003 als Drehbuchautorin selbstständig machte. Schon als Kind faszinierte sie der hohe Norden. Vor allem die ursprüngliche, mythische Landschaft Norwegens beflügelte ihre Phantasie. Sie begann, die Sprache zu lernen und sich intensiv mit der Geschichte Norwegens zu beschäftigen - auch mit den dunklen Seiten wie in "Töchter des Nordlichts". Insgesamt liegen bei Bastei Lübbe sechs Norwegen-Romane von Christine Kabus vor.
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Produkt

KlappentextDurch ein Jahrhundert getrennt, durch eine gemeinsame Geschichte vereint ...

Finnmark, 1915. Mit neun Jahren endet das friedliche Nomadenleben des Sámi-Mädchens Áilu: Auf der Wanderung zu den Sommerweiden wird sie von norwegischen Beamten verschleppt und in ein Internat gesteckt, wo sie zu einem zivilisierten Mädchen geformt werden soll. Tatsächlich verleugnet Áilu lange ihre Herkunft. Doch der Ruf ihrer Heimat lässt sich nicht unterdrücken ...

Oslo, Gegenwart. Nora ist Mitte dreißig, als sie den Namen ihres Vaters erfährt: Ánok war ein samischer Student, der damals plötzlich aus dem Leben ihrer Mutter verschwand. Nora spürt, dass sie ihr Glück erst finden wird, wenn sie in die Heimat ihres Vaters reist. Doch die Samen und ihre Kultur erscheinen ihr lange fremd. Bis sie auf den charismatischen Hundezüchter Mielat trifft. Gemeinsam mit ihm stößt sie auf die Geschichte von Áilu. Schon bald ahnt Nora, dass Áilus ungeheuerliches Schicksal eng mit ihrer eigenen Familiengeschichte verknüpft ist ...

Unberührte Landschaft, eine geheimnisvolle, lang unterdrückte Kultur und der Zauber des Nordlichts - der neue Roman von Christine Kabus erzählt vor der hinreißenden Kulisse Norwegens von der Sehnsucht nach Heimat und der Kraft der Liebe.

Weitere Norwegenromane von Christine Kabus: Das Lied des Nordwinds. Das Geheimnis der Fjordinsel. Das Geheimnis der Mittsommernacht. Im Land der weiten Fjorde. Insel der blauen Gletscher.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.






Christine Kabus, 1964 in Würzburg geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte als Dramaturgin und Lektorin bei verschiedenen Film- und Theaterproduktionen, bevor sie sich 2003 als Drehbuchautorin selbstständig machte. Schon als Kind faszinierte sie der hohe Norden. Vor allem die ursprüngliche, mythische Landschaft Norwegens beflügelte ihre Phantasie. Sie begann, die Sprache zu lernen und sich intensiv mit der Geschichte Norwegens zu beschäftigen - auch mit den dunklen Seiten wie in "Töchter des Nordlichts". Insgesamt liegen bei Bastei Lübbe sechs Norwegen-Romane von Christine Kabus vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751706186
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum27.07.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Seiten560 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.6073403
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Oslo/Januar 2011

Das erste Mal sah Nora den Mann, als sie an einem Sonntagnachmittag Schlittschuh lief. Er lehnte bewegungslos am Sockel des Henrik-Wergeland-Monumentes an der Kopfseite des Springbrunnens, dessen rechteckiges Becken auch in diesem Winter zu einer Eislaufbahn umfunktioniert worden war, und schaute unverwandt zu ihr. Nora hätte im Nachhinein nicht sagen können, warum sie auf ihn aufmerksam geworden war. Sein dunkler Parka verschmolz mit dem Steingrau des Denkmals. Sie schätzte, dass er ungefähr einen Kopf größer war als sie selbst. Verglichen mit den meisten anderen Erwachsenen des gut besuchten Parks, der sich parallel zur Karl Johans Gate vom Nationaltheater bis zum Parlament erstreckte, war er von durchschnittlicher Größe. Seine Gesichtszüge konnte Nora auf die Entfernung kaum ausmachen. Dennoch hatte sie das vage Gefühl, ihn zu kennen. Nein, kennen war das falsche Wort. Es war mehr ein Anflug von Vertrautheit. Warum starrte er sie an? Oder bildete sie sich das nur ein?

Nora glitt über die Eisfläche, um ihn aus der Nähe zu sehen. Als sie den Rand des Brunnens erreicht hatte, war der Platz neben der Statue des Schriftstellers leer. Sie musterte die vorbeiflanierenden Spaziergänger. Den Mann konnte sie nirgends entdecken. Er war verschwunden.

Nora zuckte die Achseln und kehrte zu Leene und Petrine, ihren beiden Kolleginnen, zurück, mit denen sie unterwegs war. Die drei waren als Erzieherinnen bei der Tagesstätte »Lille Bamsen« angestellt, die einem Beratungs- und Betreuungszentrum für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund beziehungsweise aus sogenannten prekären Verhältnissen angegliedert war. Die Kita lag nordöstlich des Hauptbahnhofs am Rand des ehemaligen Arbeiterviertels Grønland, in dem sich viele Einwandererfamilien angesiedelt hatten.

Mit Leene, die wie sie selbst Mitte dreißig war, fühlte sich Nora nach neunjähriger Zusammenarbeit auch freundschaftlich verbunden. Sie schätzte ihre einfühlsame Art, ihren Humor und ihr sicheres Gespür im Umgang mit schwierigen Kindern. Mit der achtundzwanzigjährigen Petrine, die vor drei Jahren zu ihnen gestoßen war und sich als zuverlässige, kompetente Kollegin entpuppt hatte, wurde Nora nicht recht warm. Zu unterschiedlich waren ihre Lebenseinstellungen und Sichtweisen. Um des guten Arbeitsklimas willen ließ sie sich dennoch hin und wieder auf die Dreimädelstreffen ein, die Petrine regelmäßig vorschlug. Nora vermutete, dass sie auf die Vertrautheit zwischen Leene und ihr eifersüchtig war. Aber Sympathie oder gar Freundschaft konnte man nun einmal nicht erzwingen.

»Ich könnte jetzt eine heiße Schokolade vertragen«, sagte Nora und deutete auf ein kleines Zelt, vor dem mehrere Stehtische aufgestellt waren. Obwohl die Temperatur nur wenige Grad unter null lag, Nora eine dicke Lammfelljacke trug und ständig in Bewegung gewesen war, fühlte sie sich ausgekühlt.

»Ich bin dabei«, antwortete Leene, die eine gesteppte rote Daunenjacke anhatte und eine ihrer zahlreichen Garnituren, wie sie die von ihr selbst gestrickten, farbenfrohen Mütze-Schal-Handschuhe-Ensembles nannte.

Petrine, in sportlichem, figurbetontem Winteroutfit, nickte. »Ja, ich habe auch nichts gegen eine kleine Aufwärmpause«, sagte sie und rieb sich mit der behandschuhten Hand ihre von der Kälte gerötete Nase.

Sie verließen die Eisbahn und standen kurz darauf mit dampfenden Bechern vor sich an einem der Tischchen. Neben Leene und Petrine, beide hochgewachsen und athletisch, kam sich Nora immer besonders klein und zierlich vor. Es war schon vorgekommen, dass man sie von Weitem für eines der Kinder gehalten hatte, die sie betreute. Nicht nur wegen ihrer Größe, sondern auch weil viele Eltern ihrer kleinen Schützlinge aus Asien, Afrika und vom Balkan stammten und Nora mit ihren dunklen Haaren und den hochsitzenden Wangenknochen im Vergleich zu ihren blonden, blauäugigen Kolleginnen etwas exotisch wirkte.

»Lasse und ich wollen uns in den Osterferien eine Hütte in den Bergen mieten. Wir suchen noch nette Leute, die sich mit uns zusammentun«, drang Petrines Stimme in Noras Gedanken. »Hättet ihr nicht Lust?«, fragte sie und sah Nora und Leene an.

Nora hob die Schultern. »In den Osterferien? Hab noch gar nicht drüber nachgedacht, was ich da mache«, antwortete sie. »Klingt aber verlockend«, schob sie etwas lahm nach, als sie Petrines enttäuschtes Gesicht sah.

Petrine wandte sich an Leene. »Was ist mit dir und Jens?«

Zu Noras Überraschung wurde Leene rot.

»Äh, bei uns steht jetzt erst mal was anderes an«, sagte sie. Ihr Gesicht strahlte. Sie hatte eine Hand auf ihren Unterleib gelegt und streichelte ihn sacht.

Petrines Augen weiteten sich. »Du meinst â¦ bist du etwa schwanger?«, rief sie.

Nora sah, wie sich einige der Umstehenden neugierig zu ihnen umdrehten. Leene senkte verlegen den Kopf und nickte.

»Herzlichen Glückwunsch«, sagte Nora und hob ihren Kakaobecher, um mit Leene anzustoßen. »Seit wann weißt du es?«

»Schon länger. Ich bin jetzt im vierten Monat«, antwortete Leene. »Dieses Mal wollte ich es erst erzählen, wenn es ganz sicher ist«, fügte sie leise hinzu.

Nora nickte und drückte Leenes Arm. Ihre Freundin hatte bereits zweimal in den ersten Schwangerschaftswochen Fehlgeburten gehabt. Nora wusste, dass sie stärker darunter gelitten hatte, als sie es sich hatte anmerken lassen. Umso mehr freute es sie für ihre Freundin, dass sich deren Kinderwunsch nun erfüllen würde. Leene legte kurz ihre Hand auf Noras und sah ihr in die Augen.

»Wo wir gerade beim Verkünden sind«, sagte Petrine und sah die beiden anderen Aufmerksamkeit heischend an. Sie hielt es nie lange aus, wenn jemand anderes im Mittelpunkt stand.

»Lasse und ich werden im Sommer heiraten.« Sie schaute in die mittlerweile geleerten Becher, sammelte sie ein und eilte mit den Worten: »Ich besorg uns noch eine Runde zum Anstoßen«, zu dem Verkaufszelt.

»Ob Lasse schon von seinem Glück weiß?«, flüsterte Leene. »Das kam doch jetzt sehr plötzlich. Und wo ist der Ring? Den hätte sie uns doch als Erstes gezeigt.«

Nora kicherte. »Jetzt, wo du s sagst. Es würde mich nicht wundern, wenn Petrine diese Neuigkeit eben erst beschlossen hat.«

Wobei sie keine Sekunde daran zweifelte, dass es tatsächlich zu dieser Hochzeit kommen würde. Petrine war zwar die Jüngste von ihnen, zugleich aber auch die resoluteste. Sie schien es für selbstverständlich zu halten, dass ihre Wünsche und Erwartungen erfüllt wurden. Manchmal beneidete Nora sie um dieses Selbstvertrauen. Wie es sich wohl anfühlte, keine Selbstzweifel zu haben?

Petrine kehrte mit frischem Kakao zurück. Nachdem sie ihr gratuliert und die zukünftige Braut hatten hochleben lassen, wandte sich Leene an Nora.

»Wie geht es eigentlich Per? Du hast schon länger nichts von ihm erzählt.«

»Ach, das hat nicht so gepasst zwischen uns«, sagte Nora.

»Oh, das tut mir leid.«

»Muss es nicht«, versicherte Nora, als sie Leenes besorgte Miene sah. »Wirklich, es war nichts Ernstes.«

Petrine runzelte die Stirn. »Ist es das je bei dir? Bist du es nicht leid, Single zu sein?« Die Frage kam schroff, fast vorwurfsvoll.

Leene sog scharf die Luft ein. Petrine schien zu bemerken, dass sie sich im Ton vergriffen hatte, denn sie schob gespielt salbungsvoll nach: »Nora Nybol, wird es nicht langsam Zeit, sich ernsthaft zu binden und eine Familie zu gründen?«

Nora grinste. »Du meinst, mit fünfunddreißig, da macht sich ein Mädchen Gedanken?«

»Marilyn Monroe war fünfundzwanzig, als sie das sagte«, entgegnete Petrine trocken.

Am nächsten Morgen wachte Nora früh auf und beschloss, die Arbeitswoche in ihrem Lieblingsbistro in der Thorvald Meyers Gate einzuläuten, das auf halbem Wege zu ihrem Arbeitsplatz lag. Die Besitzerin verstand sich nicht nur auf die Zubereitung köstlicher Kaffeekreationen, sondern buk auch leidenschaftlich gern. Beim Gedanken an einen ofenwarmen Rosinenboller lief Nora das Wasser im Munde zusammen.

Pünktlich um halb acht betrat Nora das zweistöckige Hauptgebäude der Kita, deren umzäuntes Grundstück am Rande eines kleinen Parks lag. In der oberen Etage befanden sich das Verwaltungsbüro, die Zimmer der Sozialberater und Familientherapeuten und ein großer Besprechungsraum. Unten gab es eine Küche und einen Aufenthaltsraum mit abschließbaren Schränken und Postfächern für die Mitarbeiter. Daneben war ein Arbeitszimmer mit Computern eingerichtet, auf denen unter anderem die wöchentlichen Berichte geschrieben wurden - eine der wenigen Aufgaben, auf die Nora gern verzichtet hätte.

Da das sonnige Wetter vom Wochenende umgeschlagen war, zog Nora ihre Jacke aus und verstaute sie in ihrem Schrank. Eigentlich hatte sie mit ihren Kindern nach draußen gehen wollen, doch der eisige Graupelregen, der aus dem verhangenen Himmel niederging, machte ihr einen Strich durch die Rechnung.

Auf dem Weg zur Tür warf Nora einen Blick in ihr Postfach. Überrascht zog sie einen an sie adressierten Umschlag heraus. Es kam selten vor, dass dort Briefe von außerhalb auf sie warteten. Gewöhnlich waren es interne Mitteilungen, Infobroschüren, Arbeitspläne und Ähnliches.

Nora verzog unwillig das Gesicht, als sie die runde Handschrift ihrer Mutter Bente auf dem Umschlag erkannte. Sie konnte sich schon denken, was in dem Brief stand: die Bitte um ein Treffen, bei dem sie Nora »alles« erzählen und erklären wollte. Seit Wochen lag Bente ihr damit in den Ohren, hatte ihr unzählige Male zu Hause auf den Anrufbeantworter und auf die Mailbox ihres Mobiltelefons gesprochen, ihr etliche E-Mails und Postkarten geschickt. Und jetzt also einen Brief an ihre...
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Christine Kabus, 1964 in Würzburg geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte als Dramaturgin und Lektorin bei verschiedenen Film- und Theaterproduktionen, bevor sie sich 2003 als Drehbuchautorin selbstständig machte. Schon als Kind faszinierte sie der hohe Norden. Vor allem die ursprüngliche, mythische Landschaft Norwegens beflügelte ihre Phantasie. Sie begann, die Sprache zu lernen und sich intensiv mit der Geschichte Norwegens zu beschäftigen - auch mit den dunklen Seiten wie in "Töchter des Nordlichts". Insgesamt liegen bei Bastei Lübbe sechs Norwegen-Romane von Christine Kabus vor.
Töchter des Nordlichts