Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Nicolae - Jenseits der Wälder

Familiensaga 19. Jahrhundert
tolino mediaerschienen am01.07.2021
Band 3 des mystischen Familienepos:
'Hüte dich davor, an eine einzige Wahrheit zu glauben, denn wissen tut der Mensch in Wirklichkeit nichts ...'

Nicolae muss ein neues Leben fern seiner Familie antreten. Die Schule in Transsilvanien - jenseits der Wälder - ist eine eigene Welt, in der die Sprösslinge der Siebenbürger Sachsen den Ton angeben und die Lehrer ihr Deutschtum pflegen. Erneut erfährt Nicolae Misstrauen und Ablehnung, aber auch erste Freundschaften.

Daheim treten immer mehr Geheimnisse zutage und entzaubern seine einst magische Welt. Der Ruf aus der Vergangenheit wird lauter. Jahrhundertealte Mythen und Legenden durchdringen seine Wirklichkeit. Schon bald ist nichts mehr, wie es ihm erschien. Ein Kampf um Wahrheit und Vertrauen entbrennt.

'Jenseits der Wälder' ist ein Füllhorn an berührenden Schicksalen, phantastischen Episoden und brisanten Enthüllungen.


Die Hamburger Autorin liebt das Geheimnisvolle, die Welt hinter dem Sichtbaren und komplexe Familienbeziehungen. Aufgewachsen mit der Literatur des 19. Jahrhunderts, fühlt sie sich im viktorianischen England zu Hause.
Ihr Faible für alles Mystische sowie ihr Titelheld mit seinen keltischen Wurzeln haben sie auch auf die andere Seite Europas geführt: nach Rumänien. Das sagenumwobene 'Dracula-Reich" ist der heimliche Star ihrer 7-bändigen Nicolae-Saga.
mehr

Produkt

KlappentextBand 3 des mystischen Familienepos:
'Hüte dich davor, an eine einzige Wahrheit zu glauben, denn wissen tut der Mensch in Wirklichkeit nichts ...'

Nicolae muss ein neues Leben fern seiner Familie antreten. Die Schule in Transsilvanien - jenseits der Wälder - ist eine eigene Welt, in der die Sprösslinge der Siebenbürger Sachsen den Ton angeben und die Lehrer ihr Deutschtum pflegen. Erneut erfährt Nicolae Misstrauen und Ablehnung, aber auch erste Freundschaften.

Daheim treten immer mehr Geheimnisse zutage und entzaubern seine einst magische Welt. Der Ruf aus der Vergangenheit wird lauter. Jahrhundertealte Mythen und Legenden durchdringen seine Wirklichkeit. Schon bald ist nichts mehr, wie es ihm erschien. Ein Kampf um Wahrheit und Vertrauen entbrennt.

'Jenseits der Wälder' ist ein Füllhorn an berührenden Schicksalen, phantastischen Episoden und brisanten Enthüllungen.


Die Hamburger Autorin liebt das Geheimnisvolle, die Welt hinter dem Sichtbaren und komplexe Familienbeziehungen. Aufgewachsen mit der Literatur des 19. Jahrhunderts, fühlt sie sich im viktorianischen England zu Hause.
Ihr Faible für alles Mystische sowie ihr Titelheld mit seinen keltischen Wurzeln haben sie auch auf die andere Seite Europas geführt: nach Rumänien. Das sagenumwobene 'Dracula-Reich" ist der heimliche Star ihrer 7-bändigen Nicolae-Saga.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754606230
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.07.2021
Seiten608 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse980
Artikel-Nr.7061922
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Teil 2 - 1872

 

Hermannstadt, 3. April 1872

 

Liebe Granny Bridget, lieber Grandpa Patty,

hier unten in der Stadt blühen bereits die Schneeglöckchen und die ganze Luft riecht nach Frühling. Oben in den Bergen aber halten sie noch Winterschlaf. Die Sonne hat es dort noch nicht geschafft, die Hänge von all dem Schnee zu befreien, der diesen Winter gefallen ist. Des alten Mihais hohler Zahn hat also recht behalten!

Ich freue mich sehr auf die kommende Zeit, denn sobald die Gebirgsstraßen wieder passierbar sind, wird Tante Judith mich ab und zu mit Nana in Hermannstadt besuchen kommen. Papa ist wieder viel auf Reisen und hat Tante Judith gebeten, mit mir die nötigen Einkäufe zu machen. Ich bin nämlich schon wieder gewachsen!

Seit Anfang des Jahres bekomme ich regelmäßig Post aus den Bergen. So bin ich jetzt immer auf dem Laufenden. Der uralte Petru kann sein Bett nicht mehr verlassen, seit er vor Kurzem gestürzt ist. Tante Judith sieht regelmäßig nach ihm, wofür Familie Blaga ihr dankbar ist. Dasselbe kann man vom Schmied nicht behaupten. Er zieht sich immer grummelnd in seine Schmiede zurück, wenn Tante Judith nach seinen Töchtern sieht, aber immerhin lässt er sie gewähren. Rose und Magda sind wohlauf, und das ist die Hauptsache.

Zu Nanas Geburtstag hat das Fräulein Sisi bei uns Einzug gehalten. Sie hatte sie letztes Jahr in der Auslage eines Puppenmachers in Kronstadt entdeckt und sich sofort in die Puppe verliebt, weil sie ebenso langes Haar hat wie die gleichnamige Kaiserin von Österreich-Ungarn, deren Haar bekanntlich bis zur Taille reicht. Da Nana nirgends mehr ohne ihre Puppe hingeht, werde ich das Fräulein Sisi demnächst also auch kennenlernen.

Aus der Schule gibt es nicht viel zu berichten, außer dass der olle Lorenz dem kleinen Liviu neulich vor der ganzen Klasse mit seinem Stöckchen so fürchterlich den Hintern versohlt hat, dass es mir das Blut zum Kochen brachte. Nicht, dass Liviu nicht selber schuld daran gewesen wäre, denn er hatte nicht einen einzigen deutschen Kaiser in der richtigen Reihenfolge zu nennen gewusst, aber der olle Lorenz scheint es auf ihn besonders abgesehen zu haben. Selbst die sächsischen Schüler sind ganz unruhig geworden, und am Ende hat keiner mehr hämisch gegrinst so wie sonst, wenn Lorenz einen von uns Rumänen am Wickel hat. Seitdem fängt Liviu an zu schlottern, sobald er den Namen Lorenz auch nur hört. Daraufhin habe ich ihm angeboten, ihm beim Lernen zu helfen, und so setzen wir uns jetzt immer zweimal die Woche zusammen. Natürlich sprechen wir auch über andere Dinge. Livius Vater verwaltet ein riesiges Gut mit mehreren Pferdekoppeln und Zuchtställen und einem Lustpark so groß wie Hermannstadt. Naja, da hat er gewiss übertrieben. Jedenfalls soll sein Vater ein eigenes Stück Land von seinem Gutsherrn übertragen bekommen haben, als Zeichen der Anerkennung für seine treuen Dienste. Zuhause seien sie neun Kinder, sagt Liviu, und er sei das jüngste und ihr Schmerzenskind, weil er seinen Eltern stets so viel Kummer bereite. Seine fünf Brüder hätten alle einen so guten Schulabschluss erzielt, dass sie nun im Ausland studierten, und das solle er später auch. Aber Liviu ist gar nicht so erpicht darauf. Er sagt, er würde viel lieber zu Hause auf dem elterlichen Gut bleiben und sich um die Pferde oder den schönen Garten des Gutsherrn kümmern. Für Bäume interessiere er sich ebenfalls. Darum kenne er alle Bäume und Pferderassen auf der Welt mit Namen. Da habe ich ihm von Frate erzählt und ihn anschließend auf einem Blatt Papier gezeichnet. Mensch, du bist ja ein richtiger Künstler, Nicu! , hat Liviu da bewundernd ausgerufen. Er ist davon überzeugt, dass ich später einmal ein berühmter Maler werde. Na, ich weiß ja nicht, aber es hat mir trotzdem geschmeichelt!

Jetzt muss ich mich schleunigst an meine Lateinübersetzungen machen.

 

Herzliche Frühlingsgrüße

von Eurem Nicolae

 

***

 

Auf dem Markt herrschte ein reges Treiben. Zum wiederholten Male überprüfte sie, ob sie auch alles dabei hatte: Das Bild, das sie vom Schloss gemalt hatte, damit Nini sein Zuhause nicht vergaß; den von Traudl mitgegebenen Gugelhupf, aus dem noch nicht eine einzige Rosine fehlte; und die Blumen, die sie während einer kurzen Rast auf der Almwiese gepflückt hatte. Alles lag hübsch beisammen im Korb unter Fräulein Sisis Aufsicht, die Order bekommen hatte, gut auf die Sachen aufzupassen, damit nichts davon verloren ginge.

Als nächstes wäre Tante Judith an der Reihe, bedient zu werden. Ihre Blicke wanderten bereits wählerisch auf dem ausgelegten Obst umher und blieben auf den leuchtend roten Erdbeeren hängen. Als die Bäuerin sie nach ihren Wünschen fragte, schlich sich Natalia davon und mischte sich unter die vielen Menschen, die den Großen Platz zu dieser Stunde bevölkerten. Sie näherte sich dem Rande der Marktstände, wusste jedoch nicht, wohin sie sich wenden sollte. Für einen kurzen Moment überkam sie Furcht. Aber dann straffte sie ihre schmalen Schultern und fragte den nächsten Passanten nach dem Gymnasium academicum. Den Namen hatte sie sich extra gemerkt.

Was hatte der Mann gesagt? Durch den Torbogen, am Rathaus vorbei, über den Kleinen Platz Richtung Stadtpfarrkirche ...

Sie musste noch einmal fragen, bis sie vor dem Schulgebäude stand. Ratlos lugte sie auf den verlassenen Hof, bevor ihr Blick zu den Fenstern glitt. Hinter einem davon musste er sitzen und lernen. All ihren Mut zusammennehmend, schlüpfte sie durch das Tor und schritt zielstrebig auf die Eingangstür mit der hölzernen Fratze zu. Gleich wäre sie bei ihm und er würde sie überglücklich in die Arme schließen! Ihr Herz hüpfte vor Vorfreude, als sie die Türklinke drückte, doch im nächsten Moment blieb es vor Schreck fast stehen. Ein großer, grimmig dreinblickender Mann versperrte ihr den Weg.

»Wohin des Weges, kleines Fräulein?«, fragte dieser in einer Sprache, die sie nicht verstand. Seine froschähnlichen Augen, deren Weiß von gelblichen Schlieren durchzogen war, musterten sie skeptisch.

»Ich möchte bitte zu meinem Bruder«, antwortete sie langsam und deutlich auf Rumänisch, damit der Mann sie auch gut verstünde. Aber dies schien nicht der Fall zu sein. Misstrauisch linste er in ihren Korb, aus dem die Wiesenblumen bereits etwas müde ihre Köpfe hängen ließen.

»Du musst wieder gehen, Fräuleinchen. Husch, husch! Wir sind hier eine Schule und kaufen nichts von kleinen Blumenmädchen.«

Sie war empört! Dieser unansehnliche Mensch besaß tatsächlich die Frechheit, sie mit ein paar unwirschen Gesten fortscheuchen zu wollen, dabei hatte sie ihren Wunsch doch sehr höflich vorgetragen.

»Verzeihung, mein Herr, ich möchte bitte zu meinem Bruder!«, wiederholte sie ihr Anliegen artig und sah ihm unerschrocken in die Froschaugen.

»Tzz...!«, begann der Mann sich zu entrüsten, »noch so klein und schon so unverschämt. Nun kusch dich aber, Fräuleinchen, sonst mach ich dir Beine!« Drohend fuchtelte er mit den Händen in der Luft. »Gebettelt wird an unserer Schule nicht und Almosen haben wir auch nicht zu verteilen!«

Einen Moment lang drohte der Mut sie zu verlassen. Trotzdem blieb sie standhaft vor dem sichtlich erbosten Mann stehen.

»Komm Kleine, kusch dich! Aber dalli!«, brüllte er plötzlich los, sodass sie zurückzuckte. Da fasste er sie auch schon bei den Schultern, drehte sie um und schob sie auf den Hof hinaus. Dort endlich ließ er sie los und starrte ihr ärgerlich hinterher.

Nach wenigen Schritten blieb Natalia stehen und wusste nicht, was sie tun sollte. Furcht und Trotz lieferten sich in ihr ein Duell. Am liebsten wäre sie fortgelaufen vor diesem Grobian, aber dafür war sie den weiten Weg über die Berge nicht gekommen, um sich so kurz vor ihrem Ziel einfach wegstoßen zu lassen. So eine Behandlung war sie nicht gewohnt, sie war schließlich die Tochter des Grafen da Laruc! Das hatte der alte Froschmann wohl nur noch nicht recht begriffen. Sie schluckte all ihre Furcht hinunter, drehte sich zu dem Mann um, der nun in sicherer Entfernung zu ihr stand, und schrie aus Leibeskräften, sodass ganz Hermannstadt es hören konnte: »ICH WILL ABER ZU NINI!«

Der Froschmann wechselte die Farbe, bevor er ins Gebäude zurückhinkte. Unterdessen waren an sämtlichen Fenstern des Schulgebäudes Gesichter erschienen, die sie verblüfft anstarrten. Fieberhaft suchte sie nach dem ihres Bruders. Erst als jemand an die Scheibe klopfte, entdeckte sie ihn an einem der unteren Fenster auf der rechten Seite. Er winkte ihr zu. Froh, ihn gefunden zu haben, winkte sie zurück und hielt stolz mit beiden Händen ihr Körbchen hoch. »Nini!«, rief sie aufgeregt. »Ich hab dir was mitgebracht!«

Im nächsten Augenblick sah sie das strenge Gesicht eines Lehrers am Fenster auftauchen, woraufhin die Knabengesichter blitzschnell wieder verschwanden. Nur ihr Bruder stand noch dort und suchte ihren Blick. Da sauste ein Stöckchen auf seine Schulter nieder, sodass er schmerzhaft das Gesicht verzog. Dann verschwand auch er vom Fenster. Natalia stand wie angewurzelt.

Sie hatte keine Zeit, sich von ihrem Schreck zu erholen, als bereits die Eingangstür aufgerissen wurde und der Froschmann auf sie zugehinkt kam. »Verschwinde endlich, hörst du?«, rief er ihr wütend entgegen. »Was fällt dir ein? Na warte, jetzt lernst du mich kennen!«

Da sah Natalia zu ihrem Entsetzen, dass er Verstärkung mitgebracht hatte. Ein wichtig aussehender Herr kam hinter ihm hergeschritten. Auf der Stelle ließ sie ihren Korb fallen.

»Ich will doch nur zu Nini!«, rief sie verzweifelt...
mehr