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Unser kostbares Leben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
624 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am25.12.20211. Auflage
?Eine Epoche im Umbruch - Die Geschichte zweier Jahrzehnte: Drei Frauen gehen ihren Weg Im zeitgeschichtlichen Roman »Unser kostbares Leben«erzählt Bestseller-Autorin Katharina Fuchs von ihrer eigenen Kindheit: Drei junge Frauen rebellieren gegen gesellschaftliche Missstände und die Vorstellungen ihrer Eltern. Deutschland 1972: Wer die kleine Industriestadt bei Westwind durchquert, ist bezaubert von dem süßen Schokoladenduft, der sich wie ein kakaogetränktes Gazetuch über die Siedlungshäuser und Einfamilienvillen legt. Nur an den Ostwindtagen tränen den Mainheimern von den scharfen Chemiedämpfen die Augen, längst ist das Mainwasser umgekippt. Kein Bewohner beschwert sich je, doch dann geschieht Schreckliches - und drei junge Mädchen stellen Fragen, die nicht jedem gefallen.  Nach der Geschichte ihrer Großmütter sowie ihrer Mutter und Tante erzählt Katharina Fuchs nun von ihrer eigenen Kindheit und Jugend in den 70er-und 80er-Jahren. 'Bestsellerautoin Katharina Fuchs geht mit den Lesern auf Zeitreise in eine rebellisch-wilde Jugend der Siebzigerjahre' Hessischer Rundfunk HR4 Die wahre Geschichte ihrer Großmütter hat die Bestseller-Autorin im historischen Roman »Zwei Handvoll Leben« (1914-1953) aufgeschrieben, die ihrer Mutter und Tante in »Neuleben« (50er und 60er Jahre).

Katharina Fuchs, geboren 1963 in Wiesbaden, verbrachte ihre Kindheit am Genfer See, bevor sie zurück nach Deutschland zog Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main und in Paris wurde sie Rechtsanwältin und Justiziarin eines daxnotierten Unternehmens. Katharina Fuchs lebt mit ihrer Familie im Taunus. 'Zwei Handvoll Leben' und 'Neuleben' basieren auf ihrer eigenen Familiengeschichte. 'Das Flüstern des Lebens' ist nach 'Unser kostbares Leben', 'Lebenssekunden' und 'Der Traum vom Leben' ihr jüngster Roman.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext?Eine Epoche im Umbruch - Die Geschichte zweier Jahrzehnte: Drei Frauen gehen ihren Weg Im zeitgeschichtlichen Roman »Unser kostbares Leben«erzählt Bestseller-Autorin Katharina Fuchs von ihrer eigenen Kindheit: Drei junge Frauen rebellieren gegen gesellschaftliche Missstände und die Vorstellungen ihrer Eltern. Deutschland 1972: Wer die kleine Industriestadt bei Westwind durchquert, ist bezaubert von dem süßen Schokoladenduft, der sich wie ein kakaogetränktes Gazetuch über die Siedlungshäuser und Einfamilienvillen legt. Nur an den Ostwindtagen tränen den Mainheimern von den scharfen Chemiedämpfen die Augen, längst ist das Mainwasser umgekippt. Kein Bewohner beschwert sich je, doch dann geschieht Schreckliches - und drei junge Mädchen stellen Fragen, die nicht jedem gefallen.  Nach der Geschichte ihrer Großmütter sowie ihrer Mutter und Tante erzählt Katharina Fuchs nun von ihrer eigenen Kindheit und Jugend in den 70er-und 80er-Jahren. 'Bestsellerautoin Katharina Fuchs geht mit den Lesern auf Zeitreise in eine rebellisch-wilde Jugend der Siebzigerjahre' Hessischer Rundfunk HR4 Die wahre Geschichte ihrer Großmütter hat die Bestseller-Autorin im historischen Roman »Zwei Handvoll Leben« (1914-1953) aufgeschrieben, die ihrer Mutter und Tante in »Neuleben« (50er und 60er Jahre).

Katharina Fuchs, geboren 1963 in Wiesbaden, verbrachte ihre Kindheit am Genfer See, bevor sie zurück nach Deutschland zog Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main und in Paris wurde sie Rechtsanwältin und Justiziarin eines daxnotierten Unternehmens. Katharina Fuchs lebt mit ihrer Familie im Taunus. 'Zwei Handvoll Leben' und 'Neuleben' basieren auf ihrer eigenen Familiengeschichte. 'Das Flüstern des Lebens' ist nach 'Unser kostbares Leben', 'Lebenssekunden' und 'Der Traum vom Leben' ihr jüngster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426461211
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum25.12.2021
Auflage1. Auflage
Seiten624 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2132 Kbytes
Artikel-Nr.7062182
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Caro

Er tut es schon wieder, sieh mal!«

Mit einem Nicken deutete Minka in Richtung des mageren Jungen, der sich gerade die Kapuze seines blauen Anoraks über den Kopf zog. Es war Mittag an einem außergewöhnlich milden Frühlingstag, und das frische helle Laub der Bäume und Sträucher leuchtete im warmen Sonnenlicht.

Erst war er ihnen auf dem Schulweg gefolgt. Nun plötzlich tauchte er vor ihnen auf. Caro und Minka blieben stehen. Guy Meyfahrt senkte den Kopf, nahm Anlauf, streckte die Arme aus und sprang mit einem gekonnten Köpper mitten in das Dickicht am Wegesrand. Mit einer präzisen, schräg über den Wangenknochen verlaufenden Schramme sowie Blättern, Zweigen und roten Beeren auf den Schultern tauchte er wieder auf und strahlte über das ganze Gesicht.

»Beachte ihn gar nicht!«, flüsterte Minka und ging weiter.

Doch der Junge rannte ihnen nach und zog sich die Kapuze herunter. Sein dunkles, dichtes Haar stand in alle Richtungen, seine goldbraunen Augen blitzten sie an. Atemlos lief er neben ihnen her und fragte: »Wie war ich?«

Minka reagierte nicht, Caro zuckte mit den Schultern. Sie wollte ihrem Klassenkameraden nicht zeigen, dass er sie beeindruckt hatte, wollte ihn und ihre beste Freundin nicht merken lassen, wie sehr er ihr gefiel.

»Möchtet ihr wissen, wie eine Wasserleiche aussieht?«

Minka verzögerte ihren Schritt. »Woher weißt du das denn?«

Gruselige Details waren ihre Spezialität. Wenn es nach ihr ging, konnte es in Büchern, vor allem aber den Hörspielen ihrer Europa-LP-Sammlung niemals unheimlich und gespenstisch genug zugehen.

»Ich weiß es, weil in unserem Pool in Saigon tagelang ein Toter getrieben ist. Willst du wissen, wie so einer aussieht, der eine Woche im Wasser gelegen hat?«

»So lange? Warum habt ihr ihn nicht früher rausgeholt?«, wollte Minka unbeeindruckt wissen.

Sie kannten schon die meisten seiner Schauergeschichten und wussten, dass er der Sohn eines Generals der südvietnamesischen Armee war, die gegen den kommunistischen Norden gekämpft hatte.

»Weil wir unter Beschuss standen. Die Vietcong hätten uns durchlöchert, sobald wir auch nur einen Fuß vor die Tür gesetzt hätten.«

Als die beiden Mädchen nicht antworteten, fragte er: »Kommt ihr heute Nachmittag ins Schwimmbad?«

Minka hob den Kopf und rümpfte die Nase: »Das werde ich dir gerade sagen!«

Sie gingen weiter, doch Guy ließ nicht locker, hüpfte herum, sprang seitlich neben ihnen her, als wären seine Beine aus Gummi. An seinen zu kurzen Cordhosen war eine Borte angesetzt, die er bei seinem Sprung halb abgerissen hatte. Jetzt trat er darauf, es machte »Ratsch«, und sie war ganz ab. Rasch bückte er sich und ließ sie in seine Tasche wandern.

»Wir könnten um die Wette tauchen, Köpper vom Startblock oder vom Einer üben, oder sogar Saltos vom Dreier, wie letztes Jahr!«, wandte er sich an Caro.

Diese merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, und suchte verlegen nach einer Antwort. Im Freibad, das nur gut hundert Meter von ihrem Elternhaus entfernt lag, war sie täglich. Manchmal sogar mehrmals am Tag. Und von Kopfsprüngen und Tauchwettbewerben konnte sie nie genug kriegen. Aber im Beisein ihrer Freundin Minka konnte sie sich unmöglich mit Guy verabreden. Sie hieß den Umgang mit dem Jungen aus Vietnam nicht gut. Und was Minka Schönwetter gegen den Strich ging, das respektierte man. Schließlich war sie die Tochter des Bürgermeisters.

»Ich darf nur, wenn das Wasser über neunzehn Grad hat!«, sagte Caro und ließ die Antwort auf seine Frage salomonisch offen.

Er verstand sofort.

Das Schwimmbad hatte vor drei Tagen die Saison eröffnet. Gestern hatte die Wassertemperatur schon zwanzig Grad erreicht. Sie wurde täglich auf einem blauen Pappkarton, der Ähnlichkeit mit einer Parkuhr hatte, deutlich sichtbar im Kassenhäuschen angezeigt. Manchmal passte Bademeister Knüppel die Temperatur auch im Laufe des Tages an. Caros Antwort bedeutete also: Aller Voraussicht nach würde sie, sobald das Mittagessen mit ihrer Familie beendet war und sie ihre wenigen Hausaufgaben erledigt hatte - also um Punkt drei -, im Sprungbecken sein.

»Okidoki!«, lautete Guys Antwort.

Caro zuckte zusammen, als sie ein Quaken hörte. Alle drei bückten sich und bestaunten die Schönheit der Kreuzkröte zu ihren Füßen, die ihre bläulich schimmernde Schallblase aufpumpte und versuchte, mit ihrem Gesang ein Weibchen anzulocken.

»Sieh mal da!«

»Und da vorne auch!«

»Und dort!«

»Sie sind überall!«

Der asphaltierte Weg war übersät mit den gut getarnten, in Oliv- und Graubrauntönen marmorierten Körpern. Einige Weibchen trugen die kleineren Krötenmännchen Huckepack und streckten ihre langen Beine in unerwarteter Anmut. Das Quaken war so durchdringend, dass die Kinder sich wunderten, es nicht schon früher bemerkt zu haben. Doch auch wenn einige der Tiere nur dasaßen und ihr metallisch tönendes Rätschen von sich gaben, schien sich die Masse der Tiere insgesamt in eine Richtung zu bewegen. Hunderte, vielleicht Tausende Amphibien, auf der Suche nach einem Platz zum Laichen. Sie hüpften nicht, sondern krabbelten, krochen, in gemächlichem Tempo zielstrebig von links nach rechts.

»Ich dachte, die wandern nur nachts«, sagte Caro.

»Ist doch klar, wo die hinwollen! Zum Weiher!«, erklärte Minka in ihrer typischen belehrenden Art, die Caro manchmal ziemlich aufgesetzt fand. »Denn diese Seite hier wurde ja trockengelegt.«

Die drei sahen einander an, und schlagartig wurde ihnen klar, was das bedeutete: Der Stadtweiher lag auf der anderen Seite der Grünanlage, durch die seit einem halben Jahr die neue Straße führte, der Hessendamm. Er verband den Osten mit dem Westen der Kleinstadt, und die Pkws fuhren auf dem neuen, glatten Belag ungehindert, ohne Ampeln und Fußgängerüberwege. Dafür hatte man eigens eine Fußgängerunterführung gebaut. Und natürlich fuhren die Autos dadurch schneller, als sie sollten. Ohne dass es weiterer Worte bedurft hätte, stürmten die Kinder alle gleichzeitig los, über die Niederung, mitten durch die Neuanpflanzung aus dunkler pflegeleichter Thuja und gemeinem Schneeball, um so schnell wie möglich den höher gelegten Damm zu erreichen. Sie achteten nicht auf Zweige, die hier und da vor ihnen auftauchten und ihnen hart ins Gesicht schlugen, ihre Haut zerkratzten, sondern sahen nur auf den mit Rindenmulch bedeckten Boden, um nicht die Kröten zu zertreten. Minka schrie gellend auf, als sie mit dem Arm gegen einen Ast knallte.

Noch bis vor eineinhalb Jahren hatten sich hier, im Herzen der kleinen Stadt, die unberührten Bleichwiesen an die Ufer eines Bachlaufs geschmiegt. Sie waren voller Leben gewesen: In knorrigen bemoosten Korkeichen hatten weißbäuchige Wasseramseln und ockerfarbene Teichrohrsänger gebrütet. Blau schillernde Libellen waren unter Erlen und hellen Trauerweiden durch hohe wilde Gräser getanzt. Sogar graubraune Eidechsen und schiefergraue Ringelnattern hatten die Kinder zwischen violetten Glockenblumen und Bärlauch entdeckt. Sie hatten sie so hübsch gefunden, wie sie sich auf Steinen gesonnt hatten, dass sie versucht hatten, sie zu berühren, und niemals hätten sie es für möglich gehalten, dass die kleinen Schlangen sie beißen könnten. Kurz vor dem letzten Winter war das Projekt Hessendamm fertiggestellt worden, die Bäume gefällt, der Bachlauf künstlich angelegt, sein Bett betoniert, die Wiesen trockengelegt. Ein Mammutprojekt, das in Rekordzeit ausgeführt worden war. Von den zahlreichen alten Bäumen war als einzige eine zweihundertfünfzig Jahre alte Eiche verschont geblieben.

Das Geräusch der vorbeifahrenden Autos ließ Schlimmes ahnen: »Tschak-tschak!«, machten die Autoreifen, als sie über Krötenkörper rollten. Schließlich erklommen die Kinder die Böschung, die auf den Hessendamm führte. Atemlos blieben sie stehen, beugten sich keuchend vor, Caro fiel auf die Knie. Die Straße war übersät mit platt gefahrenen Froschleibern, aus denen die Eingeweide quollen. Dazwischen krochen einige Überlebende, manche hatten fast schon die andere Seite erreicht und kamen ihrem Ziel näher, dem smaragdgrünen Teich voller Entengrütze.

Der Erste, der handelte, war Guy. Er sprang laut schreiend mitten auf die Straße und streckte die Arme seitlich aus. »Anhalten! Ihr Mörder!«

Ein gelber Opel Kadett kam in voller Fahrt auf ihn zu und hupte, machte einen Schlenker auf die Gegenfahrbahn und lenkte um ihn herum. Der Fahrer wild gestikulierend. Der entgegenkommende VW-Bus musste scharf abbremsen und hupte ebenfalls.

»Guy, was tust du! Bist du lebensmüde?«, kreischte Caro, aber im Nachhinein betrachtet, war dies wohl der Moment, in dem ihr zehnjähriges Mädchenherz für ihn zu schlagen begann.

Da sah sie schon, wie Minka, ohne lange zu überlegen, auf die andere Seite der Straße rannte und die Arme ausbreitete. Jetzt war nur noch die Mittellinie frei, über die ein Kleinwagen einfach zwischen den beiden hindurchfuhr. Caro nahm ihren Mut zusammen und schloss die Lücke. Das nächste Auto stoppte mit quietschenden Reifen. Die drei Kinder versperrten jetzt die gesamte Breite der zwei Fahrbahnen, und die Autos mussten anhalten, stauten sich rasch zurück. Die Fahrer stiegen aus, einige waren wütend und schrien die Kinder an, ob sie verrückt geworden seien, das sei eine Frechheit. Rotzgören!

Weiter hinten hielt ein VW Käfer, eine schlanke Frau in T-Shirt, Stiefeln und Minirock...
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Autor

Katharina Fuchs, geboren 1963 in Wiesbaden, verbrachte ihre Kindheit am Genfer See, bevor sie zurück nach Deutschland zog Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main und in Paris wurde sie Rechtsanwältin und Justiziarin eines daxnotierten Unternehmens. Katharina Fuchs lebt mit ihrer Familie im Taunus. "Zwei Handvoll Leben" und "Neuleben" basieren auf ihrer eigenen Familiengeschichte. "Das Flüstern des Lebens" ist nach "Unser kostbares Leben", "Lebenssekunden" und "Der Traum vom Leben" ihr jüngster Roman.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt